Digitale Ordnung und poetische Worte

Kürzlich habe ich einen Text in den Tiefen meiner digitalen Ordner gesucht. Manchmal überkommt mich dann ein Gefühl der Überforderung ob der Masse von Material und Idee und Inspiration. Wenn etwas neues hinzukommt, passt es manchmal nicht ins alte System. Dann richte ich etwas ein und dann verstetigt sich ein Provisorium… Du kennst das sicher, wenn Du selbst kreativ tätig bist und unzählige Fotos, Texte und Ideen in Form von digitalen Dateien auf Deinem Speicher schlummern. (Wie hältst Du digital Ordnung? Wenn Du ein gutes System hast oder kennst, für Tipps bin ich sehr dankbar.)

Ob der vielen Sicherungskopien von Sicherungskopien, von Neuem, von Verändertem habe ich kürzlich den Entschluss gefasst: Ich muss mal meine sämtlichen Gedichte, die im Laufe der Zeit entstanden sind, ausdrucken lassen. Ich muss sie anfassen, fühlen, die Seiten umblättern und mit Notizen versehen können. Nun habe ich diese Stapel hier, die eine gänzlich andere Wirkung haben, aufgereiht.

Ich möchte jetzt hier keine Diskussion lostreten, die das Buch an sich verteidigen und das Digitale verteufeln soll. Nutze ich doch beides leidenschaftlich gern, je nachdem wofür und für was. Hier war mir der klassische Weg wichtig und führt mich vielleicht weiter in meinem kreativen Tun. Ich weiß noch nicht, wohin. Lasse ich mich überraschen und schaue mal, was daraus entstehen wird. Für heute habe ich folgende Zeilen aus dem Jahre 2007 ausgegraben:

aus der leere

Worte
von Händen
durch den Raum
getragen
durstig
in der Wüste
aus der Leere
gesprochen

auf der Suche
nach Leben

2017, © Doreen Trittel

Ein berührender Briefwechsel (Roman)

Kürzlich habe ich innerhalb weniger Tage ein Buch verschlungen, das ich heute gern vorstellen möchte. Es ist ein Briefroman: Reich der Verluste, von Erika Pluhar (erschienen als Insel Taschenbuch).

So oft, kam es in den letzten Jahren nicht vor, dass ich in ein Buch quasi eintauchen konnte. Dies lag aber meist weniger an den Büchern als an der Tatsache, dass ich Mutter geworden bin und sich auch meine Prioritäten für meine Zeit allein verschoben haben. Ein Stück weit ist es aber auch meine Bequemlichkeit. Ja, das muss ich zugeben. Ich greife eher zum Handy mit seinen weiten Lesewelten und zu Zeitungen bzw. Zeitschriften. Manchmal sage ich scherzhaft Fastfood-Lesen dazu… Aber ich will nicht weiter abschweifen – zurück zum Buch.

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Im Klappentext heißt es:

Es beginnt mit einer Postkarte: Sie habe in ihrer Wohnung versehentlich ein Fenster offen gelassen, schreibt Magda an ihre Hausmeistersfrau Maria in der Stadt. Magda schreibt es von einer Mittelmeerinsel, auf die sie sich nach diversen Schicksalsschlägen zurückgezogen hat. Das Fenster wird geschlossen – ein Briefwechsel beginnt, in dem sich die beiden so unterschiedlichen Frauen einander immer mehr annähern und schließlich Freundinnen werden. Sie erzählen ihre Lebensgeschichten. Kränkungen, Lebensleiden oder Liebesverluste werden noch einmal durchlebt, lang unterdrückte Tränen endlich geweint. Die schlichte, warmherzige Maria entdeckt die Macht der Wörter und das Vergnügen, sich schreibend mitzuteilen. Mit neuem Selbstbewusstsein nimmt sie ihr Schicksal in die Hand, während Magda neuen Mut schöpft und zurück ins Leben kehrt. Ein gefühlvolles, lebendiges, mitreißendes Buch voller Hoffnung und Sehnsucht.

