von hehocra | Jun 26, 2018 | Interviews |
Du kennst sicher das Erlebnis, von einem guten Buch vereinnahmt zu werden. Kennst Du auch die Momente, in denen Du gemeinsam mit einem Kind in einem Buch abtauchen kannst? Hast Du schon einmal die Momente erlebt, in denen Babys und Kleinkinder ein Buch entdecken?
Der Eichhörnchenverlag entwickelt gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstler Bücher für Babys und Kleinkinder. Nina Schuchardt ist die Inhaberin und Geschäftsführerin des Verlages. Ich lernte die sympathische Kunsthistorikerin bei einem KunstSalon an Dienstag im Atelier der Künstlerin Susanne Haun persönlich kennen. Schnell war die Idee da, den Eichhörnchenverlag und Nina auch Euch vorzustellen. Denn mit ihrem Konzept bewegt sie sich bewusst abseits vorgegebener Lerninhalte. Gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten entstehen so – auch für uns Erwachsene – faszinierende, zauberhafte und ungewöhnlich inspirierende Bilderbücher.
Vielen Dank, Nina, dass Du meinen Leser.innen und mir Einblicke in einige besondere und mitunter sogar wegweisende Momente gibst.
Wenn ich heute in einer großen Buchhandlung vor den Regalen und Auslagen der Kinderbuchabteilung stehe, bin ich von dem riesigen Angebot oft überfordert. Wie war für Dich der Moment, als Du erkannt hast, dass da doch etwas fehlt und was war das?
Unglaubwürdig fühlte sich dieser Moment an.
Ich hatte das große Glück, in einer sehr buch- und kunstaffinen Familie aufzuwachsen. Kein Geburtstag, keine Weihnachtsfeier war komplett ohne Bücher, die besonders von meiner Mama – die ja auch selbst künstlerisch tätig ist -, von meiner Tante, meiner Oma und vielen anderen immer mit viel Bedacht und mit Blick auch für buchkünstlerische Details ausgesucht wurden. Das hat mich und mein Verständnis von der Vielfalt des (Kinder-)Buchangebots und dessen Schönheit nachhaltig geprägt. Insofern war ich, als sich mein Kind mit ca. 9 Monaten selbst zu einem Bücherwurm entwickelte, überrascht, dass ich relativ wenige Pappbücher fand, die diesem, meinem inneren Bild von unserer Bilderbuchlandschaft entsprachen. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwerfallen würde, Pappbücher für Babys und Kleinkinder Bücher zu finden, die uns allen gefielen und unsere Bedürfnisse als buchaffine Familie befriedigten.
Als ich dann mit meiner Tochter in einer Ausstellung von Susanne Haun war und sehen konnte, dass es überhaupt nicht schwer war, Bilder zu finden, die uns allen etwas erzählten, etwas bedeuteten und wir darin abtauchen konnten, war das sehr schön und erleichternd. Ein richtiger Aha-Moment.
Vorlesen ist schön, Eichhörnchenverlag, (c) Nina Schuchardt
Das besondere an Deinen Büchern, finde ich, ist ja, dass sie nicht nur den ganz Kleinen sondern auch den Größeren und ganz Großen gefallen. Das ist wirklich selten der Fall bei Pappbüchern, da gebe ich Dir aus meiner Erfahrung als Mutter Recht.
Kannst Du das Gefühl beschreiben, dass Du in dem Moment hattest, als Du das erste Buch aus Deinem Verlag in den Händen gehalten hast?
Es gibt Fotos von diesem Moment, als ich die fertigen Landtiere zum ersten Mal meinem Kind vorlas. (Es war eine Vorablieferung der Druckerei von 20 Exemplaren, noch nicht die Lieferung der ganzen Auflage. Ich war auf ihre Ankunft nicht vorbereitet.) Auf diesen Fotos sieht man gut, was für ein Tag das war. Neben den großen Augen und dem ein oder anderen Lächeln und Lachen, sehen wir beide ziemlich zerzaust und müde aus. Mein Kind trägt noch die Regenjacke, mit der es kurz vorher draußen war, und ich hatte mich auch eher mit dem Gedanken „Hauptsache warm und gemütlich“ angezogen. Wir hocken auch ziemlich ungemütlich auf der Sofakante. Irgendwie ist dieses Bild aber auch ganz schön. Es gibt einige dieser „wir-sind-gerade-aus-dem-Bett-gefallen-und-müssen-das-jetzt-sofort-lesen-die-Zeit-reicht-nicht-einen-passenden-Platz-zu-suchen-Bilder“ von uns. Letztendlich sind das immer auch sehr intime Momente, in denen wir unsere gemeinsame Leidenschaft teilen.
Der eigentlich aufregende Moment, mit kaum erträglichem Vibrato in allen Gliedern voller Vorfreude und Anspannung, war aber die Lieferung der Aushänger*. Als diese ausgepackt waren, wusste ich, jetzt ist nichts mehr umkehrbar, aber es ist auch alles gut! Alle Farben stimmen, die Bilder sind scharf, die Texte sind gut positioniert, das Format fühlt sich richtig an und jede Seite ist eine in sich stimmige Einheit aus Bild und Poesie. Ich habe dann erst einmal passende Bilderrahmen für die Druckbögen gekauft.
* Anmerkung: „Unter Aushänger(n) versteht man in der Verlagsherstellung vom Buchbinder gefalzte, aber noch nicht (zusammen)gebundene Druckbogen für die Qualitätssicherung vor dem endgültigen Aufbinden eines Buchblocks. In der Herstellung werden Druckqualität und richtige Reihenfolge von Seiten und Falzbogen geprüft, um anschließend dem Buchbinder die Freigabe zur Fertigung des Buches zu erteilen (Bindefreigabe). Bei einer Reklamation anhand der Aushänger muss dann nicht das ganze Buch nachgedruckt werden, sondern nur der fehlerhafte Druckbogen…“ (Wikipedia, 25.6.2018)
Aufhänger zum Buch „Landtiere“ im Eichhörnchenverlag, (c) Nina Schuchardt
Kannst Du einen Moment beschreiben, der in Deiner Verlagsgeschichte der Schwierigste war? Und welcher Moment hat Dich am stärksten berührt?
