In diesem Jahr fand die Textile Art Berlin das letzte Mal in der Carl-von-Ossietzky-Schule in Berlin-Kreuzberg statt. Im kommenden Jahr startet die Messe an einem neuen Ort. Ich hoffe, dass dieser Wechsel neuen Schwung bringen wird. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die Messe diesen gebrauchen kann. Aber vor dem Ausblick auf das kommende Jahr, möchte ich heute von der diesjährigen Textile Art Berlin berichten. Denn ein paar interessante Entdeckungen habe ich wieder machen können.

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Gleich zu Beginn waren wieder die vielfältigen, kleinen, feinen Beiträge des geschlossenen Wettbewerbs zu sehen. Ich habe diese vier Bilder mal herausgegriffen, um sie Dir zu zeigen – aber auch, weil ich diese von den Materialien oder den Inhalten am faszinierendsten fand. Oben links eine Arbeit von Eva Lippert. Sie hat hier unter anderem Fotografien verarbeitet. Durch die Fotostreifen und Fäden wirkt die Arbeit wie gewebt. Die Stadtansicht mit Radfahrer von Sonja Wedemeyer war im Vergleich zu den farbigen und bis ins Detail vielfältig ausgearbeiteten Werken eine gelungene, schlichte Abwechslung. Eva Mühlebach hat ein altes sw-Foto von einer Frau und einem Kind, die am Wegesrand sitzen, gestaltet. Dieses Bild lässt mich in eigenen Erinnerungen schwelgen und werfen Fragen auf: Wo schauen die beiden so neugierig hin? Sind dies Oma und Enkelin? In welchem Sommer entstand diese Aufnahme?… Einen fliederfarbenen BH hat Pia Fischer in ihrer Mixed-Media-Collage ins Zentrum gesetzt. Dabei musste ich schmunzeln und an meinen BH-Organizer denken, den ich mal entwickelt hatte.

Von oben links im Uhrzeigersinn:

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Auf meinem weiteren Weg durch die Flure und Räume der Schule gab es faszinierende Verbindungen zu entdecken. Lavendel und andere Küchenkräuter wurden von Renate Weber zu liebevollen Bildern verwebt. Gertrud Brauner-Baumgartner, wo(h)llgefühl, hat Treibholz und Filzelemente zu zauberhaften Skulpturen geformt. Beton und Filz? Wie wunderbar diese Elemente zusammenpassen zeigt Klaudia Al-Halawani mit ihren Werken: Schote und Kerben.

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Zwischendurch habe ich diese tollen Studien gefunden. Schülerinnen und Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule haben sw-Fotografien ihrer Schule mit verschiedenen Materialien bearbeitet.

Mixedmedia-Arbeiten von SchülerInnen der Carl-von-Ossietzky-Schule, Berlin Kreuzberg

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Die internationale Gruppe Quilt Art präsentierte ihre Werke unter dem Titel „QA30 – Small Talk“. Folgende Arbeiten zogen mich ganz besonders in ihren Bann. Oben links ein Ausschnitt der Arbeit „Connections“ von Eszter Bornemisza aus Ungarn. Auf dem großen Bild sind Texte und Aufnahmen von Bäumen mit verschiedenen Lagen von Sandra Meech aus England mit dem Titel „Reality and Rhetoric No 2“ verarbeitet. (Hier passen die Farben sogar zum türkisen Farbstreifen der Schule.) Die Serie mit Textilcollagen mit Worten und Zahlen auf grauem Hintergrund bzw. grau gerahmt stammen von Jette Clover aus Belgien: „Letter Forest“.

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Sehr stark berührt haben mich die folgenden Arbeiten. Auf dem ersten Bild, ich hoffe, Du kannst sie erkennen, sind Gasmasken von Neringa Kiseliene aus bunten Stoffen genäht und hängen an den Garderobenhaken eines Klassenzimmers. Gasmasken an sich wirken auf mich zunächst sehr bedrohlich. Doch durch die Verarbeitung mit farbenfrohen Textilien bekommt diese Wirkung etwas Irritierendes. Auf der Website der Textile Art Berlin gibt es hier eine Fotografie der Diplomarbeit „Accessoire-Gasmasken“. Diese Arbeit war Teil der Präsentation von der VDA Kunstfakultät Kaunas aus Litauen unter dem Titel „ÖKO – MINT“.

Gasmasken

Das zweite Bild zeigt ein ziemlich düsteres textiles Mandala von Doreen Stenzel, deren Arbeiten sich ansonsten durch Helligkeit und Leichtigkeit auszeichnen. Der Titel „Ahnenfrieden/ peace of ancestry“ hat mich in die helle Mitte ziehen lassen, weil mich dieses Thema selbst gerade umtreibt.

Ahnen, Doreen

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Die Arbeiten von Barbara Füreder, von denen ich selbst leider kein Foto gemacht habe, gehen mir auch noch nach. Sie betrachtet „MÄRCHEN als REISEbegLEITER“. Märchen spielen ja nicht nur während unserer Kindheit eine Rolle, sondern wirken – oft unbewusst – ein Leben lang. Sie können uns durch Veränderungsprozesse und durch unseren Alltag begleiten. Da ich dieser Erkenntnis immer mehr begegne und ich meiner Tochter Märchen vorlese, fand ich die künstlerische Auseinandersetzung damit sehr spannend.

Die farbenfrohen Hinweise auf dem Weg zur Messe waren wie in den Jahren zuvor auch herrlich bunt gestaltet und hatten etwas vertrautes. Aber nun bin ich gespannt auf den neuen Ort im kommenden Jahr, dem Phorms Campus Berlin Mitte, in der Ackerstraße 76, 13355 Berlin.

Farbenfrohe Hinweise auf dem Weg zur Textilen Art Berlin

Warst Du auch bei der Textile Art Berlin? Was waren Deine Highlights? Falls Du hast, schick mir doch einen Link von Deinen Eindrücken.

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