Mich sehen

mich sehen

mit meinen Augen
mit dem Verstand
mit dem Gefühl
von außen, von innen
mit jeder faser
mit allem, was geht

mit deinen Augen
mit euren Augen
bin das ich
seid das ihr
wir?

© Doreen Trittel, 2010

 

Selbstporträt, 2017, (c) Doreen Trittel

Selbstporträt, 2017, (c) Doreen Trittel

 

***

Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.

Loslassen

Loslassen

loslassen

salzig
der Abschied
vorüber
der Augenblick

das Leben
spüren
was zählt

der Wille
eins zu sein
kommen
gehen
neues erleben
frei

innehalten
Freude

sich fühlen
erfahren
bewahren

tief in sich
selbst sein

zulassen
loslassen

2007, © Doreen Trittel

Sich mit seiner Vergangenheit und mit der eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen, heißt auch, loslassen…

 

***

Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.

Im Meer der Schichten

im Meer der Gedanken baden
abtauchen, auftauchen
schwimmen, sich treiben lassen
Welle für Welle

im Stapel der Geschichte lesen
abtragen, auftragen
innehalten, sich durchwühlen
Schicht um Schicht

suchen, wonach
finden, was
???

weitergehen

(c) Doreen Trittel, 2010

 

Schichten, (c) Doreen Trittel

Schichten, (c) Doreen Trittel

 

Als ich diese Zeilen schrieb, habe ich mich schon mit meiner ostdeutschen Herkunft beschäftigt, aber ich war noch auf der Suche… Erst etwa drei Jahre später sollte mir bewusst werden, wonach ich suchte und was ich dann fand…

 

***

Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.

Eine Reise: 28 Tage neue Inhalte.

Eine Reise: 28 Tage neue Inhalte.

28 Tage neue Inhalte. Eine Reise. Jeden Tag neue Inhalte.

Komm mit auf meine Blogreise im Februar 2019.

Vor einigen Wochen hat Anna Koschinski Bloggerinnen und Blogger dazu aufgerufen, im Februar 2019 jeden Tag Inhalte zu kreieren: 28 Tage Content. Anna ist Bloggerin, Texterin und Beraterin für Content Marketing.

…einen Anreiz bieten, im Februar jeden Tag ein (kleines) Stück Content zu produzieren. Welche Form und welcher Umfang ist dabei egal. Jeder soll so viel machen, wie er oder sie möchte, sich zutraut und schafft… (28 Tage Content)

Ich habe zunächst gezögert, aber mich dann doch dazu entschlossen, bei dieser Aktion mitzumachen. Mein Blog-Flow kam in den letzten Wochen durch die Vorbereitungen meiner Interview-Reihe anlässlich 30 Jahre Mauerfall etwas ins Stocken. Dabei liebe ich es, Euch zu schreiben und Einblicke zu geben. Schon in der Blogger Mastermind 2017 von Daniela Heggmaier habe ich es sehr genossen, mit anderen Bloggerinnen zusammenzuarbeiten. Sich gegenseitig zu unterstützen beflügelt, bereichert und lässt uns mit Freude dranbleiben.

 

D enke
O ptimistisch
R eiche
E rinnerungen
E rlebbare
N ähe

T rinke
R auschend
I nnere
T ränen
T iefes
E hrliches
L achen

2005, © Doreen Trittel

 

(c) Doreen Trittel

Hallo, (c) Doreen Trittel

 

Vorschau

Ein Schwerpunktthema als Künstlerin und Impulsgeberin fusst auf meiner ostdeutschen Kindheit und meinen Erfahrungen als Stasi-Kind. In diesem Jahr feiern wir den 30. Jahrestag des Mauerfalls. Hierfür hatte ich mir vorgenommen, nicht nur Interviews mit verschiedenen Menschen zu führen, sondern auch Erinnerungsschnipsel hervorzuholen und Euch entsprechende Kunstwerke aus meinem Portfolio vorstellen. Um aber nicht nur in diesem Schwerpunktthema abzutauchen, lade ich Dich ein eigenen Gedichten, Ausstellungstipps und Kunstempfehlungen zu folgen. Ich denke und hoffe, da ist für jede, für jeden etwas dabei.

