Ja, ich bin eine Superheldin. Und Du bist es auch!

Ja, ich bin eine Superheldin. Und Du bist es auch!

Nur noch wenige Stunden und das Jahr 2020 ist Geschichte. Aber unsere Geschichte geht weiter. Doch jetzt zwischen den Jahren ist für mich der Moment, zurückzuschauen, bevor ich wieder nach vorne schaue. Gestern, heute, morgen – diese drei Worte verbergen sich hinter dem Titel meines Ateliers, meines Nicknamens: hehocra. Heri, hodie, cras – lateinisch für gestern, heute, morgen. In den Rauhnächten ist alles jetzt, so intensiv wie sonst wohl kaum im Laufe eines Jahres. Alles ist jetzt. Wo beginne ich meine Rückschau? Was stelle ich in den Vordergrund? Was lasse ich weg? Was habe ich sowieso vergessen? Wo höre ich auf? 365 Tage… Ach nein, 366 Tage. 2020 war ein Schaltjahr. Aber irgendwie ist das eine Information, die nicht wichtig ist. 

 

Selbstporträt, Februar 2020, (c) Doreen Trittel

Selbstporträt, Februar 2020, (c) Doreen Trittel

366 Tage

Aber halt, doch! Das ist sie! Diese Information ist sogar sehr wichtig. Denn an diesem Abend, am 29. Februar 2020 war lauschte ich den Liedern von Max Raabe und dem Palastorchester. Das war so wunderbar: „Guten Tag, liebes Glück…“ Ich erinnere mich, dass ich schon ein leichtes mulmiges Gefühl hatte. Corona war schon längst in Europa und auch in Deutschland angekommen. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir es nicht mehr lästig abwinken. Aber wir waren bei diesem Konzert und es war eine große Freude. 

 

Selbstporträt, Juli 2020, (c) Doreen Trittel

Das große, lästige und wie ein Brennglas wirkende C

Ich hätte meinen Rückblick gern ohne dieses alles dominierende Thema geschrieben. Aber es nützt ja nix. Es war da und es ist noch da. Es hat auch mein Jahr 2020 beeinflusst und geprägt. Es stellte uns vor Herausforderungen, von denen wir hier noch vor einem Jahr nichts ahnten. Die Welt hat sich in 2020 verändert. Und wir haben noch keine Vorstellung davon, wie sich diese Veränderungen auswirken werden. Wir stecken mittendrin.

 

Selbstporträt, April 2020, (c) Doreen Trittel

Immer wieder: Zurück zu mir

Ja, wir stecken mittendrin. Und deshalb fühlt sich der anstehende Jahreswechsel für mich auch nicht so richtig nach Abschied, nach Loslassen oder einen Übergang an, der mit dem 1. Januar abgeschlossen sein wird. Nein. Wir stecken mitten in der Veränderung und sie lässt sich nicht von unserem Kalender und auch nicht von den Jahreszeiten beeindrucken. Das klingt jetzt negativ. Oder ist es realistisch? Ich habe keine Ahnung. Es ist mein Gefühl und dem darf ich trauen. Das ist meine Aufgabe, mehr und mehr meinem eigenen Gefühl zu vertrauen und meinen eigenen Impulsen zu folgen. In dieser Hinsicht war 2020 definitiv eine wichtige Lektion für mich. Denn gerade bei den Unsicherheiten und Ängsten im Außen, war es eine enorme Herausforderung für mich, bei mir zu bleiben, in meiner Mitte stabil zu sein. Es ist mir nicht immer gelungen. Nachrichten, Berichterstattungen und auch die Ängste von Menschen in meinem Umfeld verunsicherten mich, ließen mich zweifeln, schürten meine Ängste. Aber bei allem wusste ich immer, ich möchte wieder in meine Mitte zurück. Ich muss in meine Mitte zurück. Denn ich habe ein Kind, für das ich gerade in dieser Zeit ein sogenannter Fels in der Brandung sein möchte – für mich selbst, für mein Kind und für meinen Mann. Das war und ist meine oberste Priorität. Das ist mir wieder einmal bewusst geworden. Viele Jahre habe ich mit meinem Brotjob als Sachbearbeiterin gehadert. In 2020 bin ich nicht nur durch einen Wechsel sondern auch durch die Sicherung meiner Existenz angekommen. Der kulturelle und künstlerische Bereich leidet sehr stark unter C. Das bekomme auch ich zu spüren. Aber durch diese Krise fühle mich mit der Aufteilung meiner Tätigkeiten, meinen zwei Standbeinen versöhnt und bin unendlich dankbar. Neben meiner kleinen Familie bin ich auch für meine Herkunftsfamilie, meine Eltern und für Freund:innen da. Ja, soweit es mir möglich ist. Auch das habe ich in 2020 erfahren, ich muss mit meinen Kräften und Energien haushalten. C hat hier einiges von uns abverlangt. Entscheidungen mussten getroffen werden, die zuvor selbstverständlich waren, über die wir nun aber plötzlich nachdenken mussten und das auch intensiv, allein mit sich und im Austausch gemeinsam. Das erforderte unglaublich viel Ressourcen, die an anderer Stelle fehlten. Gleichzeitig lenkten sie dadurch den Blick auf das Wesentliche. Und so manches, was mich lange Jahre begleitete, wollte nun losgelassen werden. Abschiede haben es in sich. 

 

Selbstporträt, Oktober 2020, (c) Doreen Trittel

Machst Du noch Pläne oder lebst Du schon?

ich schaue aus dem Fenster. Zwischen den Häusern, über den Dächern kann ich noch einen Hauch vom Sonnenuntergang wahrnehmen. Der Tag hat sich verabschiedet. Es ist zehn vor fünf. Heute war das Wetter schön. Wie es morgen wird? Das weiß ich noch nicht. Ich werde es sehen. Auch lasse ich mich vom Tag überraschen. Ich habe keine Pläne. 2020 war auch dadurch gekennzeichnet, dass sich Pläne von heute auf morgen ändern, dass sich Pläne nicht lohnen, dass es aber dennoch Orientierung braucht. Ich erinnere mich an intensive Gespräche mit Freund:innen, in denen wir uns gegenseitig immer wieder daran erinnerten, auf das eigene Gefühl zu vertrauen. Die Orientierung sind wir. Die Orientierung sind unsere eigenen Impulse. Ja, es gibt Regeln, die für unsere Gemeinschaft, für unsere Gesellschaft wichtig sind. Es gibt Regeln, die eingehalten werden müssen, ob ich sie nun für richtig halte oder nicht. Aber neben diesen Regeln gibt es auch immer wieder die eigene Orientierung, die eigenen Möglichkeiten, selbstwirksam tätig zu sein. Hier war und ist mir die Kunst, das eigene kreative Tun immer ein wichtiger Anker. Dies, so hoffe ich, konnte ich auch meinen Kund:innen vermitteln, ihnen dahingehend Impulse schenken und Orientierung bieten. Allein die Betrachtung des Wortes Veränderung und was sich für uns darin verbirgt, das aktive Gestalten mit den Händen, waren sowohl im Homeschooling als auch in Workshops eine gute Möglichkeit, den Fokus auf seine eigenen Erfahrungen und Ressourcen zu lenken. Das tat in vielerlei Hinsicht gut.

 

Selbstporträt, April 2020, (c) Doreen Trittel

Vom Ernten, Ankommen, kreativen Kooperationen und verrückten Kunst-Aktionen

Gerade in diesem Jahr waren wir sehr auf die Gegenwart bezogen. Und doch holte uns unsere Vergangenheit stärker ein als uns vielleicht bewusst ist. C präsentierte uns direkt oder auch indirekt viele Triggerpunkte, die Angst hervorriefen – mitunter große Angst. Und da kam es auch vor, dass unsere Vergangenheit missbraucht wurde und wird. Auch hier stecken wir mittendrin und dürfen unsere Hausaufgaben machen. Hierbei stehe ich mit meiner Kunst und meinen Impulsen gern zur Seite.

