von hehocra | Jan. 16, 2015 | Vielfalt |
Oft fragen sich Leute, wenn ich von meinem Anliegen, von meinem Atelier für Erinnerungen erzähle: Warum beschäftigst du dich mit Erinnerungen?
Diese Frage taucht auch bei mir immer mal wieder auf und Antworten formulieren sich…
Doch dann kam ich zu der Erkenntnis, dass nicht die Frage, Warum ich das mache? die Antwort liefert, sondern die Frage: Wozu beschäftige ich mich mit Erinnerungen?
Es gab Zeiten, da habe ich es als schwere Last empfunden, mich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Auch in mir waren die negativen Gedanken. Und dann begegneten mir ringsum Ratgeberbücher und Artikel zum Thema loslassen und aufräumen und ausmisten und Leichtigkeit 😉
Doch seit meiner Idee für das Atelier fühlt es sich für mich leicht an. Denn für mich ist deutlich geworden, dass die Vergangenheit für mich nicht ohne die Gegenwart und ohne die Zukunft geht. Erst dieser Zusammenhang macht für mich den Weg, meine Sicht, ja mein Leben aus. Als wenn ich ein Puzzleteil nach langem Suchen gefunden habe, so fühlt es sich an. Es passt jetzt zusammen. Und darin ist ganz viel Loslassen und Leichtigkeit. Und wo ich so in den letzten Tagen, angeregt durch Deine Zeilen, darüber nachgedacht habe, wurde mir auch klar, dass ich nicht in der Vergangenheit lebe, sondern: Ich lebe mit meiner Vergangenheit. Für mich selbst ist die künstlerische Auseinandersetzung auch ein Verarbeiten und Loslassen.
Eine Künstlerin aus Bremen, mit der ich vor einigen Monaten ins Gespräch gekommen bin, ist fasziniert von meinem kreativen Tun, aber auch gleichzeitig sehr erstaunt, wie ich als junger Mensch (Sie ist über siebzig.) mich überhaupt mit der Vergangenheit so interessiert und begeistert auseinandersetze. Sie kenne dies garnicht. In ihrem Leben ging es immer mit aller Energie um das Jetzt. Das kann ich dagegen nicht so richtig nachempfinden, weil ich es so nicht kenne.
Ich denke auch, dass ich meinen Hang zur Vergangenheit zum Teil von meinem Vater ‚geerbt‘ habe. Wir teilen unser Interesse für unsere Familiengeschichte, wir sammeln und bewahren beide gern. …
Dann gibt es Erinnerungen bzw. Themen, die sich immer wieder in mein Jetzt drängen. Und um Weiterzukommen, ist es für mich wichtig, mich mit Vergangenem auseinanderzusetzen, so dass es seinen Platz im Morgen finden kann. Und immer wieder tauchen da meine Erinnerungen aus meiner Kindheit in der DDR auf. Auch die Umbruchszeit, die Wende ist noch ein Thema, was immer wieder da ist. Vor vielen Jahren habe ich mal in einem interessanten Spiegelartikel die Bezeichnung „Deutsche/r mit sozialistischem Migrationshintergrund“ gelesen. Ich finde dies so treffend, so dass ich mich selbst seitdem auch so sehe. Ich bin in einer anderen Gesellschaft, als die, die wir heute erleben, bzw. als die, von der ein Großteil der Deutschen erzählt, groß geworden bzw. aufgewachsen. Jeder hat seine ganz persönlichen Erfahrungen gemacht. Und ich interessiere mich sehr dafür. Mir ist es gleichzeitig sehr wichtig, auch von meinen Erfahrungen zu erzählen. Für andere, um sich vielleicht darin wieder zufinden, oder um sich selbst zu erinnern oder um seinen eigenen Blick weiten zu können…
Gestern * Heute * Morgen
Wir sind die Summe unserer Erfahrungen. (Preutice Mulford)
Erst die Summe unserer Erinnerungen, die schönen und die traurigen machen uns zu dem, was wir sind. (unbekannt)
Ich denke, alles hat seinen berechtigten Platz in uns: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Vermisse ich etwas? Suche ich etwas in der Vergangenheit, was ich heute vermisse, was ich mir zurück wünsche?
Mir geht es nicht darum, dass ich etwas vermisse, dass ich an bestimmte Punkte zurück möchte oder dass ich vor lauter Erinnerungsgekrame nicht im Heute leben kann. Es geht mir darum, zu reflektieren, zu bewahren, loszulassen.
von hehocra | Dez. 27, 2014 | Vielfalt |
Zwischen den Jahren ist für mich die Zeit, um das Jahr Revue passieren zu lassen, inne zuhalten und nach vorn zuschauen. So nahm ich mir meine Tagebücher von 2014 zur Hand, machte es mir gemütlich und blätterte und las… Später schaute ich auch durch ein paar digitale Foto-Ordner und erinnerte mich…
Erstaunlich, was nicht mehr in meinen Erinnerungen ist, was sich unbewusst seinen Weg bahnte, was sich mir rückblickend erschließt, was sich alles so ereignet hat und wie stolz ich auf vieles sein kann.