Für mich ist es eines dieser Bücher, welches ich innerhalb weniger Tage aufgesogen hatte und wehmütig war, als meine Hand die letzte Seite umblätterte. Magda schreibt in ihren Briefen aus ihrem Leben, sie stellt sich ihren Erinnerungen, und Maria entdeckt die Welt der Worte. Zwei herzensgute Frauen, die zunächst nicht unterschiedlicher hätten erscheinen können und sich in vertrauensvollen, offenen Briefen kennenlernen und sehr schnell nahe sind.

Dies ist mein erstes Buch, das ich von der österreichischen Schauspielerin, Sängerin und Schriftstellerin Erika Pluhar gelesen habe. Was ich bisher über sie erfahren habe, scheint sie eine mutige und beeindruckende Frau. Ich danke dem Zufall, der mir das obige Buch als Mängelexemplar beim Stöbern in einer Buchhandlung zugespielt hatte, und bin neugierig auf ihre Bücher geworden.

Couture häkeln – eine Geschichte

Dass ich mich für Textiles und Handarbeiten begeistern kann, dürfte sich ja schon rumgesprochen haben, ganz besonders, wenn so berührend sympathische Geschichten wie diese hier daher kommen.

Für „Square” wird die Berliner Schauspielerin und Sängerin Meret Becker zur Filmregisseurin! Sie stellt uns die Modedesignerin Ann-Kathrin Carstensen und ihr Label „Rita in Palma” in ihrem Dokumentarfilm vor. Das Besondere an diesem Projekt: Türkische Frauen häkeln Haute Couture und erlangen dadurch ein Stück Unabhängigkeit.

(Square ist eine Sendung von arte und beschäftigt sich mit Künstlern und Intellektuellen.)

Hier geht es zur Website von RITA IN PALMA aus Berlin Neukölln. Dort kannst Du die zauberhaften Kreationen bewundern. Dazu empfehle ich aber auch den Link zum Häkelclub, dem sozialen Engagement des Modelabels.

Am Rande: Wenn es nach mir ginge, könnte Meret Becker noch mehr solch schöne Filme machen. Eine tolle Frau, deren Vielfältigkeit und Kreativität mich sehr beeindruckt.

Noch etwas: Den Film entdeckte ich auf dem Blog My Fair Yarn. Er fasziniert mich, weil darin die Begeisterung, die Freude und die Leidenschaft der Autorin für Garne zum Ausdruck kommt. Sie schreibt über ihre Entdeckungen und Erfahrungen mit Wolle, die sich durch die Charakterzüge natürlich, nachhaltig und fair auszeichnet.

Aber zurück zum Häkeln. Der Film von Meret Becker über Rita In Palma hat mich an ein Paar gehäkelte Handschuhe erinnert, die ich von meiner Oma habe. Ich selbst trage sie nicht, aber ich finde sie so schön, dass ich sie bisher nicht aussortierten konnte. (Mir sind sie leider zu klein und entsprechen auch überhaupt nicht meinem Stil.) Für diesen Blogbeitrag heute habe ich sie hervorgeholt und fotografiert.

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Ein Mal hatte ich tatsächlich überlegt, sie auszusortieren, weil ich selbst keine Erinnerungen mit ihnen verbinde, aber nun, inspiriert durch die Geschichte von Rita In Palma, behalte ich sie doch. Entwickelt sich langsam eine Idee, was ich mit ihnen künstlerisch umsetzen könnte… Insbesondere frage ich mich dabei, welche Erinnerungen diese Handschuhe haben könnten. Woher hatte meine Oma diese Handschuhe? Hat sie sie selbst getragen? Wer hat sie getragen? Zu welchem Anlass? Aus welcher Zeit stammen sie?… Fragen, die Du Dir sicher bei anderen Gegenständen oder Orten auch schon einmal gestellt hast…

Netzfundstücke |0515

Heute wird es wieder Zeit für meine Netzfundstücke: interessante Entdeckungen aus den Weiten des Internets, die mich beeindruckt, berührt oder in anderer Weise interessiert haben, und die ich Dir gern zum anklicken empfehlen möchte. Viel Spaß beim Stöbern:

Die beste Kamera ist die, die man dabei hat. Ein wunderbarer Artikel, der zeigt, dass man auch mit einem Handy wunderschöne und besondere (Kinder-)Fotos machen kann. Diese Sicht spricht mir aus der Seele. Für mich ist der Umgang und die Sicht mit der Kamera viel entscheidender als die technischen Details eines Fotoapparates.