Im Herbst jährte sich die Deutsche Einheit zum 30. Mal. Hier denke ich an das Projekt „Von B nach B“ von der Fotografin Mina Esfandiari, bei dem ich mitwirken durfte. Und ich freue mich über „Schwalbenjahre“, einem Projekt der Fotografin Jessica Barthel, für das ich Einblicke in mein privates Fotoalbum gewährte. Für eine Folge des ZDF-Podcast „meine Wende. unsere Einheit?“ konnte ich meinen Weg der privaten und künstlerischen Auseinandersetzung mit meinen eigenen ostdeutschen Erfahrungen und Prägungen in wenigen Minuten zusammenfassen: Nicht nur Stasi und Rotkäppchen Sekt. Das hätte ich vor einem Jahr noch nicht gedacht, dass das geht. 

Mit der Künstlerin Susanne Haun habe ich weiter an unserem gemeinsamen Projekt „unvergleichlich GEMEINSAM“ gearbeitet. Wir waren mit zwei Bildern in der Galerie der Einheit bei den offiziellen Feierlichkeiten in Potsdam und wir haben über mehrere Tage auf Instagram und in unseren Blogs Einblicke in die gemeinsame Kunst, bestehend aus einer Installation, Collagen, Gesprächen und korrespondierenden Arbeiten gewährt. Dadurch waren wir nicht nur uns selbst sehr nahe, sondern konnten auch Anregungen in die Welt schicken. 

Und ich habe meine Ausstellung „Immer bereit!?“ ins Netz geholt. Aufbauend auf meinen Erfahrungen der letzten Jahre konnte ich eine Online-Ausstellungsseite mit Videos, Bildern und Texten, Empfehlungen und weiterführenden Links gestalten. Noch vor C beschäftigte mich persönlich mein eigener Leistungsanspruch, meinen inneren Erwartungen, „Immer bereit“ zu sein. Was zudem als verrückte Idee daher kam, entwickelte sich als spontan fröhliche Aktion, die bestimmt vielen Menschen mindestens ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Kathrin Möller, die Leiterin vom Frauenzentrum Paula Panke und ich haben in der Ausstellung vor Ort getanzt. Damit folgten wir einer Dance-Challenge, die schon seit Monaten weltweit viel Freude und Zusammenhalt verbreitet. 

 

Porträt Doreen Trittel, Dezember 2020, (c) privat

 

Ich bin eine stolze Superheldin

Bei allen kleinen und großen Herausforderungen in diesem Jahr bin ich enorm stolz auf mich. Ja, ich bin sehr stolz auf mich. Emotional habe ich so manche Parallelen zu den Veränderungen, die nach dem Mauerfall 1989 folgten, wahrnehmen können. Plötzlich war alles anders. Plötzlich galt das, was gestern richtig war, nicht mehr. Und davon sind alle Menschen um uns herum, eine ganze Gesellschaft betroffen. Es geht allen so in unterschiedlichen Ausprägungen. Wir sind alle mit Herausforderungen und Ängsten konfrontiert, die wir uns nicht ausgesucht haben. Und im Vergleich zu damals, da war ich 16 Jahre jung, fühle ich mich innerlich wesentlich stabiler und ja, auch erfahrener. Meine ganz persönlichen Erfahrungen mit Veränderungen und meine künstlerischen Aktivitäten rund um das Thema Veränderung kamen und kommen in dieser Zeit voll zum Tragen und es fühlt sich zwischendurch wie ernten an. Das macht mich stolz.

 

Du bist eine Superheldin, ein Superheld

Ich schreibe das hier nicht nur für die Blogparade von Anna Koschinski –  Warum ich ein*e Superheld*in bin – Helden-Storys. Sie hatte nämlich aufgerufen, uns unseren Superheld:innen-Kräften zuzuwenden und die zurückliegenden Monate Revue passieren zu lassen.

Ich schreibe das hier auch für mich, denn ich weiß, es wird auch wieder unsichere Zeiten und beängstigende Momente geben, Phasen, in denen ich mich in einem schwarzen Loch fühle. Denn in diesen Stunden und Tagen kann ich kaum oder gar nicht wahrnehmen, was ich schon alles gemeistert habe, was ich schon alles gewuppt habe.

Ich schreibe das hier auch für Dich, denn ich kann mir vorstellen, dass es Dir ähnlich geht. Auch wenn der Aufruft zur Teilnahme an der Blogparade mit dem Jahr 2020 endet, so möchte ich Dir dennoch die Anregung mit auf den Weg geben:

 

Mache Dir bewusst, was Du alles erfahren und bewältigt hast.

Erzähle davon, schreibe es auf. Denn es wird Dir gut tun. Es wird Dir helfen. 

 

Selbstporträt, September 2020, (c) Doreen Trittel

Für Dich gesammelt

So wie uns die #farbverrückt Reise von Katja Otto und mir gemeinsam mit Euch im Sommer und Herbst 2020 durch die Farben des Regenbogens hilft und weiterhin helfen wird. Ganz im Sinne der Maus Frederick haben wir Farben, das Bunt für den Winter, für Durststrecken, für herausfordernde Stunden und Tage, Wochen und Monate gesammelt. Solltest Du noch Farben gebrauchen können, dann habe noch etwas für Dich: Du kannst Dir einen der noch vorhandenen #farbverrückt Kalender 2021 oder ein #farbverrückt Mini-Leporello nach Hause schicken lassen. (Bitte hier entlang…) Die Farben erinnern uns an das Schöne im Leben. Sie erinnern uns an das Miteinander, an das Menschliche in uns.

Die Farben erinnern uns, genauso wie diese Worte, an unsere Superheld:innen-Kräfte.

Komm: Ich geb Dir fünf. Gib Du mir fünf. Yeah.

 

Selbstporträt (mit C-Frisur), Dezember 2020, (c) Doreen Trittel

 

Mein Jahr 2020 in Selbstporträts

Ein Highlight für mich war auch mein Online-Vortrag beim Stammtisch der Smartphotoschule aus München. (Die Gründerin Simone Naumann hatte bei #farbverrückt über ihre roten Schuhe gesprochen.) In dem Vortrag legte ich den Blickpunkt auf die Bedeutung und den Gewinn von Selfies bzw. Selbstporträts in der Reflektion und Auseinandersetzung mit eigenen Themen. Daher habe ich für meinen persönlichen Rückblick auch verschiedene Selbstporträts und ein Porträt ausgewählt. In 2020 sind wir uns selbst, ob bewusst oder unbewusst, näher gekommen. Selbstporträts werden auch in meinem ersten Freebie in 2021 eine Rolle spielen. Ich bin gespannt, welche neuen Perspektiven es Dir ermöglichen wird.

 

In diesem Sinne eine schöne und zuversichtliche Vorfreude

auf das, was uns 2021 erwarten wird. 

 

Selbstporträt, August 2020, (c) Doreen Trittel

Frauen in der Kunst – Auch ein Ungleichgewicht für DDR-Künstlerinnen | #femaleheritage

Frauen in der Kunst – Auch ein Ungleichgewicht für DDR-Künstlerinnen | #femaleheritage

Es ist später Nachmittag, Ende November. Meine Bekannte und ich schlendern durch die dunklen Straßen in unserem Kiez, Berlin Charlottenburg. Der Advent blickt schon durch die Tür. Jede hat ihren Kaffeebecher in der Hand und trinkt zwischen unseren Worten einen Schluck. Wir sprechen über Kunst, Schreiben und den Mut, den es dafür braucht. Zwischendrin bleiben wir fasziniert von den farbig leuchtenden Bildern stehen und wagen einen Blick in die hell erleuchteten Galerien. Und wieder fällt mir auf, dass wir mehr Kunstwerke von Künstlern anstatt von Künstlerinnen sehen.

