Verbundene Spuren | unsere Ausstellung

Verbundene Spuren | unsere Ausstellung

Spuren, die wir gingen

Spuren, die wir gehen

Spuren, die bleiben

 

 

Verbunden leben die Spuren – Miteinander, Gemeinsam – sind es nicht sie, die uns zu dem machen was wir sind oder im Begriff sind zu werden? Sich mit Erinnerungen auseinanderzusetzen, ebnet den Weg für Veränderungen. Das ermöglicht einen Wahrnehmungswechsel hin zum Annehmen, was ist und was sein soll. Die Spurensuche der Künstlerin Doreen Trittel und der Fotografin Carla Pohl beginnt in ihrer eigenen Vergangenheit…

 

Verbundene Spuren, Ausstellung, Foto (c) Doreen Trittel / VG Bild-Kunst

 

Verbundene Spuren – Unsere Ausstellung

Unsere Ausstellung mit dem Titel „Verbundene Spuren“ lädt ein, sich anlässlich des 30. Jahr des Mauerfalls mit der eigenen Geschichte und dem Wandel zu beschäftigen.

Den Großteil unseres Lebens haben Carla und ich im vereinten Deutschland verbracht, aber die Kindheit in der DDR hat Spuren hinterlassen. Carla Pohl war beim Fall der Mauer 9 und ich 16 Jahre alt. Wir beide sind aus der „Dritten Generation Ost“ und genauso sind wir ein Teil der Generation der „Kriegsenkelkinder“. Wir setzen uns mit Erinnerungen und den Veränderungen auseinander. Mit unsere jeweiligen und gemeinsamen Arbeiten nehmen wir Einfluss und verändern selbst. Nicht nur die Fotografie, Collage und Installation verbinden wir miteinander…

31. August bis 28. September 2019 in der Dorfkirche Roddahn, Roddahner Dorfstraße 13, 16845 Neustadt (Dosse)

Wir danken dem Arbeitskreis offene Kirche Roddahn e.V. sowie der Unterstützung durch das Land Brandenburg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, und der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin.

 

Verbundene Spuren, Nr. 1, 50 x 60 cm, gerahmt, im Passepartout signiert, (c) Carla Pohl und Doreen Trittel

 

Verbundene Spuren – Unsere Serie

Verbundene Spuren, das ist nicht nur der Titel unserer gemeinsamen Ausstellung sondern auch unserer gemeinsamen Bilderserie. Carla Pohl erkundete mit ihrer Kamera Orte am früheren Grenzstreifen in Brandenburg und an der Ostsee. Nur wenig lässt die Auswirkungen auf die Menschen dies- und jenseits der Mauer erahnen. Ist Gras über diesen Teil der Geschichte gewachsen?… Ich widmete mich den Spuren mit Nadel und Faden, in dem ich diese Fotografien per Hand mit bunten Fäden bestickt habe. Die Erfahrungen aus dem geteilten Deutschland, der geteilten Stadt und der Nachwendezeit leben noch heute in den Menschen fort. Sie prägen ihr Leben und das ihrer Nachkommen. Die Fäden, die Stiche verdeutlichen bildhaft die real kaum sichtbaren Auswirkungen. Wie Narben, wie ein roter Faden ziehen sie sich aus dem Gestern ins Heute, auch ins Morgen… Am besten geben das die Originale wieder. Du kannst in sie noch bis zum 28. September 2019 in der Dorfkirche Roddahn eintauchen und selbst erkunden. Die Serie besteht aus 5 Bilder in der Größe jeweils von 50 x 60 cm, die die Poster Galerie und Bilderrahmen Manufaktur Charlottenburg wunderbar gerahmt hat.

 

Verbundene Spuren, Nr. 1, 50 x 60 cm, gerahmt, im Passepartout signiert, (c) Carla Pohl und Doreen Trittel

Verbundene Spuren, Nr. 1, 50 x 60 cm, gerahmt, im Passepartout signiert, (c) Carla Pohl und Doreen Trittel

 

Verbundene Spuren, Nr. 5, 50 x 60 cm, gerahmt, im Passepartout signiert, (c) Carla Pohl und Doreen Trittel

 

 

Die Dorfkirche Roddahn – Ein Ort mit eigenen Spuren

Roddahn liegt ca. 90 km nordwestlich von Berlin in der Ostprignitz, am Rand der Dosseniederung und ist Teil von Neustadt Dosse im Land Brandenburg. Die Roddahner Dorfkirche, um 1798 erbaut, steht auf dem Friedhof und ist das bauliche Zentrum des kleinen Dorfes – neben dem Gutshaus das prägnanteste architektonische Merkmal des Ortes.