Schwierig wird es für mich letztendlich immer dann, wenn es um Geld geht. Ich persönlich habe im Grunde kein Verhältnis zu Geld und halte das eigentlich für eine meiner sympathischeren Eigenschaften. Als Unternehmerin funktioniert das aber natürlich nicht. Ich bin zum Beispiel versucht mich zu ärgern, wenn ich gesagt bekomme, die Bücher seien zu teuer. Ich denke dann an die vielen Personen (die Künstler*innen, Autor*innen, meine wunderbare Grafikerin), die daran gearbeitet haben, das bisher alle für wenig Geld mit viel Liebe und Herzblut tun, die aber doch irgendwann etwas daran verdienen sollten. Wenn die Situation es zulässt, versuche ich dann zu erklären und aufzuschlüsseln, wie ich zum Beispiel die Berechnungen der Preise anstelle. Letztendlich ist die Einrichtung gewisser Transparenz die Aufgabe, die ich in solchen Situationen finde.
Auch ist es für mich weder schön, Menschen zu bitten, ihre wunderbare Arbeit umsonst und allein zum des Zeigen herzugeben, noch den Betrachter*innen, Leser*innen und etc erklären zu müssen, weshalb sie für ihr Kulturerlebnis auch zahlen müssen. Es ist ein Dilemma, dass ich auch aus meiner kuratorischen Tätigkeit kenne. Ich denke, unsere Künstler*innen und Kulturschaffenden sind zu wertvoll, als dass wir es uns leisten sollten, sie schlecht oder gar nicht zu bezahlen. Im Moment allerdings scheitere ich noch an diesem meinem eigenen Anspruch und das ist schwer. Ich weiß aber auch, der Eichhörnchenverlag ist gerade ein und ein halbes Jahr alt. Unser erstes Buch ist noch nicht einmal ein Jahr alt. Kaum ein Unternehmen macht nach so kurzer Zeit wirklich Gewinne und dieses Wissen ist sehr beruhigend und macht auch Mut.
Richtig schön und berührend ist es zu sehen und zu hören, welche Wege die Bücher dann nehmen, wenn sie unser Haus verlassen. Wenn ich ein Baby beobachten darf, dass sich vor den Monsterkinderbildern vor Lachen kringelt; wenn eine Kundin mir sagt, sie habe gar keine Kinder, aber das Buch sei so gut wie eine eigene kleine Galerie; wenn mir eine Ladenbesitzerin von den beiden Kindern erzählt, die die Bücher in ihrem Laden entdeckten und als Leseanfänger sofort und so sehr in ihnen versanken, dass sie sich die Bücher auch gleich zu Weihnachten wünschten,… dann geht mir das Herz auf!
Gerade die letzte Geschichte beschäftigt mich immer noch sehr, weil sie so viele Gedanken und Fragen für mich aufwirft. Zum einen zeigt sie mir, wie wundervoll vorurteilsfrei und unbelastet Kinder Dingen und Situationen begegnen können, indem sie zum Beispiel nicht annehmen, Pappbücher seien nur etwas für ganz kleine. Sie hat mir auch gezeigt, dass manche Leseanfänger die Landtiere besonders schätzen, weil sie durchweg in Großbuchstaben gesetzt sind – ein Aspekt, den ich zuvor überhaupt nicht bedacht hatte – dass die gleichen Leseanfänger sich bewundernswerter Weise mit der gleichen Selbstverständlichkeit, auch die durchaus eigenwilligen Darstellungen der Künstlerin Niki Amann in „Monsterkinder“ aneignen.
Die Anekdote hat für mich auch die Frage aufgeworfen, für wen ich mit dem Eichhörnchenverlag eigentlich Bücher mache und machen will. Inzwischen fällt mir die Antwort leicht: Für Babys und Kleinkinder und auch für alle anderen! Ich erlebe ständig, dass jeder Versuch, eine Zielgruppen zu definieren und Zielgruppen zu unterscheiden, scheitert, dass jedes unserer Bücher so facettenreich ist, dass es vielen Menschen viele Anknüpfungspunkte bietet und das ist wunderbar!
Die finanzielle Situation ist immer eine Herausforderung, gerade im kreativen Bereich. Ähnlich wie Du, bin ich auch hier auf meinem Weg, dies zu ändern. Ja, das braucht Ausdauer, Geduld und daneben die Bewältigung der Zweifel und Verunsicherungen. Hinter mir liegt ein Wochenende beim Kunstfestival 48-h-Neukölln in Berlin. Die berührenden Gespräche und Geschichten der Besucherinnen und Besucher geben auch mir die Bestätigung und Kraft für meine künstlerischen Arbeiten. Was wir auslösen und bewegen ist unbeschreiblich.
Bilderbücher aus dem Eichhörnchenverlag, (c) Nina Schuchardt
Es lohnt sich, durch die Website des Eichhörnchenverlags zu stöbern. Im Blog gibt Nina einen Blick hinter die Kulissen. Da habe ich als Leserin schon mitgefiebert, als sich einmal die Lieferung der Bücher verzögerte… Aktuell stellt Nina in einer Reihe Bilder vor, die es nicht in die Bücher geschafft haben, aber trotzdem wunderschön sind. Dabei erläutert sie auch die Überlegungen, weshalb das jeweilige Bild nicht mit ins Buch genommen wurde. Nun gehen sie als Postkarten in die Welt. In einem eigenen Shop kannst Du diese und die wunderschönen Bücher direkt erwerben. Frag auch mal ruhig in der Buchhandlung nach. Und wenn Du Dir selbst ein Bild machen und den Eichhörnchenverlag auch persönlich kennenlernen möchtest, hast Du hier die Gelegenheit:
Am 1. Juli 2018 ist der Eichhörnchenverlag mit einem Stand auf dem Berliner Bilderbuchfest am Helmholtzplatz (Helmholtzplatz, 10437 Berlin) vertreten. Wir erwarten euch dort in guter Gesellschaft und inmitten eines bunten Festprogramms für die ganze Familie unter anderem mit unseren drei bisher erschienenen Bücher (Landtiere, Monsterkinder und Die Geschichte von Tui-Tiu) sowie unserem niegelnagelneuem Postkartenprogramm zum Ansehen, Anfassen und Mitnehmen.