Meine Rückschau auf das jeweilige Jahr sah in den früheren Jahren anders aus, umfangreicher vielleicht. Oft habe ich Collagen aus ausgewählten Fotografien und Collagen aus Sätzen meiner Tagebuchnotizen gebildet. Aber dies verändert sich, nicht allein dadurch, dass mir nicht die dafür nötige Zeit bleibt, aber auch weil ich irgendwie im Gefühl habe, dass dies alles in mir ist und es der äußeren Darstellung nicht bedarf. Es ist gut so, wie es ist.
Es ging um Mut: Wie mutig bin ich? Gerade im Hinblick auf die Gründung meines virtuellen Ateliers für Erinnerungen. Damit ging auch der Abschied von meinem wortmehr-blog einher. Der Blog zum Atelier hehocra-Blog wurde geboren. Eine Schlüsselrolle bei der Frage, wie mutig ich bin, spielte die Ausstellung „Sie. Selbst. Nackt.„, die ich Anfang des Jahres in Bremen besuchte. Es ging um Neuentdeckungen: Dabei denke ich gern an Istanbul zurück, das ich mit meinem Mann auf unsere eigene Art und Weise entdeckt habe. Es ging um frühere Erinnerungen: Wie gehen wir mit Erinnerungen gesellschaftlich um? Zum 25. Mal jährte sich der Mauerfall. Ich habe mich erinnert… Auch auf kreativen Wegen versuchte ich mich neu bzw. anders als bisher – Transfer, Collagen, unscharfe Fotografien und anderes mehr. Es ging um Ängste, Erkenntnisse und Achtsamkeit: Immer wieder beobachten, hinterfragen, lernen, im Moment sein, liebevoll zu sich und anderen, dankbar sein, anerkennen… Und es ging um vieles andere tiefgreifende mehr.
Ich habe mich meinen Erinnerungen an das Jahr 2014 gewidmet, meinem Jahr und meinen Erinnerungen. Dadurch haben sich meine Erinnerungen wieder verändert, auch im Gespräch mit anderen. …Und daraus formulieren sich in den nächsten Tagen Ziele, Gedanken, Ideen für das kommende Jahr. Gestern – Heute – Morgen. Auf lateinisch: Herie – Hodie – Cras.
Jetzt mache ich es mir wieder auf dem Sofa gemütlich und schlürfe meinen Tee. Wie schaut Ihr zurück? Schaut Ihr überhaupt zurück?
von hehocra | Dez. 27, 2014 | Vielfalt |
Lass uns
Ich bin das Lichtkind in dir
lass uns tanzen durch die Welt
singen, lachen
Ich bin das Farbenkind in dir
lass uns verschenken den Regenbogen
malen, schreiben
Ich bin das Mondkind in dir
lass uns treiben im Meer
vertrauen, fühlen
Ich bin das Sternenkind in dir
lass uns erhellen den trüben Tag
reden, schweigen
Ich bin das Blumenkind in dir
lass uns liegen im duftenden Gras
spüren, genießen
Ich bin die Sehnsucht in dir
lass uns umarmen deinen Traum
leben, lieben
(c) hehocra
Zum Text: In diesem Zusammenhang auch diese Zeilen; vor langer Zeit geschrieben und heute neu gesehen.
von hehocra | Dez. 26, 2014 | Vielfalt |
Komm mit mir! Lass uns auf Reisen geh`n, neue Wege beschreiten, die Ferne erkunden. Komm mit mir! Lass uns genießen, erleben, spielen, uns im Augenblick verlieren. Du schaust so fragend? Erkennst du mich nicht? Ich bin`s, das Lichtkind in Dir, deine Sehnsucht, dein Lachen. Sag jetzt nicht, du hast mich vergessen. Ich bin es! Wo bist du, wo bist du nur in deinen Gedanken, dass du mich nicht erkennst, dass du mich fragend anschaust? Du denkst, wir sind uns nie begegnet? Erinnere dich! Der graue Alltag, du sagst, der graue Alltag hat dich in Anspruch genommen. Er ließ dir keine Ruh, versperrte dir mit seinem Nebel den freien Blick. Gib mir deine Hand und komm mit mir! Hab keine Angst! Komm mit mir und lass uns durch den Sommerregen tanzen. Lass uns auf weichen Wolken schweben, über weite Wiesen gehen und unzählige Seifenblasen in den Himmel schicken. Lass uns mit den Schmetterlingen fliegen und durch hohe Getreidefelder laufen. Lass uns auf Sonnenstrahlen hüpfen und mit dem neuen Tag lachen. Komm, lass uns die Welt umarmen, lass uns das Leben lieben.
