von hehocra | Feb 6, 2019 | 30 Jahre... - Kunst & mehr, Ostdeutsches |
Die folgenden Kinder-Büchlein habe ich kürzlich in der öffentlichen Facebook-Gruppe von Anne-Margit Strandborg hochgeladen. Sie sammelt Bücher und Schriftsteller.innen, die in der DDR gelesen wurden. Sie hat auch einen Blog mit dem Titel DDR-Literatur. Zwischendurch entdecke ich von anderen immer wieder mir vertraute Bücher, die ich längst vergessen glaubte. Nicht alle Bücher hatte ich. Viele habe ich mir aus der Bibliothek ausgeliehen. Das war ein Lieblingsort meiner Kindheit.
Die ABC-Mädchen, Der Kinderbuchverlag Berlin, 1980, Band 140, Die kleinen Trompeterbücher, Foto by Doreen Trittel
Die ABC-Mädchen, Der Kinderbuchverlag Berlin, 1980, Band 140, Die kleinen Trompeterbücher, Foto by Doreen Trittel
Die kleinen Trompeterbücher war eine Kinderbuch-Reihe aus dem Kinderbuchverlag Berlin für Leser ab 8 Jahren. Zu DDR-Zeiten war sie weit verbreitet und in fast jedem Kinderzimmer anzutreffen. Die Bücher im Format 15 × 10,5 cm hatten einen Hartpappeinband und kosteten − staatlich subventioniert − 1,75 Mark bzw. 2,40 Mark für den Doppelband. Der Name der Reihe geht auf Fritz Weineck zurück, der nach dem gleichnamigen Lied über ihn auch als „Der kleine Trompeter“ bekannt war. (Wikipedia)
Eine kleine Korrektur hierzu: Meine Bücher sind für Kinder ab 7 J. gekennzeichnet. So alt war ich auch in der 1. Klasse.
Kieselchen & Bärchen, Der Kinderbuchverlag Berlin, 1977, Die kleinen Trompeterbücher, Foto by Doreen Trittel
Widmung einer Patenbrigade, DDR, 1981, (c) Doreen Trittel
Die Jungfrau von Stralsund, Versch. Sagen, Der Kinderbuchverlag Berlin, 1967, Band 61, Die kleinen Trompeterbücher, Foto by Doreen Trittel
Dabei entdeckte ich zwei Widmungen in den Büchlein, an die ich mich gar nicht mehr erinnern konnte. Oft sind die Büchlein neben anderen schon mit mir umgezogen und mussten sogar mal einige Zeit im Keller ausharren.
Widmung 1. Klasse, DDR, 1981, (c) Doreen Trittel
Widmung einer Patenbrigade, DDR, 1981, (c) Doreen Trittel
Wage Erinnerungen tauchen auf: In Bernau habe ich mit meiner Familie als Vorschulkind einige Zeit gewohnt. Dort bin ich auch 1980 eingeschult worden. An diesem Tag, daran kann ich mich wiederum gut erinnern, ein rosafarbenes Kleid mit weißen Pünktchen und einen weißen Bubikragen. Ich war so stolz.