Nina Schuchardt, Gründerin und Inhaberin des Eichhörnchenverlags, (c) Nina Schuchardt
Herzlichen Dank, liebe Nina, dass Du uns einen so offenen und wiederum selbst Mutmachenden Einblick in Deinen Verlag gegeben hast. Ich wünsche Dir und allen Deinen kleinen und großen Leser.innen viele wunderbare, bereichernde Lesemomente.
von hehocra | Mai 29, 2018 | Fundstücke, Collagen |
Heute habe ich wieder ein paar Fundstücke rund um Kunst, Inspiration und Nachdenkliches zusammengetragen. Viel Spaß beim Stöbern. Los geht’s:
Das sommerliche Wetter lädt zu Ausflügen ins Berliner Umland ein. Da lohnt sich ein Abstecher nach Brandenburg in die Kunsthalle Brennabor. Dort findest Du eine Vielzahl besonderer Kunstwerke unter dem Titel MARK. Mit dabei sind Sabine Küster, Christiane Bergelt und Carla Pohl. Beide erstgenannten bieten auch inspirierende Workshops im Rahmen des Begleitprogramms. Carla und Sabine habe ich Dir in meinem Blog bereits vorgestellt – Carla Pohl Eine Brücke zwischen analog und digital, Sabine Küster – Ein neues Land erblickt die Welt.
Daran möchte ich noch auf einen neuen Blogbeitrag von Sabine Küster im Musenland – Akademie für Biografisches & Kunst aufmerksam machen. Mit ihrem Interviewprojekt sammelt sie biografische Begegnungen. Hier mit der Künstlerin Susanne Haun: FLUIDUM II.
Neuland. Collage, 10×15 cm, 2018, (c) Doreen Trittel
Ein Schwerpunkt meiner künstlerischen Arbeiten bezieht sich ja auf meine ostdeutsche Herkunft. Gern stelle ich mich als Deutsche mit ostdeutschem Migrationshintergrund vor. Dies führte schon zu interessanten Diskussionen. Nun wurde ein interessanter Artikel veröffentlicht, der genau dies thematisiert. Prof. Naika Foroutan sagt: Ostdeutsche sind auch Migranten. Hieraus möchte ich dieses Zitat hervorheben:
…Ostdeutsche sind irgendwie auch Migranten: Migranten haben ihr Land verlassen, Ostdeutsche wurden von ihrem Land verlassen. Das setzt ähnliche Prozesse in Gang,… Wir brauchen zukünftig mehr strategische Allianzen. Diese Kämpfe gegen die Ungleichheit kann man nicht alleine gewinnen.
Der folgende Artikel bezieht sich auf diese Aussage und fragt: Sind Ossis auch nur Migranten? Interessant und nachvollziehbar. Nur dem Aufruf am Ende möchte ich nicht folgen, weil er sich der gleichen Mittel bedient, die vorher kritisiert wurden. Aber diesen Gedanken nehme ich mit:
…wie wäre es denn mal mit gegenseitigem Verständnis?
Eine andere Sicht auf diese Diskussion bringt dieser Artikel: Der Tag, an dem ich Ostdeutscher wurde. Der Schriftsteller Klaus-Rüdiger Mai hatte sich selbst bisher nicht als Ostdeutscher gesehen.
Ost – West mal anders: Da empfehle ich Dir gern Kathrin Scheurich von Stadtnatur Berlin. Im Rahmen des Events „Langer Tag der Stadt Natur“ erhältst Du am 17. Juni 2018 faszinierende Einblicke: Ost-West-Romanze – Kräuterführung und anschließende Weinprobe. Ich selbst habe Kathrin schon mehrmals im Tiergarten folgen dürfen und bin immer wieder fasziniert, was es schönes in der Stadt zu entdecken gibt.
Sommer. Collage, 10×15 cm, 2018, (c) Doreen Trittel
Vor einigen Wochen wurde wieder der Muttertag gefeiert, den ich und andere in meinem Umfeld nicht feiern. Hier gibt es einen kurzen, interessanten Blick in die Geschichte, zum Ursprung dieses Feiertages: Muttertag – ein kritischer Rückblick in das Jahr 1923. Gastbeitrag von Katharina Schulze. Danke für diesen guten Beitrag inzwischen der Flut aus Kommerz.
„…An diesem Tag sollte die Familie der Mutter danken, die still und unermüdlich ihre Arbeiten verrichtet und immer bereit ist, die Bedürfnisse der Familienmitglieder zu befriedigen…“
In ihrer Herangehensweise und Inspiration an schwierige (Familien)Themen hat mich diese künstlerische Arbeit sehr beeindruckt und berührt: Psychische Krisen: „Heilung beginnt mit einer radikalen Akzeptanz der eigentlichen Wunde“ von Silvia Follmann. Sie stellt die Fotografin Kirsten Becken und ihre Serie vor: „’Seeing Her Ghosts’ war ein therapeutischer Prozess für meine Mutter, meinen Vater und mich.“
Wir sollten wissen, dass wir Angst haben sollten – Diesen Artikel möchte ich Dir gern ans Herz legen. Er beschäftigt sich mit dem Interesse an unserer Angst.
Keiner weiß. Collage, 10×15 cm, 2018, (c) Doreen Trittel
Ein passender Übergang zur D S G V O fällt mir heute nicht ein. Aber im Vergleich zu den menschlich Herausfordernden und tief berührenden Themen kommt die D S G V O für die meisten nervig, für viele auch angstmachend, daher. Ich finde die Umsetzung auch schwierig und war in den letzten Wochen und Monaten umfassend damit beschäftigt. Aber ich finde auch gut daran, dass der Schutz unserer Daten zum Thema gemacht wurde und uns alle dafür sensibilisiert. Ich möchte an dieser Stelle nicht ausführlich darauf eingehen. Du kannst alles in meiner D a t e n s c h u t z e r k l ä r u n g hier nachlesen. Nach außen habe ich auch einiges umgestellt, z.B. das Abo für die Kommentare zu einem Blogbeitrag entfernt. Vielleicht fällt es Dir auf, vielleicht aber auch nicht. Jetzt nutze ich die freie Zeit, um mich wieder meinen eigentlichen Arbeiten zu widmen.
