Du hast doch sicher auch in Deinem Schrank ein Kleidungsstück, das Du nicht mehr anziehst. Aber Du kannst Dich nicht von ihm trennen, weil damit besondere Erinnerungen verbunden sind. Zehn Künstlerinnen haben ein solches Kleid aus ihrem Schrank hervorgeholt und ein gemeinsames Projekt gestartet. Reihum wurden die Kleider monatlich verschickt. Jede Teilnehmerin widmete sich dem jeweiligen Kleid, fügte etwas hinzu, entfernte etwas, nähte, gestaltete.

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Ein Kleid ist mit Kindheitserinnerungen verbunden. Ein anderes hatte den Schmerz einer Trennung aufgenommen, die Wunden geheilt. Ein selbstgenähtes Kleid symbolisiert die über das Leben hinaus untrennbare Verbindung zweier Schwestern. Ein Unterhemd zeigte sich nach seiner Wandlung schon in Rom als Kleid und war bereit für eine weitere Metamorphose. „Tante Liesl“ verrät ihre Herkunft durch den Namen. Das Kleid war einst ein Geschenk von Tante Liesl aus Wien. Ein elegantes, cremeweißes Kleid lässt seine Erinnerungen als Hochzeitskleid nur vermuten. Niemand kennt sie. Dann ist da noch das Kleid, dass für eine Party genäht wurde, die schon mehrere Jahrzehnte zurückliegt, und nun seinen zweiten Auftritt feiert. Das Kleid gegenüber stand dagegen schon unzählige Male bei Fotoshootings und Theateraufführungen im Rampenlicht.

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An einem grauen Herbsttag im Oktober, in einem Berliner Hinterhof, in einem hell erleuchteten Atelier erstrahlten die Kleider nach mehrmonatigen Wandlungprozessen erstmals im neuen Glanz: „Ein Kleid geht auf Reisen“. Sie präsentieren sich mit unglaublich vielen schönen, zauberhaften, humorvollen und ungewöhnlichen Details.

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Die ebenfalls gezeigten bunten Pakete, begleitende Karten, Gedanken und Notizen aus dem Projekt geben einen kleinen Einblick hinter die Kulissen.

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Ich wünsche den Kleidern noch viele erfolgreiche Auftritte. Ich kann sie unbedingt empfehlen. Die Kleider regen in vielerlei Hinsicht zum Fühlen, Spüren, Erinnern und Verändern an. Da sind die Nähkünste und handwerklichen Techniken. Die Erinnerungen bringen uns dazu, uns mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Arbeit mehrerer Künstlerinnen an einem Objekt brachten sicher auch Gefühle hervor, die nicht immer angenehm waren. Schlussendlich stehen die Kleider in ihrer Vielfalt für eine bereichernde und inspirierende Kreativität, die ich sehr schätze und ihren Anblick sehr genieße. (Unter uns: Auch Mütze hatte ihre Freude und einen heimlichen Favoriten unter den Kleidern.)

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10 Kleider, 10 Künstlerinnen: Sabine Blickenstorfer, Cäcilia Gernand, Conny Kolditz, Anna Rudi, Bianca Schamper, Patricia und Annick Schmidt, Ivo Schwarz, Susanne Suhr, Pia Wessels und Saskia Wunsch.

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Weitere Informationen, Fotografien und Links zu den einzelnen Künstlerinnen findest Du unter www.einkleidgehtaufreisen.de

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Wenn Du Interesse und die Möglichkeit hast, die Kleider auszustellen, oder einen Ort kennst, wo sie sich gut machen könnten, dann melde Dich einfach. Ich vermittle gern den Kontakt.

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ps: Ich habe die Tage auch mal in meinen Kleiderschrank geschaut und tatsächlich ein Kleid gefunden, dass ich demnächst für einen bestimmten Anlass verändern möchte. Ich hoffe, das klappt – vor allem zeitlich gesehen. Ich werde berichten.