Schulfete war langweilig

Schulfete war langweilig

Als vor 30 Jahren die Mauer fiel, war ich gerade in der 10. Klasse. 1990 wechselte ich aufs Gymnasium, das ich zwei Jahre später abschloss. Wir waren damals der letzte Jahrgang, bei dem die Schule nach 12 Jahren endete. Nach uns wurde das 13. Schuljahr im Osten Deutschlands eingeführt.

Kürzlich habe ich diese Erinnerungsschnipsel aus alten Tagebüchern von mir gefunden:

07.02.1991 Heute war Schulfete. War langweilig.

30.05.1992: Die Schule liegt nun hinter mir. Gestern hatte ich die letzte Prüfung. Danach war ich total happy, dass es vorbei ist. Außerdem habe ich die Lehrer verblüfft und in Mathe (mündlich) eine 2 gemacht – ´ne 2!!

Dazu muss ich sagen, dass ich zuvor in der schriftlichen Prüfung Mathe durchgefallen war. Ja, das war nicht meine Stärke. Aber auch die Umstände machten diese Prüfungen nicht einfach. So stellte sich im Nachhinein erst heraus, dass ich garnicht die mündliche Prüfung in Biologie hätte machen müssen… Für Französisch gab es nur einen Leistungskurs bei dem ich schon von Anfang an nicht mithalten konnte… Die Lehrerinnen und Lehrer waren sehr verunsichert. Die Note 6 wurde eingeführt… Doch ich hab’s ja geschafft.

In einer anderen Notiz habe ich mit freudigen Ausrufezeichen festgehalten, dass der Samstagsunterricht am 10. Dezember 1989 – zumindest in der Schule, die ich zu dieser Zeit besuchte – abgeschafft wurde. Das ist eigentlich ein denkwürdiges Datum, doch in meinen Gedanken war es leider nicht mehr präsent. Ich bin froh, dass mich mein Jubel über ein Wochenende, bestehend aus vollen 48 Stunden, dazu veranlasste, diesen für viele Schüler historischen Tag festzuhalten. Wenn ich dies heutigen Schüler.innen erzähle, schütteln sie erstaunt den Kopf: Samstags zur Schule?!?

 

Diese Installation zeigt, in welcher Lebensphase ich mich damals, als die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen kamen, befand. Sie besteht aus meinem alten Hausaufgabenheft, Fotografien, Zeichnungen und Kopien aus einem Steckbriefbuch. 

Gesamtansicht, Erinnerungsstücke, 9. November 1989

9. November 1989, Installation, Detail, 85×65 cm, 2012, (c) Doreen Trittel

 

Collage mit Zeichnungen und Fotografien

9. November 1989, Installation, Detail, 2012, (c) Doreen Trittel

 

Schulheft

9. November 1989, Installation, Detail, 2012, (c) Doreen Trittel

 

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Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Blogaktion 28 Tage Content von Anna Koschinski. Gleichzeitig ist er ein Teil meiner Aktionen rund um das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall.

Neugierig? – 13 Dinge über mich, von denen Du noch nichts weißt.

Neugierig? – 13 Dinge über mich, von denen Du noch nichts weißt.

Das Neue Jahr liegt wie ein weißes, reines Blatt Papier vor mir, zumindest wenn ich ans Bloggen denke. Ich bin mitten in einem neuen Projekt für Euch, das ich Dir in den nächsten Tagen vorstellen möchte… Da fiel es mir schwerer, das weiße Blatt mit Leben zu füllen. Aber gestern Nacht kam ein Inspirationsfunken zu mir geflogen: Mehrere in meiner Timeline haben mehr als zehn Dinge, spannende Fakten über sich verraten, so dass mir jetzt auch einige ‚Geheimnisse‘ in den Sinn kamen, von denen ich Dir bestimmt noch nicht erzählt habe. Also springe ich jetzt noch schnell auf die Blogparade von Birgit Schultz von Marketing-Zauber auf. Viel Spaß bei meinen Einblicken und augenzwinkernde Grüße von mir.