Die Kulturbegegnungsstätte, die Kirche Roddahn widmet dem 30. Jahrestag des Mauerfalls in diesem Jahr eine Ausstellung mit Begleitprogramm. Die Veränderungen durch die friedliche Revolution und der Wendezeit haben bei jedem Einzelnen und in unserer Gesellschaft Spuren hinterlassen, die bis heute merkbar sind. In der Kirche Roddahn gibt es historische Spuren zu entdecken. Dies ist ein höchst spannender Ort, um auf die Suche zu gehen. Die Suche beginnt jedoch bei uns selbst und geht über die Familiengeschichten bis hin zu den gesellschaftspolitischen Entwicklungen. Roddahn lebt von und mit seiner Geschichte, vor allem aber mit den Menschen, die diesen Ort durch eigenes Engagement beleben.

 

Nina Schuchardt, Kunsthistorikerin und Verlegerin, 2019, (c) Susanne Haun / VG Bild-Kunst

 

Unsere Ausstellung konnte insbesondere durch die tatkräftige Unterstützung von Nina Alice Schuchardt, Kunsthistorikerin und Verlegerin, Eichhörnchenverlag, realisiert werden. Nina hat die Ausstellung mit einer wunderbaren Laudatio eröffnet.

VERBUNDENE SPUREN …. was ist das eigentlich?
Nun es ist ein gemeinsames Installationskonzept der beiden Berliner Künstlerinnen Carla Pohl und Doreen Trittel.

Von beiden Künstlerinnen hängen Einzelarbeiten in dieser Ausstellung – von Carla Pohl stammen die fotografischen Triptychen, von Doreen Trittel die Schießscheiben und einige Collagen. Nicht nur, aber auch mit Blick auf den sich zum 30sten male jährenden Mauerfall haben sie diese Arbeiten und auch ihr aktuelles Schaffen zusammengetan und dieses gemeinsame Projekt gewagt, dass ihr geteilte Erfahrung der Kindheit und Jugend in der DDR zum Ausgangspunkt nimmt.

Die beiden Künstlerinnen ergänzen sich in diesem Projekt hervorragend, obwohl sie eigentlich recht unterschiedlich arbeiten. Ich stelle mir das so vor:

Beide Künstlerinnen beginnen ihre Interessenswege bei sich, aber…

Die komplette Laudatio kannst Du im Blog von Nina nachlesen: VERBUNDENE SPUREN eine Ausstellung von Carla Pohl und Doreen Trittel

 

Dorfkirche Roddan, 2019, (c) Doreen Trittel / VG Bild-Kunst

 

Verbundene Spuren – Meine Premiere als Performance-Künstlerin

Im Zuge der Ausstellungseröffnung habe ich eine Performance präsentiert, die gleichzeitig meine Premiere als Performance-Künstlerin darstellte.

Was ist eigentlich eine Performance? Performance ist eine durch die Künstler*in oder eine Künstler*innengruppe dargebotene künstlerische Aktion. Wikipedia sagt: Performance wird eine situationsbezogene, handlungsbetonte und vergängliche … künstlerische Darbietung eines Performers oder einer Performancegruppe genannt. Die Kunstform hinterfragt die Trennbarkeit von Künstler und Werk sowie die Warenform traditioneller Kunstwerke…

Meine Performance trägt den Titel „Immer bereit!?“ und beschäftigte sich mit den ideologischen Einflüssen, die noch heute in uns sind… Mit der Unterstützung von Carla Pohl, konnte ich diese Idee, die ich bereits seit etwa zwei Jahren im Kopf hatte, real werden lassen. Ich danke allen Besucher*innen, die zu unserer Vernissage gekommen waren und sich auf das vielschichtige und emotionale Thema eingelassen haben. Dass wir sie nicht nur mit unserer Ausstellung sondern auch mit der Performance berühren konnten, hat mich wiederum sehr berührt.