Die letzten Vorbereitungen laufen. Am kommenden Samstag gebe ich meinen – ersten – COLLAGEN-WORKSHOP:
„DIE SCHÖNHEIT DER KUNST UND IHRE FÄHIGKEITEN“ AM 2.JUNI, 14-18 UHR
Lasst uns das Leben feiern im gemeinsamen Kreativsein feiern und dies in in einer selbst gefertigten Collage ausdrücken. Erfahre in netter und lockerer Runde, wie aus der Zerstörung durch Reißen und Schneiden etwas wundervoll Neues durch Gestalten und Kleben entstehen kann – ganz Intuitiv und nach Herzenslust, allein durch Dein Tun. Wenn Du magst, kannst Du gern persönliche Materialien, wie zum Beispiel Fotos, Papier oder Stoffreste, mitbringen. Zeitschriften, Schere und Kleber sind herzlich willkommen. Es sind keine künstlerischen oder handwerklichen Vorkenntnisse erforderlich.
In diesem Sinne herzliche Frühlingsgrüße voller Vorfreude, Doreen
Pfingstrose, (c) Doreen Trittel
von hehocra | Apr 17, 2018 | Interviews, Künstler.innen, Ostdeutsches |
Es gibt sie noch, die Fans der analogen Fotografie. Welchen Reiz sie ausübt und welche Rolle sie bei der Umsetzung künstlerischer Positionen spielt, das verrät uns heute die Berliner Künstlerin, die Fotografin Carla Pohl.
Carla und ich lernten uns vor über einem Jahr bei einer Ausstellung kennen. Zuvor war mir ihr Flyer mit einem Porträt aus ihrer Serie „Er-Ich. Dritte Generation Ost.“ aufgefallen. Uns beide verbindet nicht nur das Interesse an der Kunst und Kreativität, sondern auch unsere ostdeutsche Herkunft und die Auseinandersetzung mit dieser Prägung.
www.carla-pohl.format.com
www.reportagefotografie.wordpress.com
Carla, was ist Dir persönlich und in Deiner Kunst an dem Thema der ostdeutschen Geschichte wichtig?
Ich denke das viele ostdeutsche Fotografen lange unterschätzt wurden und nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen haben, aber sieht man genauer hin, erkennt man einen ganz besonderen Stil und Blick bei der ostdeutschen Fotografie, der häufig (meiner Meinung nach) tiefer geht als der, der gesamtdeutschen Fotografie. Ich versuche in meiner Fotografie an diese Bildsprache heranzukommen bzw. zeigt mir manchmal ein Foto, dass ich gemacht habe, erst hinterher was ich da eigentlich wirklich gesehen habe. Also erzählt mir irgendetwas und dann finde ich auch plötzlich wieder Bezüge zu der ostdeutschen Bildsprache, den ostdeutschen Fotografen.
In meiner Serie „Er-Ich. Dritte Generation Ost.“ beschäftige ich mich mit den Menschen und Orten die, die Wende als Kinder erlebt haben. Sie haben ganz andere Erinnerungen an die ehemalige DDR als deren Eltern. Ich hatte angefangen mich dafür mehr zu interessieren, als der Palast der Republik abgerissen wurde, da ich das Gefühl hatte, dass mir ein Stück Identität gestohlen wird bzw. wegrationalisiert wird. Lange habe ich darüber nachgedacht, um dem ganzen eine Bildidee zu geben. Dann bin ich auf die Tryptichons gekommen. Drei Bilder: ein Porträt, in der Mitte ein Sockel eines Denkmals der DDR, als drittes ein Ort des Porträtierten, der schon weg ist oder sich extrem verändert hat, aber viel mit dem Porträtierten zu tun hat. Das sind auch immer wieder für mich neue spannende Reisen und Erinnerungen. So bist du ja auch in die Serie mit hinein gekommen, da ich deine DDR Geschichte gerade bezogen auf die dritte Generation sehr spannend finde.
aus der Serie „Er-Ich. Dritte Generation Ost.“, (c) Carla Pohl
Die künstlerische Arbeit steht für Carla Pohl im Mittelpunkt. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass Carla für mich vor einiger Zeit eine Ausnahme gemacht hat, um Porträtaufnahmen von mir zu machen. Denn ich mag ihre Art zu fotografieren, ihre Sicht und ihre Herangehensweise. Ich mag auch das Klare und gleichzeitig melancholisch Geheimnisvolle in ihren Bildern. Das klingt jetzt ziemlich ernst, aber wer Carla kennt, weiß, dass bei ihr immer viel gelacht wird und der Spaß nie zu kurz kommt. Das hat mir auch sehr geholfen, vor der Kamera zu stehen und jemand anderes auf mich schauen zu lassen. Das war dann mitunter, muss ich zugeben, doch nicht so einfach, wie es manchmal aussieht.
Doreen Trittel, (c) Carla Pohl
Einzelne Aufnahmen hast Du, Carla von mir auch mit einer analogen Kamera gemacht. Damit arbeitest Du auch am liebsten, wie Du mir schon verraten hast. Was ist für Dich der besondere Reiz an der analogen Fotografie und seit wann arbeitest Du schon damit?
Ich habe 1995 mit einer alten Praktika angefangen, zu fotografieren. Die war natürlich analog. Ich hatte irgendwann dann auch mein eigenes s/w Labor, also das war von meiner Mutter, ist aber bis heute in meine Hände übergegangen. Ich fotografiere mittlerweile nicht nur analog, sondern überwiegend digital (ist teilweise auch günstiger). Die analoge Fotografie hilft mir viel dabei, mir vorher Gedanken über das Bild zu machen und welche Einstellungen ich nehmen muss. So hat sich auch meine digitale Fotografie „verbessert“. Am Analogen ist mir auch die größere Tiefe im Bild wichtig bzw. lieber, aber ich versuche trotzdem, dieses auch ins Digitale zu übernehmen.
Ich fotografiere auch sehr viel mit einer Polaroid (eine alte und nicht die Neue von Fuji). Bei den Polaroids kann es auch unglaublich entspannend und spannend sein, einfach mal die Kontrolle abzugeben und sich rein auf das Motiv zu konzentrieren. Ich denke, jede Kamera und jede Art der Fotografie hat ihren Reiz. Manchmal muss ich dann auch überlegen: Verdammt welche Kamera nehme ich jetzt mit, was brauch ich denn heute eigentlich alles und am Ende ist mein Rucksack dann 50 kg schwer ;). Ich entscheide mich dann spontan und je nach Motiv. Bei Projekten bin ich allerdings sehr konsequent und arbeite größtenteils entweder nur analog oder nur digital, natürlich rutschen mir immer ein, zwei analoge Bilder mit rein.
