Fenster, Türen, alte Schriftzüge, kaum erkennbar… Als ich das Ausgangsbild von … für den Bilder-Pingpong in diesem Monat sah, hatte ich sofort die Idee, die Fenster und die Tür hinauszuschneiden. Das hatte ich bei dieser Blogaktion noch nie, dass ich gleich beim Betrachten des Ausgangsbildes eine Idee hatte. Doch das Erwachen kam dann, als ich alle Fenster als Schnipsel vor mir hatte und mir die Anordnungen alle nicht so gefielen. Ich immer wieder hin und her schob, wieder verwarf, neu legte…
Eine Pause, etwas Abstand hilft mir meist in einer kreativen Sackgasse. So war es dann auch dieses Mal. Ich nahm ein leeres Notiz- bzw. Skizzenbuch aus meinem Schrank, das schon lange auf seinen Einsatz wartete. Dann widmete ich mich aufgrund der Seitengröße von ca. A5 den Fenstern und Türen einzeln… So richtig im Flow entstanden mehrere kleine Papiercollagen innerhalb einer Woche, immer mal wieder zwischendurch und am Abend…
Während ich die Fenster und Türen hin und her schob und mir keine passende Idee kam, spürte ich, weshalb ich mich zunächst innerlich sperrte, mich mit den geschlossenen Fenstern und der geschlossenen Tür zu beschäftigen. Sie sind verschlossen. Sie sind alt. In dem Haus scheint niemand mehr zu wohnen oder zu arbeiten. Viele Geschichten voller Leben lassen sich erahnen. Schicksale? Kriege? Umbrüche? Beim Schreiben fiel mir auf: …erahnen… …Ahnen… Ich bin neugierig auf die Geschichten, doch gleichzeitig möchte ich die Tür nicht öffnen. Ich beschäftige mich viel mit Erinnerungen und meiner Familiengeschichte. Doch an dieser Stelle gehe ich nicht weiter. Ahne ich, dass ich dann abtauchen und mich verlieren würde. So lasse ich alles geschlossen und widme mich dem Prozess der Heilung, der Transformation. Nehme ich das, was ich zu tragen habe und lasse alles andere befreiend los. Ich bette die Fenster und die Türen in neue Bilder, in neue Konturen und Zusammenhänge, heutige Alltagsschnipsel aus Zeitschriften, Werbeblättchen, Geschenkpapieren, Zeitungen und Verpackungsmaterialien.
Dies war das Ausgangsbild von Ghislana vom Blog Jahreszeitenbriefe:
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Alle anderen Beiträge kannst Du Dir im gleichen Blog ab heute anschauen: Bitte hier entlang. Ich bin schon ganz neugierig und klicke mich mal hinüber… (ps: Hier erfährst Du auch, wo dieses Haus steht…)
Du möchtest gern mitmachen? Hier gibt es alle Infos und einen Überblick über die vergangenen kreativen Monate.
Guten Morgen, liebe Doreen und ein herzliches Dankeschön für das Mitnehmen auf Deine Reise. Schon wieder ist Dir ein ganz neuer Ansatz entstanden (denke hierbei an das Haus, das Du bestickt hast :)), der mich absolut verzaubert. Ein Buch voller Collagen, mit Bezug zu den Ahnen, der Vergangenheit. Die zwar oberflächlich geheilt ist, aber dennoch in Fragmenten erscheint und Raum läßt, neues Leben zu (be)bilden. Traumhaft schön.
Und, oh, ich fürchte, ich muß das auch versuchen. Hoffe sehr, dass Du es mir nicht übel nimmst, wenn ich ein wenig die Elster bin. Habe ja selber so gekämpft mit dem Haus, finde hier aber eine Ruhe, die tatsächlich Heilung scheint…
Viele liebe Grüße zu Dir
Erika
Liebe Erika, ich freue mich sehr, Dich inspirieren und anregen zu können. Nur zu. Nur zu. Es ist ein tiefgehendes und so wichtiges Thema und Heilung, die uns trägt. Ist dies eine Herausforderung, die uns alle irgendwie ereilt. Und ich finde es sehr berührend, wenn wir uns über den kreativen Ausdruck dazu austauschen können. Neue Perspektiven, neue Sichtweisen… Herzliche Grüße zu Dir. Und wenn du magst, bin gespannt… Ps: Ich besticke gerade die Bilder aus dem Innen des Schulgebäudes. Doreen
dein buch langsam zu entdecken * und neues feines *material* zu finden um dieses gebäude zu pflicken und nicht zu sehr nach den * ahnen * zu suchen * ein spannender weg !