Blog-Abo

Für meine Blog-Abonnentinnen und Abonnenten werde ich die automatische E-Mail-Benachrichtigung bei einem neuen Beitrag abstellen. Ich möchte Eurer Postfach nicht überfluten. Ihr bekommt jede Woche eine persönliche E-Mail mit einem Rückblick auf die Beiträge einer Woche und einige Einblicke mehr. Wenn Du mit dabei sein möchtest, dann trage Dich gern noch in meine Liste (siehe Seitenleiste: Blog-Abo) ein. Ich freue mich auf Dich.

 

Tulpen im Winter, (c) Doreen Trittel

Tulpen im Winter, (c) Doreen Trittel

 

Schreib mal ein Akrostichon!

Das kleine Gedicht oben, ein Akrostichon, habe ich bei meinen Vorbereitungen wiederentdeckt. Es ist schon einige Zeit ins Land gegangen, seitdem ich es geschrieben habe. Ich habe mich verändert, aber in Auszügen passt es noch. Vielleicht hast Du ja Lust, mit Deinem Namen auch ein Akrostichon zu verfassen?

Akrostichon… Gedicht als Wortspiel, bei dem die Anfangsbuchstaben, -silben oder -wörter der Verse hintereinander gereiht einen Namen oder einen sinnvollen Satz bilden… (Wiktionary)

Nur zu! Es macht Laune und bringt neue Erkenntnisse. Und wenn Du magst, teile es gern mit uns.

Viel Spaß!

Ich wünsche uns viel Freude und Vergnügen mit der kommenden Blogreise. Habt einen schönen Februar. Macht es Euch gemütlich. Ich freue mich auf Eure Kommentare und Nachrichten.

 

Schreiben im Café mit Cappuccino, (c) hehocra

Blätter Zeiten | Collagen-Serie

Blätter Zeiten | Collagen-Serie

Stück für Stück bin ich auf diesen Baum geklettert. Nun sitze ich oben auf der Pappel und halte mich mit beiden Händen fest. Der Lärm der Stadt scheint entrückt. Fröhlich rascheln die Blätter im Wind. Sanft schwingt die Baumspitze und ich genieße diese Bewegung.

 

Blätter Zeiten 2/9, Collage, (c) Doreen Trittel

Blätter Zeiten 2/9, Collage, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Dies ist eine Erinnerung, die mich neben anderen, zu diesen Collagen inspiriert hat. Die Bewegung der Pappel führte mich zu diesem kreativen Ausdruck. Die Collagen sind der Versuch, verborgenen Erinnerungen auf die Spur zu kommen, sie einzuladen. Sie sind eine liebevolle Handreichung vom heute zum gestern verbunden mit der Hoffnung auf eine heile Zukunft.

Die Grundlage jeder einzelnen Collage bilden einzelne schwarze Seiten eines Fotoalbums. Unter dem Transparentpapier liegen alte Drucke, die ich als Kind mal in einem Kurs „Textilgestaltung“ mit Stoffen und Blättern gestaltet hatte. Oben auf legte ich Blätter, die ich nun Jahrzehnte später gesammelt und gepresst hatte. So legen sich die Blätter von heute über die Blätter von damals und spannen einen Bogen über die Zeiten.

 

Blätter Zeiten 4/9, Collage, (c) Doreen Trittel

Blätter Zeiten 4/9, Collage, 2017, (c) Doreen Trittel

 

atmen

in der Hoffnung
die Sehnsucht
zuversichtlich leben
durch den Regen
in sich wachsen
bis zum Sonnenschein

2007, (c) Doreen Trittel

 

Blätter Zeiten 7/9, Collage, (c) Doreen Trittel

Blätter Zeiten 7/9, Collage, (c) Doreen Trittel

 

Tränen

liegen vor mir
verloren
aus Schmerzen
geboren

quälend
befreit

Quellen
gießen grün
werden wachsen
Blüten von
Morgen

2007, (c) Doreen Trittel

 

Blätter Zeiten 6/9, Collage, (c) Doreen Trittel

Blätter Zeiten 6/9, Collage, (c) Doreen Trittel

 

Siehst Du wie die Blätter tanzen, jetzt im Herbst? Sie leuchten bunt im Sonnenschein, glänzen golden. In diesem Sinne wünsche ich Dir einen fröhlichen und zuversichtlich stimmenden Herbst.

