Ein neues Land erblickt die Welt – Interview
Jetzt ist es raus: Das Geheimnis der Künstlerin und Autorin Sabine Küster. „Der größte erschlossene Vulkan Europas steht in Hessen: Der Vogelsberg,“ heißt es. Sabine Küster lebt zwar schon viele Jahre in Berlin, aber nun kann sie es nicht mehr verheimlichen, sie ist ein wahres Vulkangestein. Nun wissen wir auch, weshalb so wunderbare Ideen rund um Kunst, Sprache, Performances und Konzeption sprudeln. Jetzt hat Sabine Küster sogar ein neues Land hervorgebracht: das Musenland.
Das Musenland ist eine Akademie für Biografisches und Kunst. Es stehen bereits konkrete, Kunstprojekte, offene Begegnungsformate und Publikationen auf dem Programm. Ganz spontan habe ich der Gründerin des Musenlandes einfach mal ein paar Fragen gestellt, und sie hat mir genauso spontan geantwortet. Darüber freue ich mich sehr. Herzlichen Dank, Sabine. Bevor Du Dich aber wunderst, was die Fotos hier damit zu tun haben, ich verrate es Dir später und bitte Dich noch um ein paar Zeilen Geduld.
Sabine, Du lässt Dich, was ich großartig und immer wieder inspirierend finde, in keine Schublade packen. Wie stellst Du Dich und Deine Vielfalt den Menschen vor? Wie bringst Du Dein Tun auf den Punkt?
Liebe Doreen,
…die ausführliche Antwort:
Als Handlungsreisende in Sachen Sprache & Kunst ist die 1967 geborene Sabine Küster unterwegs. Performative Sichtung ist Ausgangspunkt, Prozess wie Ziel ihrer künstlerischen Arbeit, die aus Raum- und Objektinstallationen, Performances und Publikationen besteht. Ihre Themenschwerpunkte findet sie im Spannungsfeld von Raum, Sprache, Biografie und Körper.
Mit diesem – aus meiner letzten Ausstellung zitierten – Mini Artist Statement lege ich alle Karten auf den Tisch: ich kann und will mich nicht entscheiden zwischen Wort & Bild, Essay & Installation, Poem & Performance. Meine Kunst ist genährt von Sprache – meine Sprache ist verliebt ins künstlerische Spiel, in die Erweiterung der Dimensionen und Ausdrucksformen. Die Auseinandersetzung mit einem Wort – derzeit gerade das Wortpaar Fluide Identität – führt mich in immer absurdere Gedankenschleifen, die dann wiederum münden in die Idee für eine Objektreihe, aus der sich dann eine Intervention ergibt, die dazu einlädt Kunstanteilseigner*in zu werden. Experimentelle Schreiblabore – im Stile der Dadaist*innen – bringen mir das Material für neue Sprachexperimente, die wiederum in den Bau einer Installation oder in den Textfluss für eine Performance führen. Ich lege meine Biografie in Wort-Schubladen ab und baue aus ihnen das Bühnenbild für einen theatralischen Monolog…
Sorry, das passt nicht alles in eine einzelne Schublade und wenn doch, dann wäre diese Schublade sooo groß, dass bestimmt der Eine oder die Andere auf die Idee käme, strukturierende Zwischenwände einzubauen und nun ja, dann wäre es ja auch nicht mehr nur eine Schublade…
oder
…die Schmalspur-Antwort:
Kunst und Reisen (nach innen wie außen) sind meine Leidenschaften, die ich gerne vielfältig teile und die dann wundersamerweise ihr Eigenleben entwickeln. Upps…
oder
…die Nano-Nano-Antwort:
Ins Gelingen verliebt (frei nach Ernst Bloch).
Meine Leser.innen kennen Dich durch meine Teilnahme an Deiner Mail Art Aktion …mir ist so daDa im Kopf! und durch einen Gastbeitrag in Deinem Blog …wer nicht fragt, bleibt dumm. Wie schwer fiel es Dir, Dich von MusenTritt zu verabschieden, mit dem Du über zehn Jahre unterwegs warst, um zu neuen Ufern aufzubrechen?