Venedig, Polaroid, (c) Carla Pohl
Du hattest gleich zu Beginn diesen Jahres eine große Ausstellung mit anderen Künstlern in der Fotogalerie Friedrichshain, Berlin, mit dem Titel „Glaubenswelten“. Auf welche Projekte und Ausstellungen können wir uns als nächstes freuen?
Ja, meine nächsten Projekte. Da gibt es immer so viel, weil mir ständig irgendetwas im Kopf rumspringt, was raus möchte. Also ich arbeite momentan überwiegend an meiner Serie „Echorauschen“. In der Serie geht es um das Wiederentdecken oder Neuentdecken seiner Weiblichkeit nach einem sexuellen Missbrauch in der Jugend. Hört sich ziemlich hart und anstrengend an, ist es auch meistens, aber die Arbeit daran hat mir auch viel Erkenntnis gebracht und auch viel Lachen, wie du selber ja schon gesagt hast, bei mir gibt es immer viel Lachen und das eben auch bei ernsten Themen.
Ansonsten ist da natürlich noch „Er-Ich“. Man kann ab dem 27.4.2018 – 18.5.2018 vier Tryptichen in der Kunsthalle Brennabor in Brandenburg an der Havel sehen. Dort bin ich Teil der Gruppenausstellung „MARK“.
Dann gibt es bei 48h Neukölln analoge Arbeiten zu sehen im Lite-Haus. Das ist ja sogar mit dir zusammen und du bist ja auch ein Teil von „Er-Ich“ 😉
Ansonsten arbeite ich daran die Ausstellung „Glaubenswelten“ wandern zu lassen, ein weiteres Projekt mit dir zusammen, bei dem es um die Mauer geht (wieder analoge Arbeiten von mir) und suche mir gerade in meinem riesengroßem Haufen an Ideen etwas für eine Doku oder so. Mal sehen was da so kommt, da lass ich mich auch überraschen.
Liebe Carla, herzlichen Dank, dass Du mir und meinen Leser.innen einen Einblick in Deine Arbeit gegeben hast und ich Dich hier vorstellen durfte. Vielen Dank auch für Deine Porträts von mir. Ich freue mich auf neue Ideen und Projekte von und mit Dir. Alles Liebe.
Selbstporträt, analog, (c) CarlaPohl
Ausstellungen mit Werken von Carla Pohl:
MARK
Malerei, Skulptur, Fotografie, Installation
Vernissage: 27.04.2018, 18.00 Uhr
Laufzeit der Ausstellung: 28. April bis 8. Juni 2018
Kunsthalle Brennabor, Geschwister-Scholl-Straße 10-13, 14770 Brandenburg an der Havel
Bei dieser Ausstellung ist neben anderen auch unsere liebe Künstlerkollegin Sabine Küster mit ihrer Aktion ich bin alice* mit dabei. Du erinnerst Dich vielleicht. Sabine hat mir vor einiger Zeit auch ein paar Fragen beantwortet: Ein neues Land erblickt die Welt – Interview. Ich freue mich auf die Vernissage. Vielleicht hast Du ja Zeit und Lust uns dort zu treffen, die vielfältige Kunst zu genießen.
Als ich noch echt war…
Ausstellung & LiveAktionen der Künstlerinnen-Gruppe „Ogeladalo“
im Rahmen des Kunstfestivals 48-h-Neukölln vom 22. bis 24. Juni 2018
LiTE-HAUS, Galerie und Projektraum, Raum 1 und 2, Mareschstr. 4, 12055 Berlin Neukölln
Ich bin, wie Carla schon sagte, auch mit dabei, ebenso Sabine Küster, Ana Bathe und Aino Onia. Darauf freue ich mich sehr. Die Vorbereitungen laufen und weitere Informationen folgen.
von hehocra | Jan 30, 2018 | Vielfalt |
Es steigt der Mut mit der Gelegenheit, sagte einst William Shakespeare. Ganz nach diesem Motto bot sich mir in der vergangenen Woche eine Gelegenheit, bei der ich spontan zugesagt habe, mit dabei zu sein. Aber worum geht es, weshalb ist es für mich mutig und für andere auch?
Am 22. Februar 2018 bin ich in München auf einer Veranstaltung mit dem Titel „Mutgestalter 1.0 – Persönliche Geschichten“ von Katarina Marevic Schmieder. Neben anderen werde ich meine Geschichte erzählen. In solch einem Rahmen habe ich das noch nie gemacht, aber ich freue mich drauf und bin gleichzeitig sehr gespannt.
Im letzten Jahr ist mir oft gesagt worden, wie mutig ich bin. Zu Beginn fühlte es sich für mich meist seltsam an, empfand ich mich gar nicht so mutig. Schaute ich eher auf meine Ängste und die Hilflosigkeit, die ich gut kenne. Aber irgendwann kam ich dann ins Nachdenken und reflektieren über meinen Weg, den ich vor allem in den letzten Jahren bisher gegangen bin… Naja, und nun kam diese Gelegenheit und ich hab einfach mal vorher nicht viel nachgedacht…
Einzelne Menschen sind es, die Geschichten schreiben und die Welt verändern. Mut ist, mit Zuversicht etwas tun und seinen eigenen Weg gehen.
Ich bin dann mal weg… Alleine die Welt erkunden, Job kündigen um den eigenen Weg zu gehen, eigenes Business starten, tun woran andere nicht glauben, mutige Entscheidungen treffen, einfach mal machen und tun was man wirklich will.
Mutgestalter 1.0 ist die Bühne dafür.
Wir sprechen mit Menschen über Entscheidungen das Leben spontan zu verändern und auf Herz und Bauch zu hören. Menschen die trotz Angst einfach gemacht haben und es die beste Entscheidung Ihres Lebens war. Lasst Euch an diesem Abend von 6 mutigen Menschen und Ihren Geschichten inspirieren, positiv beeinflussen und motivieren. Nutzt auch die Gelegenheit um viele Fragen zu stellen und Euch mit Gleichgesinnten zu verbinden.