 

Die Grenze am Meer | Erinnerungen

Die Grenze am Meer | Erinnerungen

„Europa und das Meer – Was bedeutet mir das Meer?“ So lautet das Thema der Blogparade des Deutschen Historischen Museums im Zuge seiner Ausstellung „Europa und das Meer“ in Berlin #dhmmeer Die Blogparade wird von Dr. Tanja Praske unterstützt. Sie sammelt und verlinkt alle Beiträge und hat auch Tipps zur Teilnahme an einer Blogparade. Es sind bereits viele interessante, spannende und vor allem vielfältige Artikel zusammengekommen. 

 

Boot am Strand, Ostsee, Rügen, sw analog, (c) Doreen Trittel

Boot am Strand, Ostsee, Rügen, sw analog, (c) Doreen Trittel

 

Aktuell denken wir, wenn wir nach dem Meer gefragt werden, an die schreckliche Lage im Mittelmeer. Dies spielt auch in einigen Beiträgen eine Rolle. Danke dafür. Mich machen die Nachrichten sprachlos. Ich finde keine Worte und verzweifle an unserem menschenverachtenden Umgang… 

In diesen ausweglosen Situationen hilft es mir, mich auf meine Möglichkeiten hier und jetzt zu besinnen. Mein Motto, einst angeregt durch einen Vortrag des Psychiaters, Psychoanalytikers und Autors Hans-Joachim Maaz im Zuge der Pegida-Bewegungen: Veränderung beginnt bei uns selbst und in unseren Beziehungen. Dies führt mich wieder zu meinem Thema, zu meinen Erlebnissen und Sichtweisen… So vieles können wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen. Viele Erfahrungen wurden schon gemacht…

 

Kind beim Spiel in der Ostsee, (c) Doreen Trittel, Privatarchiv

Kind beim Spiel in der Ostsee, (c) Doreen Trittel, Privatarchiv (ps: das bin ich)

 

Dann fiel mir ein kleiner Text ein, den ich vor einigen Jahren geschrieben hatte, und der dann in einer meiner Schubladen verschwand. Heute habe ich ihn wieder hervorgeholt. Es ging um die Frage, wie ich die Grenze der DDR erlebte. Das war am Meer… Das Meer, was ich meine, ist die Ostsee. Als Kind, aufgewachsen in der DDR, habe ich hier so manche Ferientage verbracht.

Wie ich die Grenze der DDR erlebte. Am deutlichsten habe ich die Grenze am Meer erlebt, obwohl ich in Berlin direkt in ihrer Nähe wohnte. Aber ich spürte sie an der Ostsee.

Ich erinnere mich an meinen Blick über das Meer, ein Blick, der sich in den unendlichen Weiten verlor… Ich fühlte mich frei, doch hörte die Welt für mich, meine Vorstellungskraft am Horizont auf. Manchmal konnte ich an der Linie, wo sich das Wasser und der Himmel trafen, Land erkennen und stellte mir die Ferne vor. Ohne zu wissen, ob es sich um eine Insel, die zu unserem Land gehörte, handelte, oder um unbekanntes Land, dessen Hauptstadt wir im Geografie-Unterricht auswendig lernen mussten. Für eine 1 haben wir die Länder und die dazugehörigen Hauptstädte Europas fehlerfrei aufsagen müssen, während der Lehrer mit dem Zeigestock über die ausgerollte Landkarte glitt und uns zur Höchstleistung herausforderte.

In den Ferien, die ich oft an der Ostsee verbrachte, stand ich am Strand oder auf der Steilküste und schaute den Schiffen nach, sah, wie sie hinterm Horizont verschwanden. Sie wirkten winzig und nicht real, wie Spielzeugschiffchen im Plantschbecken.

Bei den Spaziergängen am Strand oder auf dem schmalen Trampelpfad der Steilküste hinter Boltenhagen, einem Ort an der Ostsee, hörte nach einiger Zeit Fußmarsch die Welt tatsächlich auf. Ein Zaun aus Holzpfählen, die mit Stacheldraht umwickelt und verbunden waren, begrenzte den Weg. Dahinter lag der Westen, in dem Arbeitslose, Obdachlose, arme, streikende und rücksichtslose reiche Menschen lebten, so sagte man uns.

Nachts spazierten lange Lichtkegel über den Strand, die die ‚unsichtbare‘ Grenze zum Meer bewachten. Zwei Mal habe ich sie ihm Rahmen einer abenteuerlichen Nachtwanderung vom Dünenübergang gesehen.