Das ist ein wenig so wie mit den Schubladen…
MusenTritt war zu Beginn sehr ordentlich (!) konzipiert als Beratungsbüro für Künstler*innen und Kulturschaffende, aber dann, Jahr für Jahr, kam diese Geschichte mit dem Eigenleben zum Tragen: Ausstellungen, Kunst- und Literaturprojekte, Beratungen/Moderationen, wirbelnder Ideenaustausch, leidenschaftlichenWortgefechte, beflügelnde Reisen…
Für diese Fülle, die MusenTritt entwickelt hat, bin ich unendlich dankbar und beglückt und somit bekommt MusenTritt samt Muse und Zebra natürlich jetzt endlich ein eigenes Land und muss nicht länger in einem kleinen Büro Wände sprengen…
Es gab somit keinen Abschied von MusenTritt, nur eine freundliche Inklusion… wer sich regelmäßig im Musenland aufhält, wird auch ab und an das MusenTritt-Zebra vorbeigaloppieren sehen…Auslauf braucht es…das Künstler*innen-Herz.
Das tröstet mich, denn das MusenTritt-Zebra ist mir schon ans Herz gewachsen. Aber ich freue mich sehr auf das Musenland, denn es klingt sehr verheißungsvoll. Auf was dürfen wir uns freuen?
Auf faktische wie fiktive Biografien; eine Reise in Phantasiewelten, ein Erleben sich wandelnder Identitäten; ein Auftauchen unbekannter Lebensarten im heimischen Kosmos, Türen, die sich öffnen in Paralleluniversen; Zeitkapseln, die gesprengt werden…
Im Musenland sind wir viele(s):
~ feiern wir Fülle und Freiheit
~ stiften wir Verwirrung
~ bestaunen wir Wunder
~ legen und lesen wir Spuren
~ erleben wir untergründige Wandlung
~ spinnen wir in der Zukunft unsere Vergangenheit
~ reisen wir durch Raum und Zeit
Herzlich Willkommen!
Liebe Sabine, herzlichen Dank für dieses kleine Interview. Ich wünsche Dir und mit allen Interessierten eine bereichernde und anregende Erkundung des Musenlandes. Wie ich Dich kenne sind Spaß und Tiefgang garantiert.
Wer das Musenland gleich betreten und sich von ihm inspirieren lassen möchte, den empfehle ich dieses aktuelle Angebot von Sabine Küster, denn noch bis zum 31. Januar 2018 gibt es ein Frühbucher.innen-Rabatt. Sabine schreibt hierzu:
Strömung – Experimentelle Biografie-Arbeit (3-Monats-Fernkurs): Du möchtest Dich mit Dir selbst, Deiner Geschichte, Deinen Visionen/Träumen beschäftigen – spielerisch-neugierig-forschend? Du magst kreativ-künstlerisches Arbeiten, bist bereit zum Experiment? Du liebst kleine Herausforderungen, die den Alltag unterbrechen? Du bist bereit Dir ca. 5-8 Stunden Zeit/Woche zu gönnen für Dich und diesen Kurs? Dann gönne Dir die Strömung, bitte hier entlang.
Die Fotos hier sind Selbstporträts, Versuche, die ich im Rahmen der Ausschreibung von Sabine zu ihrem Vorhaben „…ich bin alice*“ gemacht hatte. Ich bin gespannt, wo und in welchem Kontext und mit welch anderen Beiträgen mein Foto dann zu sehen sein wird. Mach doch mit! Das geht noch bis zum 15. Februar 2018. Die Informationen findest Du hier: Ausschreibung I Fotoarbeiten ich bin alice*.
In diesem Sinne sende ich Dir heute viele Grüße von alice* aus dem Musenland… und von mir, Doreen