Ein Sommer am See: wärmende Erinnerungen

Ein Sommer am See: wärmende Erinnerungen

Im Winter leben wir von den Erinnerungen an den Sommer, heißt es doch. Oder? In Vorbereitung auf ein Projekt im kommenden Jahr habe ich in meiner Kiste mit Kindheitserinnerungen gekramt. Dabei fiel mir ein Aufsatz in die Hände, den ich einst vor etwa dreißig Jahren in der Schule schrieb. Als ich ihn las, tauchten die Bilder in mir auf, das Gefühl… dort am See…

 

Am See 1, Lomografie, (c) Doreen Trittel

Am See 1, Lomografie, analog, (c) Doreen Trittel

 

Das vorgegebene Thema lautete: „Aufsatz zum Wi(e)dergeben von Eindrücken“. (Erst jetzt – nach über zwanzig Jahren – fällt mir auf, dass die Lehrerin das fehlende ‚e‘ nicht bemerkt hat.) Heute würde ich vieles anders ausdrücken, andere Worte wählen, neue Sätze formulieren… Ich hatte auch kurz überlegt, den Text zu überarbeiten. Es sind schon einige widersprüchliche Aussagen enthalten, Worte, Formulierungen, die ich nicht mehr so verwenden würde… Doch dann bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich ihn sonst verfälschen würde. Denn es ist der Text eines jungen Mädchens, der mich zum Schmunzeln bringt und mich lächelnd an längst vergangene Zeiten erinnern lässt. In diesem Sinne möchte ich diesen Aufsatz gern mit Dir teilen.

Schaffen wir uns gerade jetzt, in der Vorweihnachtszeit gemütliche Momente zum Innehalten, zum Schmunzeln und Erinnern. Vielleicht magst Du ja einen solchen Moment teilen: Imme sammelt auf ihrem Blog Sprotten-Stories noch bis zum 31. Dezember 2017  im Rahmen einer Blogparade solche und ähnliche Nostalgiemomente.

 

Im Schilf, Lomografie, (c) Doreen Trittel

Im Schilf, Lomografie, analog, (c) Doreen Trittel

 

Berlin, am 28. März 1988

Aufsatz zum Wi(e)dergeben von Eindrücken

Abschied vom See

Ich erinnere mich an einen Ferientag im August 1987 an einem See in Polen. Langsam gehe ich den Waldweg entlang. Hinter mir liegt das Lager. Stimmen sind zu hören, singende und lachende. Dort vorne muß ich in das Gebüsch nach links abbiegen.
Ein kleiner schmaler Weg, von Bäumen und Sträuchern umgeben, führt hinunter zum Steg. Das Wasser ist schon zu hören. Es plätschert leise.
Vor mir breitet sich der ruhige See aus. Bis jetzt hatten Bäume und Büsche den Blick auf ihn verdeckt.
Ich gehe auf den kleinen, zerfallenen und einsamen Steg zu. Man muß vorsichtig sein, denn er ist schon wack(e)lig, morsch, und er neigt sich langsam dem Grund des Sees zu.
Es ist schön(,) hier zu sitzen, mitten im Schilf und vor mir ein Stück vom See. Am anderen Ufer sieht man ein Haus zwischen Bäumen hervorragen.
Der Himmel färbt sich rot, orange und gelb. Zwischen diesen Farbtönen sinkt eine hellgelbe Kugel, die Sonne. Sie versinkt mehr und mehr hinter dem Berg, der mit verschiedenen Baumarten bewachsen ist.
Dort und da taucht im See mal ein Fisch auf, der kleine Wellen hinterläßt. Die Frösche geben ihr Abendkonzert, dem ich gerne zuhöre. Auf der anderen Seite des Sees sitzen einige Fischer und warten auf ihren Fang.
Morgen, um diese Zeit, sind wir schon auf dem Heimweg.
Ich sitze hier und versuche, mir dieses Bild einzuprägen, denn ich werde es bestimmt nie wiedersehen.
Jetzt muß ich aber gehen, denn gleich gibt es Abendbrot. Langsam erhebe ich mich. Meinen gepflückten Blumenstrauß überlasse ich den Wellen des Gewässers.
Traurig gehe ich auf den kleinen schmalen Weg. Doch ich drehe mich noch (ein)mal um, schiebe die Blätter beiseite und sehe noch einmal dieses schöne Bild der Natur. Ich könnte jeden Abend hier sitzen, und jedesmal g(ä)be es etwas Neues zu entdecken.
Vor mir sehe ich wieder das Lager. Die Stimmung der anderen reißt mich mit und läßt mir keine Zeit, sehnsüchtig an diese Augenblicke am See zurückzudenken.

