von hehocra | Jul 21, 2016 | Vielfalt |
Noch bis zum 21.8.2016 ist im Martin-Gropius-Bau die Ausstellung „No it is!“ des südafrikanischen Künstlers William Kentridge zu sehen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bisher noch nie etwas von ihm gehört oder von seinen Werken gesehen habe. Dabei wurden verschiedene Arbeiten des 61jährigen bereits im MOMA, in der Tate und auf der Documenta gezeigt. Durch den Tipp eines befreundeten Künstlers bin ich kürzlich neugierig ins Museum gegangen.
Der Ursprung aller seiner Werke ist das Zeichnen. Kentridge zeichnet viel auf Buchseiten oder gefundenen Papieren. Er gestaltet Skulpturen, mehrdimensionale Collagen. Er macht Filme, die vorwärts und rückwärts laufen. Er füllt ganze Räume mit seinen Installationen. Eine Vielfalt, die ich sehr anregend finde.
In einer Wunderkammer, die die Atmosphäre seines Studios, wiedergibt, liegt ein Buch, in dem man blättern kann. Über mehrere Seiten entwickelt sich ein gezeichnetes Telefon (die klassische Variante mit Hörer) über einen weiblichen Akt hin zu einer Espressokanne. An einem anderen Tisch blättert die Kamera in diesem Buch und die Bilder lernen laufen – ein Video à la Daumenkino.
Die Filme von Kentridge stellen gewohnte Sichtweisen auf den Kopf. Dabei agiert er mitunter selbst vor der Kamera. Bilder werden rückwärts gemalt, ein Bild entsteht aus der Zerstörung, Zeichnungen werden umgeblättert oder weggewischt.
Die Freude und der Spaß am vielseitigen Experimentieren, an der Irritation und am Überschreiten von Grenzen fand ich unglaublich bereichernd. Der Besuch dieser Ausstellung hat mich selbst wieder ins kreative Tun gebracht. In diesem Sinne sende ich Dir inspirierte Grüße und mache mich gleich wieder ans Werk.
Warst Du zufällig auch schon in dieser Ausstellung? Wie waren Deine Eindrücke?
Ausstellung: No it is!, William Kentridge, bis zum 21.8.2016 im Martin-Gropius-Bau, Berlin
von hehocra | Jul 18, 2016 | Fundstücke |
Es ist schon einige Zeit her, da erreichten mich diese zauberhaften Postkarten. Es sind Collagen aus den inspirierenden Schreibtischwelten von Lucia.
In ihrem Beitrag Mein Vogel und ich stellte sie die Karten vor und fragte nach unserem Vogel 😉 Bei den Collagen lag dieser, mein Vogel nahe: „…Mein Vogel? … Das ist bei mir auch, Zeitschriften, Prospekte, Schnipsel für Collagen sammeln. Mein Mann muss immer schmunzeln. Und Schachteln, Kartons und Beutelchen… Ich verstaue halt gern…“
Später schrieb Lucia auch auch etwas …etwas über meine Vögel. Ihre Collagen sind aus Prospekten und Zeitschriften ihrer Russlandreise entstanden. Ich erfreue mich immer noch sehr an den wunderschönen Karten.
In diesem Sinne wünsche ich Dir eine fröhlich beschwingte Woche. Magst Du mir Deinen Vogel verraten?
Für das Fotoshooting habe ich die Karten neben bzw. über den Balkonpflanzen positioniert. Die untere POSTKARTE ist sogar ein Original aus dieser Serie. Hach, ich bin immer noch ganz beseelt, ja auch Wochen später.
ps: Lucia ist neben Ghislana vom Blog Jahreszeitenbriefe eine der beiden Initiatorinnen vom Bilder-Pingpong, wo ich sehr gern mitmache. Nach einer Sommerpause geht es dort am ersten Dienstag im September weiter.
von hehocra | Jul 15, 2016 | Collagen |
Kürzlich hatte ich eine meiner Collagen in der Hand oder vielmehr die einzelnen Teile davon. Da fiel mir ein, dass ich Dir noch gar nicht von meinem Missgeschick erzählt habe.