Am Muttertag lief mir dieses tolle Gemälde mit dem Titel Mutterschaft über den Weg. Es stammt von der Künstlerin Gloria Keller.

Berlin 1945 und heute: 70 Jahre nach Ende des Krieges zeigen diese fotografischen Gegenüberstellungen auf beeindruckende Weise Berliner Straßenzüge von damals und heute.

Erinnerungen an Familie und Vereinbarkeit in der DDR – Eine Blogparade, bei der sich mehrere mit ihren eigenen Erinnerungen und Erfahrungen beteiligt haben (und wohl auch noch können).

Ein Lustiges Taschenbuch – so nennt die Schauspielerin Eva Mattes ihr Lieblingsteil, ein Taschenkalender, der auch gleichzeitig wie eine Art Tagebuch funktioniert. Die Erinnerungen, die durch solch ein bunt geführtes Büchlein hervorgerufen werden… Ob das je ein digitaler Kalender ersetzen kann? Ich wage es zu bezweifeln.

ps: Wenn Dir etwas interessantes zum Thema Erinnerungen, spannende Projekte oder Berichte über den Weg laufen, dann immer her damit. Vielen Dank.

Netzfundstücke |0415

Wer alte Liebesbriefe hat und sich von ihnen trennen möchte, der sollte sie nicht wegwerfen, sondern kann sie dem Projekt Liebesbriefarchiv zur Verfügung stellen.

Was man aus alten Pinseln so machen kann: Amüsante Gesellen.

Dieses Video zeigt, wie aus kleinen Spielzeugfiguren ein Stylischer Lampenschirmständer gemacht wird.

Delphi ist eine Gemeinschaftsausstellung, in der die Fotografinnen und Fotografen sich mit der Auforderung auseinandersetzen: Erkenne dich selbst. (Die Ausstellung läuft bis zum 6. Juni 2015 in Berlin Friedrichshain. Weitere Infos gibt es nicht nur über die verlinkte Ausstellungswebsite, sondern auch in diesem Artikel.)

Aufwachsen inmitten von Müll und Dreck – Ein sehr berührendes Projekt zur Bewältigung der eigenen Vergangenheit. Bruder und Schwester stellen sich mit diesen Fotografien ihren Kindheitserinnerungen.

In Erinnerungen kramen: Was und wie habt Ihr in der DDR gefrühstückt?

Sicher hast Du auch schon einmal einen Einkaufszettel verloren. Vielleicht findet er sich in diesem Buch wieder: Skurrile Einkaufszettel.

 

ps: Wenn Dir etwas interessantes zum Thema Erinnerungen, spannende Projekte oder Berichte über den Weg laufen, dann immer her damit. Vielen Dank.

Netzfundstücke – der Ursprung.

Netzfundstücke |0315

Ein sehr berührendes Projekt: Von der Bildfläche verschwunden „Vor vier Jahren zerstörte ein Tsunami in Japan ganze Landstriche. Zurück blieben Trümmer – und Tausende von Fotoalben, die auf berührende Art das Leben vor der Katastrophe zeigen.“

Ein Stuhl geht an die Orte seiner Erinnerungen: Herberts Erinnerungen oder eine Geschichte vom Anderssein.

Sehr berührende und authentische, selbstbewusste Selbstporträts: Etwas Persönliches.

Mit den Erinnerungen, Perspektiven dreier Generationen gesehen: Mutters Schuhe. Diese Fotos sind mir vor einigen Jahren schon mal über den Weg gelaufen: Oma, Mutter und ich.

 

ps: Netzfundstücke – wieso, weshalb, warum?

Wenn Dir etwas interessantes zum Thema Erinnerungen, spannende Projekte oder Berichte über den Weg laufen, dann immer her damit. Vielen Dank.