Immer bereit!?, Performance Doreen Trittel, 2019, (c) M. Franke

 

Immer bereit!?, Performance Doreen Trittel, 2019, (c) Susanne Haun / VG Bild-Kunst

 

Immer bereit!?, Performance Doreen Trittel, 2019, (c) Susanne Haun / VG Bild-Kunst

 

Verbundene Spuren – Unser Katalog

Dank der großzügigen Unterstützung des Landes Brandenburg, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, und der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin konnten wir im Zuge dieses Ausstellungsprojektes einen Katalog realisieren. Dieser gibt einen Einblick in die ausgestellten Arbeiten und den Ausstellungsort.

 


Hinweis: Beim Anklicken des Videos, wird eine Verbindung zu YouTube hergestellt.

 

Wenn Du neugierig geworden bist und gern einen Katalog haben möchtest, dann melde Dich gern – zunächst unverbindlich – bei mir oder meiner KünstlerinKollegin Carla Pohl. Für 19 EUR + Verpackung und Versand bekommst Du ihn direkt ins Haus. Und wenn Du noch mehr Interesse hast: Wir schicken Dir auch gern die Preisliste der ausgestellten Bilder und Installationen unverbindlich zu. Gib mir per Mail – kontakt @ hehocra.de – oder Carla kurz Bescheid. Der Katalog ist 21 x 21 cm groß und umfasst 48 Seiten. Er hat eine limitierte Auflage von 300 Stück. Jeder Katalog ist nummeriert und von Carla Pohl und mir signiert.

Zufall ist Schicksal – oder – Schicksal ist Zufall

Zufall ist Schicksal – oder – Schicksal ist Zufall

      „Wer dreht eigentlich all diese Schicksalsräder? Bestimmt eine Leihfirma.“

Dieser Satz wurde mir im Januar diesen Jahres beim KunstSalon am Dienstag von Susanne Haun in die Hände gespielt. Er entstammt der Performance MUSE//MOIRA vom Performanceduo ‚Krysti Himmelfahrt & 1 Muse‘, mit der Sabine Küster das zweite Jahr der MUSENLAND Akademie für Biografisches & Kunst startete. Weitere Sätze findest Du hier, im Gastbeitrag von Sabine Küster: Kairos, Karma, Kismet – oder doch nur Zufall? Jedes Mal, wenn ich diesen Satz lese, er mir in den Sinn kommt, muss ich schmunzeln…

 

Zufall

Zeitlos fallen,

Unten oder oben?

Fliegen, kannst du das?

Alles da. Alles loslassen.

Licht aus. Licht an.

Leben, doch!

(c) Doreen Trittel

 

Schicksal und Zufall abwechselnd auf Pappe geschrieben, diese hängt am roten Faden

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, Detail, 2019, (c) Doreen Trittel

 

„…das Glück sollte sich sanft verhalten, es soll mein Schicksal mit Liebe verwalten…“

Kürzlich tanzte ich durch die Wohnung, als das Lied von Hildegard Kneef „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ erklang… Da gesellte sich zufällig das Schicksal mit hinzu…

 

Schicksal

Schreiben, schreiben

Chancen im Chaos erkennen

Halten, haltlos

Im Blick, was?

Chill doch mal!

Krieg dich ein!

Sagt, wer?

Allein oder gemeinsam?

Leben, miteinander

(c) Doreen Trittel

 

Zufall, Schicksal abwechselnd auf Pappe geschrieben, davor Tampons hängend

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, Detail, 2019, (c) Doreen Trittel

 

Ist das Schicksal immer schwer? Ist die Fügung das leichte Gegenteil?

Fühlte es sich wie Schicksal an? Aber heute, mit einer neuen Perspektive: Es könnte auch eine Fügung gewesen sein… Aber kein Zufall…

 

Schicksal

So und so

Chancen bekommen

Halte ich (dich) mich

Im Innern leben das

Chaos & die Ordnung

Kinderlachen

Selbst bei uns

Alles ist miteinander verbunden

Liebe

(c) Doreen Trittel

 

Schicksal Zufall abwechselnd auf Pappe, Rückseite, mit rotem und blauen Faden

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, Detail, 2019, (c) Doreen Trittel

 

Beeinflussen unsere Entscheidungen unser Schicksal oder den Zufall?

