Aus Bilder- und Papierschnipseln

„Collagentechnik: Bilder zaubern“ – unter diesem Titel widmete ich mich vor einigen Wochen an mehreren Abenden dem Gestalten von Collagen. Das erste Mal, dass ich einen Kurs dieser Art besuchte – und ich gleich zog mich die kreative Luft in ihren Bann. Rechts und links von mir, vor mir und hinter mir klebten und schnippelten und schoben und verwarfen und überdachten und suchten und lachten andere Teilnehmerinnen, die die gleiche Freude bei ihrem Tun hatten, wie ich. Volker Noth, der den Kurs gestaltete, ließ uns viel Raum für unsere Ideen, schaffte eine sehr angenehme Atmosphäre und gab uns hilfreiche Tipps und Anregungen. Dies und noch vieles andere schöne mehr konnte ich erfahren: Einfach machen. Das, was ich intuitiv tue, hat seine Berechtigung. Dass es wunderbar ist, sich mit anderen auszutauschen, gemeinsam an jeweils seinen Ideen zu arbeiten, den anderen anerkennend über die Schulter zu schauen, einen Raum mit Kreativität zu erfüllen, gemeinsam darin abzutauchen… Hier seht Ihr meine Bilder, die an diesen Abenden entstanden:

Einen guten Einstieg hatte ich, in dem ich mich auf die Vorlage konzentrierte, die jede Teilnehmerin bekam. Faszinierend war am Ende zu sehen, wie vielfältig die Ergebnisse waren. Jede hatte aus dem gleichen Ursprung ein völlig neues Bild geschaffen.

Wie unterschiedlich die Herangehensweisen und Ideen, wie inspirierend die jeweiligen Vorlieben und Sichtweisen waren.

Ich habe mich von den vorhandenen Materialien, Zeitschriften und Zeitungen, Broschüren und Schnipseln inspirieren lassen, ohne darüber nachzudenken, was ich mit den Bildern ausdrücken möchte.

Das, was ich aber – angeregt von meinem ersten Bild – doch bewusst einbaute, war in jeder Collage eine Schleife. Vielleicht in Gedanken an das bevorstehende Weihnachtsfest? Ich weiß es nicht. Mir war danach – Augenzwinkernd.

Nun aber tauche ich wieder ins Adventstreiben – das heißt bei mir: Den Alltag mit wärmenden Kerzenschein verzaubern, Tee- oder Ingwerwasser schlürfen, basteln, Handarbeiten, Plätzchen backen, Karten schreiben, Päckchen und Geschenke packen, auf Weihnachtsmärkte gehen. Ich hoffe, Ihr könnt diese magische Zeit auch genießen und lasst den Stress & Druck – von wo auch immer sie herkommen mögen – im Regen stehen.

 

Papiercollage, Sessel grün mit Schleife rosa

Made for you, Collage, Papier, 37 x 26 cm, 2014, (c) hehocra

My story: 9. November 1989

Der 9. November 1989 in einer Installation/ Collage

Auf der Grundlage meiner persönlichen Erinnerungen habe ich folgende Installation erarbeitet, die für mich den 9. November 1989 bzw. die Tage und Wochen um diesen Wendepunkt darstellt. Sie beinhaltet Fotos, Zeichnungen, Kopien, Hausaufgabenheft aus dieser Zeit. Im Anschluss findest Du unten meine persönlichen Erinnerungen an den 9. bzw. 10. November 1989.

 

Gesamtansicht, Erinnerungsstücke, 9. November 1989

9. November 1989, Installation, 85 x 65 cm, 2013 (c) Doreen Trittel

 

Schulheft

9. November 1989, Detail, (c) Doreen Trittel

 

 

 

Collage mit Zeichnungen und Fotografien

9. November 1989, Detail, (c) Doreen Trittel

 

Meine persönlichen Erinnerungen an den 9./ 10. November

Am 10. November war‘s. 1989, an einem Freitag. Am frühen Morgen kurz vor sieben Uhr traf ich mich mit meinen vier Schulfreundinnen wie jeden Dienstag und Freitag an der gleichen Straßen Ecke in unserem Kiez, in Berlin-Friedrichshain. Wir hatten in der nullten Stunde Französisch in einer anderen Schule. Französischlehrer waren knapp, so dass nicht jede Schule diesen Unterricht anbieten konnte.

So nach und nach kamen meine Schulfreundinnen und ich an unserem Treffpunkt zusammen. Eine Freundin kam aufgeregt und sagte: „Die Mauer ist gefallen.“ Am Abend zuvor, am 09. November 1989 wurden die Grenzen nach Westdeutschland geöffnet. Erst an diesem Morgen erfuhr ich davon. Ob ich in dem Moment, als ich diesen Satz vernommen hatte, aber nicht gleich glauben konnte, überhaupt ansatzweise ahnte, dass sich alles verändern würde, alles hinterfragt werden müsse?

Die Lehrerin erzählte ganz aufgeregt von ihrem nächtlichen Spaziergang über den Ku`damm. Ich hatte das Bild vor Augen. Sie mit ihrem Mann, bei ihm untergehakt schlendernd über eine breite Straße, die mit vielen Bäumen und einigen Straßenlaternen gesäumt ist – ähnlich der Straße Unter den Linden. Was ich noch nicht sah, waren die vielen Lichter der Leuchtreklamen, Geschäfte und Autos, die vielen Menschen, das emsige Treiben der Bewohner und der Besucher.

 

Fern liegt dieser Moment. Vergangen in meinen Erinnerungen. Ein Moment unter vielen. Ein Moment, dem eine Zeit des Umbruchs folgte. Eine Zeit der Veränderungen. Heute würde ich sagen, in diesem Moment, endete meine Kindheit. Ich war gerade sechzehn Jahre alt geworden.