Teilen: Weihnachtspakete für Unbekannte

Dieser Text ist ein Gastbeitrag von der lieben Elke Tonscheidt, vom ohfamoos Blog:

Doreen und ich – ihre Düsseldorfer Blogger-Freundin – tauschen uns gern ab und zu aus. Auch wenn wir uns nur virtuell kennen, wir mögen uns. Und schließlich hat sie nicht nur einen Blog, sondern ein ganzes Atelier für Erinnerung und Veränderung dazu. Genau dort hinein passt mein aktuelles „Projekt“, das mit Erinnerung beginnt und hoffentlich ein bisschen mit hilft auch etwas zu verändern.

Konkret geht es um Weihnachten, Geschenke kaufen und Freude schenken. Als Eltern kleinerer Kinder hat man es da immer einfach. Ab einem gewissen Alter aber hört man sie immer öfter, unsere – ich meine das so neutral wie möglich – „Wohlstands-Frage“: Was schenke ich denn dem oder der, wo wir doch eigentlich schon alles haben? Das Netz ist voll davon: „Nie mehr langweilige Geschenke“, offeriert ein Geschenkeanbieter und ganze Horden tüchtiger Geschäftemacher überbieten sich mit Ideen. Sind wir alle unkreativ oder schlicht übersättigt?

Habt Ihr schon mal Glück geteilt?

Nein, ich werde hier jetzt nichts dazu schreiben, zu diesem Zwiespalt, dass manche Menschen meinen, wir hätten weder Platz noch Geld dafür, andere Menschen bei uns aufzunehmen. Das ist ein anderes Thema. Aber ich möchte Euch von einer Idee erzählen, die ich einfach kopiere dieses Jahr. Und vielleicht magst Du darüber nachdenken, im besten Fall sogar mit machen?

Über Kontakte zur Stadt Duisburg habe ich nämlich einen sehr guten Draht bekommen zu einer Initiative, die sich Wegweiser e.V. nennt. Ein Verein, der sich für Familien einsetzt, die schlechtere Startbedingungen haben als andere. Und sicher handelt es sich auch um Familien, die noch nicht „alles“ haben. Für 10 Familien, die der Verein uns nennt, packen eine Freundin und ich demnächst Pakete. Weihnachtspakete. Und bringen die in genau diese Familien hinein. Wir treffen aufeinander, ganz bewusst, und teilen etwas. Denn dass ich finanziell etwas mehr habe als andere, verdanke ich auch einer guten Portion Glück. Und Glück ist erfreulicherweise teilbar!

Anonym spenden, gut. Aber so geht es auch!

Meine Familie unterstützt das: Haben wir doch schon vor Jahren beschlossen, am kuriosen Weihnachtsgeschenke-Rummel nicht mehr teilzunehmen. Manchmal wichteln wir, manchmal gibt es gar nichts. Dieses Jahr aber lasse ich zudem einen alten Brauch aufleben, den meine Schwester und ich als Teenies gelernt haben: Wir beschenken die, die es nötiger haben. Nicht anonym per Spende, sondern von uns an Menschen, die gar nicht weit von uns weg wohnen. Mehr darüber erfahrt Ihr hier: Was schenke ich nur? So kannst Du schnell Gutes tun

Dass kann jeder tun! Deshalb habe ich Doreen davon erzählt. Ich vermute, dass sie das auch unterstützt. Und ich vermute, dass ich auf diese Weise Nachahmer finden kann. In Berlin oder sonst wo. In der Hoffnung, dass viele mit machen. Den Geschenkerausch sein lassen, aber die bedenken, die allein sind, mit einer Krankheit kämpfen oder warum auch immer nicht fröhlich sein können. Nicht umsonst hat Edeka gerade diesen neuen Spot vorgestellt, in dem ein alter Großvater darum kämpft nicht allein das Fest aller Feste zu feiern… Bringt aber alles nix, wenn man den Clip likt und weiter macht wie bisher. Genug Moralkeule?

Also: Macht mit. Wir können alle nicht alles tun, aber viele ein wenig. Deshalb freue ich mich, wenn Ihr Euch inspirieren lassen mögt.