 

Selbstporträt, 2015, (c) Doreen Trittel

Selbstporträt, 2015, (c) Doreen Trittel

 

1. Funktion: In der Schule, in meiner Klasse war ich Wandzeitungsredakteur. Das war in der Pionierorganisation neben dem Gruppenratsvorsitzenden, Agitator, Kassenführer… eine der zu übernehmenden Funktionen, für die man von allen Pionieren der Klasse gewählt wurde. Ich hatte Spaß daran, weil ich da Bilder suchen, ausschneiden, sammeln und schön anordnen durfte. Etwas besonderes war es, wenn ich passende Objekte mit einbauen konnte. Das Gestalten stand für mich im Mittelpunkt. An die Inhalte darf ich garnicht denken.

2. Vernünftig: Als Kind und auch später war ich immer (oder meistens) die Vernünftige. Ich war ja auch die Älteste von allen Kindern in der Familie… Heute bin ich, soweit ich recherchieren konnte, die erste Künstlerin und schaffe Arbeiten, die mit meiner Familiengeschichte zu tun haben, und die ich dann auch noch veröffentliche…

3. Weihnachtsfrau: Als ich klein war, stand ich gern auf der Bühne. Ich habe sogar mal mit dem Morgenmantel meiner Mutter den Weihnachtsmann gespielt. Heute würde ich ja sagen: Weihnachtsfrau.

 

Selbstporträt, analog, Ende 90er, (c) Doreen Trittel

Selbstporträt, analog, Ende 90er, (c) Doreen Trittel

 

4. Suse: Beim Neptunfest im Ferienlager wurde ich mal auf den Namen „Suse von Schneckenhausen“ getauft. Das habe ich schon damals nicht verstanden und mich mit dem Namen nicht verbunden gefühlt.

5. Schießen: Wenn Du meine Arbeit „Schießen für den Frieden“ kennst, dann weißt Du, dass ich als Kind Manöverübungen mitgemacht, im Sport Handgranatenweitwurf hatte und schießen gelernt habe. Damals war das normal. In meiner Installation setze ich mich damit kritisch auseinander. Aber es gab eine Zeit, in der ich es gemocht habe zu schießen. Es war ein Gefühl der Herausforderung, besser zu sein als die anderen. Ich hatte den Ehrgeiz, bei der Zielscheibe ins Schwarze zu treffen.

6. Post austragen: Als in der DDR der erste Walkman für Kassetten herauskam, habe ich bei der Post gearbeitet. Ich habe mitten in der Nacht Zeitungen ausgetragen und in der zweiten Runde dann die Briefe. Im Sommer habe ich irgendwo in der Prignitz in einer Kantine für Eisenbahner Kartoffeln geschält und rostige Fahrradständer abgebürstet. Ich war so glücklich, dann einer anschließenden Reise in die Ferien im Zug meine Musik hören zu können. Da waren die eisigen Finger vom Briefe einsortieren im Winter und die dunklen und verwinkelten Hinterhöfe in Berlin Friedrichshain, wo auch noch Briefkästen versteckt waren, vergessen, auch die rostigen Eisenspähne, die mir um die Ohren flogen. An die Zeit beim Kartoffeln schälen mit den Kolleginnen dort habe ich als lustig und fröhlich in Erinnerung.

 

Selbstporträt, analog, Mitte 90er, (c) Doreen Trittel

Selbstporträt, analog, Mitte 90er, (c) Doreen Trittel

 

7. Berufswunsch 1: Früher wollte ich Lehrerin werden, für Russisch. Oh ja. Aber man bescheinigte mir, dass ich kein Talent für Sprachen hätte. Und dann kam der Mauerfall und dieser Wunsch zerplatzte wie eine Seifenblase. Später habe ich erkannt, dass dies dann wohl doch nicht mein ureigenster Wunsch war.

8. Berufswunsch 2: Dann träumte ich davon, Schriftstellerin zu werden. Ich habe viel geschrieben, Notizen für Bücher gemacht, Kurse besucht, Bücher gelesen. Aber irgendwie ging mir das nicht leicht von der Hand. So bin ich bei der Poesie, die mit wenigen Worten auskommt, hängen geblieben. Und dann gab es auch auch schon die Möglichkeit des Bloggens.

9. Sicherheit: In der Orientierungslosigkeit nach dem Mauerfall, stand Sicherheit ganz oben. So bin ich gleich nach dem Abi in den öffentlichen Dienst gekommen. Dort war ich an verschiedenen Stellen und an verschiedenen Orten. Aber die Kunst war immer da. Es brauchte meine Zeit bis ich mich selbstbewusst auch als Künstlerin sah und damit die Bühne betrat.