Wie oft fällt der Nebensatz: „…aber es gibt ja eigentlich keine Zufälle.“ Wenn es keine Zufälle mehr gibt, was dann? Ist der Zufall eine Erfindung des Menschen, um etwas unerklärlichem ein Wort zu geben, es damit zu etwas Erklärtem zu machen?

Zufall

Zauberworte sprechen wir

Unter uns in die Welt hinaus

Funken sprühen weit

Allumfassend umarmen wir

Laut & leise die

Liebe

(c) Doreen Trittel

 

mehrere Tampons vor einer Pappe hängend, auf der Pappe die Worte Schicksal Zufall

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, 2019, (c) Doreen Trittel

 

#SchicksalIstZufall

Die MUSENLAND Akademie für Biografisches & Kunst hat zu einer Blogparade aufgerufen – Ausschreibung: #SchicksalIstZufall.

Mir ging dieser Inspirationsfunken einige Zeit durch den Kopf. Ich habe ihn mit in meinen Alltag und auch mit auf Reisen genommen. Und wie die Inspirationsfunken so sind, sie sprühen Funken ohne Kontrolle, ohne Plan, ohne Richtung… So widme ich mich hier auf diese Art den Worten Schicksal und Zufall, Zufall und Schicksal…

Bis zum 31. Juli 2019 kannst Du auch noch mitmachen: mit einem eigenen Blogbeitrag oder einer Einsendung an die MUSENLAND Akademie… (siehe Link)

 

an einem roten Faden hängt eine Pappe mit den abwechselnden Worten Schicksal Zufall

Zufall Schicksal…, Installation mit Tampons, 2019, (c) Doreen Trittel

 

Tampons?

Ja, das sind Tampons. Was es damit auf sich hat, das erzähle ich Dir lieber in meiner nächsten Atelier-Post 😉 Du kannst Dich auf der rechten Seite (mobil: weiter unten) dafür eintragen – oder direkt hinter diesem Link: Atelier-Post. Ich freue mich auf Dich.

Sommer 1985 – Immer bereit!

Sommer 1985 – Immer bereit!

Im Sommer 1985 war ich in der Pionierrepublik am Werbellinsee. Das war eine große Auszeichnung, daher traute ich mich niemandem zu erzählen, dass ich mich einfach gemeldet hatte, als eine Lehrerin in den Klassenraum der Russisch-AG (Arbeitsgemeinschaft) rief: Wer möchte…? Auch wenn mir das niemand glaubt… Egal.

 

…1949 beschloss der Ministerrat der DDR den Bau der Pionierrepublik… Die Pionierrepublik Wilhelm Pieck orientierte sich in ihrer Gestaltung weitgehend am sowjetischen Allunions-Pionierlager Artek auf der Krim. Nachdem sie in den Anfangsjahren als Erholungsstätte für Kriegswaisen fungierte, diente sie in den Folgejahren bis 1989 der politischen Erziehung von Mitgliedern der Pionier- und FDJ-Organisation der DDR.

Nach Erweiterungen und Umbauten hatte die Anlage 1989 eine Fläche von insgesamt 1,1 km². Zu den Einrichtungen auf dem Lagergelände gehörten eine Kinderkrippe, eine Polytechnische Oberschule, Sporthallen, Cafés und eine mongolische Jurte.

Die Gesamtzahl der Besucher der Pionierrepublik wird auf etwa 400.000 geschätzt. Ab 1961 wurden auch internationale Sommerlager gestaltet, an denen auch Kinder ausländischer sozialistischer und kommunistischer Jugendorganisationen, auch aus westlichen Ländern, teilnahmen… (Wikipedia)

 

Flyer auf Pappe, hängend

Sommer 1985, 1/2, 33 x 47 cm, 2012, (c) Doreen Trittel

 

Vor einigen Jahren habe ich diese Erfahrung zum Thema einer Installation gemacht. Sie beinhaltet den offiziellen Flyer und mein persönliches Tagebuch von damals.