In welchem Rahmen oder Zusammenhang ich dieses Büchlein von der Patenbrigade bekommen habe, kann ich nicht mehr sagen. Auch an die Patenbrigade erinnere ich mich nicht mehr. Dabei sollte sie offiziell doch eine sehr wichtige und prägende Rolle im Leben einer jeden Schulklasse einnehmen:
Eine Patenbrigade war in der DDR eine Brigade oder ein vergleichbares Kollektiv, meist von Industriearbeitern oder aus Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, das eine Patenschaft über Schulklassen und Kindergartengruppen,… Der Sinn der Patenschaft bestand darin, den Betreffenden einen Einblick in die Arbeitswelt in den Betrieben und Begleitung bei der Herausbildung von Berufswünschen zu geben. Häufig wurde materielle und personelle Unterstützung bei Bau- und Renovierungsmaßnahmen geleistet, Transportaufgaben (Ferienlager, Klassenfahrten) übernommen, insbesondere auch personelle Unterstützung hierbei, und vieles mehr, oft über einen großen Teil der Schulzeit hinweg. Damit sollte die Verbundenheit zur Arbeiterklasse gestärkt und zur Erziehung zu einer sozialistischen Persönlichkeit bei den Kindern beigetragen werden. In der Praxis war die Intensität der Patenbeziehungen unterschiedlich… (Wikipedia)
Bücher geben mir immer ein Gefühl von zu Hause. Das habe ich schon oft gemerkt, als ich umgezogen war. Sobald ich die Bücher einsortieren konnte, war ich zu Hause. Inzwischen kann ich mich leichter, auch von alten Büchern, trennen. Aber diese drei Büchlein gehören zu mir, obwohl ich zugeben muss, schon lange nicht mehr in ihnen gelesen zu haben. Vielleicht mache ich das jetzt einfach mal wieder…
Hast Du auch solche ähnlichen „Schätze“ in Deinem Bücherregal, die Dich schon seit Kindertagen begleiten?
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Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.
von hehocra | Feb 5, 2019 | 30 Jahre... - Kunst & mehr, Blogaktionen, Ostdeutsches |
Im vergangenen Jahr, am 5. Februar 2018, war der Tag, an dem die Mauer auf den Tag genau 10.316 Tage stand und genauso viele Tage nicht mehr.
Wenn Du mehr dazu lesen und schauen möchtest, dann klick Dich gern in meinen Beitrag: Welch ein Wendepunkt: #10316 Tage.
Berliner Mauer 03, (c) Doreen Trittel
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von hehocra | Feb 2, 2019 | 30 Jahre... - Kunst & mehr, Installationen, Ostdeutsches |
Als vor 30 Jahren die Mauer fiel, war ich gerade in der 10. Klasse. 1990 wechselte ich aufs Gymnasium, das ich zwei Jahre später abschloss. Wir waren damals der letzte Jahrgang, bei dem die Schule nach 12 Jahren endete. Nach uns wurde das 13. Schuljahr im Osten Deutschlands eingeführt.
Kürzlich habe ich diese Erinnerungsschnipsel aus alten Tagebüchern von mir gefunden:
07.02.1991 Heute war Schulfete. War langweilig.
30.05.1992: Die Schule liegt nun hinter mir. Gestern hatte ich die letzte Prüfung. Danach war ich total happy, dass es vorbei ist. Außerdem habe ich die Lehrer verblüfft und in Mathe (mündlich) eine 2 gemacht – ´ne 2!!
Dazu muss ich sagen, dass ich zuvor in der schriftlichen Prüfung Mathe durchgefallen war. Ja, das war nicht meine Stärke. Aber auch die Umstände machten diese Prüfungen nicht einfach. So stellte sich im Nachhinein erst heraus, dass ich garnicht die mündliche Prüfung in Biologie hätte machen müssen… Für Französisch gab es nur einen Leistungskurs bei dem ich schon von Anfang an nicht mithalten konnte… Die Lehrerinnen und Lehrer waren sehr verunsichert. Die Note 6 wurde eingeführt… Doch ich hab’s ja geschafft.
In einer anderen Notiz habe ich mit freudigen Ausrufezeichen festgehalten, dass der Samstagsunterricht am 10. Dezember 1989 – zumindest in der Schule, die ich zu dieser Zeit besuchte – abgeschafft wurde. Das ist eigentlich ein denkwürdiges Datum, doch in meinen Gedanken war es leider nicht mehr präsent. Ich bin froh, dass mich mein Jubel über ein Wochenende, bestehend aus vollen 48 Stunden, dazu veranlasste, diesen für viele Schüler historischen Tag festzuhalten. Wenn ich dies heutigen Schüler.innen erzähle, schütteln sie erstaunt den Kopf: Samstags zur Schule?!?
