Vitrine der Fundstücke |0717

Vitrine der Fundstücke, by hehocra

 

Heute wird es nach langem mal wieder Zeit für meine Fundstücke. Fundstücke, das sind interessante Beiträge, die mir im Netz über den Weg geklickt sind, oder inspirierende Ereignisse, die ich Dir empfehlen möchte. Wenn Du spannende Tipps hast, die meine Leser.innen und mich interessieren können, dann immer her damit. Schreibe mir in den Kommentaren oder via Kontakt. Dankeschön.

 

Wir befinden uns ja jetzt in der Ferienzeit. Aber wie schafft man es im Alltag, dem Urlaubsfeeling nah zu sein? Hierfür hat Daniela Heggmaier inspirierende Anregungen gesammelt. Ich freue mich, in dieser tollen Runde von wunderbaren Frauen dabei sein zu dürfen: Wohlfühlinseln im Alltag: Tipps für magische Auszeiten

Sticken liegt ja voll im Trend: Gestickt eingefädelt Na das entspricht doch meinem Geschmack und den Stickereien in meinen Arbeiten – zum Beispiel auf den Zielscheiben aus der Installation „Schießen für den Frieden, Teil 2“ und „Typenschulbau„.

 

Rosen im Sonnenlicht, (c) hehocra

 

Seine eigene Mutter zu fotografieren, das ist schon eine besondere Herausforderung. Aber wenn man sich dieser als Fotograf.in stellt, kann da eine großartige Serie entstehen, wie diese hier: Daniela, ein Porträt meiner Mutter

Menschen, die kreativ sind, stellen sich wohl immer irgendwann die Frage nach ihrem roten Faden in ihrem Tun. In diesem Artikel schreibt eine Fotografin ihre Gedanken und Fragen dazu: Wer bin ich?

Ana Bathe ist eine Kollegin aus unserer Künstlergruppe Kontrapunkt.  In diesem Interview erfährst Du mehr über die Künstlerin. Ana Bathe schafft humorvolle und ironische Welten, die sich mit tiefen Gefühlen und gesellschaftlichen Tabus beschäftigen. „REALITY IS MALLEABLE“

Eva Gjaltema, eine weitere Künstlerin aus unserer Runde, hat noch bis zum 26.08.2017 eine Ausstellung in der Galerie World in a room mit dem Titel „Famylje„. Ich war bereits dort, in Berlin Schöneberg und kann sie sehr empfehlen. Sehr berührend und persönlich, als würde man ein Fotoalbum betreten. Gleichzeitig offenbaren sich viele Anknüpfungspunkte und gesellschaftliche Zusammenhänge.

Mit den Künstlerinnen Marty Sander und Christine Pöttker werde ich neben anderen Künstler.innen im September zum Tag des offenen Denkmals in einem ehemaligen Frauengefängnis ausstellen: „Macht der Erinnerung„. Aktuell sind Fotografien von Christine Pöttker in der Buchhandlung Primo-Buch in Berlin Steglitz zu sehen – bis zum 4.8.2017. Marty Sander zeigt ihre Bilder mit dem Titel „The Polka Dot Lady“ im KM13 Showroom Store in Berlin Schöneberg – bis zum 26.8.2017.

Du hast sie sicher gesehen bzw. Bilder von den 1000 Gestalten zum G20-Gipfel – legt Eure Panzer ab! Ich war nicht in Hamburg, aber diese künstlerische Protestaktion hat mich dennoch sehr berührt. Ja, so geht Protest!

 

Hast Du anregende Tipps für mich? Dann immer her damit. Schreibe mir in den Kommentaren oder via Kontakt. Ich freue mich. Die Vitrine der Fundstücke möchte ich nun wieder regelmäßig für Dich öffnen.

 

Gelbe Rose, (c) hehocra

 

Was hat sie sich dabei nur gedacht?

Was hat sie sich dabei nur gedacht?

