Die Installation mit dem Titel „Schießen für den Frieden, Teil 1 und Teil 2“ habe ich bei 48-h-Neukölln 2017 erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert. Heute möchte ich sie Dir gern auch hier vorstellen. Der erste Teil der Installation zeigt meine Erinnerungen und meine heutige Sicht auf meine Erfahrungen als Kind in der DDR, auf die Militarisierung einer Gesellschaft von Kindesbeinen an. Der zweite Teil steht für die Veränderung im Umgang mit den Schatten der Vergangenheit.

 

Schießen für den Frieden, Teil 1, Installation, ca. 80 x 80 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

Schießen für den Frieden, Teil 1, Installation, ca. 80 x 80 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Schießen für den Frieden, Teil 2, Installation, je 15 x 16 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

Schießen für den Frieden, Teil 2, Installation, je 15 x 16 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Die Schwarz-weiß Fotografien der Installation, Teil 1 von Doreen Trittel zeigen ein Kind in den 80igern. Es sind private Fotografien, wie sie aus vielen Fotoalben sein können. Daneben prangen Kugelfangkästen aus Metall. Im Allgemeinen dienen sie beim Schießen als Halterung für Zielscheiben und als Auffangmöglichkeit für abgeschossene Kugeln. In diesen Kugelfangkästen sind originale Zielscheiben mit Einschusslöchern. Sie stammen von diesem Kind. Handgranaten- und Wurfgranatenweitwurf gehören als sportliche Disziplinen in den Schulunterricht. Manöverübungen fördern den Wettkampf und Zusammenhalt der Kinder: Im Ferienlager antreten, im Gleichschritt marschieren und singen, durch den Sand robben, über Sturmwände klettern und mit dem Luftgewehr schießen. Doreen Trittel ist in der DDR geboren. Sie wächst als Stasikind in einem System auf, das für sich die alleinige Wahrheit und das Recht in Anspruch nahm, und in dem der Kampf für Frieden und Sozialismus propagiert wird.

Über 25 Jahre sind seit dem Ende der DDR vergangen. Doch Doreen Trittel hat sich für die Auseinandersetzung und Veränderung entschieden. Im 2. Teil der Installation wendet sie sich den Zielscheiben zu und gestaltet sie mit kreativen Mitteln. Hierfür verwendet sie teilweise auch alten Materialien, wie hier aus dem Nähkasten der Oma. Dabei lässt sie die Schatten der Vergangenheit mitspielen, die dadurch eine neue Form des Ausdrucks und Wege der Wandlung erfahren. Gleichzeitig fließen aktuelle gesellschaftliche Strömungen mit ein. In der Ausstellung ist ein Teil aus diesem Werk zu sehen, das inzwischen mehrere Zielscheiben zählt und weiter wächst.

Diesen Text hast Du vielleicht hier in der Vorschau schon einmal gelesen. Heute gibt es ihn mit den Bildern der Installation hier im direkten Zusammenhang. Und noch ein paar Infos zum Entstehungsprozess: Die Kombination der Zielscheiben mit den Kinderfotos entstand Ende letzten Jahres. Für 48-h-Neukölln habe ich an der Präsentation gearbeitet und mir fielen die Kugelfangkästen ein. Bei meinen Recherchen stieß ich auf die neuen Zielscheiben, die ich dann begann, auf verschiedenen Wegen zu einzelnen dreier Serien zu bearbeiten. Für die Ausstellung wählte ich die obige Serie aus.

 

im Gespräch, 48-h-Neukölln, Ausstellung, (c) hehocra

…im Gespräch, 48-h-Neukölln, Ausstellung, (c) hehocra

 

Besucher.innen, 48-h-Neukölln, Ausstellung, (c) hehocra

Besucher.innen, 48-h-Neukölln, Ausstellung, (c) hehocra

 

Viele, sehr interessante Gespräche habe ich führen dürfen, die mich unglaublich bereichert haben und für die ich sehr dankbar bin. Sie zeigen mir, dass dieses Thema die Menschen auf vielen Ebenen und über die Landesgrenzen hinaus beschäftigt und zum Nachdenken anregt. Dass ich dazu mit meinen Arbeiten einen Beitrag leisten kann, dass macht mich glücklich.

Auch wenn sich diese Arbeit aus der Vergangenheit heraus entstanden ist, wirft sie doch aktuelle Fragen auf: Wie ist unser Verhältnis zu Waffen? Sind wir bereit, eine Waffe in die Hand zu nehmen? Worauf zielen wir? Wie ist unser Umgang mit Waffen? Wann ist Schießen Sport? Wann wird es zum Mord? Ein Wettkampf? Welche Macht üben Waffen aus? In welch einer Gesellschaft leben wir heute? Wie sind unsere individuellen Erfahrungen im Umgang mit Waffen? Fühle ich mich sicherer, wenn ich eine Waffe besitze?… Schießen für den Frieden, eine Losung, die auch heute noch gerufen wird. Ein Paradoxon, wie ich finde.

 

Schießen für den Frieden, Teil 2, Details, Installation, 14 x 14 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

Schießen für den Frieden, Teil 2, Details, Installation, 14 x 14 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Schießen für den Frieden, Teil 2, Details, Installation, 14 x 14 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

Schießen für den Frieden, Teil 2, Details, Installation, 14 x 14 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Schießen für den Frieden, Teil 2, Details, Installation, 14 x 14 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

Schießen für den Frieden, Teil 2, Details, Installation, 14 x 14 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Schießen für den Frieden, Teil 1, Installation, ca. 80 x 80 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

Schießen für den Frieden, Teil 1, Installation, ca. 80 x 80 cm, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Wie sind Deine Ansichten? Was lösen diese Arbeit und meine Worte dazu bei Dir aus?

 

ps: Im nächsten Beitrag werfen wir einen Blick auf die Arbeiten meiner Künstlerkolleg.innen.