1990 der erste Sommer mit der D-Mark: Am 1. Juli wurde die D-Mark in der DDR eingeführt. Das war das Ende der Ost-Mark. Wieder bildeten sich lange Schlangen vor den Banken – aber dieses Mal in Ost-Berlin. Viele Konten und Sparbücher wurden neu eingerichtet. Denn der Umtauschkurs 1:1 war pro Person und Konto begrenzt.
Bevor ich nach Abschluss der 10. Klasse aufs Gymnasium ging, verbrachte ich den Sommer auf der Insel Rügen. Dort arbeitete ich in einem Ferienlager für Kinder aus Schwerin, der heutigen Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Ich putzte und half in der Küche. Ich verdiente mein erstes eigenes West-Geld.
Es war im August 1990. Trotz Toiletten putzen und Geschirrberge spülen war es ein herrlicher Sommer. Die zehnte Klasse und die damit verbundenen Abschlussprüfungen lagen hinter mir. Ich war stolz auf mich, gerade in diesen unsicheren Zeiten. Der Sommer dagegen war unbeschwert. Beim Neptunfest wurde ich auf den Namen „Lachende Seegurke“ getauft. Nachts leuchtete der Sternenhimmel, mit anderen tauchte ich in seine endlosen Weiten ein, während wir auf einer Tischtennisplatte lagen. Bei einer Sternschnuppe wünschte ich mir eine schöne Abiturzeit mit neuen Freunden. Denn nach dem Sommer sollte ich ans Gymnasium wechseln. Die vorpredige Neugier erfüllte mich und ließ mich zuversichtlich in die Zukunft schauen.
***
Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.