Im September vergangenen Jahres stellte ich Dir eine neu gefertigte Collage vor: Auf Pappe. Ich habe darin versucht, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, was es heißt Halluzinationen zu haben. Eine mir sehr nahe stehende Person hatte diese Erfahrung gemacht, während sie langsam, über mehrere Tage aus einem künstlichen Koma erwachte. Ich begleitete sie dabei und ahnte nichts von den damit verbundenen Halluzinationen. Dies erfuhr ich erst später von ihr. Darauf hin entstand diese Collage.
Vier, fünf Monate später wollte ich ein paar Visitenkarten aus Pappe selbst gestalten. Es sollten kleine Unikate werden, weil ich gerade dabei war, mein Design und meine Website umzustellen und ich noch keine gedruckten Visitenkarten habe. Hierfür nahm ich ein paar Pappen zur Hand und zerschnitt sie, mit der weißen Seite oben. Dafür nahm ich meine Schneidemaschine zu Hilfe: ratsch und ratsch…
Dann legte ich die Stapel vor mir auf den Tisch, nahm eine Pappkarte nach der anderen und versah sie mit Fotoausschnitten, meinem Namen und meiner neuen Webadresse.
Irgendwann hielt ich eine Karte in der Hand, bei der sich auf der Rückseite ein Ausschnitt meiner Collage offenbarte… Schnappatmung. Schock. Meine Collage zerstört. Kaputt. Oh nein. Oh nein. Was habe ich getan?
Nachdem ich wieder zu meinem Atem fand, kam mir der Gedanke, dass das jetzt wohl irgendwie so sein musste und irgendwie auch zu etwas gut sein musste. Einen Moment später begann ich zu puzzeln…
…und ich muss gestehen, so fühlt sich das Bild für mich noch viel besser und stimmiger an. Dieses Missgeschick musste so sein. Ich selbst wäre niemals drauf gekommen, die Collage zu zerschneiden.
Ist Dir auch schon mal ein Missgeschick bei Deinem kreativen Tun passiert, was sich im Nachhinein als glücklicher Zufallstreffer herausstellte? Ich bin gespannt auf Deine Geschichte.
von hehocra | Jul 11, 2016 | Vielfalt |
In diesem Jahr fand die Textile Art Berlin das letzte Mal in der Carl-von-Ossietzky-Schule in Berlin-Kreuzberg statt. Im kommenden Jahr startet die Messe an einem neuen Ort. Ich hoffe, dass dieser Wechsel neuen Schwung bringen wird. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die Messe diesen gebrauchen kann. Aber vor dem Ausblick auf das kommende Jahr, möchte ich heute von der diesjährigen Textile Art Berlin berichten. Denn ein paar interessante Entdeckungen habe ich wieder machen können.
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Gleich zu Beginn waren wieder die vielfältigen, kleinen, feinen Beiträge des geschlossenen Wettbewerbs zu sehen. Ich habe diese vier Bilder mal herausgegriffen, um sie Dir zu zeigen – aber auch, weil ich diese von den Materialien oder den Inhalten am faszinierendsten fand. Oben links eine Arbeit von Eva Lippert. Sie hat hier unter anderem Fotografien verarbeitet. Durch die Fotostreifen und Fäden wirkt die Arbeit wie gewebt. Die Stadtansicht mit Radfahrer von Sonja Wedemeyer war im Vergleich zu den farbigen und bis ins Detail vielfältig ausgearbeiteten Werken eine gelungene, schlichte Abwechslung. Eva Mühlebach hat ein altes sw-Foto von einer Frau und einem Kind, die am Wegesrand sitzen, gestaltet. Dieses Bild lässt mich in eigenen Erinnerungen schwelgen und werfen Fragen auf: Wo schauen die beiden so neugierig hin? Sind dies Oma und Enkelin? In welchem Sommer entstand diese Aufnahme?… Einen fliederfarbenen BH hat Pia Fischer in ihrer Mixed-Media-Collage ins Zentrum gesetzt. Dabei musste ich schmunzeln und an meinen BH-Organizer denken, den ich mal entwickelt hatte.
