Ein Ausstellungstipp für Wien aus London, geschrieben in Berlin. Verwirrend? Dann von vorn: Anfang diesen Jahres war ich in London. Dort besuchte ich die großartige Ausstellung „Feminist Avant-Garde“. Und diese Ausstellung ist jetzt, noch bis zum 3. September 2017, in Wien zu sehen: WOMAN. FEMINISTISCHE AVANTGARDE DER 1970ER-JAHRE aus der SAMMLUNG VERBUND. Und diesen Beitrag schreibe ich von zu Hause, aus Berlin.

Also, wer in Wien lebt, dort gerade Zeit verbringt oder eine Reise plant, dem empfehle ich diese Ausstellung. In über 150 gezeigten Werken hinterfragen über 30 Künstlerinnen das damals noch vorherrschende traditionelle Bild der Frau. Sie stellen sich selbst und ihren Körper schonungslos in den Mittelpunkt. Die Ausstellung ist zum einen ein zeitgeschichtliches Zeugnis der damaligen internationalen Frauenbewegung von Künstlerinnen aus den 70iger Jahren und zum anderen ist sie für das heutigen Engagement in Sachen Gleichberechtigung sehr inspirierend.

Die vielen verschiedenen Werke der ausstellenden Künstlerinnen beeindrucken mich immer wieder und ermutigen mich persönlich, meinen Weg in der Kunst selbstbewusst und offen weiterzugehen, keine Angst vor unbequemen Themen zu haben, sie anzusehen und ihnen in meinen Werken Ausdruck zu geben.

 

Annegret Soltau, Erinnerung (Schwanger-Sein II), 1979/ 1980, Video

Annegret Soltau, Erinnerung (Schwanger-Sein II), 1979/ 1980, Video

 

Karin Mack, Zerstörung einer Illusion, 1977, Fotografien

Karin Mack, Zerstörung einer Illusion, 1977, Fotografien

 

Katalin Ladik, Poemim (Series A), 1978, Fotografien

Katalin Ladik, Poemim (Series A), 1978, Fotografien

 

Katalin Ladik, Video mit Spiegelung im Fenster, London

Katalin Ladik, Video mit Spiegelung im Fenster, London

 

Francesca Woodmann, o.T., Rome 1977-78, Ausschnitt eines lebensgroßen Fotoabzuges (Tapete im Treppenhaus der Ausstellung, London)

Francesca Woodmann, o.T., Rome 1977-78, Ausschnitt eines lebensgroßen Fotoabzuges (Tapete im Treppenhaus der Ausstellung, London)

 

Kirsten Justesen, Sculpture #2, 1969, Fotografie und Karton

Kirsten Justesen, Sculpture #2, 1969, Fotografie und Karton

 

Kirsten Justesen ist mir bereits in Berlin begegnet und hat mich mit ihren Werken, darunter auch diese Fotografie mit Karton, sehr beeindruckt: Genau 3: Meine Highlights von der Berlin Art Week (2016).

Die Ausstellung macht sehr beeindruckend deutlich, welchen Einschränkungen Frauen in dieser Zeit noch ausgesetzt waren. Aus diesem Blick heraus kann ich nachvollziehen, weshalb die Künstlerin Marina Abramovic sich bewusst gegen Kinder und damit gegen das Muttersein entschieden hat. (Frühere Beiträge hierzu: Muss ich meine Mutterrolle opfern, um als Künstlerin erfolgreich zu sein? & Rabenmütter und andere Fundstücke) Leider haben es Künstlerinnen und insbesondere Künstlerinnen mit Kindern heutzutage immer noch schwer, sich auf dem Kunstmarkt im Vergleich zu männlichen Kollegen zu behaupten. Darüber hinaus sage ich: Unsere Welt braucht Feminismus.

Unter dem Titel „Feministische Avantgarde: Kunst der 1970er-Jahre – Sammlung Verbund, Wien“ ist auch ein Buch, ein Bildband erschienen: Link zum Buch auf der Verlagsseite.

Hier ist der Link zur aktuellen Ausstellung im „mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig wien“: WOMAN FEMINISTISCHE AVANTGARDE DER 1970ER-JAHRE aus der SAMMLUNG VERBUND. Sie ist noch bis zum 2. September 2017 zu sehen.