 

Am See 2, Lomografie, (c) Doreen Trittel

Am See 2, Lomografie, analog, (c) Doreen Trittel

 

Mit meinen Erlebnissen in diesem Ferienlager beschäftige ich mich auch in meiner Arbeit mit dem Titel Sommer 1987. Hier habe ich Eintragungen aus meinem Tagebuch von damals mit Fotografien (Lomografie) verknüpft. Es sind die Erlebnisse und Gedanken an einem Sommer in einem Pfadfinderlager irgendwo in einem Wald an einem See in Polen. Auf der einen Seite unterscheiden sich diese Erfahrungen von denen in Westdeutschland aufgewachsenen Kindern, aber andererseits lassen sich auch viele Gemeinsamkeiten erkennen.

Ich wünsche Dir noch eine schöne Adventszeit mit genussvollen und gemütlichen Momenten. Lasst uns auch in der kalten Jahreszeit wundervolle Erinnerungen für morgen schaffen.

Die Zuversicht wächst

2015 – Was warst Du für ein Jahr? Spontan fällt mir dazu ein: 2015, Du warst ein schweres, ein schmerzvolles Jahr, gleichzeitig aber auch ein tiefberührendes, glückliches und sonniges Jahr. Zwei Momente, die mich tragen, die sich tief in mir eingegraben haben: …als ich auf der Intensivstation am Bett meines Vaters saß und ich nicht wusste, ob er je wieder aufwachen wird, und ich die Liebe spürte, die uns verbindet, und alles andere nicht mehr wichtig war… als ich die Hand meines Mannes hielt, unsere Tochter an meiner Seite, und wir von seiner Mutter, meiner Schwiegermutter, ihrer Oma Abschied nahmen… Zwei Momente, die alles auf das Wesentliche reduzierten: Die Liebe. Das Füreinander und das Miteinander. Zwei Momente, Tage, Wochen, Monate, die mich haben wachsen lassen. Oh ja, ich habe viel gelernt, und ich bin mir dessen Bewusst, dass ich noch viel zu lernen habe.

Liebe. Dankbarkeit. Demut. Offenheit. Vertrauen. Freundschaft. Wahrheit. Mut. Licht.

2015 – Was warst Du für ein Jahr? Ich sehe so viel schönes, was ich erleben durfte, was und vor allem, wer mir begegnet ist. Ich spüre den Zauber des Lebens, die Geschenke, die mir in diesem Jahr gereicht wurden. Ich war in New York; ein Traum wurde war. Ja, ich wollte diese Stadt einmal selbst spüren. Eine irre Stadt. Ich denke an die Menschen, die ich kennengelernt habe, die ihre Wellen bei mir hinterlassen haben, Menschen, die mein Leben begleiten, Menschen, die mein Leben bereichern, dabei herzliche und kraftschenkende Umarmungen, sehr anregende Gespräche, Zufälle, die keine Zufälle sind. Ich schließe die Augen und spüre die Meerluft, die Hitze aus diesem Sommer, sehe das Leuchten der Blumen über die Jahreszeiten, spüre die Energie des Lichts und die Aufmerksamkeit, die Achtsamkeit meines, unseres Seins.

Und während ich zurückschaue, in meinen Tagebüchern aus diesem Jahr blättere, diese Zeilen hier schreibe, an großartige Begegnungen, intensive Momente meines Jahres 2015 denke, fühle ich die Zuversicht in mir aufsteigen, die Kraft, die mein Weg erfordert, die kreative Energie und die lächelnde Freude auf das Leben, auf mein Leben.