Diese Installation zeigt, in welcher Lebensphase ich mich damals, als die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen kamen, befand. Sie besteht aus meinem alten Hausaufgabenheft, Fotografien, Zeichnungen und Kopien aus einem Steckbriefbuch.
9. November 1989, Installation, Detail, 85×65 cm, 2012, (c) Doreen Trittel
9. November 1989, Installation, Detail, 2012, (c) Doreen Trittel
9. November 1989, Installation, Detail, 2012, (c) Doreen Trittel
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von hehocra | Jan 25, 2019 | Interviews, 30 Jahre... - Kunst & mehr, Künstler.innen, Ostdeutsches |
Das Private ist mit dem Gesellschaftlichem und dem Politischem eng verbunden. Dies musste ich mir irgendwann in meinem Leben eingestehen.
Wie ich damit umgehe, was es mit mir macht und welche Gefühle ich damit verarbeite, das habe ich Eleni Iatridi, Spiritual Lifestyle Coach, auf Facebook live in ihrem Spirit Talk vergangene Woche erzählt. Nun ist die Aufzeichnung online und Du kannst Dir unser Gespräch und meine Bilder in Ruhe zu Hause oder unterwegs anschauen.
Kennst Du auch die Situationen, in denen Du einen Halt brauchst? Momente, in denen Du nicht weißt, wie Du der Hilflosigkeit begegnen kannst? Fehlen Dir die Worte für Gefühle, Erinnerungen oder Erfahrungen? Wir sprechen über Wut und Schmerzen, über das Wachsen, die Veränderung und Transformation, über Bewegung und Kreativität, über Heilung und Spiritualität. Ich schenke Dir auch einen Impuls, den Du vielleicht einmal ausprobieren magst. Nur Mut!
Hinweis: Beim Anklicken des Videos, wird eine Verbindung zu YouTube hergestellt.
Herzlichen Dank Eleni für diese wunderbare Erfahrung und Deine Worte zu meinen Bildern. Ich bin ganz fasziniert und freue mich über Deine Sicht. Herzlichen Dank an alle, die live dabei waren. Es war wunderbar Euch mit uns zu wissen.
Eleni Iatridi ist spirituelle Mentorin und Selbsliebe Coach. Du findest sie und ihre Angebote auf Ihrer Website: My Voice of Spirit. Schau in ihrem Blog vorbei, dort postet sie die Aufzeichnungen ihrer wöchentlichen Spirit Talks.
Diese Arbeiten von mir kommen im Video oben quasi zu Wort. Auch offenbaren sie ihre Rückseiten.
Neuordnung, Collage, 30×40 cm, 2016, (c) Doreen Trittel
Ja, Assemblage/ Collage, 30×40 cm 2018, (c) Doreen Trittel
Genähte Wunden, Collage auf Leinwand, 40×40 cm, 2018, (c) Doreen Trittel
Zwischen schwarz und weiß, Assemblage auf Leinwand, 40×40 cm, 2018, (c) Doreen Trittel
Und zum Abschluss haben wir noch ein paar fotografische Einblicke von uns hinter dem Video:
Eleni Iatridi und Doreen Trittel (c), 2019
Eleni Iatridi und Doreen Trittel (c), 2019
Danke Eleni, 2019, Doreen Trittel (c)
von hehocra | Jan 16, 2019 | 30 Jahre... - Gespräche, Interviews, Künstler.innen, Ostdeutsches |
In diesem Jahr, 2019 jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Ja, Du hast richtig gelesen: dreißig, vor 30 Jahren.