Habe ich mir darüber Gedanken gemacht? Habe ich gefragt?… Ich war Kind. Es war für mich normal. Das war die Welt, in der ich aufgewachsen bin, in der ich meine Kindheit erlebte.

geschrieben im Mai 2015 / überarbeitet im Juli 2018

Boltenhagen – Der westlichste Strand der DDR (ein Artikel des MDR)

Von der Waffenschmiede zur Ostsee-Urlaubsparadies (ein Artikel der Welt)

 

Steilküste, Boltenhagen, Ostsee, 2018, (c) Doreen Trittel

Steilküste, Boltenhagen, Ostsee, 2018, (c) Doreen Trittel

 

Knapp ein Jahr nach dem Mauerfall, 1990 bin ich dann selbst mit einem dieser Schiffe gefahren, mit einer Fähre nach Dänemark und im Jahr darauf nach Schweden – beide Male zum Schüleraustausch. Wie anders sich die Welt sich mir seitdem zeigt und sich mein Blick, mein Denken verändert haben…

Später war die Ostsee lange Zeit ein Sehnsuchtsort für mich… Dort habe ich manche fotografischen und schreibenden Versuche unternommen…

 

Frau am Meer, Ostsee, Rügen, sw analog 1997, (c) Doreen Trittel

Frau am Meer, Ostsee, Rügen, sw analog 1997, (c) Doreen Trittel

 

Kind und Schwan an der Ostsee, Rügen, sw analog, 1997, (c) Doreen Trittel

Kind und Schwan an der Ostsee, Rügen, sw analog, 1997, (c) Doreen Trittel

 

Neben der klassischen analogen Schwarz-Weiß-Fotografie habe ich auch mit Diafilmen experimentiert. Diese wurden dann ’normal‘ wie ein Farbfilm entwickelt. Daraus entstanden diese Farben – Crossentwicklung (Wikipedia).

 

Ostsee, Rügen, Crossentwicklung, 2000, (c) Doreen Trittel

Ostsee, Rügen, Crossentwicklung, 2000, (c) Doreen Trittel

 

Ostsee, Rügen, Crossentwicklung, 2000, (c) Doreen Trittel

Ostsee, Rügen, Crossentwicklung, 2000, (c) Doreen Trittel

 

Auf’s Meer blicken, heißt auch immer, sich selbst begegnen…

 

Sich selbst begegnen, Ostsee, Darß, 2008, (c) Doreen Trittel

Sich selbst begegnen, Ostsee, Darß, 2008, (c) Doreen Trittel

 

Segel am Horizont

Himmel
blau
zähle
die Segel
weiß und rot
am Horizont

Wellen
aus dem Meer
umspielen meine Zehen
küssen den Strand
ziehen sich zurück
nehmen mir den Stand
unter meinen Füßen

Wind
trägt
die Segel
weiß und rot
am Horizont
winken
ohne ein Wiedersehen

(c) Doreen Trittel

 

Eins mit den Wellen, Fotografie, digital sw, 2005, (c) Doreen Trittel

Eins mit den Wellen, Fotografie, digital sw, 2005, (c) Doreen Trittel

 

Ich fahre sehr gern zur Ostsee und genieße jedes Mal das Wellenrauschen, den Blick ins Unendliche, die fröhlich klingenden Möwenrufe, den Sand unter den Füßen, den Wind um die Nasenspitze… besonders außerhalb der Saison, gern auch, wenn es kalt ist…

 

Ostsee, Boltenhagen, früher Militärgebiet, 2018, (c) Doreen Trittel

Ostsee, Boltenhagen, früher Militärgebiet, 2018, (c) Doreen Trittel

 

Kalt war es auch im vergangenen Winter, als ich das erste Mal seit meiner Kindheit wieder in Boltenhagen war. Vieles hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Die Grenze ist verschwunden und mit ihr die Lichtkegel und die Zäune. Vereinzelte Spuren sind am Land und auch im Wasser noch zu erkennen. Aber das Meer ist geblieben.

 

Die Kraft des Meeres, Ostsee, Darß, 2008, (c) Doreen Trittel

Die Kraft des Meeres, Ostsee, Darß, 2008, (c) Doreen Trittel

 

Die Blogparade läuft noch bis zum 25. Juli 2018. Du kannst gern mitmachen und eine Facette zum Meer betrachten. Was bedeutet Dir das Meer? Anregungen und genauere Informationen findest Du hier, in der Einladung. #dhmmeer