 

Künstlerinnen & Künstler im Ungleichgewicht

Die Werke von Künstlern bilden so oft noch die Mehrheit. Es ist ein vertrautes Bild. Aber mehr und mehr ärgert mich dieses Ungleichgewicht. Haben wir es immer noch nicht gelernt? Studien der letzten Jahrzehnte haben immer wieder deutlich gemacht, wie unterrepräsentiert Künstlerinnen auf dem Kunstmarkt sind. Das zieht Benachteiligungen in der Sichtbarkeit, Bekanntheit und vor allem in der Bezahlung nach sich. (Empfehlenswertes Video der ARD: „Warum sind Kunstwerke von Frauen weniger wert?„, Juni 2020)

Auch wenn wir in die Kunstgeschichte schauen, so fallen uns, wenn wir mal ehrlich sind, immer wieder die gleichen Künstlerinnen ein, zum Beispiel Frida Kahlo, Paula Modersohn-Becker, Camille Claudel oder Hannah Höch. Hilma af Klimt ist aktuell das wohl bekannteste Beispiel dafür, wie sehr unser kunstgeschichtliches Wissen männlich geprägt ist. Die Künstlerin „…gilt gleichermaßen als Pionierin der abstrakten wie der mystischen Kunst…“ (Wikipedia, Dez.2020) Denn Hilma af Klimt begann, 1906 abstrakt zu malen, wie die Biografin Julia Voss in ihrem Buch „Hilma af Klint – ‚Die Menschheit in Erstaunen versetzen‘“ (S. Fischer, 2020) schreibt. Und damit malte sie bereits 5 (!) Jahre vor Kandinsky, der bisher als der erste abstrakt malende Künstler galt.

 

 

 

Aber es tut sich was

Das Thema der Ungleichbehandlung und des Ungleichgewichtes wird auch in Bezug auf die Kunstgeschichte wird in Kunstzeitschriften und anderen Magazinen, sowohl online als auch offline, sowie in Dokumentationen besprochen. Mehr und mehr Bücher, die sich auf Künstlerinnen konzentrieren, stehen in den Regalen. Aber ja, es gibt noch viel Luft nach oben. Machen wir weiter. Ein Beitrag von mir ist heute dieser Text mit dem Hashtag #femaleheritage.  Die Münchner Stadtbibliothek/Monacensia hat in Kooperation mit Dr. Tanja Praske von KULTUR – MUSEUM – TALK in einer Blogparade dazu aufgerufen, sich mit Blogbeiträgen zu der Überschrift „Frauen und Erinnerungskultur | #femaleheritage“ zu beteiligen: 

„…#femaleheritage steht für eine übergreifende Beschäftigung mit Kultur. Diese gesteht weiblich geprägten Perspektiven, Texten und Themen künftig eine ebenso wesentliche gesellschaftliche Bedeutung zu wie männlichen Sichtweisen und Lebenswirklichkeiten. Zugleich räumt sie dem weiblichen Vermächtnis entsprechenden Platz in der Erinnerungskultur ein. Mit #femaleheritage wollen wir Euch einladen, mit uns neues Wissen zu schaffen und vielleicht sogar unbekannte Persönlichkeiten, Texte, Werke und neue Verbindungen zu entdecken!…“ (aus dem Aufruf zur Blogparade)

 

Doch es gibt noch viel zu tun

Wie gehe ich dieses Thema an? Welche Künstlerin hebe ich hervor? Woran messe ich ob eine Künstlerin nicht schon bekannt ist oder noch nicht? Wenn mir ein Name etwas sagt, dass muss ja für andere noch lange nicht gelten. Aber wenn ich eine Künstlerin hervorhebe, die vielen doch schon ein Begriff ist? Schaue ich auf lebende oder schon verstorbene Künstlerinnen?… Fragen über Fragen. Zweifel über Zweifel. Gedanken über Gedanken. Recherchen über Recherchen.

Lange habe ich nun überlegt und das Thema mit mir herumgetragen. Ich selbst bin eine bildende Künstlerin. Daher liegt es nahe, dass ich auf diesen Bereich schaue. Und ausgehend von der bereits angesprochenen aktuellen Situation von Künstlerinnen auf dem Kunstmarkt wage ich einen Blick zurück in die letzten Jahrzehnte. Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit meiner ostdeutschen Prägung gehe ich insbesondere auf Künstlerinnen der DDR ein. Auch wenn die DDR schon über 30 Jahre der Vergangenheit angehört, so ist es doch eine aktuelle Aufgabe, die Erinnerung an Künstlerinnen der DDR zu wahren und darauf zu achten, dass ihr bedeutendes Werk nicht hinter der Sichtbarkeit ihrer Kollegen verschwindet. Denn auch hier nehme ich wahr, dass DDR-Künstler mehr vertreten und repräsentiert sind als ihre Kolleginnen. Auch wenn es wie ein Stempel wirkt, wenn ich von Künstlerinnen aus der DDR oder von ostdeutschen Künstlerinnen schreibe. Aber wir brauchen diese Kategorisierung an dieser Stelle. Denn wie oft wird über diese Künstlerinnen hinweg geschaut, werden sie nicht oder kaum wahrgenommen, sind sie in den letzten Jahrzehnten nur wenig und vor allem nicht in der Breite sichtbar. In meinem Text hier werde ich einige wenige Namen von Künstlerinnen nennen. Diese Auswahl ist rein subjektiv und sehr reduziert. Denn ich bin keine Expertin auf diesem Gebiet. Aber ich bin eine interessierte Künstlerin, die ihre ostdeutschen Wurzeln in ihren Werken rückblickend verarbeitet und dabei auch immer wieder auf die Sichtweisen und Interpretationen in den Werken anderer Künstler:innen schaut.

 

Begegnungen & Wahrnehmungen zur Kunst von Künstlerinnen aus der DDR

Die Kunstwelt der DDR erschließt sich mir erst in der Retrospektive. Als Kind und Schülerin habe ich nur wage Erinnerungen an den Kunstunterricht. In meinem Umfeld spielte die Kunst der Gegenwart kaum eine Rolle. Darüber hinaus war auch nur Kunst präsent, die das System nicht hinterfragte oder dem widersprach. 

 

Buch: Sybille. Dorothea Melis (Hrg.), Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 1989, ISBN 3-89602-164-8 (Das Foto auf dem Cover zeigt Katharina Thalbach, fotografiert von Sibylle Bergemann.)

 

Fotografinnen und Schriftstellerinnen

Mit etwa 14 Jahren begann ich mich für Mode zu interessieren. Die Klamotten, die es damals zu kaufen gab, entsprachen nicht dem coolen Schönheitsideal der damaligen Zeit bzw. waren schwer zu bekommen. Daher begann ich – wie viele andere auch – meine Sachen selbst zu nähen. Anregungen holte ich mir aus den Modezeitschriften – unter anderem die „Sybille“ – „‚Zeitschrift für Mode und Kultur‘,… eine Frauenzeitschrift in der DDR, herausgegeben vom Modeinstitut Berlin. (Wikipedia, 2020) Dort begegneten mir damals schon unter anderem die Fotografien von Sibylle Bergemann, Ute Mahler, Elisabeth Meinke die neben den Fotografien der männlichen Kollegen schon immer mehr waren als „nur“ Modefotos. Das zeigte auch die Ausstellung „Sibylle. 1956-1995“, die an verschiedenen Orten gezeigt wurde. 2017 wurde der gleichnamige Katalog veröffentlicht. 