Was erwartet Euch beim Event?
INSPIRATION * MOTIVATION * TRANSFORMATION * AKTION * NETZWERKEN
Wer ist dabei?
Veranstalterin von Mutgestalter 1.0 – Katarina Marevic Schmieder…
…ist Unternehmerin, Mutgestalterin, Kreative, Mutter, Ehefrau, Mentorin, Reisende, Macherin, Energiebündel, Tagträumerin, Nachtdenkerin, Optimistin und liebt Geschichten. Mit 46 ist sie seit 20 Jahren Unternehmerin und Mutter eines 4,5-jährigen Mädchens und seit genau 4,5 Jahren mit Mann und Kind als digitale Nomadenfamilie in der Welt unterwegs, jetzt wieder in München zurück um Neues zu beginnen. „Wir werden sesshafter und Mutgestalter ist meine Bühne für Menschen mit Geschichte, die der inneren Stimme folgen und andere Menschen bewegen. Es gibt so viel zu erzählen…“
https://www.facebook.com/katarina.marevic.schmieder
https://www.instagram.com/designfacettenreich
Irmgard Brand (Fotografin)
Vor genau 30 Jahren mit gerade mal 24 trat Irmgard aus Verzweiflung eine spontane Reise durch den 5. Kontinent an, eine Entscheidung der inneren Stimme zu folgen, die Reise Ihres Lebens. Wie diese Reise noch heute ihr Leben bestimmt, was sich dadurch geändert hat und welche Ängste sie überwunden hat, erzählt Sie Euch an diesem Abend.
https://www.facebook.com/irmgard.brand
Nina Sadlowsky (Yogalehrerin, Bloggerin, Reise-Liebhaberin)
Mit zwei Trennungen, einer Reise durch Lateinamerika und der Hingabe zu Yoga begann für sie eine Reise zu ihrem wahren Selbst. Eine Geschichte über Persönlichkeitsentwicklung, Podcasts und platzende Knoten, die Mut macht, mit der Vision mehr Liebe, Offenheit und positive Energie in die Welt zu tragen.
https://www.facebook.com/ninaspinknotes
https://www.instagram.com/ninaspinknotes
Beatriz Carmen Baldur (Gründerin der Cabea – MyBodyImage Akademie)
In der Kindheit Probleme durch Entwurzelung und Mobbing Opfer. Heute als Betroffenen-Expertin und Stilberaterin hat sie sich von Essstörungen, Depressionen und einem verzerrtem Selbstbild geheilt und sich ein starkes positives Leben geschaffen. Sie hilft Frauen, sich nicht mehr abzulehnen und endlich in ihrem Körper wohl zu fühlen, damit Sie alles im Leben erreichen, was sie sich wünschen, so wie sie es damals selbst getan hat.
https://cabea-my-body-image.de/
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Doreen Trittel (hehocra: Atelier für Erinnerung & Veränderung)
Lebt mit Mann und Tochter in Berlin Charlottenburg. Neben einer Festanstellung als Sachbearbeiterin ist Doreen Trittel als freiberufliche Künstlerin tätig. In Collagen, Installationen und Fotografien setzt sie sich immer wieder mit Erinnerungen auseinander. Dabei steht für sie die Veränderung im Mittelpunkt. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeiten liegt in ihrer Ostdeutschen Herkunft und in ihren Erfahrungen als ‚Stasikind‘. Mut brauchte sie, als sie begann, sich auf die Suche nach sich selbst zu machen, ihre Ängsten als Wegweiser zu betrachten und damit ihren eigenen Weg intensiv und Schritt für Schritt zu gehen. Doreen Trittel hat erfahren, dass sich kleine Veränderungen, kleine Schritte zu großen entwicklen können.
www.facebook.com/hehocra
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Rini Pegka (Social Media Expertin)
Rini ist eine 43-jährige fränkische Griechin, die hinaus in die Welt ging um Journalistin zu werden. Sie studierte Biologie und steht jetzt als Social Media Expertin, im Rahmen einer One-Woman-Agency, ihre Frau. Sie erzählt von Marathons, Finanzkrisen, Tinder, Kinderlosigkeit und der Einsicht, dass glücklich sein eine Entscheidung, und kein Ziel ist.
http://www.socialcosmos.net/
https://www.instagram.com/socialcosmos/
Susanne Zehntner (Mediaplanerin, „spirituelle“ Hochzeitsplanerin, angehende Yogalehrerin)
2004 hat sie ihren damaligen Freund mitsamt dem Rohbau hinter sich gelassen, um ihrem Herzen zu folgen und den Schatz im Universum zu finden. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihrer 4 jährigen Tochter und den 4 Sternenkindern, in München, der Stadt, in die es sie 3x verschlagen musste, bis sie dort ihre neue Heimat fand. Wie oft sie in dieser Zeit aus ihrer Komfortzone hinaus katapultiert wurde, um sich und ihren Träumen Stück für Stück näher zu kommen, wird sie euch erzählen.
www.instagram.com/deinehochzeitsplanerei
www.deinehochzeitsplanerei.de
Im Ticketpreis enthalten: Geschichten, die Mut machen * Notizbuch inkl. Schreibmittel * Antworten auf Fragen live und direkt * Getränke & Essen * Netzwerken. Ticketverkauf hier.
Veranstaltungsort ist München. Die genaue Eventlocation wird noch bekannt gegeben. Begrenzte Platzanzahl!
sich trauen, Collage, 15×10 cm, 2017 (c) Doreen Trittel
Falls Du in oder bei München wohnst, vielleicht hast Du ja Zeit und Lust dabei zu sein.
Wer Mut zeigt, macht Mut.
Adolph Kolping
von hehocra | Nov 20, 2017 | Blogaktionen |
Wir haben das Jahr 2017 und es neigt sich dem Ende. Aber erst jetzt merke ich, dass ich im Frühjahr dieses Jahr, genauer gesagt im März 2017, mein Jubiläum als Bloggerin versäumt habe. Vor 10 Jahren sendete ich meinen ersten Beitrag in die digitalen Weiten.