Das freut mich sehr. Herzlichen Dank und liebe Grüße, Doreen
Ps: Das mit dem Video habe ich hier das erste Mal probiert. Mache ich auf alle Fälle weiter. Es freut mich, dass es so gut ankommt:-)
Wow, bei dir füllt das Haus gleich ein ganzes Buch !! Ganz, ganz tolle Collagen sind dabei entstanden und die Präsentation als Video finde ich auch sensationell:))….wie schade das man so ein Haus nicht mehr fragen kann was es so alles erlebt hat;)
♥︎Kerstin
Dankeschön, liebe Kerstin. Danke 🙂 Oh ja, so ein Haus könnte mit Sicherheit ganz viel erzählen. Manchmal frage ich mich, was unsere Wohnung, in der wir leben, zu erzählen hätte. Und dann frage ich mich auch, ob ich das überhaupt alles wissen möchte?… Liebe Grüße, Doreen
Ein wundervoll kreatives Büchlein hast du gestaltet. Absolut genial die Symbiose von Film, Musik und deinen Worten.
Herzliche Grüsse, Sichtwiese
Dankeschön, liebe Sichtwiese. Deine Worte freuen mich 🙂 Herzlichen Dank für Deinen Besuch hier bei mir 🙂
Liebe Grüße, Doreen
Hallo Sabine!
Viel Mühe hast du nicht gescheut und es hat sich gelohnt!
Jeder einzelne Arbeitsschritt wurde gut erläutert und du hast uns dabei, an deinen Gedanken teilhaben lassen. Das macht diesen Beitrag noch wertvoller!
LG Heidi
Dankeschön, liebe Heidi. Das freut mich sehr 🙂 Liebe Grüße, Doreen
…einzelne Elemente des Bildes in einzelnen kleinen Collagen zu verarbeiten, liebe Doreen,
ist eine feine Idee…so schenkst du ihnen ein neues Leben in einem anderen, erfreulichen Umfeld…und ein schönes buntes Buch ist entstanden…eine Freude, darin zu blättern,
lieber Gruß Birgitt
Dankeschön, liebe Birgitt 🙂 Ja, irgendwie war die Idee der Zerteilung gleich da. Bis zur Trennung und den neuen Leben brauchte es ein bisschen. Nach diesem Buch ging es gestern noch weiter, denn da blieben dann nur noch kleine graue Schnipsel… Aber das zeige ich ein anderes mal. Liebe Grüße, Doreen
Schöne Idee mit dem Video! Ich kann mir vorstellen, dass man bei so einer Arbeit schwer wieder aufhören kann – bis das Buch gefüllt ist. 🙂
Über deine gedankliche Auseinandersetzung hab ich grade mal wieder länger nachgedacht. Meine Erfahrung ist, dass man nicht umhin kommt durch den Schmerz zu gehen, um tiefe Heilung zu erfahren. Dieser Schmerz gehört eben auch zu uns, aber den wollen wir nicht fühlen, deshalb lassen wir die Türen lieber zu. Dabei ist es so gut den Mut zu haben sie zu öffnen, und die Ängste, den Schmerz, und alles, was sich noch dahinter verbirgt, anzuschauen und bewusst anzunehmen. Und genau dieses Annehmen ist für mich auch Loslassen. Oft stellt man dann fest, dass sich alleine dadurch viele Dinge verändern.
Die Vergangenheit existiert ja nur noch im Kopf. Man kann sie aus einer anderen Perspektive sehen, oder sich auch mal fragen, was daran gut und nützlich war. Wir denken ja meistens nur: Schrecklich, bloß wegschauen und vergessen. Aber wie gesagt: Sie gehört dazu, man kann sie nicht abspalten.
Interessant finde ich auch, dass die Menschen immer so gerne alles auf die Zukunft richten, und davor oft weniger Angst haben. Dabei existiert sie ja genauso wenig wie die Vergangenheit. Man denkt wahrscheinlich, da hat man mehr Chancen alles anders und besser zu machen…
Wir selbst haben die Vergangenheit geschaffen, und wir erschaffen unsere Zukunft. Und zwar im Jetzt.