***

Ich wünsche Dir einen guten Rutsch ins Neue Jahr, möge Dich die Zuversicht tragen und das Lächeln des Lebens umarmen. Danke, dass es Dich gibt, dass es Euch gibt.

Herzlichst, Doreen

Wahllose Auszüge | Tagebuch

… aus meinen Tagebüchern:

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07.02.1991 Heute war Schulfete. War langweilig.

24.05.1992, Sonntag: Das Leben ist ein reines Experiment. …und Experimente können schief gehen, sind immer mit einem Risiko verbunden.

30.05.1992: Die Schule liegt nun hinter mir. Gestern hatte ich die letzte Prüfung. Danach war ich total happy, dass es vorbei ist. Außerdem habe ich die Lehrer verblüfft und in Mathe (mündlich) eine 2 gemacht – ´ne 2!!

30.05.1993, Sonntag: Segelflug. Kassel-Calden. – Ich im Segelflugzeug. Ich fliege… Das erste Mal in meinem Leben.

01.03.2000: Immer wieder lächeln, auch wenn dir nicht danach ist: Regen, Müdigkeit… Habe mir „Antifrustblümchen“ gekauft – Primeln. Der Frühling kehrt ein.

03.03.2000: Positiv denken. Den Blick ändern.

28.04.2000: Heute habe ich das erste Mal den Fuß auf Hiddensee gesetzt und ich ahnte, dass ich mich schnell in diese Insel verlieben würde.

14.07.2000: Dunkle Wolken stehen am Himmel, zeichnen Probleme, keinen Weg ins Licht, begleiten kreisende Gedanken. Die Zeit spielt tickend mit.

04.02.2001: Die mündliche Prüfung und Verteidigung meiner Arbeit stehen noch vor mir. Doch mit meinem Gedanken bin ich schon weit darüber hinaus…

01.01.2002: Seit heute gibt es den Euro.

11.04.2002: Ich sitze in Bonn am Rhein, betrachte die vorüberziehenden Schiffe und Boote, genieße die Ruhe.

01.07.2004: Schmerzen im Rücken. Oh, wie kann man sich da alt fühlen. Ich hätte es nie für möglich gehalten. Ja, ab 30 geht es los, scherzten Freunde.

07.05.2005, Samstag, Brüssel: Fotoausstellung „René Magritte et la Photografie“ – eine sehr interessante, beeindruckende und inspirierende Ausstellung. Plötzlich habe ich einen anderen interessierteren und offeneren Blick auf seine Bilder. Am Nachmittag im Comic-Museum. Comic ist Kunst!

22.08.2005: Ich will meine Gedanken festhalten und damit loslassen. Ja, das werde ich tun. Einen Brief schreiben, den ich nie abschicken werde – für mich.

22.04.2006: Wie lange habe ich das nicht mehr erlebt? In der Natur sitzen, ohne Eile oder Drang zu irgendeinem Muss, ohne Zeitgefühl… Einfach den Gedanken nachhängen, ziellos im Müßiggang mit lächelndem Genuss.

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Es kann spannend und inspirierend sein, zurückzuschauen. Auch wenn mich selbst dabei mitunter eine leichte melancholische Stimmung überkommt, finde ich es dennoch immer wieder interessant zu sehen, welchen Weg ich gegangen bin. Jedes Mal entdecke ich etwas neues. Erinnerungen tauchen auf, die ich längst vergessen glaubte. Erinnerungen verändern sich, weil ich sie in einem neuen Licht betrachte. Erinnerungen sind hinzugekommen…

Gute Erinnerungen: Meergedanken

Gute Erinnerungen tragen unser Leben. Aus Japan

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Ich bin am Meer!

Ich bin am Meer!

Ich bin tatsächlich am Meer!

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Spüre den Sand unter meinen Füßen,

den Wind in meinem Haar,

die Sonne auf meinem Gesicht.

Lasse meine Gedanken

in der Luft schweben,

auf den Wellen reiten,

bis sie am Ufer verebben.

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Ich war am Meer!

Ich war tatsächlich am Meer!