8 Dinge, die man konkret tun kann um so eine Aktion bei sich vor Ort zu machen:

  • Überlegen, was willst Du wo tun (Ort aussuchen, z.B. in Berlin das Veedel).
  • Festlegen, wer helfen kann, die richtigen Adressen zu finden.
  • In Frage kommen z.B.: Kirchen, Leiter/innen Kitas, Jugendämter, örtlich bekannte Vereine, wie eben Wegweiser e.V.
  • Freunde fragen, ob sie mit machen. Zusammen macht es mehr Freude und man kann sich gegenseitig unterstützen.
  • Adressen sammeln.
  • Einkaufen.
  • Pakete packen.
  • Hin fahren, teilen.

Text: Elke Tonscheidt

Fotos: Doreen Trittel

Herzlichen Dank, liebe Elke, für Deine engagierten, sehr anregenden und vor allem Mut machenden Worte, die sicher nicht nur mich inspirieren.

Elkes Welt findet Ihr im ohfamoos Blog, den sie 2014 mit drei Frauen gründet. Schau doch mal hinüber, denn dort werden immer wieder spannenden Menschen und coole Projekte vorgestellt.

 

Ein Brief an mich selbst

Ein Brief an sich selbst: Hast Du Dir selbst schon mal einen Brief geschrieben? Im Rahmen eines Workshops habe ich dies schon mal gemacht, und ich war ganz überrascht, als er unerwartet nach einigen Wochen in meinem Briefkasten lag. Eine berührende und stärkende Geste. Die Zeitschrift Emotion hat unter dem Motto Wer willst Du sein? dazu aufgerufen, an sich selbst einen Brief zu schreiben. Spannend. Doch habe ich einige Zeit gebraucht, um mir einen Brief zu schreiben, der dann auch öffentlich zu lesen und Teil einer Kunstaktion sein wird. Ich habe mich getraut:

Leben und Tod und dazwischen ganz viel bunt…
16. September 2015

Doreen, Du hast in den vergangenen Wochen wahnsinnig viel gelernt und bist über dich hinaus gewachsen. Schmerzhaft. Mutig. Lichtvoll. Tief. Berührend. Liebe. Du hast am Bett Deines Vaters gesessen, als er im künstlichen Koma lag – Geräte, Medikamente, Kabel, Schläuche… Kerzen, Gedanken, Wünsche, Vertrauen… Du hast an der Seite Deines Mannes gestanden und mit ihm Abschied von seiner Mutter, Deiner Schwiegermutter genommen. Du hast Deiner Tochter vom kranken Opa und der sterbenden Oma erzählt und sie teilhaben lassen. Du hast Dich für eine Auszeit entschieden und sie spontan umgesetzt. Du gehst Schritt für Schritt neue Wege, lässt Deine Ideen wachsen, erfüllst sie mit Leben.

Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg kraftvoll weiter gehst, dass Du zuversichtlich und aufrecht durch die zweifelnden und angstgeprägten Phasen kommst. Ich wünsche Dir das Selbstvertrauen und die Kraft, dass Du Dich der Wahrheit verpflichtet für Tabuthemen, für Frauen einsetzen kannst. Ich wünsche Dir, dass Du die Sicherheit in Dir spürst und Dich von äußeren Zwängen befreien kannst, dass Du Deine Berufung erfüllt leben und von ihr mit Leichtigkeit leben kannst. Ich wünsche Dir, dass Dich die tiefe Liebe zu Deiner Familie, Deinen Freunden und zu liebevollen Menschen, die Dir begegnen, weiterhin trägt, dass alle Deine Beziehungen von Liebe und Respekt erfüllt sind. Ich wünsche Dir, dass Du dem Leben vertrauen und das Leben feiern kannst.

Fühl Dich innig umarmt und herzlich geliebt,
Deine Doreen

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Na, möchtest Du auch gleich zu Stift & Papier oder nach den Tasten greifen? Nur Mut. Es ist sehr bereichernd. Du kannst noch mitmachen: hier. Und ab dem 6. Dezember 2015 gibt es die Kunstaktion der Konzeptkünstlerin Birgit Wichern in der GersonHöger Galerie | Buchardplatz 5 | 20095 Hamburg zu sehen.