Möchtest Du wissen, wie meine Zeilen zum Thema Sterben im vergangenen Beitrag entstanden sind, was ich mir dabei so gedacht habe? Der Beitrag: Sterben ist ein hässliches Wort. Dann plaudere ich heute mal aus meinem Nähkästchen

Der Ort, an dem ich mich dem Sterben poetisch näherte, war ein Café. Ich war dort mit meiner Tochter, online Mütze genannt. Wir gönnten uns eine Pause bei Tee und Cappuccino mit einem Stück Kuchen. Dies eine wunderbare beispielhafte Sitaution, wie ich sie mir den Umgang mit den Themen Sterben, Abschied, Tod und Trauer wünsche. Es ist normal, mitten im Leben über das Sterben zu reden, in einem Café zum Beispiel, mit Freunden, mit dem Partner, mit Kindern…
Dies ist auch das Anliegen von Annegret und Petra mit ihrem Totenhemd-Blog. Sie starteten eine Aktion, mit der sie aufgerufen haben, sich dem Sterben poetisch zu nähern. Dafür sammelten sie vorab verschiedene Worte.

 

Wörter-Pool aus dem Totenhemd-Blog, Foto by hehocra

Wörter-Pool aus dem Totenhemd-Blog, Unterstreichungen und Foto by hehocra

 

Aus diesem Pool sollte man sich 2-3 Worte heraussuchen und mit ihnen arbeiten. Ich hatte mir die wahllose Auflistung ausgedruckt und mit ins Café genommen. Ich schreibe gern an verschiedenen Orten, zum Beispiel im Café, auf der Parkbank, auf Reisen, in Warteschleifen, auf dem Sofa und ja, auch mal im Bett. Bei diesen Gedicht ist mir aufgefallen, dass ich diese, wie früher auch, gern mit Zettel oder Notizbuch und Stift (am liebsten Füller) schreibe. Blogbeiträge dagegen gehen mir inzwischen am einfachsten mit dem Laptop  von der Hand. Notizen und Ideen sammle ich auch weiterhin gern analog.

Ich habe schon lange nicht mehr mit Worten lyrisch gespielt. Es gab mal eine Zeit, da habe ich überwiegend geschrieben: Gedichte und kurze Prosatexte. Auch an Lesungen habe ich teilgenommen. In den letzten Monaten faszinieren mich Worte wieder mehr und mehr und ich lasse sie in meinem kreativen Tun einfließen.

 

Schreiben im Café; Foto by hehocra

Schreiben im Café; Foto by hehocra

 

Da saßen wir nun im Café, Mütze und ich. Vor uns Cappuccino und Tee, ein Stück Kuchen, daneben etwas zum schreiben und der Zettel mit den Worten. Mütze malte schon fleißig auf einem Blatt und mit bunten Stiften. Ich schaute um mich und ließ meine Gedanken um das Wort Sterben wandern.

Dann fragte ich Mütze: „Wie findest du das Wort ‚sterben‘?“ Sie antwortete: „Sterben, das ist ein hässliches Wort.“ Ich las einige Wörter aus dem Pool vor. Wir waren auf der Suche nach einem lustigen Wort. Bei vielen schmunzelten wir oder amüsierten uns, andere waren schön. „Scheiße“, das war auch ein Wort, was sie lustig fand. Ich wählte dies für mein Gedicht. Denn manchmal gibt es Situationen, da ist alles einfach richtig scheiße und da muss man das auch mal aussprechen können. Das vermittle ich auch Mütze.

Ich verbiete Worte nicht, aber ich möchte sie zu einem achtsamen Umgang anregen. So kamen wir darauf, dass man denken kann, was man möchte, dass niemand die Gedanken sehen oder hören kann. Das Lied „Die Gedanken sind frei“ fiel uns ein. Die Vorstellung, in der Schule still und heimlich denken zu können, was sie möchte, fand Mütze wunderbar. Ich denke an eine Strophe dieses Liedes „…nun will ich auf immer den Sorgen entsagen… man kann ja im Herzen stets lachen und scherzen und denken dabei: die Gedanken sind frei…“ Sie vermittelt wunderbar, dass wir unsere Gedanken selbst bestimmen können, dass wir uns nicht in Alltagssorgen und -abläufen verlieren müssen. Wir haben es in der Hand unsere Sicht auf die Dinge zu ändern.

Dann fragt mich Mütze ob sie später auf eines der Spielgeräte im Einkaufszentrum gehen darf. Ich mag diesen Playground nicht und bin froh, dass Mütze hier schon herausgewachsen ist. Prompt bekomme ich die Bitte zu hören, dass sie noch ein letztes Mal in ihrem Leben mit einem der kleinen wackelnden Autos fahren möchte. Diesem Argument kann ich nicht widerstehen. Ich erlaube es ihr. Vorfreude auf den Nachmittag.