 

Selbstporträt, analog, 1999, (c) Doreen Trittel

Selbstporträt, analog, 1999, (c) Doreen Trittel

 

10. Auto: Knapp hätte ich meinen Auto-Führerschein noch vor meinem 18. Geburtstag gemacht. Doch dann bin ich in der praktischen Prüfung durchgefallen. Ich war so traurig und sauer darüber… Da habe ich dann meine analoge Kamera genommen und erste Selbstporträts, analog sw, gemacht. Das hat mir darüber hinweggeholfen und zwei Wochen später habe ich die Prüfung dann auch geschafft.

11. PS: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schon mal erwähnt habe. Ich habe mit Ende Zwanzig den Motorrad-Führerschein gemacht. Das war damals ein großer Traum von mir. Die Prüfungen hierfür hatte ich gleich beim ersten Mal bestanden. Doch auf dem Weg zur praktischen Prüfung hatte ich mich mit dem Motorrad erst einmal hingelegt, weil ich in beim Abbiegen zu langsam war. Da musste ich mir vom Fahrlehrer eine Standpauke anhören. Mein eigenes Motorrad war dann eine Honda Hornet mit einigen PS und ich war nie wieder zuuu langsam. Ich bin einige Jahre gefahren und habe mit Freunden schöne Touren gemacht, interessante Ecken Deutschlands entdeckt. Heute ist das weit, weit weg für mich.

12. Saarbrücken: Ich weiß bis heute nicht genau, was mich dazu gebracht hat, seiner Zeit beruflich nach Saarbrücken zu ziehen. Damals dachte ich noch, ich würde nie wieder nach Berlin zurück kommen können. Es kam dann anders. Nach fünf Jahren und vielen Veränderungen kam ich dann nach Berlin Charlottenburg, wo ich heute noch lebe. Die Zeit im Saarland war für mich und meinen Weg sehr wichtig, so dass ich da schon das Gefühl hatte, Saarbrücken ist meine zweite Heimat. Ich muss unbedingt mal wieder hin.

 

Selbstporträt, 2008, (c) Doreen Trittel

Selbstporträt, 2008, (c) Doreen Trittel

 

13. Angst: Ich habe in den letzten Jahren gelernt, Angst als Wegweiser zu betrachten. Doch gleichzeitig habe ich auch immer noch Angst vor der Angst. Und sich selbst immer wieder zu hinterfragen, ist kein Kinderspiel. Aber ich kann nicht mehr ohne, denn durch die unterschiedlichen Transformationen kann ich loslassen und Veränderungen schaffen. Ich fühle mich damit reich beschenkt und sehr bei mir. Dafür bin ich dankbar.

 

Selbstporträt, 2010, (c) Doreen Trittel

Selbstporträt, 2010, (c) Doreen Trittel

 

Das waren 13 Dinge aus meinem ganz persönlichen Nähkästchen.

Da dies mein erster Blogbeitrag in 2019 ist, sende ich Dir noch herzliche Grüße zum Neuen Jahr und wünsche Dir gesunde, inspirierende und frohe zwölf Monate. Alles Liebe und Gute für Dich und Deine Lieben!

Blätter Zeiten | Collagen-Serie

Blätter Zeiten | Collagen-Serie

Stück für Stück bin ich auf diesen Baum geklettert. Nun sitze ich oben auf der Pappel und halte mich mit beiden Händen fest. Der Lärm der Stadt scheint entrückt. Fröhlich rascheln die Blätter im Wind. Sanft schwingt die Baumspitze und ich genieße diese Bewegung.

 

Blätter Zeiten 2/9, Collage, (c) Doreen Trittel

Blätter Zeiten 2/9, Collage, 2017, (c) Doreen Trittel

 

Dies ist eine Erinnerung, die mich neben anderen, zu diesen Collagen inspiriert hat. Die Bewegung der Pappel führte mich zu diesem kreativen Ausdruck. Die Collagen sind der Versuch, verborgenen Erinnerungen auf die Spur zu kommen, sie einzuladen. Sie sind eine liebevolle Handreichung vom heute zum gestern verbunden mit der Hoffnung auf eine heile Zukunft.