Um noch mal auf deine Bildinterpretation zu kommen: Mir fällt jetzt auf, dass du die Fenster und Türen des Hauses durch das Ausschneiden sinnbildlich ja sehr wohl geöffnet hast! 🙂
Oh je, du siehst, das ist auch eins meiner Themen, deshalb hab ich mich jetzt hier so reingesteigert…
Was so kreatives Schaffen immer auslöst… Ich find es spannend!
LG Sabine
Liebe, liebe Sabine, sehr spannend. Ich danke Dir fürs ‚reinsteigern‘ 🙂 Ich sehe es wie Du und bin schon so durch manchen Schmerz gegangen, indem ich zurückgeschaut und sprichwörtlich Fenster und Türen aufgestoßen habe. Dies hat dann auch zu einer tiefen Heilung in vielerlei Hinsicht geführt. Kürzlich spürte ich aber die Vergangenheit im Unbewussten, im Gefühl, eine Vergangenheit, die ich heute aus meiner Perspektive sehen kann. Die Fenster und Türen bleiben zu. Ein Beispiel: Mein Vater und ich waren im Gespräch über unsere Familiengeschichte. Er erzählte mir von meiner Uroma, von meinem Uropa. Wir wissen nicht, was sie im Krieg erlebt haben. Darüber sprach man früher nicht. Und wir werden es nie erfahren. Klar, wir haben Eckdaten, wir können weiter recherchieren, aber das, was sie erfahren, gefühlt haben, das wird uns immer verschlossen bleiben. Ja, es ist ihre Vergangenheit, aber irgendwie auch unsere und wirkt sie fort. Und ich habe erfahren, dass dennoch ein Weg der Heilung möglich ist.
Mmh, habe ich das verständlich geschrieben? Ich möchte hier jetzt öffentlich auch nicht in Details einsteigen. Vielleicht kann ich es noch damit schildern: Es gibt Muster, die von einer Generation zur nächsten weitergeben werden, unbewusst. Ein Muster war im Krieg zum Beispiel überlebenswichtig. Doch mir schadet dieses Muster. Ich kann nicht erkennen, nicht sehen, wozu dieses Muster im einzelnen gut war, warum, weshalb… Aber ich sehe und erkenne es, dadurch spüre ich die Heilung.
Und dies zeigte sich dann irgendwie in meinen Collagen, in dem, was ich aus den Fenstern und Türen, die auf dem Bild verschlossen sind, gemacht habe. Insofern ist das kreative Tun für mich auch immer Teil einer Heilung. Oft zeigt sich das für mich erst, wenn es fertig ist bzw. wenn ich wahrnehme, was es bei anderen auslöst.
So sitze ich hier, denke mir ein Glas Wein in die Hand und einen Tisch, an dem wir sitzen und darüber plaudern 😉
Herzliche Grüße in Deinen Abend, Doreen
Liebe Doreen,
danke fürs tiefgründige Plaudern…Der Wein war übrigens ganz hervorragend! 🙂
Ja, ich bin auch immer wieder dankbar für die Möglichkeiten, die Dinge kreativ aufzuarbeiten. Und ich bin oft erstaunt was sich da zeigt wenn man wirklich den Kopf ausschaltet und sich einfach dem Geschehen hingibt. Es ist ja alles irgendwie schon vorhanden, und wir sind nur so eine Art Werkzeug/Medium/Kanal um es sichtbar zu machen. Ein großartiges Geschenk!
LG Sabine
Liebe Sabine, …ich danke 🙂
Oh ja, ich empfinde meine Möglichkeiten als großes Geschenk und bin immer wieder erstaunt, was sich in mir unbewusst bewegt, und auch in den Blicken der BetrachterInnen zeigt.
Die Tage las ich folgenden Satz von Goethe: „Die Kunst ist die Vermittlerin des Unaussprechlichen.“
Herzliche Grüße und ein kreatives Wochenende,
Doreen
Liebe Doreen, ein Text, der sehr nachdenklich macht. Vielleicht ist es gut, dass man Türen geschlossen läßt und sich der Heilung widmet; denn Vergangenes kann man ja nicht mehr ändern, sondern nur nach vorne schauen. Und ich denke, dass jeder von uns eine Tür hat, die besser geschlossen bleiben sollte. Wichtig ist, dass man erkennt: Trotz allem ist das Leben schön!