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Auf meinem weiteren Weg durch die Flure und Räume der Schule gab es faszinierende Verbindungen zu entdecken. Lavendel und andere Küchenkräuter wurden von Renate Weber zu liebevollen Bildern verwebt. Gertrud Brauner-Baumgartner, wo(h)llgefühl, hat Treibholz und Filzelemente zu zauberhaften Skulpturen geformt. Beton und Filz? Wie wunderbar diese Elemente zusammenpassen zeigt Klaudia Al-Halawani mit ihren Werken: Schote und Kerben.
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Zwischendurch habe ich diese tollen Studien gefunden. Schülerinnen und Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule haben sw-Fotografien ihrer Schule mit verschiedenen Materialien bearbeitet.
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Die internationale Gruppe Quilt Art präsentierte ihre Werke unter dem Titel „QA30 – Small Talk“. Folgende Arbeiten zogen mich ganz besonders in ihren Bann. Oben links ein Ausschnitt der Arbeit „Connections“ von Eszter Bornemisza aus Ungarn. Auf dem großen Bild sind Texte und Aufnahmen von Bäumen mit verschiedenen Lagen von Sandra Meech aus England mit dem Titel „Reality and Rhetoric No 2“ verarbeitet. (Hier passen die Farben sogar zum türkisen Farbstreifen der Schule.) Die Serie mit Textilcollagen mit Worten und Zahlen auf grauem Hintergrund bzw. grau gerahmt stammen von Jette Clover aus Belgien: „Letter Forest“.
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Sehr stark berührt haben mich die folgenden Arbeiten. Auf dem ersten Bild, ich hoffe, Du kannst sie erkennen, sind Gasmasken von Neringa Kiseliene aus bunten Stoffen genäht und hängen an den Garderobenhaken eines Klassenzimmers. Gasmasken an sich wirken auf mich zunächst sehr bedrohlich. Doch durch die Verarbeitung mit farbenfrohen Textilien bekommt diese Wirkung etwas Irritierendes. Auf der Website der Textile Art Berlin gibt es hier eine Fotografie der Diplomarbeit „Accessoire-Gasmasken“. Diese Arbeit war Teil der Präsentation von der VDA Kunstfakultät Kaunas aus Litauen unter dem Titel „ÖKO – MINT“.
Das zweite Bild zeigt ein ziemlich düsteres textiles Mandala von Doreen Stenzel, deren Arbeiten sich ansonsten durch Helligkeit und Leichtigkeit auszeichnen. Der Titel „Ahnenfrieden/ peace of ancestry“ hat mich in die helle Mitte ziehen lassen, weil mich dieses Thema selbst gerade umtreibt.
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Die Arbeiten von Barbara Füreder, von denen ich selbst leider kein Foto gemacht habe, gehen mir auch noch nach. Sie betrachtet „MÄRCHEN als REISEbegLEITER“. Märchen spielen ja nicht nur während unserer Kindheit eine Rolle, sondern wirken – oft unbewusst – ein Leben lang. Sie können uns durch Veränderungsprozesse und durch unseren Alltag begleiten. Da ich dieser Erkenntnis immer mehr begegne und ich meiner Tochter Märchen vorlese, fand ich die künstlerische Auseinandersetzung damit sehr spannend.
Die farbenfrohen Hinweise auf dem Weg zur Messe waren wie in den Jahren zuvor auch herrlich bunt gestaltet und hatten etwas vertrautes. Aber nun bin ich gespannt auf den neuen Ort im kommenden Jahr, dem Phorms Campus Berlin Mitte, in der Ackerstraße 76, 13355 Berlin.
Warst Du auch bei der Textile Art Berlin? Was waren Deine Highlights? Falls Du hast, schick mir doch einen Link von Deinen Eindrücken.