Die Grundlage jeder einzelnen Collage bilden einzelne schwarze Seiten eines Fotoalbums. Unter dem Transparentpapier liegen alte Drucke, die ich als Kind mal in einem Kurs „Textilgestaltung“ mit Stoffen und Blättern gestaltet hatte. Oben auf legte ich Blätter, die ich nun Jahrzehnte später gesammelt und gepresst hatte. So legen sich die Blätter von heute über die Blätter von damals und spannen einen Bogen über die Zeiten.

 

Blätter Zeiten 4/9, Collage, (c) Doreen Trittel

Blätter Zeiten 4/9, Collage, 2017, (c) Doreen Trittel

 

atmen

in der Hoffnung
die Sehnsucht
zuversichtlich leben
durch den Regen
in sich wachsen
bis zum Sonnenschein

2007, (c) Doreen Trittel

 

Blätter Zeiten 7/9, Collage, (c) Doreen Trittel

Blätter Zeiten 7/9, Collage, (c) Doreen Trittel

 

Tränen

liegen vor mir
verloren
aus Schmerzen
geboren

quälend
befreit

Quellen
gießen grün
werden wachsen
Blüten von
Morgen

2007, (c) Doreen Trittel

 

Blätter Zeiten 6/9, Collage, (c) Doreen Trittel

Blätter Zeiten 6/9, Collage, (c) Doreen Trittel

 

Siehst Du wie die Blätter tanzen, jetzt im Herbst? Sie leuchten bunt im Sonnenschein, glänzen golden. In diesem Sinne wünsche ich Dir einen fröhlichen und zuversichtlich stimmenden Herbst.

 

Aufgewachsen… | Ich in einem Interview

Aufgewachsen… | Ich in einem Interview

Vor kurzem lernte ich Maria Klitz auf digitalen Wegen kennen. Maria hat eine Website und schreibt einen Blog zum Thema Bedürfnisorientiertes Familienleben. Da ich selbst auch Mutter bin und mich mit Familie in meiner Kunst auseinandersetze, fand ich gleich spannend, was Sie macht. Maria ist Erzieherin und Elterncoach. Online führt sie Interviews zu Tabuthemen, Alltag und Kindheit früher. So kamen wir auf meine Familiengeschichte zu sprechen und ich beantwortete Marias Fragen.

 

Baby im Kinderwagen sw

Foto privat, (c) Doreen Trittel

 

„Aufgewachsen in einem Land, das es nicht mehr gibt“: Herzlichen Dank, liebe Maria, für Dein Interesse und Deine Neugier an meiner ostdeutschen Herkunft und meinen Erfahrungen als Stasi-Kind. Auf der einen Seite erzähle ich viel aus dieser Zeit und beschäftige mich auch in meiner künstlerischen Arbeit damit, und auf der anderen Seite habe ich durch Deine Fragen wieder erfahren, dass es nicht einfach ist, die damaligen Lebenserfahrungen und das Lebensgefühl aus meinem Alltag an jemanden weiterzugeben, der es selbst nicht erlebt hat. Kommt es mir selbst mitunter fremd vor. Aber dieser Herausforderung stelle ich mich immer wieder gern, öffnen sich mir dadurch immer wieder neue Perspektiven… weiterlesen

 

Kind Fahrradfahren sw

Foto privat, (c) Doreen Trittel

 

…Ich war zum Beispiel sehr stolz darauf, dass ich mit meinem grasgrünen Fahrrad schnell das Fahren lernte und den Fahrtwind im Gesicht spüren konnte…

 

Foto sw Porträt

Foto privat, (c) Doreen Trittel

 

…Manchmal, wenn ich so da sitze und einfach in die Welt schaue, spüre ich die Schwere meiner Geschichte und Auseinandersetzung… Doch dann blicke ich auf die vielen Phasen zurück, in denen ich viele Hürden schon genommen habe. Und das fühlt sich unglaublich gut an…

 

Das vollständige Interview kannst Du bei Maria Klitz nachlesen: Aufgewachsen in einem Land, das es nicht mehr gibt. Auch die anderen Interviews kann ich empfehlen. Ich finde die verschiedenen individuellen Geschichten und Erfahrungen immer sehr spannend.