Mauerfall: Die Berliner Mauer wurde in der Nacht von Donnerstag, dem 9. November, auf Freitag, den 10. November 1989, nach über 28 Jahren ihrer Existenz geöffnet. (Wikipedia)
Vielfältige Geschichten & inspirierende Erkenntnisse für uns
Für 2019 habe ich mir überlegt, hier, in meinem Blog, nicht nur meine Geschichte zu erzählen, sondern auch den persönlichen Erfahrungen anderer Raum zu geben. Gleichzeitig werde ich sie danach befragen, was sie uns aus ihren Erfahrungen heraus, mit auf den Weg geben können. Ich freue mich, dass verschiedene Menschen meiner Einladung gefolgt sind und noch folgen. Das sind nicht nur Menschen mit ostdeutschem Hintergrund sondern auch Menschen aus West-Berlin und West-Deutschland.
Vor der Kamera
Die Gespräche mit meinen Interviewpartner.innen zeichne ich per Video auf. Dies ist eine neue Herausforderung für mich und hier eine Primäre. Ich bin gespannt und freue mich sehr darauf, wie sich das Projekt im Laufe des Jahres entwickeln wird. Danke, dass Du mit dabei bist.
Los geht’s
Heute beginne ich meine Interview-Reihe damit, mich und mein diesjähriges Projekt vorzustellen. Demnächst startet dann auch schon das erste Gespräch.
Hinweis: Beim Anklicken des Videos, wird eine Verbindung zu YouTube hergestellt.
Doreen Trittel: Künstlerin * Impulsgeberin * Bloggerin
Meine ostdeutsche Herkunft und meine Erfahrungen als Stasi-Kind sind ein Schwerpunkt in meiner künstlerischen Arbeit. 1989, damals war ich 16 Jahre alt. Ich bin Jahrgang 1973. Etwa 25 Jahre nach dem Fall der Mauer ist mir die Tätigkeit meines Vaters als hauptamtlicher Mitarbeiter beim Ministerium für Staatssicherheit – Stasi – bewusst geworden. Das hat vieles in mir auf den Kopf gestellt. Die Kunst war für mich dabei ein wichtiges Mittel, um einen Ausdruck zu finden, für Gefühle, Themen und Sichtweisen, für die ich noch keine Worte hatte und teilweise auch noch nicht habe.
Fasziniert vom Wandel aus der Vergangenheit heraus, über die Gegenwart hin zur Zukunft setze ich mich mit Erinnerungen und Veränderung auseinander. Aus dem Meer der Erinnerungen betrachte ich einzelne Elemente und stelle sie in einen neuen Kontext, um die Veränderung und Heilung nicht nur zu erfahren, sondern auch sichtbar zu machen. Gleichzeitig nehme ich in der Auseinandersetzung Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen wahr. Im Umgang mit unserer Geschichte, ob persönlich oder historisch gesehen, mit den Prägungen daraus, können wir unglaublich viel lernen.
Meine Arbeiten: Collagen, Installationen, Fotografien, Texte/ Gedichte und Performances
Meine Themen: Erinnerungen, Veränderung, ostdeutsche Kindheit, Stasi-Kind, Kriegsenkel, Wende-Erfahrung, Zeitzeugin, Persönlichkeitsentwicklung, innerer Wachstum, Mut machen & Tipps geben
Veränderungen, Doreen Trittel
Sei mit mir gespannt auf die folgende Geschichte und Impulse. Ich freue mich auf das erste Interview mit der Künstlerin und Autorin Sabine Küster im nächsten Beitrag.
Danke, dass Du mit dabei bist.
#interviews30Jmauerfall #gespräche30Jmauerfall #doreentrittel30Jmauerfall
von hehocra | Jan 11, 2019 | Blogaktionen, 30 Jahre... - Kunst & mehr, Ostdeutsches |
Das Neue Jahr liegt wie ein weißes, reines Blatt Papier vor mir, zumindest wenn ich ans Bloggen denke. Ich bin mitten in einem neuen Projekt für Euch, das ich Dir in den nächsten Tagen vorstellen möchte… Da fiel es mir schwerer, das weiße Blatt mit Leben zu füllen. Aber gestern Nacht kam ein Inspirationsfunken zu mir geflogen: Mehrere in meiner Timeline haben mehr als zehn Dinge, spannende Fakten über sich verraten, so dass mir jetzt auch einige ‚Geheimnisse‘ in den Sinn kamen, von denen ich Dir bestimmt noch nicht erzählt habe. Also springe ich jetzt noch schnell auf die Blogparade von Birgit Schultz von Marketing-Zauber auf. Viel Spaß bei meinen Einblicken und augenzwinkernde Grüße von mir.