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von hehocra | Jul 6, 2016 | Vielfalt |
Der Umzug ist geschafft. Die neue Website mit einem Willkommensgruß im Blog ist online… Und doch sitze ich hier und fühle die Leere des berühmten weißen Blatts Papier. Wo nehme ich den Faden wieder auf? Wo mache ich weiter? Wo beginne ich?…
Aber bevor ich mich in der Suche nach Antworten verliere, denke ich mir, dass es jetzt so sein soll. Das es richtig und gut so ist, wie es jetzt ist. Es gilt diesen Zustand dazwischen einfach auszuhalten. Es bewegt sich. Es arbeitet. Es ist nur nicht sichtbar, nicht greifbar. Aber ich weiß es, denn ich kenne es. Nur muss ich zugeben, dass es nach mehreren Wochen, in denen ich kontinuierlich an einer Sache dran war, nicht ganz so einfach ist, diese scheinbar unkreative Phase mit offenen Armen anzunehmen und nichts zu tun. Nichts tun? Irgendwie stimmt das ja auch nicht. Der Alltag ist voll mit Dingen, die zu tun sind. Widme ich mich den Punkten, die ich erledigen kann, ohne, dass sie großartige kreative Wege und Muße erfordern. Auch kann ich mir etwas gutes tun, das Leben genießen und mich daran erfreuen, dass ich diese Etappe auf meinem Weg geschafft habe. Ja, das tue ich und das tut mir gut.
Wie gehst Du mit solchen Phasen, in denen scheinbar nichts voran geht, um? Wie verbringst Du diese Wartezeit? Was sind Deine Erfahrungen?
Diesen Blütenkranz habe ich gestern gemacht. Es war ein Tag, der mich an meine Kindheit erinnerte. Viele sommerliche Bilder mit Wiesen, Feldern und Wäldern tauchten auf. Dabei kam mir auch in den Sinn, diesen Kranz zu binden.
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von hehocra | Jun 28, 2016 | Vielfalt |
Herzlich Willkommen in meinem neuen Zuhause: Eine neue Website, mit alten und neuen Inhalten im neuen Design. Ich freue mich sehr und bin gespannt, wie es Dir hier gefällt.
Mehrere Wochen habe ich daran gearbeitet. Viel neues Wissen habe ich mir aneignen können. Einige Knoten mussten aufgelöst werden. Immer wieder Änderungen, drüber schlafen und neue Ideen ausprobieren. Es war eine intensive, inspirierende und vor allem bereichernde Zeit. Mein Fazit: Einen Schritt nach dem anderen. * Viele kleine Schritte führen auch zum Ziel. * Good buy Perfektionismus. * Es gibt immer etwas zu tun, mache ich erst einmal eine Pause. (Das waren die Momente, in denen sich die Knoten gelöst haben.) * Und ich habe erfahren, wie groß die Schritte mitunter werden können, wenn man sich Hilfe an Bord holt. Diese bekam ich aus der Remise Steglitz, der Werkstatt für Unternehmen. Herzlichen Dank, an Euch drei: Kerstin Müller, Webprogrammierung , www.diewebgestalter.de / Katja Jaeger, Grafik- und Webdesign, www.design-jaeger-berlin.de / Susanne Jestel, Marketing und Kommunikation, www.jestelpr.de.
Gerade beim Stichwort perfekt muss ich gestehen, dass der Umzug noch nicht komplett abgeschlossen ist. Einige Kisten müssen noch ausgepackt und Kabel verknüpft werden. Ein paar Verluste beim Umzug der Kommentare muss ich noch verschmerzen. An einigen Ecken werde ich die Kanten noch abschleifen. Aber: Eines nach dem anderen.
Jetzt freue ich mich erst einmal über diesen großen Schritt und dass Du hier bist. Ich hoffe, es gefällt Dir hier. Wenn Dir etwas auf meiner neuen Website auffällt, freue ich mich über jeden Hinweis und Tipp.
Prost und sonnige Grüße, Doreen