Auf Reisen den Erinnerungen begegnen

An einen Ort reisen, an dem einem an jeder Ecke Erinnerungen entgegenspringen. Da sind angenehme und schmerzhafte Erinnerungen. Erinnerungen, die mir die Vergangenheit vor Augen führen.

Ich bin zu Besuch. Mit jedem kommen neue Erinnerungen hinzu. Doch können sie nicht mit den geballten Jahren mithalten, die ich hier einst gelebt habe. Erinnerungen aus einer längst vergangenen Zeit.

Eine schöne Zeit, eine wichtige Zeit. Ich war Anfang dreißig, das erste Mal fern der Heimat. Lange hatte ich an altem festgehalten, doch dann begann das große Loslassen, auf das ich heute immer noch stolz und froh zurückblicke.

Lange ist es her, und bei jedem Besuch heute spüre ich, dass ich nicht mehr Teil dieses Ortes bin. Er ist zu meiner Vergangenheit geworden und dort geblieben. Ich habe mich verändert, fühle mich in meiner Heimat wieder wohl, vor allem zu Hause. Dort gehöre ich hin.

Dennoch komme ich immer wieder gern an diesen Ort zurück, der zu meiner zweiten Heimat in meinem Herzen geworden ist: Innehalten. Schauen, was war. Schätzen, was daraus erwachsen ist. Erkennen, was ist… Und dann freue ich mich einfach, wieder nach Hause zu kommen, in mein jetziges Leben mit allem, was dazu gehört.

 

Am Morgen nach dem Abschied | Herbst

traurig
liegen die frühen Stunden
in den Bäumen
stiefmütterlich gebettet
auf kahlen Armen
ist er mager geworden
der Vogelgesang
schreiten die Wege
menschenleer

am Morgen
nach dem Abschied
gleiten die Tropfen über
die welkende Rosenblüte
vor dem verlassenen Haus

in sich versunken
gehen die Gedanken
über das Laub
Hand in Hand
mit den Gefühlen
verweilen sie
in Erinnerungen
blicken sie (scheinbar) hilflos
in das Nichts dieses Tages

wollen sie
die heilenden Worte suchen
fühlen den starken Halt
die folgenden Schritte wagen
wachsen daran

glauben sie
an ein Licht in der Ferne
das dort für sie brennt

(c) hehocra

Diese Zeilen schrieb ich einst für jemanden vor vielen Jahren, als diese Person einen Abschied zu betrauern hatte… Jetzt ist dieser Jemand von uns gegangen und ich denke an die Zeilen von damals… Abschied… Lebe wohl…

Heute ist Herbstanfang. Irgendwie ist der Herbst auch immer ein Abschied. Der Sommer ist vorüber. Die Pflanzen welken. Die Tiere ziehen sich zurück. Auch wir Menschen kehren in uns, brauchen eine Decke, warme Socken und einen heißen Tee – ich zumindest.

In diesem Sinne, machen wir es uns gemütlich und geben uns dem Lauf des Lebens und der Jahreszeiten hin.

Eine Zeit der intensiven Veränderung

Hier ist es in den letzten Tagen etwas ruhiger geworden. Grund ist, dass das Leben die volle Aufmerksamkeit verlangt.

Ganz im Jetzt von Tag zu Tag. Eine Zeit, die Kraft kostet. Eine Zeit, die neue Energien freisetzt. Eine Zeit der Intensität. Eine Zeit der intensiven Veränderung. Spürbar. Berührbar. In all seinen Facetten, in all seinen Extremen. Achtsam sein. Kraftvoll. LEBEN. Es wird wohl auch noch einige Zeit hier ruhiger sein, als gewöhnlich. Aber so langsam weist der Weg wieder nach außen. Das kreative Tun hilft mir gerade sehr. Und manchmal geht mein Blick nach vorn, und ich denke an die Erfahrungen, die mir jetzt begegnen und wie sie sich wohl zu Erinnerungen wandeln werden.

Zuversichtliche und lächelnde Grüße, Doreen

Pause… | Gedicht

 

Wenn sich die Welt weiter dreht, aber für jemand anderes stehen bleibt.

Wenn die Tränen fließen und sich deren Fluss nicht stoppen lässt.

Jetzt, der Moment. Von Moment zu Moment.

Irgendwie.

?

 

(c) Doreen Trittel