Selbstporträt, 2015, (c) Doreen Trittel
1. Funktion: In der Schule, in meiner Klasse war ich Wandzeitungsredakteur. Das war in der Pionierorganisation neben dem Gruppenratsvorsitzenden, Agitator, Kassenführer… eine der zu übernehmenden Funktionen, für die man von allen Pionieren der Klasse gewählt wurde. Ich hatte Spaß daran, weil ich da Bilder suchen, ausschneiden, sammeln und schön anordnen durfte. Etwas besonderes war es, wenn ich passende Objekte mit einbauen konnte. Das Gestalten stand für mich im Mittelpunkt. An die Inhalte darf ich garnicht denken.
2. Vernünftig: Als Kind und auch später war ich immer (oder meistens) die Vernünftige. Ich war ja auch die Älteste von allen Kindern in der Familie… Heute bin ich, soweit ich recherchieren konnte, die erste Künstlerin und schaffe Arbeiten, die mit meiner Familiengeschichte zu tun haben, und die ich dann auch noch veröffentliche…
3. Weihnachtsfrau: Als ich klein war, stand ich gern auf der Bühne. Ich habe sogar mal mit dem Morgenmantel meiner Mutter den Weihnachtsmann gespielt. Heute würde ich ja sagen: Weihnachtsfrau.
Selbstporträt, analog, Ende 90er, (c) Doreen Trittel
4. Suse: Beim Neptunfest im Ferienlager wurde ich mal auf den Namen „Suse von Schneckenhausen“ getauft. Das habe ich schon damals nicht verstanden und mich mit dem Namen nicht verbunden gefühlt.
5. Schießen: Wenn Du meine Arbeit „Schießen für den Frieden“ kennst, dann weißt Du, dass ich als Kind Manöverübungen mitgemacht, im Sport Handgranatenweitwurf hatte und schießen gelernt habe. Damals war das normal. In meiner Installation setze ich mich damit kritisch auseinander. Aber es gab eine Zeit, in der ich es gemocht habe zu schießen. Es war ein Gefühl der Herausforderung, besser zu sein als die anderen. Ich hatte den Ehrgeiz, bei der Zielscheibe ins Schwarze zu treffen.
6. Post austragen: Als in der DDR der erste Walkman für Kassetten herauskam, habe ich bei der Post gearbeitet. Ich habe mitten in der Nacht Zeitungen ausgetragen und in der zweiten Runde dann die Briefe. Im Sommer habe ich irgendwo in der Prignitz in einer Kantine für Eisenbahner Kartoffeln geschält und rostige Fahrradständer abgebürstet. Ich war so glücklich, dann einer anschließenden Reise in die Ferien im Zug meine Musik hören zu können. Da waren die eisigen Finger vom Briefe einsortieren im Winter und die dunklen und verwinkelten Hinterhöfe in Berlin Friedrichshain, wo auch noch Briefkästen versteckt waren, vergessen, auch die rostigen Eisenspähne, die mir um die Ohren flogen. An die Zeit beim Kartoffeln schälen mit den Kolleginnen dort habe ich als lustig und fröhlich in Erinnerung.
Selbstporträt, analog, Mitte 90er, (c) Doreen Trittel
7. Berufswunsch 1: Früher wollte ich Lehrerin werden, für Russisch. Oh ja. Aber man bescheinigte mir, dass ich kein Talent für Sprachen hätte. Und dann kam der Mauerfall und dieser Wunsch zerplatzte wie eine Seifenblase. Später habe ich erkannt, dass dies dann wohl doch nicht mein ureigenster Wunsch war.