Ja, meine Tage dort – es waren 6 Wochen – waren von Pionieraktivitäten geprägt: ständig das Halstuch tragen, zu besonderen Anlässen die komplette Pionierkleidung, Frühsport, Fahnenappelle, Wandzeitungen, Arbeiten in der Produktion, Kranzniederlegungen… Auf der anderen Seite erinnere ich mich an: Freunde, Nachtwanderung (eine erlaubte und eine nicht erlaubte), Eisessen, baden, Dampferfahrt, Feste, Theater und meinen ersten Kuss…

 

Tagebuch auf Pappe, hängend

Sommer 1985, 2/2, 33 x 47 cm, 2012, (c) Doreen Trittel

 

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Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.

Schulfete war langweilig

Schulfete war langweilig

Als vor 30 Jahren die Mauer fiel, war ich gerade in der 10. Klasse. 1990 wechselte ich aufs Gymnasium, das ich zwei Jahre später abschloss. Wir waren damals der letzte Jahrgang, bei dem die Schule nach 12 Jahren endete. Nach uns wurde das 13. Schuljahr im Osten Deutschlands eingeführt.

Kürzlich habe ich diese Erinnerungsschnipsel aus alten Tagebüchern von mir gefunden:

07.02.1991 Heute war Schulfete. War langweilig.

30.05.1992: Die Schule liegt nun hinter mir. Gestern hatte ich die letzte Prüfung. Danach war ich total happy, dass es vorbei ist. Außerdem habe ich die Lehrer verblüfft und in Mathe (mündlich) eine 2 gemacht – ´ne 2!!

Dazu muss ich sagen, dass ich zuvor in der schriftlichen Prüfung Mathe durchgefallen war. Ja, das war nicht meine Stärke. Aber auch die Umstände machten diese Prüfungen nicht einfach. So stellte sich im Nachhinein erst heraus, dass ich garnicht die mündliche Prüfung in Biologie hätte machen müssen… Für Französisch gab es nur einen Leistungskurs bei dem ich schon von Anfang an nicht mithalten konnte… Die Lehrerinnen und Lehrer waren sehr verunsichert. Die Note 6 wurde eingeführt… Doch ich hab’s ja geschafft.

In einer anderen Notiz habe ich mit freudigen Ausrufezeichen festgehalten, dass der Samstagsunterricht am 10. Dezember 1989 – zumindest in der Schule, die ich zu dieser Zeit besuchte – abgeschafft wurde. Das ist eigentlich ein denkwürdiges Datum, doch in meinen Gedanken war es leider nicht mehr präsent. Ich bin froh, dass mich mein Jubel über ein Wochenende, bestehend aus vollen 48 Stunden, dazu veranlasste, diesen für viele Schüler historischen Tag festzuhalten. Wenn ich dies heutigen Schüler.innen erzähle, schütteln sie erstaunt den Kopf: Samstags zur Schule?!?

 

Diese Installation zeigt, in welcher Lebensphase ich mich damals, als die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen kamen, befand. Sie besteht aus meinem alten Hausaufgabenheft, Fotografien, Zeichnungen und Kopien aus einem Steckbriefbuch. 

Gesamtansicht, Erinnerungsstücke, 9. November 1989

9. November 1989, Installation, Detail, 85×65 cm, 2012, (c) Doreen Trittel

 

Collage mit Zeichnungen und Fotografien

9. November 1989, Installation, Detail, 2012, (c) Doreen Trittel

 

Schulheft

9. November 1989, Installation, Detail, 2012, (c) Doreen Trittel

 

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Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.

Meine Installation im ehemaligen Frauengefängnis

Meine Installation im ehemaligen Frauengefängnis

Ich bin wieder entlassen worden, habe meine Sachen gepackt und das Gefängnis durch das Tor hinter mir gelassen. Eine Ausstellung in einem ehemaligen Frauengefängnis… Meine Kunst in einer buchstäblich dunklen Zelle… Das war eine Herausforderung, ein Erlebnis, das mich in vielerlei Hinsicht bereichert und durch die zahlreichen Besucher.innen, durch interessante Gespräche erfüllt hat. Heute möchte ich Dir gern meine Installation und die Zelle 8 auch hier in meinem Blog vorstellen.

In den nächsten Tagen, in den folgenden Beiträgen zeige ich Dir auch die Arbeiten meiner Zellengenossin Eva Gjaltema. Du bekommst einen Einblick in das Gefängnis allgemein und wenn Du dann noch magst, erzähle ich Dir von der Kraft der Musik an solch einem Ort und gebe Dir einen Blick hinter die Kulissen des Aufbaus der Ausstellung.