Liebe Grüße Edith
Liebe Edith, ja, das ist das wichtigste, die Heilung, damit die Jacke nicht mehr in der Tür klemmt und man sich dem schönen Leben zuwenden kann. Dies habe ich gerade erfahren. Ich weiß, da ist vieles, was ich nie erfahren bzw. Sehen werde, aber ich spüre, wie etwas von mir in der Tür klemmt. Auch dem zuwenden, die Tür einen kleinen Spalt öffnen und wieder schließen, dann klemmt nichts mehr 😉 Dieses Bild fiel mir beu deinen Zeilen ein. Lebensfrohe Grüße, Doreen
Wunderbares Eintauchen in deine Bilder. Was so ein Foto auslösen kann, ist schon beeindruckend… Die Idee in deinem Buch zu blättern (und so schön langsam!!!), ist so gut. Als würde man sich es selber anschauen. Das werde ich noch einige Male tun… Die Fenster und Türen werden lebendig, auch wenn sie verschlossen sind, erzählen sie und lassen Assoziationen frei. Danke dir – Ghislana
Liebe Ghislana, ich danke Dir, hatte ich schon bedenken, dass ich zu hektisch mit meiner Hand war 😉 Das erste Mal, dass ich dies versucht habe. Ich glaube daran, dass die Beschäftigung mit den Themen, auch wenn man nicht alles sehen und erkennen kann, doch wirkt und dass sich unbewusst viel zeigt und bewegt. Da haben mir die Fenster und Türen und die Arbeit der Veränderung gerade sehr geholfen. Liebe Grüße, Doreen
Liebe Doreen,
ich bin zwar nicht selber beim Pingpong dabei, aber ich verfolge heute mit Begeisterung, was aus Ghislanas Motiv geworden ist. Ich habe es selbst schon oft fotografiert, da ich in dieser Stadt wohne. Herrlich, dein Skizzenbuch…jetzt wird die Meissner Gasse 32 am Ende noch berühmt und es findet sich jemand, der das Haus renoviert? Darf ich dich am Samstag bei meinen ‚Lost Places #2 zitieren…den Spruch mit den Türen und Fenstern? Das wäre super.
LG Sigrun
Liebe Sigurn, vielen Dank für Deine lieben Zeilen. Wunderbar, ich stand noch nie vor diesem Haus, kenne es nur vom Foto und doch spüre ich durch die Arbeit eine Verbundenheit… Gern darfst Du meinen Spruch zitieren, wenn Du einfach meinen Namen und ggf. einen Link zum heutigen Blogbeitrag setzt. Vielen Dank. Ich freue mich, wenn ich inspirieren und beitragen kann. Eine schöne Sammlung an Lost Places hast Du. liebe Grüße, Doreen
Liebe Doreen,
das war gerade wunderbar meditativ: dir beim Blättern zu zusehen. Die Collagen gefallen mir sehr. Auch der Zusammenhang zwischen erahnen und Ahnen!
Mir ging es ähnlich, ich bin nicht total eingetaucht, denn ein ähnliches Haus gab es in meiner Familiengeschichte. Es steht nicht mehr, aber sein Dasein hat mich geprägt, sein Fehlen tut immer noch weh… Aber das wird zu einer anderen Zeit ans Licht kommen dürfen.
Vielen Dank für deinen Kommentar bei mir. Er macht mich glücklich und dankbar für diese Runde hier.
Herzliche Grüße von Lucia
Liebe Lucia, ich bin sehr berührt. Lieben Dank für Deine Worte. Auch ich bin jeden Monat aufs Neue berührt und glücklich, welch eine Kraft die gemeinschaftliche Kreativität entwickelt. Und dann stelle ich mir vor, wie wir beieinander sind… Ich sende Dir herzliche Grüße und hab einen schönen Tag, doreen
Hallo,
während ich bei dir geschaut haben und tief beeindruckt bin, hast du mir schon geschrieben.
Vielen DAnk. Doch, deine Gedanken kann ich durchaus nachvollziehen. Ich weiß nicht warum,
aber seit ich einen Enkel habe bin ich „kinderverrückt“ ist keine schlimme Krankheit, sondern ein gute.
Ich mach aus allem etwas mit Kindern.
Dein Projekt ist wunderbar und auch du hast dir soviele Gedanken gemacht. Die habe ich auch und auch jedesmal, zieht es mich auf die Orte meine Kindheit, vielleicht ist das im Alter so.
Dabei fühle ich mich gar nicht alt.
Schön, da freue ich mich auf neue wunderbare Projekte.
Mit lieben Grüßen Eva
Liebe Eva, ich habe gerade bei Dir im Blog geantwortet. Herzlichen Dank für Deinen Besuch und Deine Worte 🙂 Liebe Grüße, Doreen