In den 90ern hörte ich auf, mir meine Kleidung selbst zu nähen. Das Schreiben und Fotografieren weckte mein Interesse. So entdeckte ich weitere Fotografinnen – zum Beispiel Angela Fensch, Gundula Schulze Eldowy, Helga Paris – und vor allem auch die bekannten Autorinnen der DDR, Christa Wolf, Maxie Wander, Brigitte Reimann. Doch hier gibt es auch viele Autorinnen, die heute kaum bekannt sind, wie Ines Geipel in der Frankfurter Allgemeinen schreibt: „…sind das mehr als hundert Autorinnen und Autoren, die zwischen 1945 und 1989 in Ostdeutschland ins Aus gesetzt, verfolgt und verfemt wurden. Dass sie verschwanden, ehe sie überhaupt wirklich da waren, gehörte zum Kalkül. Wie schwer es noch heute fällt, dieses durchcodierte Sperrland ausdifferenziert zu durchforsten…Es liegt alles parat, und es gibt viel zu entdecken…“ („Wie DDR-Schriftstellerinnen kämpften„, aktualisiert 2020. Ines Geipel gründete laut Wikipedia zusammen mit Joachim Waltherdas Archiv der unterdrückten Literatur der DDR.)

Meine Begeisterung für die Bildende Kunst kam erst später auf, so dass ich an dieser Stelle ins Jahr 2018 springe und meine zeitliche Chronologie hier schon wieder verlasse. 

Während ich bei meinem Besuch 2018 in der Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ im Museum Barberini Potsdam noch über die vielen mir unbekannten Namen und Kunstwerke staunte, fiel mir das Ungleichgewicht von Künstlerinnen und Künstler 2019 in der Ausstellung „Point of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutsche Kunst“ im Museum der bildenden Künste Leipzig schon deutlich ins Auge. 

 

„Frau in Uniformkleid“ von Annette Schröter in der Ausstellung „Point of No Return“, 2019 im MdBK Leipzig, (Foto: Doreen Trittel)

 

Annette Schröter

Bei der Vielzahl an gezeigten Arbeiten in Leipzig hat mich ein Bild der Künstlerin Annette Schröter in Bezug auf eines meiner eigenen Werke sehr berührt. Es geht um ihr Bild „Frau in Uniformkleid“, was zur Staatlichen Kunstsammlung Dresden gehört. Das Gemälde von 1983 setzt sich mit der Militarisierung einer Gesellschaft auseinander.

Zu dieser Zeit bin ich 10 Jahre alt. Der Wehrunterricht war als Teil der Wehrerziehung in der DDR zwischen 1978 und 1989 ein obligatorisches Unterrichtsfach für alle Schüler der 9. und 10. Klassen… Die Teilnahme am Wehrunterricht in der Schule war im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht für alle Schüler verbindlich….“ (Wikipedia, Dez.2020) 1982 wurde ein neues Wehrpflichtgesetz verabschiedet, das die allgemeine Wehrpflicht im Verteidigungsfall auch für Frauen festlegte. Jahrzehnte später, 2017 als es die DDR schon lange nicht mehr gab, und ich das Bild noch lange nicht kenne, beschäftige ich mich in meiner Installation/ Serie „Schießen für den Frieden“ ebenfalls mit der Militarisierung einer ganzen Gesellschaft von Kindesbeinen an. Denn davon bin ich geprägt. So stand ich vor dem 150 x 90 cm großen Ölgemälde von Annette Schröter und war tief berührt von ihrer Umsetzung und Auseinandersetzung.

Annette Schröter (* 23. April 1956 in Meißen) ist eine deutsche Malerin und Papierschnitt-Künstlerin. Annette Schröter studierte von 1977 bis 1982 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig… 1985 siedelte sie nach Hamburg…“ (Wikipedia, Dez. 2020) Heute lebt sie in Leipzig und arbeitet mit der Form des Scherenschnitts und stellt faszinierende, gegenwartsbezogene Kunstwerke aus Papier her, die zu einem zweiten Blick herausfordern: Annette Schröter – Kunst aus Papier. 

 

Doreen Trittel vor den Bildern der Künstlerin Uta Hünnig (Foto: priv.)

 

Uta Hünniger

Auch die Arbeiten der Künstlerin Uta Hünniger haben mich in der Ausstellung „Point of No Return“ sehr fasziniert. Wenn ich mich recht erinnere, bin ich auf die Malerin und Grafikerin über ihren Instagram-Kanal aufmerksam geworden. Aber genau weiß ich das nicht mehr. Uta Hünniger ist 1954 in Weimar geboren, studierte 1977-1982 an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und arbeitete 1982 als freiberufliche Künstlerin in Ost-Berlin – unter anderem mit dem Namen Viola Blum – bis sie 1988 nach West-Berlin übersiedelte. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Erfurt.

 

Blick in die Ausstellung von Cornelia Schleime: Malerei und Zeichnungen; by hehocra

Blick in die Ausstellung von Cornelia Schleime: Malerei und Zeichnungen (Fotos: Doreen Trittel)

Cornelia Schleime

Die Ausstellung „Ein Wimpernschlag“ von Cornelia Schleime, 2016 in der Berlinischen Galerie hat mich sehr beeindruckt – ebenfalls die Vielfalt der Ausdrucksweisen und die Auseinandersetzung mit ihren Erfahrungen mit der Staatssicherheit. Hierüber hatte ich in einem Blogbeitrag mit dem Titel “Selten hat mich ein Bild so berührt“ geschrieben. Cornelia Schleime, die 1953 in Ost-Berlin geboren ist und 1984 nach West-Berlin übersiedelte, hatte vor vier Jahren mit dieser Ausstellung den Hannah-Höch-Preis 2016 für ihr Lebenswerk bekommen.

 

Gabriele Stötzer

Die Kunst von Gabriele Stötzer und ihr politisches Engagement begegnen mir immer wieder in verschiedenen Dokumentationen. Und jedes Mal staune ich über ihre künstlerische Vielfalt und ihren Umgang mit der eigenen Inhaftierung im Frauengefängnis Hoheneck. Dort „…fasste sie den Entschluss, zu schreiben. Nach ihrer Entlassung lehnte sie die Ausreise in den Westen ab…“ (Wikipedia, Dez.2020)

Verena Kyselka

2019 beeindruckte mich die Video Installation „Heavy History“ von Verena Kyselka in der Ausstellung Ping Pong Peng gemeinsam mit der Künstlerin Katja Fouquet in der Kommunalen Galerie Berlin. Erst der Biografie konnte ich entnehmen, dass die Künstlerin Verena Kyselka in den 80er Jahren als freiberufliche Künstlerin in der DDR arbeitete. Die Performance, in der sie verteilt auf mehreren Säckchen 100 kg Sand mit sich trug und damit die Last ihrer (Familien-) Geschichte darstellte, hat mich unglaublich berührt, weil ich dies so gut nachempfinden konnte.

 

Doreen Trittel in der interaktiven Installation von Katia Fouquet, in der Ausstellung „Pong Pong Peng“ mit Verena Kyselka (Foto: Sabine Küster)

 

 

Mit diesem kurzen und auch oberflächlichen Exkurs möchte ich den Blick auf die ostdeutsche Kunst und vor allem den Blick auf die Kunst von Künstlerinnen der DDR, ostdeutsche Künstlerinnen öffnen und vor allem für einen gleichberechtigten Umgang im Zuger der Erinnerung an diesen jüngeren Teil der deutschen Kunstgeschichte sensibilisieren.