8. Berufswunsch 2: Dann träumte ich davon, Schriftstellerin zu werden. Ich habe viel geschrieben, Notizen für Bücher gemacht, Kurse besucht, Bücher gelesen. Aber irgendwie ging mir das nicht leicht von der Hand. So bin ich bei der Poesie, die mit wenigen Worten auskommt, hängen geblieben. Und dann gab es auch auch schon die Möglichkeit des Bloggens.
9. Sicherheit: In der Orientierungslosigkeit nach dem Mauerfall, stand Sicherheit ganz oben. So bin ich gleich nach dem Abi in den öffentlichen Dienst gekommen. Dort war ich an verschiedenen Stellen und an verschiedenen Orten. Aber die Kunst war immer da. Es brauchte meine Zeit bis ich mich selbstbewusst auch als Künstlerin sah und damit die Bühne betrat.
Selbstporträt, analog, 1999, (c) Doreen Trittel
10. Auto: Knapp hätte ich meinen Auto-Führerschein noch vor meinem 18. Geburtstag gemacht. Doch dann bin ich in der praktischen Prüfung durchgefallen. Ich war so traurig und sauer darüber… Da habe ich dann meine analoge Kamera genommen und erste Selbstporträts, analog sw, gemacht. Das hat mir darüber hinweggeholfen und zwei Wochen später habe ich die Prüfung dann auch geschafft.
11. PS: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schon mal erwähnt habe. Ich habe mit Ende Zwanzig den Motorrad-Führerschein gemacht. Das war damals ein großer Traum von mir. Die Prüfungen hierfür hatte ich gleich beim ersten Mal bestanden. Doch auf dem Weg zur praktischen Prüfung hatte ich mich mit dem Motorrad erst einmal hingelegt, weil ich in beim Abbiegen zu langsam war. Da musste ich mir vom Fahrlehrer eine Standpauke anhören. Mein eigenes Motorrad war dann eine Honda Hornet mit einigen PS und ich war nie wieder zuuu langsam. Ich bin einige Jahre gefahren und habe mit Freunden schöne Touren gemacht, interessante Ecken Deutschlands entdeckt. Heute ist das weit, weit weg für mich.
12. Saarbrücken: Ich weiß bis heute nicht genau, was mich dazu gebracht hat, seiner Zeit beruflich nach Saarbrücken zu ziehen. Damals dachte ich noch, ich würde nie wieder nach Berlin zurück kommen können. Es kam dann anders. Nach fünf Jahren und vielen Veränderungen kam ich dann nach Berlin Charlottenburg, wo ich heute noch lebe. Die Zeit im Saarland war für mich und meinen Weg sehr wichtig, so dass ich da schon das Gefühl hatte, Saarbrücken ist meine zweite Heimat. Ich muss unbedingt mal wieder hin.
Selbstporträt, 2008, (c) Doreen Trittel
13. Angst: Ich habe in den letzten Jahren gelernt, Angst als Wegweiser zu betrachten. Doch gleichzeitig habe ich auch immer noch Angst vor der Angst. Und sich selbst immer wieder zu hinterfragen, ist kein Kinderspiel. Aber ich kann nicht mehr ohne, denn durch die unterschiedlichen Transformationen kann ich loslassen und Veränderungen schaffen. Ich fühle mich damit reich beschenkt und sehr bei mir. Dafür bin ich dankbar.
Selbstporträt, 2010, (c) Doreen Trittel
Das waren 13 Dinge aus meinem ganz persönlichen Nähkästchen.
Da dies mein erster Blogbeitrag in 2019 ist, sende ich Dir noch herzliche Grüße zum Neuen Jahr und wünsche Dir gesunde, inspirierende und frohe zwölf Monate. Alles Liebe und Gute für Dich und Deine Lieben!