 

Wörter-Pool vom Totenhemd-Blog, Unterstreichungen und Foto by hehocra

Wörter-Pool vom Totenhemd-Blog, Unterstreichungen und Foto by hehocra

 

Dann schaue ich wieder auf den Wörter-Pool und spiele weiter. Bei Paradies finde ich die Vorstellung, im Paradies zu leben, nicht sehr verlockend. Ich stelle mir seliges Dauerglück langweilig vor. Sind es doch gerade die Tiefen, in denen wir wunderbares entdecken, die uns voranbringen, die uns wachsen lassen. Es ist immer wieder eine Herausforderung, oft nicht einfach, aber ich übe mich darin und versuche das Leben in allem auszukosten.

Mit Blick auf die Endlichkeit unseres Lebens und auf den Prozess des Sterbens, finde ich das Aufräumen wichtig. Eine Künstlerin regt mich immer wieder durch ihr Tun und ihre Gedanken dazu an, mich damit schon heut zu beschäftigen. …auch die Erfahrungen, als ich das Haus meiner Großeltern mit ausräumte, als mein Vater im Koma lag und alles ungewiss war… Gegenstände, die früher meinen Großeltern- und Urgroßeltern gehörten… Was bleibt? Was möchte ich, das von mir bleibt? Dies brachte mich zum Beispiel dazu in den letzten Monaten, alte Briefe zu entsorgen. (Früher habe ich jede Zeile aufgehoben.)

In den letzten Jahren hat sich meine Sicht auf die Endlichkeit des Lebens, den Tod verändert. Zum einen haben mich Kinderbücher als auch spirituelle Sichtweisen inspiriert. Am Grab meiner Schwiegermutter hörte ich das erste Mal die Geschichte der Zwillinge, die sich im Mutterleib unterhalten. Das eine Baby möchte dort bleiben, wo es ist. Es hat Angst vor der Veränderung. Sie wissen nicht, was kommt. Das andere Baby ist voller Neugier und Vertrauen. (Die Frage des Urheberrechts scheint hier ungeklärt, daher verlinke ich nicht zu dieser Geschichte. Aber sie lässt sich gut finden und im Netz lesen.)

Ich merke, dass es wichtig ist, sich mit diesen – oft als unbequem empfundenen – Themen auseinanderzusetzen. Wir kommen nicht daran vorbei und wegschieben hilft nicht. Den Blick darauf richten, das ist mein Weg, den ich versuche, mutig zu gehen.

 

Im Café mit dem Wörter-Pool vom Totenhemd-Blog; Foto by hehocra

Im Café mit dem Wörter-Pool vom Totenhemd-Blog; Foto by hehocra

 

Das war jetzt doch ganz schon viel. Ich danke Dir, dass Du meinen Gedanken gefolgt bist.

Nachdem ich im Café die Worte aus dem Gespräch mit Mütze und meinen Gedanken heraus notiert hatte, habe ich sie zu Hause am Bildschirm in eine Form gebracht, umgestellt, neu formuliert, gestrichen und angeordnet.

Die Bilder zeigen Ausschnitte aus einer Collage, die ich gemacht hatte, als jemand in meinem Umfeld starb. Ich versuchte, dies in einem Bild umzusetzen. Doch ich fand es nicht gelungen. Zeigt die Collage eher die Phase des Träumens, aber nicht des Sterbens. Aber es ist auch ok. Das kreative Tun hat mir damals geholfen, mit meinen Gefühlen und den Tagen voller Abschiedsschmerzen umzugehen. Heute betrachte ich die Farben, die ich sehr mag und in denen ich mich gern mit meinen Augen, meinem Gefühl abtauche.

 

Träumen, Collage, (c) hehocra

Träumen, Collage, (c) hehocra

 

Ich wünsche Dir einen farbenfrohen Tag und sende Dir sonnige Grüße, Doreen

 

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Zum kreativen Schreiben, als Anregung und Inspiration empfehle ich das Buch „Schreiben in Cafés“ von Natalie Goldberg.

Unterwegs im Zug und unterwegs in Erinnerungen

Unterwegs im Zug und unterwegs in Erinnerungen

Trauer. Darum geht es hier heute: Trauer. Schreiben, reden, nachdenken über Trauer. Silke vom Blog In lauter Trauer hat dazu aufgerufen. 27. Februar 2017: Alle reden über Trauer!