In der Kategorie Bildender Künstler (DDR) der deutschsprachigen Wikipedia sind zum einen noch längst nicht alle Künstler:innen aufgeführt und zum anderen Künstlerinnen in der Minderheit. Ähnlich verhält es sich im Bildatlas Kunst in der DDR, einer von 2009 bis 2012 im Rahmen eines geförderten Forschungsprojekts erstellten Online-Datenbank mit Malerei aus den Jahren 1945 bis 1990 im Osten Deutschlands. Doch auch und gerade die Sicht von Frauen, die kreative Auseinandersetzungen von Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Fotografinnen, Filmemacherinnen, Musikerinnen, Tänzerinnen…, kurz allen kreativ schaffenden Frauen der DDR, sind für die Entwicklung unserer Gesellschaft und für die Gestaltung unserer Zukunft von enormer Bedeutung. Können wir von ihnen unglaublich viel lernen und erfahren. Denn durch meine eigene Beschäftigung mit gesellschaftlichen – ostdeutschen – und familiären Prägungen stelle ich immer wieder fest, wie sehr auch diese Zeit heute noch wirkt und welche Parallelen zur Gegenwart sichtbar werden.

An dieser Stelle schließe ich mich der Intention von Beatrice E. Stammer an, die sie mit der Ausstellung „und jetzt. Künstlerinnen aus der DDR“ (2009 im Künstlerhaus Bethanien, Berlin) und der gleichnamigen Buchveröffentlichung verband:

„Die Künstlerinnen dürfen nicht in den Schubladen des Vergessens verschwinden.“

 

 

#femaleheritage

Vielen Dank an die Münchner Stadtbibliothek/Monacensia und an Dr. Tanja Praske von KULTUR – MUSEUM – TALK für die Blogparade „Frauen und Erinnerungskultur | #femaleheritage„. Es sind bereits zahlreiche, vielfältige und sehr bereichernde und interessante Blogbeiträge aus sehr verschiedenen Blickwinkeln zusammengekommen. Die Blogparade läuft zwar nur noch bis zum 9. Dezember 2020. Doch das Thema wird auch darüber hinaus nicht an Bedeutung verlieren, im Gegenteil es liegt nach wie vor in unser aller Verantwortung, „…Frauen in der Erinnerungskultur präsenter (zu) machen und das Bewusstsein für ihr Werk und ihr Wirken (zu) stärken. Rückt ihre Leistungen und ihre Bedeutung für die Gesellschaft in den Fokus, löst Euch dabei von den gängigen, binären und polarisierenden Weiblichkeits- und Männlichkeitsklischees….“ (aus dem Aufruf zur Blogparade).

 

 

#farbverrückt – Eine Aktion zum Mitmachen!

#farbverrückt – Eine Aktion zum Mitmachen!

Was wäre eine Welt ohne Farben?

Schau Dich einmal kurz um. Richte Deinen Blick auf die Farben, auf die Vielfalt, auf das Bunt… Was wäre, wenn dieses Bunt fehlen würde? Was wäre, wenn es keine Farben gäbe? Nur schwarz, nur weiß und dazwischen ganz viel grau?

Wie würdest Du Dich fühlen? Kannst Du Dir das vorstellen?

Bei mir macht sich sofort eine Schwere breit. Die Schultern sinken nach unten. Die Augen werden traurig. Die Resignation nimmt mich ein… Gerade in den seit Beginn der Pandemie gefühlt unsicheren Zeiten sehe ich diese Trostlosigkeit in den Augen der Menschen, wie sie wütend sind, wie sie sich ärgern, wie sie resignieren, aufgeben. Die Welt ist bunt, aber wir denken in schwarz – weiß.

 

#farbverrückt

#farbverrückt

 

Farbe bekennen

Nein. So möchte ich nicht leben. So kann ich mir unsere Welt nicht vorstellen. Die Welt ist bunt und bunt ist schön. Da sind wir uns doch alle einig. Aber weshalb fällt es uns oft so schwer, nicht nur schwarz weiß sondern auch in bunt zu denken?

Unsere Welt wird immer komplizierter. Das heißt, es gibt mehr und mehr Themen, die wir nie in Gänze durchdringen können. Corona führt uns dies vor Augen. Informationen, die gestern richtig waren, gelten heute schon nicht mehr. Unsere Welt entwickelt sich weiter. Und wir dürfen uns auch weiterentwickeln.

Wir müssen uns weiterentwickeln. Wir können uns der Welt und dem, was wir nicht wissen, demütig zeigen. Wir können die Vielfalt annehmen und uns mit ihr verbinden. Aber geht das so einfach? 

Für mich war diese Spannbreite das erste Mal innerlich so richtig tief fühlbar, als ich die verschiedenen Ebenen in meiner Familiengeschichte erkannte. Ich sah und fühlte die Spannbreite zwischen den vielen Rollen und historischen EInflüssen. Es ist eine Herausforderung alles gleichzeitig, zum Beispiel Täter und Opfer, wahrzunehmen und auch so anzunehmen.

Ich weiß aber auch, dass es Situationen gibt, dass es in meiner Aufarbeitung wichtig war, Grenzen anzuerkennen und sich für seine eigenen Grenzen einzusetzen. Ich musste lernen, Stellung zu beziehen, mich für eine der vielen Wahrheiten zu entscheiden, aus meiner Sicht heraus zu bewerten. Und daran erkannte ich meine Werte.

Als Gesellschaft haben wir auch Werte, die es zu vertreten gilt. Und es gibt Grenzen, wenn es heißt, dass diese Werte in Gefahr sind. Dann müssen wir für sie einstehen und unsere Stimme erheben. „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“ Immanuel Kant

Respekt – Wenn jeder einzelne gegenüber dem anderen Respekt hat und zeigt, dann kann die Vielfalt gelingen. So wie jede Farbe ihre Bedeutung für den Regenbogen hat, so haben wir als Menschen, als jede Einzelne, Du und ich, wir unsere Bedeutung für die Welt, für unsere Welt, für eine BUNTE Welt, für eine Welt voller Farben. Lasst uns Farbe bekennen. Lasst uns jeder Farbe respektvoll begegnen.

Möchtest Du auch die Welt der Farben in Deinem Leben einladen?

Möchtest Du auch die Lebensfreude spüren, das Glück umarmen und mit der Veränderung beschwingt tanzen? Unsere Welt ist bunt. Unser Leben ist bunt. Wir sind bunt. Für Dich, für uns haben Katja Otto von lieber glücklich und ich uns #farbverrückt überlegt: Zum Mitmachen, zum Eintauchen, zum Erleben, zum Genießen, zum Verteilen…

Wer könnte die Lebensfreude und die Farbenvielfalt unserer Welt besser spiegeln als der Regenbogen? In den kommenden Wochen stellen wir wöchentlich eine Farbe des Regenbogens in den Mittelpunkt. Zu jeder Farbe bekommst Du von uns Anregungen und Inspirationen, wie Du noch tiefer gehen kannst. Wir haben Expertinnen befragt und nach spannenden Empfehlungen gesucht. 

Tanze mit den Farben und mache mit!

Poste Deine Bilder, Fotografien, Gedanken und Ideen, Erfahrungen und Beobachtungen, Assoziationen und Entdeckungen auf Deinen Social Media Kanälen, auf Deinem Blog mit dem Hashtag

#farbverrückt

und verlinke oder markiere Katja und mich:

Blog / Instagram von Katja Otto:

lieber glücklich  /  @lieber_gluecklich

Blog / Instagram von Doreen Trittel:

hehocra:Atelier  /  @hehocra

 

 

#farbverrückt

#farbverrückt

Für Dich und…

Du brauchst noch eine Idee für die passende Feriengestaltung, die Urlaubszeit mit Deiner Familie oder die Zeit allein zu Hause? Die Farben unterscheiden nicht. Die Aktion ist für Groß und Klein, für Dich, Deine Familie, Deine Freund*innen… Ihr könnt für Euch oder gemeinsam miteinander die Welt der Farben entdecken.