Der Mann im All – ein Held meiner Kindheit

Der Mann im All – ein Held meiner Kindheit

Am 26. August 1978, vor 40 Jahren, flog Sigmund Jähn als erster Deutsche – mit seinem russischen Kollegen Waleri Bykowski – ins All zur sowjetischen Raumstation Saljut 6.

Sigmund Jähn (*1937) „ist ein ehemaliger deutscher Jagdflieger, Kosmonaut und Generalmajor der NVA (Nationale Volksarmee) der DDR. Er war als erster Deutscher im Weltraum… Der Flug dauerte 7 Tage, 20 Stunden, 49 Minuten und 4 Sekunden…“  (Wikipedia, Aug. 2018)

 

Erlebnis Weltraum, Sigmund Jähn, DDR-Buch, Foto by hehocra

 

An die Medienberichte zu dieser Zeit, beide waren eine Woche im All, kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war fünf Jahre alt. Aber ich erinnere mich gut daran, dass Sigmund Jähn ein Held vieler Kinder in der DDR war. Ich sah ihn und seinen Kollegen einmal bei einer Veranstaltung im Pionierpalast. Bei diesem Besuch habe ich auch das Buch „Erlebnis Weltraum“ von Sigmund Jähn gekauft. Ich war sehr stolz darauf und fand es damals sehr aufregend.

1979 wurde der Pionierpalast „Ernst Thälmann“ – ein weiterer Held – als größtes Pionierzentrum in der DDR im Pionierpark in der Wuhlheide eröffnet. Dort gab es ein Kosmonautentrainingszentrum, wo die Pioniere verschiedene Übungen und Aufgaben absolvieren konnten. Mein Highlight bei einem Besuch war das Rad, in dem man an den Füßen und Händen festgebunden und dann in alle Richtungen quasi gleichzeitig gedreht wurde. Man musste schwindelfrei sein. Heute ist das Gebäude, das FEZ-Berlin ein Kinder-, Jugend- und Familienzentrum.

 

Erlebnis Weltraum, Sigmund Jähn, DDR-Buch, Foto by hehocra

 

Die Kapsel Sojus 29, mit der die beiden Kosmonauten dann wieder auf der Erde gelandet sind, habe ich später einmal im früheren Armeemuseum Dresden (heute Militärhistorisches Museum der Bundeswehr) gesehen. Das ist mir bei meinen Recherchen zu diesem Blogbeitrag wieder eingefallen. Auf der Kapsel waren die Unterschriften der Besatzungsmitglieder nach der Landung zu sehen.

 

Erlebnis Weltraum, Sigmund Jähn, DDR-Buch, Foto by hehocra

 

In meiner Kindheit gab es viele Helden. Dass das Programm war, ist mir erst später nach dem Fall der Mauer bewusst geworden. Der Frage nach dem Status als Held im heutigen Deutschland geht dieser Zeit-Artikel nach: Warum ist dieser Mann kein Held?

 

Erlebnis Weltraum, Sigmund Jähn, DDR-Buch, Foto by hehocra

 

Im Tagesspiegel gibt es ein Interview mit dem heute 81 Jährigen. Darin gibt er den ein oder anderen Einblick in seine Erlebnisse von damals: …Sigmund Jähn über seinen Freund Alex Gerst, Ufos und 16 Sonnenaufgänge am Tag.

Auf der Website des MDR gibt es einige Aufnahmen von vor 40 Jahren: Sigmund Jähn.

Ob nun Kosmonaut oder Astronaut… Diesen kulturellen Unterschieden widmet sich der Deutschlandfunk in einem kurzen Artikel: Von Himmels- und Sternfahrern – Astronaut, Kosmonaut, Taikonaut.

Ganz besonders möchte ich Dir folgendes kurzes Video des ESA-Astronauten Alexander Gerst ans Herz legen. Darin macht er nach sehr deutlich darauf aufmerksam, was wir Menschen unserem Planeten antun und ruft zum Umdenken und Handeln auf: Astronaut Alexander Gerst über den Zustand unserer Erde (1:07 min)

 

Erde, Foto by hehocra

 

Die Grenze am Meer | Erinnerungen

Die Grenze am Meer | Erinnerungen

„Europa und das Meer – Was bedeutet mir das Meer?“ So lautet das Thema der Blogparade des Deutschen Historischen Museums im Zuge seiner Ausstellung „Europa und das Meer“ in Berlin #dhmmeer Die Blogparade wird von Dr. Tanja Praske unterstützt. Sie sammelt und verlinkt alle Beiträge und hat auch Tipps zur Teilnahme an einer Blogparade. Es sind bereits viele interessante, spannende und vor allem vielfältige Artikel zusammengekommen. 