Trauer. Ich sitze im Zug, lasse meine Finger über die Tastatur gleiten. Ich schreibe einfach darauf los. Aber was? Ich weiß es nicht. Ich hatte ein paar Ideen, aber diese sind verflogen, fühlen sich nicht mehr so passend an. Aber was ist passend? Was kann ich heute schreiben, Dir erzählen? Ich weiß es nicht und lasse mich hier einfach mal darauf ein: schreiben, ohne zu wissen, was da kommen wird.

 

Wald 3/6, (c) hehocra

Wald 3/6, (c) hehocra

 

Der 27. Februar. Das war der Geburtstag von meinem Opa. Das Datum habe ich verinnerlicht, so wie andere Daten auch.

Die Sonne kommt hervor. Welch eine Freude. Die letzten zwei Tage waren grau und verregnet. So langsam reicht es mir mit dem trüben Winter. In Berlin ist er kaum noch verschneit. Den letzten Schnee, der Berlin über Wochen lahm legte war zum Neujahr 2011, das Jahr, in dem meine Tochter geboren wurde. Vorsichtig tastete ich mich mit meinem dicken Bauch durch die Straßen, mit dem Ziel bloß nicht zu fallen. Im März dann konnte die Straßenreinigung den Müll aus der Silvesternacht entfernen… Ich schweife ab.

 

Wald 2/6, (c) hehocra

 

Den Geburtstag meines Opas habe ich noch im Kopf, auch von anderen Verwandten. Aber die Todesdaten kann ich mir nicht merken. Das fällt mir jetzt erst auf, während ich diese Zeilen schreibe. Ich weiß, mein Opa ist vor einigen Jahren im August gestorben. Er war müde, müde vom Alter, von den körperlichen Einschränkungen, davon, dass seine Frau niemanden mehr erkannte, nicht mehr redete, weil sie an starker Demenz erkrankt war. Mein Opa war müde vom Leben, denke ich. Vor einigen Wochen ist meine Oma gestorben, seine Frau. Sie hatte sich vor vielen Jahren schon zurückgezogen. So sehe ich ihre Demenzerkrankung irgendwie. Meine Großeltern waren Teenager, als der zweite Weltkrieg beendet wurde. Meine Oma musste sich mit ihrer Mutter und ihrer Schwester als Flüchtling im Nachkriegsdeutschland zurechtfinden. Meine Großeltern haben sehr früh geheiratet und bekamen drei Kinder. Der Älteste war mein Vater. Oma und Opa haben die DDR mit aufgebaut und ihre Kinder in diesem Sinne erzogen. Vierzig Jahre später fiel über Nacht die Mauer und die DDR gab es plötzlich nicht mehr. Oma und Opa kamen dann ins Rentenalter und zogen in das Haus meiner Uroma. Sie versuchten sich im für sie neuen System zurechtzufinden, kauften sich ein neues Auto, renovierten das Haus und richteten den Garten her. Irgendwann ging es nicht mehr. Mein Opa wollte mit seiner Frau in ein Heim. Das Haus, der Garten, die Pflege meiner erkrankten Oma, das wurde alles zu viel. Mein Vater und ich begannen, das Haus auszuräumen…

Vor einigen Wochen bekam ich von meinem Vater das gerahmte Hochzeitsfoto meiner Großeltern. Es ist handcoloriert. Vor einigen Tagen habe ich es in unserer Wohnung aufgehängt.

 

Wald 4/6, (c) hehocra

Wald 4/6, (c) hehocra

 

Ich bin traurig, dass ich meine Großeltern vieles, was mich heute interessiert, nicht mehr fragen kann, dass vieles unbeantwortet bleibt. Aber ich freue mich auch, dass ich immer noch eine Verbindung spüre. Sie sind meine Vorfahren. Sie sind die Eltern meiner Eltern. Ich habe schöne und Erlebnisreiche Sommer- und Winterferientage als Kind bei ihnen verbracht.

In meinem kreativen Tun und in meiner Kunst widme ich mich auch den Erinnerungsstücken meiner Großeltern und meinen persönlichen Erinnerungen an Oma und Opa. Bettwäsche und Tischdecken verarbeite ich nach und nach, zum Beispiel zu Vorhängen für meine Tochter. Ideen, Bilder, Texte und Installationen wachsen und werden.

