Am 5. Februar 2018 war es. Das war der Tag, an dem die Mauer auf den Tag genau 10316 Tage stand und genauso viele Tage nicht mehr. Zu diesem Ereignis veröffentlichte ich in meinen Social Media Kanälen ein paar Fotografien von der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße. Diese möchte ich gern auch hier zeigen, verbunden mit Links zu verschiedenen interessanten Artikeln, die in zwei Berliner Zeitungen kürzlich veröffentlicht wurden.
Ich habe 16 Jahre und ein paar Wochen, Monate mit der Mauer gelebt und empfand es damals als normal. Ich kannte nichts anderes. Ich bin so aufgewachsen. Wie sehr sich die Welt mit dem Fall der Mauer für mich änderte… Dafür bin ich jeden Tag dankbar. Manchmal kommt es mir so vor, als wäre ich in ein gesellschaftspolitisches Experiment hineingeraten, das mich stark geprägt hat und mich auch heute noch beschäftigt…
In Gesprächen mit Besucher.innen meiner Ausstellungen im vergangenen Jahr habe ich erfahren, dass das Interesse an diesen Geschichten groß ist. Eine in Berlin lebende Französin war sehr neugierig auf mein Erleben und meine Sicht, weil sie noch nie einem Menschen mit ostdeutscher Erfahrung begegnet war. Besucher.innen aus China, der Slowakei und Polen entdeckten Gemeinsamkeiten. Einem Mann war es wichtig, mir zu sagen, wie sehr ihn meine Arbeit bewegte, obwohl er selbst erst in den letzten Tagen der DDR geboren wurde. Ja, und mir wurde erst durch eine Besucherin bewusst: Ich bin eine Zeitzeugin. Eine junge Frau bedankte sich nach einem Gespräch bei mir: „In der Schule haben wir ja vieles über die DDR gelernt, aber das nicht.“ Am stärksten hat mich die zaghafte Offenbarung eines Besuchers berührt, der sich selbst als Stasikind outete. Dieser Austausch bestärkt mich darin, in und mit meiner Kunst von meinen individuellen Erfahrungen und Sichtweisen zu erzählen.
Auf folgende interessante Artikel aus Anlass dieses Wendepunktes, am 5. Februar 2018, möchte ich Dich noch aufmerksam machen:
Der Tagesspiegel hat verschiedene Artikel zum Thema veröffentlicht: 10316 Tage Berliner Mauer. Unter anderem werden Fotos von damals und heute gegenübergestellt. Auch gehen sie der Frage nach, weshalb die Zeit mit Mauer sich so viel länger anfühlte als die Zeit ohne Mauer.
Interessant ist auch dieser Artikel der Berliner Zeitung. Er gibt einen Überblick über die Dinge, auch Produkte, die die Wende-Zeit überstanden haben: Aschenbrödel, Ampelmännchen – Was vom Osten übrig blieb. Die DDR ist präsenter denn je.
Und dass ich aus diesen Fotografien jetzt im Nachhinein entgegen meiner ursprünglichen Pläne einen Blogbeitrag gemacht habe, zeigt, dass mir dieser Tag, der zunächst unscheinbar daher kam, doch noch in mir nachklang…
Guten Morgen, liebe Doreen,
den 5. Februar habe ich durch meinen Urlaub verpasst und freue mich deshalb umso mehr, hier bei dir von diesem Tag zu lesen.
In Afrika wurden wir u.a. von einer sehr jungen Frau aus Simbabwe begleitet. Sie studierte Deutsch an der Universität in Simbabwe und konnte auch sehr gut Deutsch sprechen. Zum Studium gehört die Kultur und Religion dazu. Der Mauerfall spielte dabei eine große Roll. Tatenda war im kRahmen ihres Studiums auch in Berlin und Leipzig.
Bis Morgen, liebe Grüße von Susanne
Liebe Susanne, faszinierend so weit weg und dann das Thema… Aber mir ist das Interesse von außen, sozusagen, auch schon bei meinen Ausstellungen und Reisen aufgefallen. Freue mich darauf, was Du von Deiner Reise alles berichten wirst. Herzliche Grüße, Doreen
Spannend, vor allem die Frage nach der Zeitempfindung, danke fürs Teilen!
Das fand ich auch. Faszinierend, wie wir Menschen so ticken 😉 Liebe Grüße.
Sieh mal einer an, soooo lange kam mir das noch gar nicht vor… Wir wollen dieses Jahr auf dem Mauerradweg radeln, mal sehen, ob wir das wirklich in die Tat umsetzen. Lieben Gruß Ghislana
Ein wunderbares Vorhaben. Ich wünsche Euch, dass es klappt und es eine schöne Tour wird. Herzliche Grüße, Doreen
Liebe Doreen!
Ja, mir kommen die Tage ohne Mauer auch sehr vier kürzer vor, als die mit … sehr seltsam!
Werde den Artikel, warum dem so ist, gleich noch lesen.
Ich war mit meinem Mann und meiner Tochter (damals 12 oder 13 Jahre alt) vor ein paar Jahren an der Gedenkstätte Berliner Mauer. Ich hätte es gut gefunden, wenn dort die Mauer in ihrer kompletten Breite mit allem, was dazu gehörte, auf vielleicht 50m erhalten worden wäre … Die Stacheldrähte, Selbstschussanlagen, Betonbarrikaden … haben wir (leider) nur im Modell und im Film gesehen.
Beklemmend und bedrückend fand ich es dort allemal …
LG Gaby
An das Erhalten habe ich damals schon gedacht, als man enorm schnell dabei war, alles abzutragen und zu entfernen. Da bin ich froh, dass überhaupt noch etwas zum Gedenken erhalten geblieben ist. Aber wie das damals war lässt sich kaum noch nachfühlen, nachvollziehen. Ist für mich selbst heute unvorstellbar. Und damals als Kind war die Mauer in dem Maße für mich garnicht präsent. Aber unbegreiflich, wie das so lange Zeit funktioniert hat. Beklemmend. Liebe Grüße, Doreen