Du entscheidest,

wann, wie und womit. Kein Stress. Kein Druck. Es darf leicht sein. Voller Lebensfreude, Achtsamkeit und Kreativität. Hierfür schenken wir Dir Impulse und Anregungen, Empfehlungen und Entdeckungen. Gleichzeitig freuen wir uns auf Deine Ideen, Beobachtungen und Umsetzungen.

Die Lebensfreude darf sich ausbreiten

Mach mit und trage #farbverrückt in die Welt. Wir freuen uns, wenn sich die Lebensfreude ausbreitet. Neugierig freuen wir uns auf Deine Sichtweisen, Deinen ganz persönlichen Blick auf jede einzelne Farbe, Deine Wahrnehmungen und kreativen Experimente. Lebe Deine Farben.

 

Wir wollen Farbe.

Wir wollen Lebensfreude.

Wir sind #farbverrückt

 

#farbverrückt - Eine Aktion zum MITMACHEN von @lieber_gluecklich und @hehocra

#farbverrückt – Eine Aktion zum MITMACHEN von @lieber_gluecklich und @hehocra

 

Persönlich zu Dir & nichts verpassen?

Mit Deiner Anmeldung zur #farbverrückt Atelier-Post bekommst Du alle Anregungen, Inspirationen und Informationen in Dein Postfach. Das sind in der Zeit vom 13. Juli bis zum 6. September 2020 ein bis höchstens zwei E-Mails in der Woche. Du kannst die Mails sammeln und immer wieder hervorholen, wenn Dir nach Farbe ist, wenn Du einen kreativen Halt gebrauchen kannst oder Langeweile mit den Kids aufkommt. Bist Du mit dabei? Wir freuen uns auf Dich.

Ja, ich möchte die #farbverrückt Atelier-Post erhalten:

 

Kunst kann Mauern verändern

Kunst kann Mauern verändern

Machtvoll stehen sie
Auf Grenzen, starr
Unbezwingbar, scheinbar
Erfühlen, erleben
Raus aus dem Gefängnis
Natürlich leben, lachen und lieben

(c) Doreen Trittel

 

Lieber glücklich ohne Mauern…

Über Mauern, DIE Mauer und insbesondere über unsere eigenen, unsere inneren Mauern habe ich im Rahmen der Blogreihe Lieber glücklich von A bis Z einen Gastbeitrag geschrieben:

Mauern sind massiv. Mauern trennen. Mauern begrenzen. …Im Zuge der friedlichen Revolution ist die Mauer am 9. November 1989 gefallen. Und wie ist es mit den Mauern im inneren der Menschen? …Unsere eigenen Mauern, die unser Selbst im Innern abgrenzen, haben viel mit Schweigen und Verdrängen, mit Rückzug und Sicherheit zu tun. Wir hatten einen Grund, sie zu errichten. …Eleni Iatridi, Spirit-Botschafterin, sagte in einem Interview einmal sehr heilend: „Umarme deine Mauern.“ Das ist der erste Schritt. Die Mauern wahrnehmen… Hier geht es zu meinem Gastbeitrag: Lieber glücklich ohne Mauern

 

Efeu und Fenster alt in sw im Hintergrund, bunte Mauer rechts und links, Hand im Seil hängend, Hundekissen darüber, Beine in gestreifter Strumpfhose

Hand schwer, Collage, Papier, 28 x 20 cm, 2015, (c) Doreen Trittel – Ein Tipp hierzu am Ende des Blogbeitrages im ps.

 

Ein berührender Gruß aus einer längst vergangenen Zeit

Es gibt viele interessante und spannende Bücher zur Mauer, insbesondere zur Berliner Mauer – mit alten Fotografien, teilweise in Gegenüberstellung zu heutigen Aufnahmen… Aber ich möchte Dir heute dieses einmalige Buch gern ans Herz legen. Denn es macht deutlich, wie Künstler*innen es schaffen, mit ihrer Kunst DIE Mauer zu umarmen. Das Buch zeigt Fotografien der Kunst auf der Berliner Mauer. Künstlerinnen und Künstler waren auf West-Berliner Seite kreativ und haben das Grau der Mauer mit Farben und Bildern verändert.

Berliner Mauer.
Botschaften gegen das Grau

von Volker Noth, Grafiker und Fotograf
mit Fotografien aus den Jahren 1982 – 1990 und 2011
Hardcover
Seitenformat 21 x 14,8 cm, 88 Seiten
Selbstverlag, 2011

 

Berliner Mauer. Botschaften gegen das Grau. von Volker Noth, mit Fotografien aus den Jahren 1982 – 1990 und 2011, Selbstverlag 2011, fotografiert von Doreen Trittel, 2019

 

„Der weiße Strich“

Aber da war auch jemand und malte eine weiße Linie, die sich durch viele Kunstwerke zog, und die die Betrachtung der zunächst Bilder störte… Doch dann stellte sich heraus, dass diese Linie einen tieferen Sinn hatte… So bildenden die Fotografien in diesem Buch nicht nur die Kunstwerke sondern auch eine Protestaktion ab. Diese kannst Du hier, bei Wikipedia nachlesen.

 

Berliner Mauer, Gedenkstätte Bernauer Straße, 2019, by Doreen Trittel

 

Durchblick

…Doch wenn wir erst einmal auch nur einen kleinen Blick durch die Mauern bekommen haben, dann erreicht uns die Ahnung, welch freies und leichtes Leben sich dahinter verbergen kann,… Zitat aus meinem Gastbeitrag. hier kannst Du weiterlesen: Lieber glücklich ohne Mauern

Durchblick… Eine Ahnung bekommen, für das, was hinter der Mauer verbirgt und sein kann… Dies wird durch das letzte Bild im Buch im Gegensatz zu den anderen Aufnahmen, die die Kunst im Mittelpunkt haben, mehr als deutlich. Denn hier tritt die Mauer und damit auch das Kunstwerk, das auf ihr entstand, in den Hintergrund, der Blick geht in die Freiheit…

 

Berliner Mauer, Gedenkstätte Bernauer Straße, 2019, by Doreen Trittel

 

Kunst transformiert

Und weil ich dieses Buch so besonders finde und Volker Noth nicht nur in seiner Arbeit und seinem kreativen Tun persönlich sehr schätze, war ich mit seinem Buch im Juni an der Berliner Mauer Gedenkstätte Bernauer Straße. Dieses Buch direkt an der Berliner Mauer zu fotografieren, war für mich ein faszinierendes Erlebnis. Es zeigt die Veränderung, die Transformation… Die Kunst von damals war ein Stück davon… Von West-Berliner Seite konnte man direkt an die Mauer herantreten. Künstlerinnen und Künstler haben diese genutzt, um das Grau der Mauer mit ihren Farbein, mit ihrer Kreativität zu verändern. Im Buch „Berliner Mauer. Botschaften gegen das Grau“ zeigt sich die Kraft der Kunst zu verändern… Dies berührt mich im Nachhinein und mit meinem Blick heute sehr.

