Ich habe es jetzt getan. Ja, ich habe meiner Mutter einen Brief geschrieben. Der erste? Ich kann mich nicht genau erinnern. Als Kind habe ich ihr sicher schon Briefe und Karten geschrieben, mindestens aus dem Kinderferienlager oder zum Frauentag (Das war in der früheren DDR dass Pendant zum Muttertag.). Mh, später vielleicht, als ich nicht in der selben Stadt wohnte? Ich glaube, da waren es eher Telefonate und kurze Nachrichten. Aber einen richtigen, handschriftlichen Brief? Nein, ich denke nicht. Dies fühlt sich so an, als wenn es der erste Brief wäre, den ich meiner Mutter schreibe. Ein besonderer Brief. Aber von vorn:
Vor einigen Wochen wurde ich nach Hamburg eingeladen. Mich erwartete eine Gesprächsrunde mit anderen Frauen, die genau wie ich Töchter und selbst Mütter sind. Anlass ist das Buch Club der Töchter von Natasha Fennell und Róisín Ingle. Dies sah die Zeitschrift BRIGITTE als Herausforderung, diese Punkte im Dossier Mütter und Töchter mal unter die Lupe zu nehmen und miteinander zu diskutieren. Unterschiedliche Sichtweisen und Erlebnisse kamen zusammen. Es war nachdenklich und heiter. Offen und vor allem sehr anregend. (mit dabei: Gabriele Patzschke, Denise Colquhoun, Lisa Karlström und ich; Moderation: Nikola Haaks; Fotos: Thomas Stefan)
Ich gebe zu, dass es mir nicht ganz leicht gefallen ist, mich auf dieses Thema für die Öffentlichkeit einzulassen. Was würde meine Mutter dazu sagen? Wie würde sie das eine oder andere verstehen bzw. auffassen? Wie würde sie sich damit fühlen? Ein Unbehagen kam auf, als ich ihr davon berichtete. Doch mein neues Jahr begann mit so vielen mutigen Schritten, so dass ich diese Gelegenheit wahrnahm und mich mutig darauf einließ. Im Vorfeld und auch nach dem Gespräch habe ich viel über meine Mutter und über mich, über uns und auch über meine Tochter und mich nachgedacht… Die Essenz daraus? Das war ein Gefühl, das mich auf dem Weg zu diesem Gespräch und auch auf der Rückreise erfüllte, ein Gefühl großer Dankbarkeit. Ja, es ist nicht alles perfekt und ich habe auch das ein oder andere Thema, an dem ich zu knabbern hatte bzw. habe. Wer hat das nicht? Aber im Grunde bin ich von Herzen dankbar meine Mutter als Mutter zu haben. Und ich freue mich, dass meine Tochter ihre Oma erleben darf, so wie sie sie erlebt, auf ihre eigene Weise. Und was spricht dagegen, ihr dies auch einfach mal zu schreiben?
Wie auch aus dem Artikel hervorgeht, die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist eine nicht immer begreifbare, erfassbare und verständliche Beziehung, aber sie ist immer eine besondere und einmalige Beziehung. In diesem Sinne liebevolle Grüße, Doreen