Selbstporträt, 2007, (c) Doreen Trittel
Wie konnte ich das nur vergessen?
Wie konnte ich dieses Fest nicht feiern? Heißt es nicht, man muss die Feste feiern, wie sie fallen? Ich habe es schlicht und einfach verpennt. Vielleicht auch, weil mein Blog zu meinem Atelier noch nicht so alt ist. Aber wie komme ich gerade jetzt darauf? Über die Blogparade #KultBlick bin ich auf den Blog von Tanja Praske aufmerksam geworden. Sie feierte jetzt ihren 5. Bloggeburtstag und hat dazu einen inspirierenden Beitrag geschrieben: Kulturverrückt: 5 Jahre bloggen pro Kultur – Chancen und Bereicherung. Als ich ihre Zeilen las, tauchten eigene Erinnerungen auf und ich fand mich hier und da wieder. Dabei wurde mir dann bewusst: Hey, was ist mit deinem Jubiläum? Willst du nicht mal innehalten und dieser Zeit deine Aufmerksamkeit widmen? Wie sind deine Erfahrungen? Welche Tipps hast du für andere Blogger.innen? So gehe ich dem heute einfach mal nach.
Selbstporträt, 2008, (c) Doreen Trittel
Seit 10 Jahren bin ich Bloggerin.
2007 ging es los. Damals lebte ich seit einigen Jahren in Saarbrücken und wusste noch nicht, dass ich in den folgenden Monaten wieder nach Berlin ziehen würde. Im Mittelpunkt meines kreativen Tuns standen damals das Schreiben, hauptsächlich Gedichte, und die Fotografie. Ich habe an Lesungen teilgenommen und mich mit anderen Schreibenden vernetzt. Doch irgendwann hatte ich das Gefühl, ich komme nicht weiter. Dann kam die Idee auf, dass ich doch einen Blog starten könnte: wortmeer. Zunächst war ich zaghaft, doch mit jedem veröffentlichten Beitrag, mit jedem Kommentar wuchsen mein Selbstverständnis und Selbstbewusstsein. Ich lernte andere Blogger.innen kennen und tauschte mich mit ihnen aus. Zwischendurch der Umzug nach Berlin. Ich führte diesen Blog aus reiner privater Freude. Hinzu kamen Reise- und Alltagserlebnisse, Besuche von Veranstaltungen und Ausstellungen, Gedanken und weitere kreative Projekte (z.B. Collagen und textile Arbeiten). Und ich bin Mutter geworden.
Selbstporträt, 2011, (c) Doreen Trittel
Über verschiedene Stationen und Phasen begann ich damit, mich der Kunst intensiv zu widmen. Dies war der Punkt, an dem ich mich auch entschlossen hatte, mich von meinem Blog wortmeer und der bisherigen Anonymität zu verabschieden. Das war im verflixten 7. Jahr. Das Schreiben poetischer Texte war schon längst in den Hintergrund geraten und irgendwie passte das Outfit nicht mehr. Da habe ich den Blog und die damit verbundenen Kanäle bei Twitter und Flickr vom Netz genommen. Ein radikaler Schritt, der es mir ermöglichte, neue Wege zu gehen.
Dies war die Geburtsstunde meines virtuellen Ateliers hehocra – Atelier für Erinnerung & Veränderung. Ich probierte einiges aus und spielte mit der Vielfalt. Im vergangenen Jahr holte ich mir professionelle Hilfe, hostete eine eigene WordPress-Seite und bin damit zu meinem heutigen Design und Aufbau gekommen. Anfang diesen Jahres änderte ich die Schwerpunkte meiner Themen, denn meine künstlerische Ausrichtung bekam einen neuen Schwung und Schwerpunkt. So stehe ich heute da, wo Du mich mit meiner Website inklusive Blog sehen kannst – auch auf Twitter, Instagram und Facebook.
Selbstporträt, 2015, (c) Doreen Trittel
Meine 10 Tipps für Dich und Deinen Blog:
1) Klarheit: Frage Dich, wer Du bist und was Du willst.
Was ist Deine Berufung? Was treibt Dich an? Je klarer Du Dir selbst wirst, desto klarer ist auch das, was Du Deinen Leser.innen anbieten kannst. Für mich war das ein langer und herausfordernder Weg. Umso dankbarer bin ich all denen, die mich dabei bis heute begleiten. Gleichzeitig weiß ich, dass bei diesen Themen immer wieder der Weg das Ziel ist.
2) Erfolg: Werde Dir klar darüber, was Du unter Erfolg verstehst.
Du möchtest erfolgreich sein. Aber was verstehst Du unter Erfolg genau? Hierüber habe ich kürzlich einen eigenen Beitrag geschrieben. Es ist wirklich interessant, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Denn nicht immer sind es die überbordenden Follower-Zahlen.
3) Treue: Sei und bleibe Dir selbst treu.
Bist Du in Deinem Element oder richtest Du Dich nach der Meinung anderer und nach den neuesten Trends? Nur wenn Du Dir selbst treu bleibst, bist Du im Flow. Stichwort: authentisch.
4) Innehalten: Nimm Dir immer mal wieder Zeit, um Dir diese oder andere Fragen zu stellen.
Es lohnt sich, immer mal wieder innezuhalten, zu schauen, ob sich das, was Du da tust, immer noch gut und stimmig anfühlt. Wenn dem nicht so ist, dann spüren das auch schnell Deine Leser.innen. Gleichzeitig öffnet sich in solchen Phasen der Blick und es wachsen neue Ideen.
5) Loslassen: Trenne Dich von dem, was Dich aufhält.
Das Leben ist Veränderung. So wirst auch Du Dich und Dein sich Blog verändern. Da gibt es immer mal etwas, was sich dann nicht mehr stimmig anfühlt. Dann ist es Zeit, sich davon zu verabschieden und es loszulassen.
6) Hilfe: Hole Dir professionelle Unterstützung an Board.
Die Anforderungen an einen Blog wachsen. Die Ansprüche verändern sich. Irgendwann kommt wahrscheinlich auch bei Dir der Punkt, an dem Du nicht mehr weiterkommst. Oder Du möchtest Dich einfach nicht mehr mit bestimmten Fragestellungen und Problemen auseinandersetzen. Unsere Zeit ist kostbar. Unsere Energie soll in das Fließen, was uns Freude bereitet. Scheue Dich nicht, nach professioneller Hilfe zu fragen. Oft lohnt es sich, wenn Du die Sache finanziell und zeitlich im Zusammenhang betrachtest.