 

Wald 5/6, (c) hehocra

Wald 5/6, (c) hehocra

 

Jetzt klingt der Text irgendwie so traurig. Dabei hatte ich das gar nicht vor. Über Trauer, das geht auch fröhlicher und lächelnder, dachte ich vorab – aber heute bei mir wohl nicht. Auch eine Wesensart von Trauer: Sie kommt, wie sie kommt. Dann ist es das beste, sie so zu nehmen, wie sie kommt.

Wie das Wetter draußen. Es regnet. Die Tropfen gleiten an den Fensterscheiben des Zuges entlang, der durch die Landschaft saust. Ich lasse ihn rasen, schließe die Augen und sehe das Feld vor mir, auf dem wir mit Oma und Opa früher im Winter vereiste Pfützen zum Rutschen gesucht haben…

 

Wald 6/6, (c) hehocra

Wald 6/6, (c) hehocra

 

Alle reden über Trauer! Ein Tag, viele Blogger, viele verschiedene Facetten von Trauer. So lautet der Aufruf von Silke.

Trauer und Tod sind immer noch Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Oder zumindest Themen, über die viele von uns nicht gerne reden wollen, die Angst machen und Unsicherheit wecken.

Alle Beiträge findet Ihr hier, bei Silke im Blog. Ich bin auf die Vielfalt gespannt.

Ich selbst finde es auch wichtig, dass Trauer, dass der Tod wieder mehr Raum in unserer Gesellschaft bekommen, dass wir hinschauen, dass wir unsere Ängste überwinden, dass wir uns auch dieser Seite des Lebens widmen, dass wir dem Tod und der Trauer Aufmerksamkeit schenken. Denn dann schenken sie uns so viel mehr, zum Beispiel Dankbarkeit und die Freude an kleinen Dingen und Gesten, die dadurch groß werden und intensiv wirken. Der Tod und die Trauer können uns auf das Wesentliche im Leben schauen lassen, sie relativieren vieles, lassen uns neben den Tränen auch lächeln und lachen, sie zeigen uns die Liebe. …wenn wir uns dem öffnen.

In diesem Sinne wünsche ich Dir einen achtsamen Tag, vielleicht mit Tränen in den Augen, aber auch mit einem Lächeln auf den Lippen. Wir sind nicht allein. Du bist nicht allein. Ich bin nicht allein. Herzliche Grüße, Doreen

Stille und kraftvolle Wahrnehmung von Familie

Stille und kraftvolle Wahrnehmung von Familie

Quietude – so lautet der Titel der aktuellen Ausstellung von exp12Quietude bedeutet sowohl im Englischen als auch im Französischen Friede, Ruhe, Stille und bezieht sich auf den natürlichen Rückzug in der aktuellen Jahreszeit. Im Winter konzentriert sich das Leben auf das Innere, auf zu Hause.

Intim und sehr persönlich sind die Arbeiten der beiden niederländischen Künstlerinnen Eva Gjaltema und Sara Mei Herman. Diese zeigt der Zusammenschluss mehrerer Fotografinnen und Fotografen exp12 in ihren Projekträumen im Rahmen einer Ausstellung in Berlin Prenzlauer Berg. Ich war kürzlich dort und habe mir die Arbeiten angesehen.

 

"Julian und Jonathan" von Sarah Mei Herman in der Ausstellung "Quietude", Foto by hehocra

„Julian und Jonathan“ von Sarah Mei Herman in der Ausstellung „Quietude“, Foto by hehocra

 

Die Künstlerin Sarah Mei Herman zeigt in mehreren Fotografien den Wandel einer Familie. Hierfür hat sie mehrere Jahre ihren Stiefbruder und Vater porträtiert: „Julian und Jonathan“. Die einzelnen Fotografien sind für sich allein schon großartig und äußerst kraftvoll. Alle zusammen, als Serie haben mich im Herzen sehr berührt: der Lauf der Zeit, die Veränderung, vom Werden und Vergehen.

