Kürzlich habe ich die Geschichten zweier Überlebenskünsterlinnen kennengelernt. Sehr interessant, spannend, berührend… Aber von vorn: In der Karl-Liebknecht-Str. 11, in Berlin Mitte hängen großformatige und großartige sw-Porträts von Frauen. Sie haben alle gemeinsam, dass sie in der DDR gelebt haben und vor 25 Jahren die Herausforderungen der Umbruchszeit mit dem Fall der Mauer meistern mussten. Anja Gersmann hat die Frauen für den Paula Panke e.V. fotografiert. Die Ausstellung wurde am 8. März 2014, dem Internationalen Frauentag, eröffnet.

Gezielt wird im Rahmen dieses Projekts auf die Sicht der Frauen geschaut.

Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Wie haben sie in der DDR gelebt? Wie haben sie den Mauerfall erlebt? Wie haben sie sich im neuen Deutschland orientiert? Wo haben sie ihren Platz gefunden?… All diesen und ähnlichen Fragen wird im Erzählcafé mit dem Titel „Gut angekommen?“ in den Räumlichkeiten des Vereins, in Pankow, nachgegangen. Dort erzählen porträtierte Frauen aus ihrem Leben. Sie berichten von ihren Erfahrungen und ihren Überlebenswegen.

Den ersten Abend im April habe ich leider verpasst. Aber am 14. Mai 2014 war ich dort und lauschte gespannt den Erzählungen einer Kubanerin die in den 70er Jahren mit ihrer Familie in die DDR kam und einer waschechten Berlinerin, die ihre Erfahrungen und Erlebnisse, ihre Gefühlswelten in Gedichten und Prosatexten verarbeitet.

Der nächste Abend findet am 11. Juni 2014 statt. Und am 27.06.2014 steht ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung mit dem Thema „Zwischen Kunst und Markt – Wie verändert sich die Stadt, wie verändern wir uns?“ auf dem Programm. Beide Termine können bei Paula Panke e.V. nachgelesen werden.

Meine Eindrücke von diesem Abend?

Paula Panke e.V. ist ein wunderbarer Ort zum Wohlfühlen. In einer gemütlichen Runde saßen interessierte Frauen verschiedener Altersgruppen zusammen. Moderiert wurde der Abend von der sympathischen und beeindruckenden Astrid Landero.

Wie so oft bei interessanten Gesprächen wurde ein wenig die Zeit aus den Augen verloren, so dass die Zeit des Umbruchs durch den Fall der Mauer und die Orientierung der Frauen während dessen und danach in meinen Augen sehr kurz kam. Ihren Erfahrungen aus der DDR lauschte ich neugierig und entdeckte so manches, was ich aus eigenen Kindheits- und Jugenderinnerungen kannte, wieder.

In kurzen Gesprächen bei einem Glas Wein im Anschluss an die Erzählrunde wurde mir bewusst, dass die Erfahrungen einzelner Generationen sehr unterschiedlich sind und sie ihren Fokus auf unterschiedliche Dinge richten. Ich möchte mich da mit einschließen, denn mein Blick richtete sich bisher im Wesentlichen auf eigene Erfahrungen und ähnliche Erfahrungen meiner Generation. Auch wenn an diesem Abend einige Frauen nicht viel älter waren als ich, so sah ich in ihren Berichten die Generation meiner Eltern. Ich glaube, der Unterschied liegt darin, dass sie bereits Berufserfahrungen in der DDR gemacht hatten und ich nicht. Ich war sechzehn Jahre alt, als die Mauer fiel, und ging noch zur Schule. Damit beschränken sich meine Erinnerungen altersbedingt auf die Kindheit und Jugend in der DDR. Wesentliche und prägende Schritte, wie die Berufswahl, Ausbildung oder Studium, die Ausübung eines Berufs und die Gründung einer eigenen Familie lagen bei mir dann in einer anderen Zeit.

Für mich hat der Abend auch wieder gezeigt, dass das Thema immer noch aktuell ist, dass es die Menschen, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, nach wie vor beschäftigt. Und ich finde es großartig, wenn individuelle Erfahrungen Raum bekommen, wenn wir dadurch die Schubladen auflösen und uns für eine Welt fern der Klischees öffnen können, wenn auch diese Erfahrungen das künftige Geschichtsbild prägen.

 

 

ps: Durch Kathrin Möller auf den Verein und dieses Fotoprojekt aufmerksam geworden bin. Bei ihr besuchte ich vor ein paar Jahren ein sehr inspirierendes Workshop-Wochenende und eine anregende Wortparty. Sie ist die Person hinter der Schreibberatung möllerscript.