von hehocra | Feb 12, 2019 | 30 Jahre... - Kunst & mehr, Ostdeutsches |
Den folgenden Text habe ich später, etwa 15 Jahre nach dem Mauerfall, im Rückblick geschrieben. Er ist ein Erinnerungsschnipsel aus meinem Sommer 1989, in dem ich in einer Kantine für Bahnmitarbeiter.innen irgendwo in der Prignitz, Brandenburg als Ferienjob arbeitete.
Sommer 1989. Es war die Zeit der Republikflüchtlinge. Menschen besetzten im sozialistischen Ausland westdeutsche Botschaften oder flohen über die Grenzen Ungarns ins unbekannte und ferne Deutschland.
Auch darüber sprachen wir, während unsere Hände Gemüse putzten. Jeder kannte irgendjemanden, der aus seinem Urlaub nicht zurückkehrte. Familien, Freunde und Kollegen fühlten sich verlassen, ohne einen Gruß von den Flüchtigen zurückgelassen. Sie kamen einfach nicht mehr nach Hause, erschienen einfach nicht mehr auf Arbeit. Komplette Wohnungen und Häuser standen plötzlich leer. Unzählige Fragen blieben unbeantwortet: Wie geht es den Flüchtigen? Was wird aus den Zurückgebliebenen? Was wird aus dem Hab und Gut? Während wir in der Bahnhofsküche darüber sprachen, spürte ich, bei den einen unbeschreiblichen Neid und den anderen eine von Traurigkeit gefüllte Leere.
unterwegs, analog, (c) Doreen Trittel
Ich verstand nicht, wie die Menschen dies tun konnten. Wie sie ihre Familien, ihre Freunde und ihr zu Hause so plötzlich zurücklassen konnten. Damals war mir bewusst, dass vieles in unserem Land geändert werden musste. Doch dachte ich aus meiner jugendlichen Perspektive, dies konnte nur angepackt werden, wenn die Menschen bleiben und zusammenhalten.
unterwegs, analog, (c) Doreen Trittel
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Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.
von hehocra | Feb 11, 2019 | Gedichte |
annehmen
atmen
die Luft,
die uns die Welt schenkt
erfahren
die Wunder,
die uns die Jahreszeiten bereiten
spüren
die Energie,
die uns die Natur überreicht
annehmen
das Glück aus uns selbst
das Glück um uns herum
annehmen
2007, (c) Doreen Trittel
Kräuterstrauß, 2015, (c) Doreen Trittel
Dieser kleine Strauß erreichte mich einst in einer Zeit, in der meine Welt ins Wanken geriet. Noch heute beglückt mich diese kleine Geste, die von Herzen kam. #dankbar
von hehocra | Feb 10, 2019 | Gedichte, Collagen |
lang war die Nacht
mit dem leben heute
auf die erinnerungen und erfahrungen
in die vergangenheit blicken
und
mit den erinnerungen und erfahrungen
der vergangenheit
auf das heute blicken
fragen, betrachten, lernen
weit vorangekommen
voller stolz – ausruhen
ein lächeln auf den lippen
die gegenwart umarmen
auf das morgen freuen
(c) Doreen Trittel, 2005
Reise ins Innere, Collage, Nr. 2 von 7, 59×42 cm, 2017 (c) Doreen Trittel
Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski.
von hehocra | Feb 9, 2019 | 30 Jahre... - Kunst & mehr, Installationen, Ostdeutsches |
Im Sommer 1985 war ich in der Pionierrepublik am Werbellinsee. Das war eine große Auszeichnung, daher traute ich mich niemandem zu erzählen, dass ich mich einfach gemeldet hatte, als eine Lehrerin in den Klassenraum der Russisch-AG (Arbeitsgemeinschaft) rief: Wer möchte…? Auch wenn mir das niemand glaubt… Egal.
…1949 beschloss der Ministerrat der DDR den Bau der Pionierrepublik… Die Pionierrepublik Wilhelm Pieck orientierte sich in ihrer Gestaltung weitgehend am sowjetischen Allunions-Pionierlager Artek auf der Krim. Nachdem sie in den Anfangsjahren als Erholungsstätte für Kriegswaisen fungierte, diente sie in den Folgejahren bis 1989 der politischen Erziehung von Mitgliedern der Pionier- und FDJ-Organisation der DDR.
Nach Erweiterungen und Umbauten hatte die Anlage 1989 eine Fläche von insgesamt 1,1 km². Zu den Einrichtungen auf dem Lagergelände gehörten eine Kinderkrippe, eine Polytechnische Oberschule, Sporthallen, Cafés und eine mongolische Jurte.
Die Gesamtzahl der Besucher der Pionierrepublik wird auf etwa 400.000 geschätzt. Ab 1961 wurden auch internationale Sommerlager gestaltet, an denen auch Kinder ausländischer sozialistischer und kommunistischer Jugendorganisationen, auch aus westlichen Ländern, teilnahmen… (Wikipedia)
Sommer 1985, 1/2, 33 x 47 cm, 2012, (c) Doreen Trittel
Vor einigen Jahren habe ich diese Erfahrung zum Thema einer Installation gemacht. Sie beinhaltet den offiziellen Flyer und mein persönliches Tagebuch von damals.
Ja, meine Tage dort – es waren 6 Wochen – waren von Pionieraktivitäten geprägt: ständig das Halstuch tragen, zu besonderen Anlässen die komplette Pionierkleidung, Frühsport, Fahnenappelle, Wandzeitungen, Arbeiten in der Produktion, Kranzniederlegungen… Auf der anderen Seite erinnere ich mich an: Freunde, Nachtwanderung (eine erlaubte und eine nicht erlaubte), Eisessen, baden, Dampferfahrt, Feste, Theater und meinen ersten Kuss…
Sommer 1985, 2/2, 33 x 47 cm, 2012, (c) Doreen Trittel
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Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.
von hehocra | Feb 8, 2019 | Blogaktionen, Gedichte |
verändertes Leben
Abschied in der
Hoffnung auf ein
Wiedersehen in
der Veränderung
im Fluss des Lebens
gemeinsam den
Weg oder allein
das Leben leben
verdrängen den
Schmerz akzeptieren
aushalten mit dem
Blick zum Licht
daran wachsen
durch sich selbst
vertrauen formen
anpacken handeln
sehnsüchtig
mit viel Energie
pause ausruhen
in sich kehren
bereit für den
Lauf des Lebens
Träume Ziele
mit der Vergangenheit
vereint neugierig
heute Zukunft
2007, © Doreen Trittel
Blüte mit Blütenblatt, (c) Doreen Trittel
von hehocra | Feb 7, 2019 | Gedichte, 30 Jahre... - Kunst & mehr |
mich sehen
mit meinen Augen
mit dem Verstand
mit dem Gefühl
von außen, von innen
mit jeder faser
mit allem, was geht
mit deinen Augen
mit euren Augen
bin das ich
seid das ihr
wir?
© Doreen Trittel, 2010
Selbstporträt, 2017, (c) Doreen Trittel
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Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.