7) Vernetzen: Treffe Dich mit anderen Blogger.innen.
Ein wertschätzender Austausch mit anderen Blogger.innen, ob real oder auf digitalen Wegen, ist immer sehr bereichernd und motivierend. Entweder teilt man die gleichen bzw. ähnlichen Herausforderungen. Ein Blick von außen bringt Dich selbst auf neue Sichtweisen.
8) Kooperationen: Entwickle mit anderen Blogger.innen gemeinsame Ideen.
Dies bringt frischen Wind in Deine Beiträge und Inhalte. Dies können Interviews oder Gastbeiträge sein, Porträts oder Empfehlungen. Die Ideen können auch über Deinen Blog hinauswachsen.
9) Ausdauer: Lass Dich nicht entmutigen.
Die Resonanz auf Blogs ist gerade am Anfang nicht groß und hat im Laufe der Zeit auch immer mal wieder Durststrecken. Lass Dich nicht entmutigen. Wenn das, was Du machst, für Dich gut anfühlt, dann bleibe dabei und mach weiter, kontinuierlich und ausdauernd. Die Wahrnehmung ist oft größer als das, was wir als Blogger.innen sehen.
10) Freude: Mach das, was Du tust mit Freude.
Das ist mein wichtigster und letzter Tipp an Dich. Mache das, was Du tust mit Freude. Wenn Dir bloggen kein Spaß macht, und Du Dich zwingen musst, dann merken das die Leser.innen. Die Möglichkeiten, einen Blog zu führen sind sehr vielfältig. Du musst Dich nicht nach bestimmten Formaten oder Vorgaben richten. Schreibe und poste, wie es zu Dir passt und wie es Dir Spaß macht. Das können auch wenige Sätze, Fotos oder Ideen sein. Schau Dich um. Spüre in Dich hinein und mach das, was zu Dir passt, was Dein Ding ist.
Selbstporträt, 2016, (c) Doreen Trittel
In diesem Sinne wünsche ich allen Blogger.innen viel Freude beim Bloggen. Ich danke Dir, dass Du hier bist. Ich danke auch allen, die mich auf meinem Weg begleitet haben und begleiten. Fröhliche Grüße & Prost, Doreen
Ich vor meiner Arbeit „Typenschulbau“, 2017, (c) Christian Appl
von hehocra | Aug 10, 2017 | Ausstellungen |
Ein Ausstellungstipp für Wien aus London, geschrieben in Berlin. Verwirrend? Dann von vorn: Anfang diesen Jahres war ich in London. Dort besuchte ich die großartige Ausstellung „Feminist Avant-Garde“. Und diese Ausstellung ist jetzt, noch bis zum 3. September 2017, in Wien zu sehen: WOMAN. FEMINISTISCHE AVANTGARDE DER 1970ER-JAHRE aus der SAMMLUNG VERBUND. Und diesen Beitrag schreibe ich von zu Hause, aus Berlin.
Also, wer in Wien lebt, dort gerade Zeit verbringt oder eine Reise plant, dem empfehle ich diese Ausstellung. In über 150 gezeigten Werken hinterfragen über 30 Künstlerinnen das damals noch vorherrschende traditionelle Bild der Frau. Sie stellen sich selbst und ihren Körper schonungslos in den Mittelpunkt. Die Ausstellung ist zum einen ein zeitgeschichtliches Zeugnis der damaligen internationalen Frauenbewegung von Künstlerinnen aus den 70iger Jahren und zum anderen ist sie für das heutigen Engagement in Sachen Gleichberechtigung sehr inspirierend.
Die vielen verschiedenen Werke der ausstellenden Künstlerinnen beeindrucken mich immer wieder und ermutigen mich persönlich, meinen Weg in der Kunst selbstbewusst und offen weiterzugehen, keine Angst vor unbequemen Themen zu haben, sie anzusehen und ihnen in meinen Werken Ausdruck zu geben.
Annegret Soltau, Erinnerung (Schwanger-Sein II), 1979/ 1980, Video
Karin Mack, Zerstörung einer Illusion, 1977, Fotografien
Katalin Ladik, Poemim (Series A), 1978, Fotografien
Katalin Ladik, Video mit Spiegelung im Fenster, London
Francesca Woodmann, o.T., Rome 1977-78, Ausschnitt eines lebensgroßen Fotoabzuges (Tapete im Treppenhaus der Ausstellung, London)
Kirsten Justesen, Sculpture #2, 1969, Fotografie und Karton
Kirsten Justesen ist mir bereits in Berlin begegnet und hat mich mit ihren Werken, darunter auch diese Fotografie mit Karton, sehr beeindruckt: Genau 3: Meine Highlights von der Berlin Art Week (2016).
Die Ausstellung macht sehr beeindruckend deutlich, welchen Einschränkungen Frauen in dieser Zeit noch ausgesetzt waren. Aus diesem Blick heraus kann ich nachvollziehen, weshalb die Künstlerin Marina Abramovic sich bewusst gegen Kinder und damit gegen das Muttersein entschieden hat. (Frühere Beiträge hierzu: Muss ich meine Mutterrolle opfern, um als Künstlerin erfolgreich zu sein? & Rabenmütter und andere Fundstücke) Leider haben es Künstlerinnen und insbesondere Künstlerinnen mit Kindern heutzutage immer noch schwer, sich auf dem Kunstmarkt im Vergleich zu männlichen Kollegen zu behaupten. Darüber hinaus sage ich: Unsere Welt braucht Feminismus.
Unter dem Titel „Feministische Avantgarde: Kunst der 1970er-Jahre – Sammlung Verbund, Wien“ ist auch ein Buch, ein Bildband erschienen: Link zum Buch auf der Verlagsseite.
Hier ist der Link zur aktuellen Ausstellung im „mumok – museum moderner kunst stiftung ludwig wien“: WOMAN FEMINISTISCHE AVANTGARDE DER 1970ER-JAHRE aus der SAMMLUNG VERBUND. Sie ist noch bis zum 2. September 2017 zu sehen.