 

Boot am Strand, Ostsee, Rügen, sw analog, (c) Doreen Trittel

Boot am Strand, Ostsee, Rügen, sw analog, (c) Doreen Trittel

 

Aktuell denken wir, wenn wir nach dem Meer gefragt werden, an die schreckliche Lage im Mittelmeer. Dies spielt auch in einigen Beiträgen eine Rolle. Danke dafür. Mich machen die Nachrichten sprachlos. Ich finde keine Worte und verzweifle an unserem menschenverachtenden Umgang… 

In diesen ausweglosen Situationen hilft es mir, mich auf meine Möglichkeiten hier und jetzt zu besinnen. Mein Motto, einst angeregt durch einen Vortrag des Psychiaters, Psychoanalytikers und Autors Hans-Joachim Maaz im Zuge der Pegida-Bewegungen: Veränderung beginnt bei uns selbst und in unseren Beziehungen. Dies führt mich wieder zu meinem Thema, zu meinen Erlebnissen und Sichtweisen… So vieles können wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen. Viele Erfahrungen wurden schon gemacht…

 

Kind beim Spiel in der Ostsee, (c) Doreen Trittel, Privatarchiv

Kind beim Spiel in der Ostsee, (c) Doreen Trittel, Privatarchiv (ps: das bin ich)

 

Dann fiel mir ein kleiner Text ein, den ich vor einigen Jahren geschrieben hatte, und der dann in einer meiner Schubladen verschwand. Heute habe ich ihn wieder hervorgeholt. Es ging um die Frage, wie ich die Grenze der DDR erlebte. Das war am Meer… Das Meer, was ich meine, ist die Ostsee. Als Kind, aufgewachsen in der DDR, habe ich hier so manche Ferientage verbracht.

Wie ich die Grenze der DDR erlebte. Am deutlichsten habe ich die Grenze am Meer erlebt, obwohl ich in Berlin direkt in ihrer Nähe wohnte. Aber ich spürte sie an der Ostsee.

Ich erinnere mich an meinen Blick über das Meer, ein Blick, der sich in den unendlichen Weiten verlor… Ich fühlte mich frei, doch hörte die Welt für mich, meine Vorstellungskraft am Horizont auf. Manchmal konnte ich an der Linie, wo sich das Wasser und der Himmel trafen, Land erkennen und stellte mir die Ferne vor. Ohne zu wissen, ob es sich um eine Insel, die zu unserem Land gehörte, handelte, oder um unbekanntes Land, dessen Hauptstadt wir im Geografie-Unterricht auswendig lernen mussten. Für eine 1 haben wir die Länder und die dazugehörigen Hauptstädte Europas fehlerfrei aufsagen müssen, während der Lehrer mit dem Zeigestock über die ausgerollte Landkarte glitt und uns zur Höchstleistung herausforderte.

In den Ferien, die ich oft an der Ostsee verbrachte, stand ich am Strand oder auf der Steilküste und schaute den Schiffen nach, sah, wie sie hinterm Horizont verschwanden. Sie wirkten winzig und nicht real, wie Spielzeugschiffchen im Plantschbecken.

Bei den Spaziergängen am Strand oder auf dem schmalen Trampelpfad der Steilküste hinter Boltenhagen, einem Ort an der Ostsee, hörte nach einiger Zeit Fußmarsch die Welt tatsächlich auf. Ein Zaun aus Holzpfählen, die mit Stacheldraht umwickelt und verbunden waren, begrenzte den Weg. Dahinter lag der Westen, in dem Arbeitslose, Obdachlose, arme, streikende und rücksichtslose reiche Menschen lebten, so sagte man uns.

Nachts spazierten lange Lichtkegel über den Strand, die die ‚unsichtbare‘ Grenze zum Meer bewachten. Zwei Mal habe ich sie ihm Rahmen einer abenteuerlichen Nachtwanderung vom Dünenübergang gesehen.