Bist Du bereit? Hinter diesen Mauern verbarg sich vielfältige Kunst in Form einer Ausstellung und eines abwechslungsreichen Programms unter dem Titel „Macht der Erinnerung“ am vergangenen Wochenende zum „Tag des offenen Denkmals“. Es ist das ehemalige Frauengefängnis in Lichterfelde, Berlin Steglitz – heute SOEHT7.

 

Soeht7, das ehemalige Frauengefängnis Lichterfelde, Berlin Steglitz, (c) hehocra

Soeht7, das ehemalige Frauengefängnis Lichterfelde, Berlin Steglitz, (c) hehocra

 

In meiner Installation habe ich folgende Elemente zu einer Präsentation zusammengestellt:

Opfer-Täter und Täter-Opfer, Patchwork-Decke, 160 x 198 cm, Herrenhemden und Bettbezug aus dem Familiennachlass der Künstlerin, in Handarbeit bestickt und beschrieben, 2017

Steh auf!, Kissen, 77 x 79 cm, Kissen aus dem Familiennachlass der Künstlerin in Handarbeit bestickt, 2014

Schießen für den Frieden (Teil 2), Zielscheiben jeweils 14 x 14 cm, mit Kugelfangkasten 15 x 16 cm, in Handarbeit gestaltet, 2017

Installation in der Zelle 8, ehemaliges Frauengefängnis SOEHT7, Berlin, (c) Doreen Trittel

Installation in der Zelle 8, ehemaliges Frauengefängnis SOEHT7, Berlin, (c) Doreen Trittel

 

In der gezeigten Installation beschäftige ich mich mit den Erinnerungen des Ortes, dem ehemaligen Frauen-Gefängnis, gepaart mit meinen persönlichen Kindheits-erinnerungen vor dem Hintergrund der ostdeutschen Geschichte.

Die Patchwork-Decke „Opfer-Täter und Täter-Opfer“ ist meine neueste Arbeit. Ich habe sie anlässlich der Ausstellung „Macht der Erinnerung“ angefertigt. Hierbei setze ich mich mit den Worten „Opfer“ und „Täter“ auseinander. Opfer und Täter, zwei Worte, die sich erst durch unsere Assoziationen, unsere Ein- und Zuordnungen, durch Definitionsversuche und auch durch unser Urteil mit Leben füllen. Der helle Stoff, die einzelnen Quadrate stammen von alten Herrenhemden, die Rückseite von einem alten Bettbezug meiner Großeltern.
Auch das Kissen ist aus dem Nachlass meiner Familie. Die gestickte Aufforderung „Steh auf!“ beschreibt den Wunsch und den inneren Kraftakt, sich zu hinterfragen und zu verändern.
Die Zielscheiben entwickelte ich aus einer Installation mit dem Titel „Schießen für den Frieden, Teil 1“. Die Bearbeitung und damit Zweckentfremdung der Zielscheiben stehen für die Veränderung im Umgang mit den Schatten der Vergangenheit.

Die Kombination dieser drei Arbeiten präsentiere ich erstmalig an diesem Ort. Sie sind alle in Handarbeit und unter Verwendung neuer sowie alter Materialien entstanden. Dieser Prozess wirft immer wieder Fragen auf und löst Veränderungen aus – Stich für Stich, Buchstabe für Buchstabe.

 

'Steh auf!' und 'Opfer-Täter und Täter-Opfer', Installation, Ausschnitt, (c) Doreen Trittel

‚Steh auf!‘ und ‚Opfer-Täter und Täter-Opfer‘, Installation, Ausschnitt, (c) Doreen Trittel

 

Schießen für den Frieden, Teil 2, Installationin der Zelle 8, ehemaliges Frauengefängnis SOEHT7, Berlin, (c) Doreen Trittel

Schießen für den Frieden, Teil 2, Installationin der Zelle 8, ehemaliges Frauengefängnis SOEHT7, Berlin, (c) Doreen Trittel

 

Installation, Details, (c) Doreen Trittel

Installation, Details, (c) Doreen Trittel

 

Soeht7, Besucher.innen, (c) hehocra

Soeht7, Besucher.innen, (c) hehocra

 