 

Berliner Mauer. Botschaften gegen das Grau von Volker Noth, Grafiker und Fotograf mit Fotografien aus den Jahren 1982 – 1990 und 2011 Hardcover Seitenformat 21 x 14,8 cm, 88 Seiten Selbstverlag, 2011

Berliner Mauer. Botschaften gegen das Grau von Volker Noth, vor der Berliner Mauer, Gedenkstätte Bernauer Straße, fotografiert von Doreen Trittel

 

Vorbei

Die Berliner Mauer ist Geschichte und damit auch ihre Kunst. Insofern ist dieses Buch nicht nur ein wichtiges Zeugnis unserer Stadt und deren Teilung, die man sich heute kaum noch vorstellen kann, sondern es zeigt auch was Kunst bewirken und wie Kunst verändern kann.  Danke, dass die Kunst mit den von Volker Noth in diesem Buch versammelten Fotografien weiterlebt und die Zeit überdauert.

 

Berliner Mauer, Gedenkstätte Bernauer Straße, 2019, by Doreen Trittel

Berliner Mauer, Gedenkstätte Bernauer Straße, 2019, by Doreen Trittel

 

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ps: Die Collage „Hand schwer“ kannst Du Dir als Abzug nach Deinen Wünschen in meinem Shop bei Artflakes bestellen. Bitte hier entlang – von Postkarte über Poster bis hin zum Kunstdruck. In meinem Shop dort findest Du weitere Collagen und Fotografien. Viel Vergnügen beim Stöbern! Ansonsten kannst Du das Original selbstverständlich bei mir direkt erwerben. Schreibe mir hierzu eine kurze Mail: kontakt@hehocra.de

Das hier vorgestellte Buch ist in einer kleinen Auflage erschienen. Du kannst es direkt bei Herrn Volker Noth erwerben: Kontakt.

Ansonsten schau Dich gern auch in der Blogreihe – Lieber glücklich von A bis Z um. Die Beiträge erscheinen nach und nach. Bisher ist von mir auch ein Gastbeitrag mit dem Titel Lieber glücklich mit Deiner Collagen erschienen.

Zufall ist Schicksal – oder – Schicksal ist Zufall

Zufall ist Schicksal – oder – Schicksal ist Zufall

      „Wer dreht eigentlich all diese Schicksalsräder? Bestimmt eine Leihfirma.“

Dieser Satz wurde mir im Januar diesen Jahres beim KunstSalon am Dienstag von Susanne Haun in die Hände gespielt. Er entstammt der Performance MUSE//MOIRA vom Performanceduo ‚Krysti Himmelfahrt & 1 Muse‘, mit der Sabine Küster das zweite Jahr der MUSENLAND Akademie für Biografisches & Kunst startete. Weitere Sätze findest Du hier, im Gastbeitrag von Sabine Küster: Kairos, Karma, Kismet – oder doch nur Zufall? Jedes Mal, wenn ich diesen Satz lese, er mir in den Sinn kommt, muss ich schmunzeln…

 

Zufall

Zeitlos fallen,

Unten oder oben?

Fliegen, kannst du das?

Alles da. Alles loslassen.

Licht aus. Licht an.

Leben, doch!

(c) Doreen Trittel

 

Schicksal und Zufall abwechselnd auf Pappe geschrieben, diese hängt am roten Faden

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, Detail, 2019, (c) Doreen Trittel

 

„…das Glück sollte sich sanft verhalten, es soll mein Schicksal mit Liebe verwalten…“

Kürzlich tanzte ich durch die Wohnung, als das Lied von Hildegard Kneef „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ erklang… Da gesellte sich zufällig das Schicksal mit hinzu…

 

Schicksal

Schreiben, schreiben

Chancen im Chaos erkennen

Halten, haltlos

Im Blick, was?

Chill doch mal!

Krieg dich ein!

Sagt, wer?

Allein oder gemeinsam?

Leben, miteinander

(c) Doreen Trittel

 

Zufall, Schicksal abwechselnd auf Pappe geschrieben, davor Tampons hängend

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, Detail, 2019, (c) Doreen Trittel

 

Ist das Schicksal immer schwer? Ist die Fügung das leichte Gegenteil?

Fühlte es sich wie Schicksal an? Aber heute, mit einer neuen Perspektive: Es könnte auch eine Fügung gewesen sein… Aber kein Zufall…

 

Schicksal

So und so

Chancen bekommen

Halte ich (dich) mich

Im Innern leben das

Chaos & die Ordnung

Kinderlachen

Selbst bei uns

Alles ist miteinander verbunden

Liebe

(c) Doreen Trittel

 

Schicksal Zufall abwechselnd auf Pappe, Rückseite, mit rotem und blauen Faden

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, Detail, 2019, (c) Doreen Trittel

 

Beeinflussen unsere Entscheidungen unser Schicksal oder den Zufall?

Wie oft fällt der Nebensatz: „…aber es gibt ja eigentlich keine Zufälle.“ Wenn es keine Zufälle mehr gibt, was dann? Ist der Zufall eine Erfindung des Menschen, um etwas unerklärlichem ein Wort zu geben, es damit zu etwas Erklärtem zu machen?

Zufall

Zauberworte sprechen wir

Unter uns in die Welt hinaus

Funken sprühen weit

Allumfassend umarmen wir

Laut & leise die

Liebe

(c) Doreen Trittel

 

mehrere Tampons vor einer Pappe hängend, auf der Pappe die Worte Schicksal Zufall

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, 2019, (c) Doreen Trittel

 

#SchicksalIstZufall

Die MUSENLAND Akademie für Biografisches & Kunst hat zu einer Blogparade aufgerufen – Ausschreibung: #SchicksalIstZufall.

Mir ging dieser Inspirationsfunken einige Zeit durch den Kopf. Ich habe ihn mit in meinen Alltag und auch mit auf Reisen genommen. Und wie die Inspirationsfunken so sind, sie sprühen Funken ohne Kontrolle, ohne Plan, ohne Richtung… So widme ich mich hier auf diese Art den Worten Schicksal und Zufall, Zufall und Schicksal…

Bis zum 31. Juli 2019 kannst Du auch noch mitmachen: mit einem eigenen Blogbeitrag oder einer Einsendung an die MUSENLAND Akademie… (siehe Link)

 

an einem roten Faden hängt eine Pappe mit den abwechselnden Worten Schicksal Zufall

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, 2019, (c) Doreen Trittel

 

Tampons?

Ja, das sind Tampons. Was es damit auf sich hat, das erzähle ich Dir lieber in meiner nächsten Atelier-Post 😉 Du kannst Dich auf der rechten Seite (mobil: weiter unten) dafür eintragen – oder direkt hinter diesem Link: Atelier-Post. Ich freue mich auf Dich.

Bist Du mutig, die Verantwortung zu übernehmen? – Über Demokratie, Kunst und meine ostdeutsche Herkunft

Bist Du mutig, die Verantwortung zu übernehmen? – Über Demokratie, Kunst und meine ostdeutsche Herkunft

Ich bin in der DDR, der Deutschen Demokratischen Republik aufgewachsen und war 16 Jahre alt, als die Mauer fiel, und 17 Jahre alt als die Wiedervereinigung vollzogen wurde. Im Artikel 5 der Verfassung der DDR hieß es: „…Die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik üben ihre politische Macht durch demokratisch gewählte Volksvertretungen aus…“… Der Name DDR beinhaltet das Wort Demokratie… Wahlen in der DDR… Ich sehe frühere Bilder aus Zeitungen vor mir… Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie Demokratie in der Schule vermittelt wurde…, oder ob sie gar verschwiegen wurde… Es wurde ja eine Menge in diesem Land verschwiegen…

Demokratie war immer ein Bestandteil meines Lebens. Für mich war sie immer da. Aber wie wenig das stimmt, habe ich erst verstanden, als es die DDR nicht mehr gab, als ich aufgehört habe, die DDR mit meinen naiven Kinderaugen zu betrachten.