Habe ich mir darüber Gedanken gemacht? Habe ich gefragt?… Ich war Kind. Es war für mich normal. Das war die Welt, in der ich aufgewachsen bin, in der ich meine Kindheit erlebte.

geschrieben im Mai 2015 / überarbeitet im Juli 2018

Boltenhagen – Der westlichste Strand der DDR (ein Artikel des MDR)

Von der Waffenschmiede zur Ostsee-Urlaubsparadies (ein Artikel der Welt)

 

Steilküste, Boltenhagen, Ostsee, 2018, (c) Doreen Trittel

Steilküste, Boltenhagen, Ostsee, 2018, (c) Doreen Trittel

 

Knapp ein Jahr nach dem Mauerfall, 1990 bin ich dann selbst mit einem dieser Schiffe gefahren, mit einer Fähre nach Dänemark und im Jahr darauf nach Schweden – beide Male zum Schüleraustausch. Wie anders sich die Welt sich mir seitdem zeigt und sich mein Blick, mein Denken verändert haben…

Später war die Ostsee lange Zeit ein Sehnsuchtsort für mich… Dort habe ich manche fotografischen und schreibenden Versuche unternommen…

 

Frau am Meer, Ostsee, Rügen, sw analog 1997, (c) Doreen Trittel

Frau am Meer, Ostsee, Rügen, sw analog 1997, (c) Doreen Trittel

 

Kind und Schwan an der Ostsee, Rügen, sw analog, 1997, (c) Doreen Trittel

Kind und Schwan an der Ostsee, Rügen, sw analog, 1997, (c) Doreen Trittel

 

Neben der klassischen analogen Schwarz-Weiß-Fotografie habe ich auch mit Diafilmen experimentiert. Diese wurden dann ’normal‘ wie ein Farbfilm entwickelt. Daraus entstanden diese Farben – Crossentwicklung (Wikipedia).

 

Ostsee, Rügen, Crossentwicklung, 2000, (c) Doreen Trittel

Ostsee, Rügen, Crossentwicklung, 2000, (c) Doreen Trittel

 

Ostsee, Rügen, Crossentwicklung, 2000, (c) Doreen Trittel

Ostsee, Rügen, Crossentwicklung, 2000, (c) Doreen Trittel

 

Auf’s Meer blicken, heißt auch immer, sich selbst begegnen…

 

Sich selbst begegnen, Ostsee, Darß, 2008, (c) Doreen Trittel

Sich selbst begegnen, Ostsee, Darß, 2008, (c) Doreen Trittel

 

Segel am Horizont

Himmel
blau
zähle
die Segel
weiß und rot
am Horizont

Wellen
aus dem Meer
umspielen meine Zehen
küssen den Strand
ziehen sich zurück
nehmen mir den Stand
unter meinen Füßen

Wind
trägt
die Segel
weiß und rot
am Horizont
winken
ohne ein Wiedersehen

(c) Doreen Trittel

 

Eins mit den Wellen, Fotografie, digital sw, 2005, (c) Doreen Trittel

Eins mit den Wellen, Fotografie, digital sw, 2005, (c) Doreen Trittel

 

Ich fahre sehr gern zur Ostsee und genieße jedes Mal das Wellenrauschen, den Blick ins Unendliche, die fröhlich klingenden Möwenrufe, den Sand unter den Füßen, den Wind um die Nasenspitze… besonders außerhalb der Saison, gern auch, wenn es kalt ist…

 

Ostsee, Boltenhagen, früher Militärgebiet, 2018, (c) Doreen Trittel

Ostsee, Boltenhagen, früher Militärgebiet, 2018, (c) Doreen Trittel

 

Kalt war es auch im vergangenen Winter, als ich das erste Mal seit meiner Kindheit wieder in Boltenhagen war. Vieles hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Die Grenze ist verschwunden und mit ihr die Lichtkegel und die Zäune. Vereinzelte Spuren sind am Land und auch im Wasser noch zu erkennen. Aber das Meer ist geblieben.

 

Die Kraft des Meeres, Ostsee, Darß, 2008, (c) Doreen Trittel

Die Kraft des Meeres, Ostsee, Darß, 2008, (c) Doreen Trittel

 

Die Blogparade läuft noch bis zum 25. Juli 2018. Du kannst gern mitmachen und eine Facette zum Meer betrachten. Was bedeutet Dir das Meer? Anregungen und genauere Informationen findest Du hier, in der Einladung. #dhmmeer