Seit einigen Wochen beschäftige ich mich mal wieder mit Fragen rund um das Thema Kunst: Was ist Kunst? Was kann Kunst? Warum mache ich Kunst? Was möchte ich mit meiner Kunst erreichen? …

Über die aktuelle Einladung der Künstlerin Susanne Haun zu ihrem 5. Salonabend bin ich auf die Künstlerin Ulli Gau und ihren Blog aufmerksam geworden. In einem Beitrag widmet sie sich ihrem Weg zur Künstlerin. Und sie wurde wiederum von Hagen Graf dazu inspiriert, der auf seinem Blog Fragen zur Kunst stellte, die auch andere aufgegriffen und dazu ihre Antworten formuliert haben (s. Kommentare dort). Herrlich, wie die Inspirationsfunken hüpfen.

Je mehr ich mich mit dem Thema, den hier gestellten Fragen zur Kunst beschäftige, dazu lese, darüber nachdenke und verschiedene Gedanken in mir wirken lasse, um so mehr komme ich zu dem Schluss, dass sich diese Fragen – zumindest für mich – wohl nie abschließend beantworten lassen. Dennoch möchte ich heute ein paar meiner Ansichten hier formulieren. Ein Versuch.

 

Was verstehst du unter Kunst?

Für Kunst gibt es wohl keine eindeutige Definition und ich denke, das ist auch das Wesen der Kunst. Kunst kann man nicht definieren.

Kunst bedeutet für mich: Kunst spiegelt und stellt Fragen.

Kunst ist immer auch subjektiv. Was ruft sie in mir als Betrachterin wach? Was klingt in mir an? Was entsteht daraus wiederum bei mir? Neue Gedanken, neue Sichtweisen?

Nicht zu vergessen: Kunst muss nicht immer nur tiefgründig und erst sein. Kunst muss auch leicht und witzig sein können.

Ansonsten ergeben sich meine Gedanken zu dem, was ich unter Kunst versehe, auch aus meinen folgenden Worten…

Worum geht es bei deiner Kunst? (oder: Wozu mache ich Kunst?)

Mit heutigem Blick auf Vergangenes schauen, um daraus etwas für das Morgen zu gestalten. Gestern. Heute. Morgen. Mich mit Erinnerungen beschäftigen, sie in einen neuen Kontext stellen und daraus etwas Verändertes entwickeln, ist ein Prozess, der mich immer wieder sehr berührt. Wichtig ist mir dabei, offen mit Erinnerungen umzugehen, sie zu reflektieren, sie neu zu betrachten, um ihnen einen gebührenden Platz im Leben geben zu können. Ich betrachte Dinge und spiegle sie. Ich hinterfrage und stelle Fragen. Ich möchte berühren und einladen.

… * spiegeln * thematisieren * fragen * neu betrachten * an Grenzen gehen * verdauen * transformieren * berühren * innehalten * aufwühlen * nachdenken * einladen * …

Wie bist du eigentlich Künstlerin geworden? (oder: Warum machst du Kunst?)

Kunst ist der Zweck der Kunst, wie Liebe der Zweck der Liebe ist, und gar das Leben selbst der Zweck des Lebens ist. (Heinrich Heine)

Sammeln, fotografieren, schreiben, nähen, handarbeiten und gestalten spielen seit meiner Kindheit und Jugend eine wichtige Rolle in meinem Leben. Irgendwie war ich schon immer Künstlerin. Oder viel mehr: Irgendwie habe ich schon immer den Drang, mich kreativ zu betätigen und auszudrücken. Manch eine/r nennt es KünstlerInnenseele andere bezeichnen es als Berufung. Und wiederum andere nennen es Lebenselixier. Und ich sage: Ich kann nicht ohne. Da ist etwas in mir, was sich den Weg nach draußen sucht. Und wenn die Ergebnisse daraus in der Betrachtung durch andere ihren eigenen, weiteren Weg finden… Ich bin immer wieder gespannt darauf und freue mich, was sich daraus dann wieder entwickelt bzw. entwickeln wird. Ein immerwährender Prozess.

Ich habe den Beruf des Künstlers nicht gelernt. Ich bin Autodidaktin und habe im Laufe der Jahre verschiedene Workshops, Kurse, Schreib- und Projektgruppen besucht. Doch bis ich mich selbst als Künstlerin sah und mich auch so nenne, war es ein weiter Weg, der viele Phasen und Schlüsselmomente in sich hatte.

