In der kommenden Ausstellung Textur in den Schatten sehen werde ich eine weitere Arbeit aus meiner Werkgruppe, die sich mit meiner ostdeutschen Herkunft und meinen Erfahrungen als Stasikind beschäftigt, präsentieren. Sie trägt den Titel „Schießen für den Frieden“ und besteht aus zwei Teilen. Die erste Installation zeigt meine Erinnerungen und meine heutige Sicht darauf. Der zweite Teil steht für die Veränderung im Umgang mit den Schatten der Vergangenheit. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

 

Schießen für den Frieden, Teil I, Vorschau, Installation, 2017, (c) Doreen Trittel

Schießen für den Frieden, Teil I, Vorschau, Installation, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Die Schwarz-weiß Fotografien der Installation, Teil 1 von Doreen Trittel zeigen ein Kind in den 80igern. Es sind private Fotografien, wie sie aus vielen Fotoalben sein können. Daneben prangen Kugelfangkästen aus Metall. Im Allgemeinen dienen sie beim Schießen als Halterung für Zielscheiben und als Auffangmöglichkeit für abgeschossene Kugeln. In diesen Kugelfangkästen sind originale Zielscheiben mit Einschusslöchern. Sie stammen von diesem Kind. Handgranaten- und Wurfgranatenweitwurf gehören als sportliche Disziplinen in den Schulunterricht. Manöverübungen fördern den Wettkampf und Zusammenhalt der Kinder: Im Ferienlager antreten, im Gleichschritt marschieren und singen, durch den Sand robben, über Sturmwände klettern und mit dem Luftgewehr schießen. Doreen Trittel ist in der DDR geboren. Sie wächst als Stasikind in einem System auf, das für sich die alleinige Wahrheit und das Recht in Anspruch nahm, und in dem der Kampf für Frieden und Sozialismus propagiert wird.

 

Über 25 Jahre sind seit dem Ende der DDR vergangen. Doch Doreen Trittel hat sich für die Auseinandersetzung und Veränderung entschieden. Im 2. Teil der Installation wendet sie sich den Zielscheiben zu und gestaltet sie mit kreativen Mitteln. Dabei lässt sie die Schatten der Vergangenheit mitspielen, die dadurch eine neue Form des Ausdrucks und Wege der Wandlung erfahren. Gleichzeitig fließen aktuelle gesellschaftliche Strömungen mit ein. In der Ausstellung ist ein Teil aus diesem Werk zu sehen, das inzwischen mehrere Zielscheiben zählt und weiter wächst.

 

Zielscheibe, 14x14 cm, 2017, (c) hehocra

Zielscheibe, 14×14 cm, 2017, (c) hehocra

 

Dies könnte Dich auch interessieren: In diesem Beitrag Salve zum Gruß mit Zielscheiben hatte ich vor einigen Monaten einen kleinen Einblick in den Entstehungsprozess gegeben und Gedanken dazu ausgetauscht. Rund um dieses Thema ist auch eine Collagen-Serie entstanden, die Du auf meiner Website bereits finden kannst: Was für ein Spiel? Nach der Ausstellung werden beide Teile dieser Arbeit „Schießen für den Frieden“ auf der Website zu sehen sein. Auch werde ich hier im Blog und in den Social-Media-Kanälen von der Ausstellung unserer Künstlergruppe „Kontrapunkt“ berichten.

Aber ich freue mich, wenn Du die Gelegenheit hast und nutzen kannst, uns persönlich zu besuchen und die Ausstellung anzuschauen. Ich bin selbst schon auf die Werke der anderen gespannt. Der Großteil der Werke war bisher noch nicht zu sehen und wird im Rahmen des Themas Schatten beim Kunstfestival 48-h-Neukölln erstmals zu sehen sein. Also ein Highlight, das Du nicht verpassen solltest.

 

Textur in den Schatten sehen

Ausstellung der Künstlergruppe „Kontrapunkt“, alle Informationen hier

Ort: Das Labor, Fuldastr. 56, 12043 Berlin, Donau-Nord-Kiez (DON), barrierefrei

Öffnungszeiten: Freitag 19:00 bis 23:00 Uhr, Samstag 14:00 bis 22:00 Uhr, Sonntag 14:00 bis 19:00 Uhr

 

ps: Die Zielscheibe mit den Blüten und Perlen kommt Dir vielleicht schon bekannt vor, von hier: Über mich.