Das Deutsche Historische Museum hat in Kooperation mit Tanja Praske die Blogparade Was bedeutet mir die Demokratie? #dhmDemokratie ins Leben gerufen. Zahlreiche, sehr spannende Beiträge sind bereits erschienen.

Demokratie – was ist das?

Demokratie (von altgriechisch δημοκρατία ‚Herrschaft des Staatsvolkes‘; von δῆμος dēmos „Staatsvolk“ und altgriechisch κρατός kratós „Gewalt“, „Macht“, „Herrschaft“) bezeichnet heute Herrschaftsformen, politische Ordnungen oder politische Systeme, in denen Macht und Regierung vom Volk ausgehen (Volksherrschaften). Dieses wird entweder unmittelbar (direkte Demokratie) oder durch Auswahl entscheidungstragender Repräsentanten an allen Entscheidungen, die die Allgemeinheit verbindlich betreffen, (repräsentative Demokratie) beteiligt.[1] In demokratischen Staaten und politischen Systemen geht die Regierung durch politische Wahlen aus dem Volk hervor. (Wikipedia, Mai 2019)

Wodurch kennzeichnet sich Demokratie eigentlich aus?

Typische Merkmale einer modernen Demokratie sind freie Wahlen, das Mehrheits- oder Konsensprinzip, Minderheitenschutz, die Akzeptanz einer politischen Opposition, Gewaltenteilung, Verfassungsmäßigkeit, Schutz der Grundrechte, Schutz der Bürgerrechte und Achtung der Menschenrechte. Da die Herrschaft durch die Allgemeinheit ausgeübt wird, sind Meinungs- und Pressefreiheit zur politischen Willensbildung unerlässlich. Viele der existierenden Demokratien sind außerdem Republiken. (Wikipedia, Mai 2019)

Ja, Demokratie, das haben wir in der DDR nicht gelernt. Aber war uns das bewusst? War es allen bewusst? Mir nicht; und in dieser Deutlichkeit wird es mir heute erst klar: Ich bin nicht mit einer gelebten Demokratie und mit dem gelebten Recht einer freien Meinungsäußerung aufgewachsen. Ich habe die Möglichkeit, seit meiner Volljährigkeit wählen zu gehen, immer genutzt. Ich lebe schon einen Großteil meines Lebens in und mit der Demokratie und damit, meine Meinung frei äußern zu dürfen. Doch ich gebe zu, das wurde für mich schnell selbstverständlich.

Dies veränderte sich, je mehr ich begann, tiefere und vor allem persönlichere Fragen zu stellen, als ich begann, mich mit meiner ostdeutschen Herkunft und auch mit meiner eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Die Linie zieht sich über die Zeit des Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg, über die vierzig Jahre DDR, über den Mauerfall und über die Wiedervereinigung bis heute, dreißig Jahre nach dem Ende der DDR… Auf vielen Ebenen gibt es Themen, die bis heute nicht einmal ansatzweise betrachtet wurden, geschweige denn aufgearbeitet.

 

Was steckt in uns? Was hat uns geprägt,
das uns heute noch so große Angst macht?

Angst vor dem Unbekannten
Angst vor Veränderung
Angst vor Verunsicherung
Angst vor Vielfalt
Angst vor Konflikten
Angst vor Problemen
Angst vor Irritation
Angst vor Gefühlen
Angst vor Freiheit
Angst vor Demokratie
Angst Angst Angst Angst

Mit der Angst lässt sich Geschäfte machen.
Mit der Angst lässt sich Politik machen.
Die Angst zieht mediale Aufmerksamkeit auf sich.

 

 

Wovor haben wir Angst? Wovor will uns unsere Angst eigentlich schützen?
Wo kommt unsere Angst her? Wo liegen ihre Wurzeln?…

 

Es war bei Weitem nicht einfach für mich, meinen Blick dafür zu öffnen, dass meine Ängste auch mit Politik zu tun haben, dass sie eng mit dem Nationalsozialismus, dem 2. Weltkrieg, der DDR, dem Fall der Mauer, der Wiedervereinigung und meinen Auseinandersetzungen damit verbunden sind… Diesen Ängsten konnte ich mich irgendwann nicht mehr verschließen… So erkenne ich mehr und mehr die Bezüge und Verbindungen vom Persönlichen, zum Gesellschaftlichen und Politischen. Als Demokratie für mich selbstverständlich war, habe ich mich aus vielen versteckten Gründen, von der Politik und auch von der Gesellschaft abgegrenzt. Doch mehr und mehr lösten sich meine inneren Grenzen auf…

Ich habe erfahren, wie es ist, Angst als Wegweiser zu betrachten. Angst kann eine Tür sein, durch die wir gehen können… Es ist eine große Herausforderung und fühlt sich nicht unbedingt gut an. Aber durch dieses Nadelöhr zu gehen, eröffnet Entwicklungsmöglichkeiten. Wir können innerlich wachsen…

 

Verdammt nochmal, wir haben ‚ne ganze Menge aus unserer Vergangenheit zu lernen!

 

 

Bevor ich die ersten Fotografien aus der Serie „rechts“ veröffentlichte, hier im gleichnamigen Blogbeitrag, spürte ich die Angst in mir aufsteigen, die Angst vor der Sichtbarkeit, die Angst davor, öffentlich Stellung zu beziehen, die Angst, mich politisch zu äußern, die Angst, dass meine Provokation nach hinten los geht, die Angst, dass ich zu sehr schocken würde, die Angst, Angst, Angst…

 

Doch es ist verdammt nochmal, meine Aufgabe,
was ich sehe, was ich fühle öffentlich zu zeigen,
damit zu berühren und ja, auch aufzuwühlen!
Ich bin Künstlerin.

 

 

Wir erleben weltweit einen stärker werdenden und gesellschaftsfähigeren Druck von rechts. Die aktuellen Ergebnisse zur Europa-Wahl zeigen es… Das wissen wir. Doch wie sehr der Druck von rechts außen wächst, das bekommen wir mehr und mehr auch zu spüren. Ja, wir müssen uns Sorgen machen!

 

Ja, wir müssen aufstehen! Ja, wir müssen aktiv werden!

 

Schaut Euch nur mal allein die aktuellen Einschränkungen der freien Meinungsäußerung und der Freiheit der Kunst an:

…Die Kunstfreiheit sei immer die erste, die von autoritären Strömungen angegriffen werde, sagt Sara Baban. Aber nicht die letzte: „Es geht nicht nur um Kunst und Künstler, es geht darum, als Mensch frei in einer freien Gesellschaft zu sein.“… (Deutschlandfunk Kultur, Mai 2019)

 

Behalten wir die Kunst im Auge!
Davon hängt unsere Demokratie ab! Davon hängt unsere Freiheit ab!

 

Die Kunst ist eng mit der Demokratie verbunden. Kunst und Demokratie gehen nur miteinander. Die Kunst ist der Gradmesser, der Sensor der Demokratie.

Die Aufgabe von Kunst ist es, Stimmungen wahrzunehmen, Empfindungen auszudrücken, zu irritieren und ja, auch zu provozieren, um Diskussionen anzuregen. Kunst darf und muss die Gesellschaft, die Politik im Blick behalten, sie hinterfragen und auch kritisieren.… Kunst setzt sich mit Themen auseinander. Gleichzeitig hat Kunst die Macht zu verbinden, zu vermitteln, vorzuleben…

 

 

Wir sind an einem Punkt, an dem wir uns deutlich fragen müssen: Wie wollen wir leben? Was müssen wir dafür tun? Meine Antwort ist die Freiheit! Meine Antwort ist die Kunst! Meine Antwort ist die Demokratie! Und ja, all das erfordert Mut und Verantwortung.

 

Lasst uns mutig sein! Lasst uns die Verantwortung übernehmen!

 

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