 

"Sehnzucht: The Remix" von Eva Gjaltema in der Ausstellung "Quietude", Foto by hehocra

„Sehnzucht“ von Eva Gjaltema in der Ausstellung „Quietude“, Foto by hehocra

 

Die Künstlerin Eva Gjaltema zeigt in ihren Polaroids und Fotocollagen die vielfältigen und oft widersprüchlichen Gefühle als Mutter. Auf der einen Seite die bedingungslose Liebe und auf der anderen Seite die große Sehnsucht heraus aus der Isolation und Ohnmacht. Die Arbeiten der Fotografien zeigen gleichzeitig ihren Weg der Entwicklung. Zunächst entstand die Serie „Sehnzucht“, die sich aus sehr emotionalen Polaroids zusammensetzt. Aus Kopien dieser Fotografien gestaltete Eva Gjaltema die Fotocollagen für ihre Arbeit mit dem Titel „Sehnzucht: The Remix“.

 

Ausstellung: 11. Februar – 4. März 2017
Öffnungszeiten: Sa 15 – 19 Uhr und nach Vereinbarung

Website von exp12
Website von Sarah Mei Hermann
Website von Eva Gjaltema

 

"Sehnzucht: The Remix" von Eva Gjaltema in der Ausstellung "Quietude", Foto by hehocra

„Sehnzucht: The Remix“ von Eva Gjaltema in der Ausstellung „Quietude“, Foto by hehocra

 

ps: Wenn Dir Evas Arbeiten bekannt vorkommen, dann hast Du sie vielleicht in unserer Gruppenausstellung Mutabor gesehen.

Vitrine der Fundstücke |1116

Vitrine der Fundstücke |1116

Heute zum Nikolaustag möchte ich Dir gern wieder ein paar Fundstücke aus meiner Vitrine präsentieren. Heute mit dabei: zwei Ausstellungenstipps, ein Online-Presseartikel, eine niederländische Künstlerin und ein Videoporträt.

 

Die Ausstellung ULAY LIFE-SIZED in der Frankfurter Schirnkunsthalle ist noch bis zum 8. Januar 2017 zu sehen. Ich war dort und hatte schon darüber berichtet: Happy Birthday Ulay!

Vergangene Woche war ich in der Berlinischen Galerie in der Ausstellung Cornelia Schleime. Ein Wimpernschlag. Irgendwann einmal sah ich ein Bild in einer Zeitschrift, was mich sehr berührte und sich mir einprägte… Mehr dazu demnächst in einem eigenen Beitrag mit fotografischen Impressionen.

In diesem Artikel 27 Jahre Mauerfall „Ich bin schon anders geprägt“ schildert eine junge Frau, die im Jahr es Mauerfalls in Ostdeutschland geboren wurde, wie sie durch ihre Erfahrungen und die ihrer Eltern geprägt wurde. „Durch meine Herkunft reagiere ich sensibler auf soziale Fragen….versuche ich die Hintergründe zu erklären, das Chaos nach der Wende, die schwierige wirtschaftliche Lage. Manchmal fühle ich mich, als würde ich zwischen zwei Stühlen sitzen. Ich werbe für Verständnis, andererseits regt mich die Passivität vieler Ostdeutscher auch auf…“ Festgehalten hat dies die Journalistin Sabine Rennefanz.

Bei Kwerfeldein, stellt die niederländische Künstlerin Eva Gjaltema eine Serie vor, in der sie ihre Erfahrungen als Neuberlinerin und junge Mutter verarbeitet: Künstlerin, Frau und Mutter. Ich hatte drei von den Arbeiten schon in einer Ausstellung gesehen. Da war ich schon sehr beeindruckt. In diesem Kontext, mit weiteren Bildern aus dieser Serie und den Worten, bekommt die Arbeit für mich nochmals eine andere Tiefe. Sehr persönliche und dadurch sehr berührende Bilder, die gleichzeitig herausfordern.

Zum Schluss möchte ich Dir noch dieses tolle Videoporträt der Künstlerin Susanne Haun empfehlen: Einblicke in die Arbeit von Susanne Haun. Es wurde von der Dokumentarfilmerin Anna-Maria Weber von AugenZeugeKunst erstellt. Ich finde es sehr gelungen.

 

Ich wünsche Dir noch einen schönen Nikolaustag. Wenn Dir etwas auffällt, was für meine Vitrine der Fundstücke passend wäre, dann schreibe mir einfach (in den Kommentaren über Kontakt oder die anderen Netzwerke). Ich freue mich über Anregungen.

 

Happy Birthday Ulay!

Happy Birthday Ulay!

Ulay hat heute, am 30. November Geburtstag. Im Oktober hatte ich die Gelegenheit, die aktuelle AusstellungUlay Life-Sized“ in der Frankfurter Schirn besuchen zu können. Ulay ist Künstler und wurde am 30. November 1943 in Solingen unter dem Namen Frank Uwe Laysiepen geboren.

