Zwischen den Jahren ist für mich die Zeit, um das Jahr Revue passieren zu lassen, inne zuhalten und nach vorn zuschauen. So nahm ich mir meine Tagebücher von 2014 zur Hand, machte es mir gemütlich und blätterte und las… Später schaute ich auch durch ein paar digitale Foto-Ordner und erinnerte mich…
Erstaunlich, was nicht mehr in meinen Erinnerungen ist, was sich unbewusst seinen Weg bahnte, was sich mir rückblickend erschließt, was sich alles so ereignet hat und wie stolz ich auf vieles sein kann.
Meine Rückschau auf das jeweilige Jahr sah in den früheren Jahren anders aus, umfangreicher vielleicht. Oft habe ich Collagen aus ausgewählten Fotografien und Collagen aus Sätzen meiner Tagebuchnotizen gebildet. Aber dies verändert sich, nicht allein dadurch, dass mir nicht die dafür nötige Zeit bleibt, aber auch weil ich irgendwie im Gefühl habe, dass dies alles in mir ist und es der äußeren Darstellung nicht bedarf. Es ist gut so, wie es ist.
Es ging um Mut: Wie mutig bin ich? Gerade im Hinblick auf die Gründung meines virtuellen Ateliers für Erinnerungen. Damit ging auch der Abschied von meinem wortmehr-blog einher. Der Blog zum Atelier hehocra-Blog wurde geboren. Eine Schlüsselrolle bei der Frage, wie mutig ich bin, spielte die Ausstellung „Sie. Selbst. Nackt.„, die ich Anfang des Jahres in Bremen besuchte. Es ging um Neuentdeckungen: Dabei denke ich gern an Istanbul zurück, das ich mit meinem Mann auf unsere eigene Art und Weise entdeckt habe. Es ging um frühere Erinnerungen: Wie gehen wir mit Erinnerungen gesellschaftlich um? Zum 25. Mal jährte sich der Mauerfall. Ich habe mich erinnert… Auch auf kreativen Wegen versuchte ich mich neu bzw. anders als bisher – Transfer, Collagen, unscharfe Fotografien und anderes mehr. Es ging um Ängste, Erkenntnisse und Achtsamkeit: Immer wieder beobachten, hinterfragen, lernen, im Moment sein, liebevoll zu sich und anderen, dankbar sein, anerkennen… Und es ging um vieles andere tiefgreifende mehr.
Ich habe mich meinen Erinnerungen an das Jahr 2014 gewidmet, meinem Jahr und meinen Erinnerungen. Dadurch haben sich meine Erinnerungen wieder verändert, auch im Gespräch mit anderen. …Und daraus formulieren sich in den nächsten Tagen Ziele, Gedanken, Ideen für das kommende Jahr. Gestern – Heute – Morgen. Auf lateinisch: Herie – Hodie – Cras.
Jetzt mache ich es mir wieder auf dem Sofa gemütlich und schlürfe meinen Tee. Wie schaut Ihr zurück? Schaut Ihr überhaupt zurück?
Gerade haben wir am Küchentisch Abendbrot gegessen. Als wir fertig waren, sprang unsere Tochter Anna auf, holte aus ihrem Zimmer das Buch „Tauben im Gras“ und las uns daraus vor. Sie las zwei Passagen, die mit dem Titel des Buches im Zusammenhang stehen. Darin geht es um das orientierungslose Herumirren der Menschen, das dem aufgescheuchten Geflatter der Vögel gleiche. Anschließend meinte Sarah zu mir, sie freue sich jedes Mal, wenn Anna etwas vorliest. „Da haben wir etwas richtig gemacht.“ Für das kommende Jahr wünsche ich mir, dass wir Anna beim Schritt in die Phase nach der Schule eine hilfreiche Stütze sein können und uns das Loslassen gut gelingt.
Das wünsche ich Euch. Und ich bin mir sicher, Ihr werdet es gut machen. Unsere Tochter beginnt Namen zu lesen, Buchstaben und Zahlen… Und sie liest (aus ihrem Gedächtnis und ihrer Interpretation) schon vor 😉 „Jim Knopf…“