In einer Phase präsentierte ich Gedichte und Fotografien sowie Geschichten auf Lesungen, in Gemeinschaftsausstellungen und in Anthologien. Dann recycelte ich zum Beispiel alte Laken und Tischdecken, nähte daraus neue Gebrauchsgegenstände. Irgendwann entdeckte ich im Rahmen eines Workshops und einer daraus entstandenen Projektgruppe meine Begeisterung für die Autobiografische Fotografie. Hieraus entwickelte ich dann meine eigene Ausstellung, die ich mir zu meinem vierzigsten Geburtstag schenkte. Auch ein tiefgehender Workshop zum Thema Berufung bestätigte meinen Weg und machte mir meine Faszination für autobiografische und biografische Geschichten bewusst. Und alles, was aus dem Meer der Erinnerungen zu etwas Verändertem oder gar Neuem entsteht, berührt mich.

Daraus wurde dann der Titel Atelier für Erinnerungen geboren. Gestern, heute, morgen. Dies war dann auch die Geburtsstunde des Names hehocra, unter dem ich in den Sozialen Netzwerken unterwegs bin. Hehocra ist die Zusammenfassung aus diesen drei Worten: heri * hodie * cras. Dies ist lateinisch für: gestern * heute * morgen. Hehocra – Atelier für Erinnerungen.

Anfang 2014 veröffentlichte ich dann meine Website und präsentiere damit ein Teil meines Portfolios. Ich nenne mich Künstlerin. Dass es mir nun auch leichter über die Lippen kommt, daran arbeite ich noch.

„Sie ist Künstlerin!“ „Oooh wow, wie cool und ich dachte schon, sie wäre einfach nur seltsam!“ (@KarlaKnows via Twitter)

Hast du ein Atelier?

Ein reales Atelier habe ich nicht. Ich arbeite zu Hause am Schreibtisch, am Kreativtisch oder an der Nähmaschine, auch unterwegs mit der Kamera und einem Notizbuch bin ich irgendwie immer kreativ bzw. kommen mir Ideen, die ich gleich festhalten muss. Aber ich habe mit meiner Website und meinem Blog ein virtuelles Atelier.

Wie entstehen deine Kunstwerke?

Wenn ich fotografiere oder schreibe, habe ich oft kein fertiges Konzept im Kopf. Ich tue es einfach, sammle Fotos, sammle Texte, sammle Gedanken und Ideen. Später gestalte ich daraus etwas, etwas aus meinen Erinnerungen mit meiner Sicht von heute und einer Botschaft für morgen.

Es gibt aber auch die Momente, wo ich Ideen habe, sie viele Tage hin und her wälze, durchdenke, durchfühle, Skizzen und Notizen mache und dann versuche, sie umzusetzen. Dabei kann dann mitunter aber auch etwas gänzlich anderes entstehen, als ich ursprünglich angedacht hatte.

Inspiriert werde ich auch durch persönliche Lebensgeschichten anderer Menschen, insbesondere von Frauen. Hierbei interessieren mich ebenso die verschiedenen Möglichkeiten der Erzählformen (Autobiografie, Tagebuch, Fotografien, Bilder, Filme, Installationen), die literarischen und künstlerischen Auseinandersetzungen mit individuellen Lebensthemen.

Ich wechsle zwischen Kamera und Rechner, Stift, Schere und Papier, Nadel, Faden und Stoff. Oft arbeite ich an mehreren Projekten gleichzeitig. Manche Werke entstehen quasi über Nacht und manche brauchen zwischendurch eine oder mehrere längere Pausen bis sie fertig sind.

Wie verbringst du einen „normalen“ Tag?

Ein „normaler“ Tag… Schwierig. Vorrangig sind meine Tage durch mein Familienleben und durch meine Bürotätigkeit bestimmt. Für meine künstlerische Arbeit bleiben mir dazwischen ein paar Freiräume. Aber wie gesagt, oft kommen Ideen unter der Dusche oder im Schlaf, wenn ich in der S-Bahn sitze oder mich auf Spielplätzen rumtreibe. Mein „Künstlerleben“ organisiere ich nebenbei. Vorher war es ein Ausgleich. Aber seitdem ich meine Richtung, meine Berufung als solche erkannt habe, und ich mich auch traue, mich Künstlerin zu nennen, bekommt meine Arbeit in der Nebentätigkeit mehr Energie und Struktur.

Wie finanzierst du dein „Künstlerleben“?

Hauptberuflich arbeite ich als Sachbearbeiterin; ein klassischer Bürojob.

Wo kann ich deine Kunst sehen und vielleicht sogar kaufen?

Meine Kunst kannst du auf meiner Website sehen.

Einen Blick hinter die Kulissen und anderes mehr zu meinem kreativen Tun, meinen Beobachtungen und Entdeckungen – hauptsächlich zum Thema Erinnerungen – präsentiere ich hier auf meinem Blog, meiner Fanseite, auf Twitter und Instagram.

Ich habe (noch?) kein Konzept zum Ausstellen und/oder zum Verkauf meiner Kunst. Wenn Euch etwas gefällt, Ihr Ideen habt, dann sprecht mich einfach an. Ansonsten könnt Ihr gespannt sein, was sich so entwickeln wird. Ich bin es auch.