Ulay ist bekannt dafür, mit seinen Arbeiten, insbesondere in seinen Performances, körperliche und emotionale Grenzen zu überschreiten. In den Siebzigern erregte Ulay in gemeinsamen Performances mit seiner damaligen Partnerin Marina Abramovic* große Aufmerksamkeit. Ulays künstlerische Tätigkeiten sind sehr vielfältig und tiefgehend. Im Mittelpunkt steht für ihn immer die Frage nach der Identität: „Wer bin ich?“ Dabei beschäftigt sich Ulay auch mit Geschlechterrollen und gesellschaftlichen Themen.

Die Ausstellung in der Frankfurter Schirn gibt noch bis zum 8. Januar 2017 einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Phasen Ulays künstlerischer Arbeiten. Zu sehen sind Fotografien, hauptsächlich Polaroids, Videos von älteren und neueren Performances und poetische Zeilen.

 

"Ulay Life-Sized" Ausstellung Ausschnitt mit Videos, by hehocra

„Ulay Life-Sized“ Ausstellung, Ausschnitt mit Videos, by hehocra

 

Mein Besuch dort hat mich auf mehreren Ebenen berührt und inspiriert. Zum Beispiel haben mich die Worte und Zeilen, die Ulay in seinen Werken aufnimmt, und mich auch seine Aphorismen, die er in früheren Jahren aus einer Wut heraus schrieb, an meine schreibende Phase erinnert. Diese liegt schon einige Jahre zurück und beschäftigten mich lange Zeit sehr intensiv. Ich merke, wie mein Interesse daran wieder langsam erweckt und ich schon die ersten Worte in meine aktuellen Arbeiten einfließen lasse.

 

Ulay Life-Sized, Ausstellung Ausschnitt mit Bildern, by hehocra

Ulay Life-Sized Ausstellung, Ausschnitt mit Bildern, by hehocra

 

Auch den außergewöhnlich gut gestalteten Katalog zur Ausstellung, herausgegeben vom Kurator Matthias Ullrich, kann ich sehr empfehlen. Er befasst sich in mehreren, verschiedenen Texten und Sichtweisen unterschiedlicher Autoren mit dem Gesamtwerk Ulays. Ich bin noch beim Lesen. Doch wenn ich es richtig gesehen habe, wird auf alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten eingegangen. Das Interview Ästhetik ohne Ethik ist Kosmetik mit dem Grafiker Christoph Steinegger gibt einen Einblick in die Hintergründe der Entstehung des Kataloges.

Die Schirn Kunsthalle hält auf ihrer Website weitere interessante Lesetipps und ein schwarz-weiß Videoporträt Ein Tag mit Ulay bereit. Sehr interessant ist auch der Artist Talk zwischen dem Kurator und dem Künstler. Leider gibt es den Live-Mitschnitt nur auf Facebook. Am Ende kommt auch der Hypnotiseur Nikolai Hanf hinzu. Dieser war Teil einer Performances von Ulay anlässlich der Eröffnung der Ausstellung. Dieser Teil des Gesprächs ist auch auf YouTube HIER zu sehen.

 

Ulay Life-Sized Ausstellung, Blättern im Katalog, by hehocra

Ulay Life-Sized Ausstellung, Blättern im Katalog, by hehocra

 

Ich freue mich immer noch sehr, dass sich mir die Welt von Ulay über diese großartige Ausstellung öffnete. Und wenn Du die Gelegenheit hast: Ich kann sie nur empfehlen, auch die Informationen über den Katalog, Texte und Videos drumherum.

Oder warst Du schon dort? Wie sind Deine Eindrücke. Das würde mich sehr interessieren.

 

Schattenspiel, (c) hehocra

Schattenspiel, (c) hehocra

 

*Marina Abramovic hat heute, am 30. November auch Geburtstag und feiert ihren 70. Anlässlich ihrer neu erschienenen Autobiografie Marina Abramovic: Durch Mauern gehen wird an anderen Stellen viel über sie geschrieben. Daher beschränke ich mich einfach mal auf diesen Link und den Hinweis auf einen früheren Text von mir: Muss ich meine Mutterrolle opfern, um als Künstlerin erfolgreich zu sein?