An mehreren Tagen hintereinander hinter Gefängnismauern… Mein erster Besuch fühlte sich sehr beklemmend an. Aber mit den vielen vielfältigen, farbenfrohen, musikalischen, spannenden und interessanten Erlebnissen hat sich der Ort für mich mit viel positiver Energie gefüllt. Insbesondere auch durch meine Auseinandersetzung sowie der inspirierenden und wertschätzenden Zusammenarbeit mit Eva Gjaltema in unserer Zelle 8 habe ich das denkmalgeschützte Gebäude als sehr belebend wahrgenommen. Eine faszinierende Wandlung auf mehreren Ebenen.Ich danke allen, allen, die die Gelegenheit, die Zeit und den Mut hatten, uns dort zu besuchen. Ich danke allen, die mich im Vorfeld (Work in Progress) bis hin zur Präsentation vor Ort begleitet und unterstützt haben. Dafür bin ich sehr dankbar und fühle mich reich beschenkt. Herzliche Grüße, Doreen

 

'Steh auf!' und 'Opfer-Täter und Täter-Opfer', Installation, Ausschnitt, (c) Doreen Trittel

‚Steh auf!‘ und ‚Opfer-Täter und Täter-Opfer‘, Installation, Ausschnitt, (c) Doreen Trittel

 

ps: Aber ja, es bleibt ein ehemaliges Gefängnis, in dem einst Menschen eingesperrt wurden…

My story: 9. November 1989

Der 9. November 1989 in einer Installation/ Collage

Auf der Grundlage meiner persönlichen Erinnerungen habe ich folgende Installation erarbeitet, die für mich den 9. November 1989 bzw. die Tage und Wochen um diesen Wendepunkt darstellt. Sie beinhaltet Fotos, Zeichnungen, Kopien, Hausaufgabenheft aus dieser Zeit. Im Anschluss findest Du unten meine persönlichen Erinnerungen an den 9. bzw. 10. November 1989.

 

Gesamtansicht, Erinnerungsstücke, 9. November 1989

9. November 1989, Installation, 85 x 65 cm, 2013 (c) Doreen Trittel

 

Schulheft

9. November 1989, Detail, (c) Doreen Trittel

 

 

 

Collage mit Zeichnungen und Fotografien

9. November 1989, Detail, (c) Doreen Trittel

 

Meine persönlichen Erinnerungen an den 9./ 10. November

Am 10. November war‘s. 1989, an einem Freitag. Am frühen Morgen kurz vor sieben Uhr traf ich mich mit meinen vier Schulfreundinnen wie jeden Dienstag und Freitag an der gleichen Straßen Ecke in unserem Kiez, in Berlin-Friedrichshain. Wir hatten in der nullten Stunde Französisch in einer anderen Schule. Französischlehrer waren knapp, so dass nicht jede Schule diesen Unterricht anbieten konnte.

So nach und nach kamen meine Schulfreundinnen und ich an unserem Treffpunkt zusammen. Eine Freundin kam aufgeregt und sagte: „Die Mauer ist gefallen.“ Am Abend zuvor, am 09. November 1989 wurden die Grenzen nach Westdeutschland geöffnet. Erst an diesem Morgen erfuhr ich davon. Ob ich in dem Moment, als ich diesen Satz vernommen hatte, aber nicht gleich glauben konnte, überhaupt ansatzweise ahnte, dass sich alles verändern würde, alles hinterfragt werden müsse?

Die Lehrerin erzählte ganz aufgeregt von ihrem nächtlichen Spaziergang über den Ku`damm. Ich hatte das Bild vor Augen. Sie mit ihrem Mann, bei ihm untergehakt schlendernd über eine breite Straße, die mit vielen Bäumen und einigen Straßenlaternen gesäumt ist – ähnlich der Straße Unter den Linden. Was ich noch nicht sah, waren die vielen Lichter der Leuchtreklamen, Geschäfte und Autos, die vielen Menschen, das emsige Treiben der Bewohner und der Besucher.

 

Fern liegt dieser Moment. Vergangen in meinen Erinnerungen. Ein Moment unter vielen. Ein Moment, dem eine Zeit des Umbruchs folgte. Eine Zeit der Veränderungen. Heute würde ich sagen, in diesem Moment, endete meine Kindheit. Ich war gerade sechzehn Jahre alt geworden.