(c) hehocra

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Jetzt offiziell: Der Frühling ist da. | Tagebücher

Er hat uns ja in diesem Jahr schon zeitig besucht, der Frühling. Seit Anfang Februar konnten wir hier schon erste Frühblüher und sich öffnende Knospen entdecken. Heute ist nun auch aus astronomischer Sicht der Frühlingsanfang. Ich liebe diese Jahreszeit.

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Ich wünsche Dir einen schönen Frühling mit zauberhaften Genussmomenten und wunderbaren Entdeckungen.

***

Frühlingsanfang. Dieser Tag lässt mich in den vergangenen Jahren auch immer wieder an einen Beitrag im Magazin der Süddeutschen Zeitung von 2008 denken. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tagebucharchiv haben die Autoren private Tagebucheinträge vom 20. März aus aus mehreren Jahrzehnten zusammengetragen und veröffentlicht: „Mein liebes Tagebuch“ Und immer wieder Frühling: 100 Jahre Zeitgeschichte in privaten Notizen.

Viel Spaß beim Lesen. Ich klicke mich auch gleich nochmal hinüber. Dem Internet sei Dank. (Irgendwo habe ich auch das reale Heft aufgehoben. Aber wie das immer so ist, wenn man etwas sucht… Du kennst das, oder?)

Ein paar Gedanken zu meinem Rückblick

Zwischen den Jahren ist für mich die Zeit, um das Jahr Revue passieren zu lassen, inne zuhalten und nach vorn zuschauen. So nahm ich mir meine Tagebücher von 2014 zur Hand, machte es mir gemütlich und blätterte und las… Später schaute ich auch durch ein paar digitale Foto-Ordner und erinnerte mich…

Erstaunlich, was nicht mehr in meinen Erinnerungen ist, was sich unbewusst seinen Weg bahnte, was sich mir rückblickend erschließt, was sich alles so ereignet hat und wie stolz ich auf vieles sein kann.

Meine Rückschau auf das jeweilige Jahr sah in den früheren Jahren anders aus, umfangreicher vielleicht. Oft habe ich Collagen aus ausgewählten Fotografien und Collagen aus Sätzen meiner Tagebuchnotizen gebildet. Aber dies verändert sich, nicht allein dadurch, dass mir nicht die dafür nötige Zeit bleibt, aber auch weil ich irgendwie im Gefühl habe, dass dies alles in mir ist und es der äußeren Darstellung nicht bedarf. Es ist gut so, wie es ist.

Es ging um Mut: Wie mutig bin ich? Gerade im Hinblick auf die Gründung meines virtuellen Ateliers für Erinnerungen. Damit ging auch der Abschied von meinem wortmehr-blog einher. Der Blog zum Atelier hehocra-Blog wurde geboren. Eine Schlüsselrolle bei der Frage, wie mutig ich bin, spielte die Ausstellung „Sie. Selbst. Nackt.„, die ich Anfang des Jahres in Bremen besuchte. Es ging um Neuentdeckungen: Dabei denke ich gern an Istanbul zurück, das ich mit meinem Mann auf unsere eigene Art und Weise entdeckt habe. Es ging um frühere Erinnerungen: Wie gehen wir mit Erinnerungen gesellschaftlich um? Zum 25. Mal jährte sich der Mauerfall. Ich habe mich erinnert… Auch auf kreativen Wegen versuchte ich mich neu bzw. anders als bisher – Transfer, Collagen, unscharfe Fotografien und anderes mehr. Es ging um Ängste, Erkenntnisse und Achtsamkeit: Immer wieder beobachten, hinterfragen, lernen, im Moment sein, liebevoll zu sich und anderen, dankbar sein, anerkennen… Und es ging um vieles andere tiefgreifende mehr.

Ich habe mich meinen Erinnerungen an das Jahr 2014 gewidmet, meinem Jahr und meinen Erinnerungen. Dadurch haben sich meine Erinnerungen wieder verändert, auch im Gespräch mit anderen. …Und daraus formulieren sich in den nächsten Tagen Ziele, Gedanken, Ideen für das kommende Jahr. Gestern – Heute – Morgen. Auf lateinisch: Herie – Hodie – Cras.

Jetzt mache ich es mir wieder auf dem Sofa gemütlich und schlürfe meinen Tee. Wie schaut Ihr zurück? Schaut Ihr überhaupt zurück?