(c) hehocra
Diesen Text habe ich 2005 geschrieben. Das ist lange her. Gestern musste ich daran denken. Weihnachten, jetzt, wo das Licht am Tag der Wintersonnenwende neu geboren wurde, wo das Christkind auf die Welt kam, wo uns die Sterne leuchten und die Schneeflocken vom Himmel tanzen. Der Text entstand in einem anderen Zusammenhang, aber mit dem, was ich in der Zwischenzeit erlebt habe, mit meinen alten und neuen Erinnerungen bekommt dieser Text eine andere Bedeutung.
von hehocra | Dez. 13, 2014 | Vielfalt |
Meine jüngsten Erinnerungen beziehen sich auf den heutigen Tag: Ich konzentrierte mich auf unscharfe Beobachtungen mit meiner Kamera.
Ich mag unscharfe Bilder sehr gern, wenn die Unschärfe für mich Emotionen transportiert und Raum für eigene Interpretationen lässt. Unschärfe als Stilmittel finde ich unglaublich spannend. Mal schauen, was draus noch entstehen wird. Hier ein paar Beispiele meines heutigen Übungsfeldes:
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von flic.kr zu laden.
Inhalt laden
– etwas vor das Objektiv halten; in diesem Fall eine Folie –
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von flic.kr zu laden.
Inhalt laden
– den Zoom vom Objektiv während der Belichtungszeit bewegen –
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von flic.kr zu laden.
Inhalt laden
– bewusst unscharf stellen und gleichzeitig die Kamera während der Belichtungszeit verwackeln –
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von flic.kr zu laden.
Inhalt laden
– bewusst unscharf stellen, d.h. ohne Fokus Arbeit –
Setzt Ihr die Unschärfe bewusst in Euren Bildern ein? Was möchtet Ihr damit ausdrücken? Welche Art der Unschärfe mögt Ihr besonders?
Ich schaue mal, wozu ich noch inspiriert werde und überlege mir dann, welche Unschärfe ich für welches Thema einsetzen möchte. Vielleicht kommt das aber auch beim Tun. Irgendwie ist das bei mir immer ein Mix aus allem und dann wird es doch irgendwie anders 😉
von hehocra | Mai 4, 2014 | Vielfalt |
Irgendwie finde ich noch nicht den richtigen Anfang hier in meinem Blog. Vielleicht muss ich auch erst noch einmal über das Layout schlafen, das ich gerade eingerichtet habe. Vielleicht… Ach, ich weiß auch nicht. So schreibe ich einfach drauf los und hoffe, dass damit der erste Beitrag geschrieben und die Angst vor dem weißen Blatt, vor dem noch leeren Blog verschwinden wird.
Dabei ist das Bloggen nicht neu für mich. 2007 startete ich als wortmeer meinen ersten Blog, einen Tagebuch-Blog. Dort sammelte ich fotografische, poetische, textile und andere kreative Tropfen aus dem Meer meines Lebens. 2012 begann ich, parallel in einem neuen Blog gesammelte Grabinschriften, poetische Worte des Abschieds und entsprechende Fotografien aus meinem Archiv zusammenzutragen und zu veröffentlichen. Seit 2013 ruhen beide Blogs. Ich gönnte mir eine Auszeit, um mir darüber klar zu werden, was ich möchte und wie ich meine vielfältigen kreativen Kenntnisse und Erfahrungen zusammenführen kann. Hieraus entstand die Idee für mein Atelier für Erinnerung & Veränderung. Diese Idee basiert auf meiner Neugier für (Auto)Biografisches, für persönliche Geschichten, sei es in Form von Büchern oder künstlerischen Darstellungen, und darauf, selbst aus meinem Leben erzählen zu wollen. Parallel dazu entwickelte ich eine Einzelausstellung anlässlich meines 40. Geburtstages.
Ja, dieser kleine Rückblick wird mein erster Beitrag hier in meinem Blog sein. Ich baue meinen Blog nach und nach auf, d.h. es werden natürlich weitere Beiträge folgen (Vorwarnung: Ich habe viele Ideen.). Auch kommt eine eigene Seite mit Informationen zu mir, meinem Atelier und meinem Blog. Lasst Euch überraschen und bleibt dran. Ich freue mich über jeden Eurer Besuche, Kommentare und Rückmeldungen.
Viele Grüße, Doreen