Beim Ministerium für Staatssicherheit – Stasi – arbeiteten 1989 etwa 91.000 hauptamtliche Mitarbeiter. Viele hatten Familien, Kinder. Ich kann also nicht die Einzige mit den Erfahrungen eines Stasi-Kindes sein. Dies ist mir selbstverständlich nicht neu. Andere Stasi-Kinder haben auch schon ihre Geschichten öffentlich erzählt. Einige davon waren für mich mit dem Buch „Stasi-Kinder“ von Ruth Hoffmann eine wahre Offenbarung und halfen mir Antworten auf Ungereimtheiten zu finden. Doch es gab immer wieder Phasen in meiner Auseinandersetzung, in denen ich mich mit meinen Erfahrungen allein fühlte und auch manchmal noch fühle.
Allein…?
Ja, ich habe auch Freunde, deren Eltern bzw. ein Elternteil ebenfalls für die Stasi arbeiteten, doch für sie ist dies bei weitem nicht so ein Thema, wie für mich. In den Medien oder im www lese ich selten von ähnlichen Erfahrungen, wie meine. Aber ich weiß, dass ich nicht allein bin, und das verdanke ich – nicht nur, aber zu einem großen und intensiven Teil – der Selbsthilfegruppe „Deine (Groß-)Eltern bei der Stasi?“.
Ich hatte eine Mail geschrieben, mich dann aber nicht mehr gemeldet…
Ungefähr in der Zeit, als mir die Tätigkeit meines Vaters selbst bewusst wurde, gründete sich diese Selbsthilfegruppe. Ich hatte bei meinen Recherchen davon erfahren und stand kurz davor, mich zu melden bzw. ich hatte mich gemeldet. Doch dann hatte ich das Gefühl, dies ist (noch) nicht das Richtige für mich. Ich war dabei, meinen eigenen Weg zu finden und zu gehen und ich hatte noch nicht die Kraft für die Geschichten der anderen. Im vergangenen Jahr war es dann aber soweit, dass ich doch neugierig geworden bin und in mir spürte, jetzt möchte ich die Gruppe kennenlernen. Ich war bereit für die Geschichten der anderen.
Neuordnung 3, 3/3, Collagen, (c) Doreen Trittel
Ich bin nicht allein und Du bist nicht allein…
An einem der letzten Treffen der Gruppe habe ich mehr von mir und meiner künstlerischen Auseinandersetzung erzählt. Davon habe ich kürzlich auch auf der Website der Selbsthilfegruppe berichtet. Heute möchte ich diesen Text auch hier, in meinem Blog für Dich veröffentlichen. Gleichzeitig möchte ich denjenigen bzw. derjenigen unter Euch, die dieses Thema auch mit sich tragen, Mut machen, sich Gleichgesinnte zu suchen, sich offen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. Melde Dich gern bei bei. Melde Dich gern bei uns.
Auch wenn Du diese Erfahrung nicht hast, Dich aber ein anderes Problem bzw. Thema beschäftigt und Du das Gefühl hast, damit allein zu sein: Geh hinaus!Es gibt Menschen, die auch nach Austausch suchen, die sich mit Dir verbinden möchten.
Neuordnung 3, 2/3, Collagen, (c) Doreen Trittel
Ausdruck für das Unterschwellige
Seit einigen Monaten bin ich in der Selbsthilfegruppe für Stasi-Kinder. Mein Vater war hauptamtlicher Mitarbeiter beim Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Dieses Thema beschäftigt mich seit etwa fünf Jahren, seit dem Zeitpunkt, als mir dies selbst bewusst wurde. Als Künstlerin, Bloggerin und Impulsgeberin sind meine ostdeutsche Herkunft und meine Erfahrungen als Stasi-Kind auch Teil meiner öffentlichen Sichtbarkeit. Ich spreche über diese Erfahrungen und zeige, wie ich mich mit diesen Prägungen auseinandersetze.
Im März 2019 hatte ich die Gelegenheit, von meinem Weg, den ich bisher gegangen bin, nicht nur zu erzählen, sondern auch einzelne Phasen und Erkenntnisse anhand eigener Arbeiten darzustellen. Hierfür hatte ich zum Beispiel meine Patchwork-Decke mitgenommen, die ich für eine Installation in einem ehemaligen Frauengefängnis mit den Worten „Opfer, Täter und Täter, Opfer“ bestickt und beschrieben hatte. Mit dabei war auch das Kissen mit der Aufforderung: „Steh auf!“ Denn Veränderungen beginnen bei uns selbst.
Größtenteils verwende ich in meinen Werken vorhandene Materialien und Erinnerungsstücke. In einer kleinen Übung haben wir eine unangenehme oder gar schmerzvolle Erinnerung symbolisch anhand einer Fotografie zerstört, um dann daraus wieder etwas Neues entstehen zu lassen, selbst zu gestalten. Ich freue mich, dass sich alle auf dieses Experiment eingelassen haben und dem kreativen Prozess gefolgt sind. Der eigenen Intuition zu vertrauen, kann auch eine Herausforderung sein. Wie ich mich dem Weg anvertraut habe, konnte ich auch an früheren Arbeiten mit alten Fotografien aus meinem Leben zeigen.
Meine künstlerische Auseinandersetzung findet oft ihren Ursprung in Wahrnehmungen und Fragen, die sich mir auf unterschiedlichen Wegen zeigen. In Bildern können Emotionen ihren Ausdruck finden, ohne dass schon Worte da sein müssen. Diese ergeben sich für mich während des kreativen Prozesses und im persönlichen Austausch.
Ich schätze die Gespräche in der Gruppe sehr, denn hier wissen die anderen, wovon ich rede und ich finde in ihren Erzählungen Worte für eigene Erfahrungen und Beobachtungen. Gleichzeitig zeigen sich so unterschiedliche Geschichten, die meine eigenen Sichtweisen bereichern.
Neuordnung 3, 3/3, Collagen, (c) Doreen Trittel
Der Text unter der Überschrift „Ausdruck für das Unaussprechlich“ erschien erstmals auf der Website: SHG „Deine (Groß-)Eltern bei der Stasi?“ | www.stasi-kinder.de
Meinen ersten Blogbeitrag schrieb ich im März 2007. Jetzt, in diesem Monat feiere ich meinen 12. Geburtstagals Bloggerin. Ich startete unter dem Pseudonym wortmeer, veröffentlichte Gedichte, kurze Texte und Fotografien. Ich erzählte von Ausstellungen, Ausflügen und anderem mehr. 2014 gründete ich mein Atelier für Erinnerung & Veränderung. Damit beendete ich meinen privaten Blog und auch meinen privaten Twitter-Account. Ich startete neu unter meinem realen Namen und mit @hehocra. hehocra setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Worte heri, hodie und cras, lateinisch für gestern, heute und morgen, zusammen.
Aber klar. Das siehst Du nicht nur hier bei mir. Ich bin Künstlerin, aber auch Bloggerin. Ich möchte Impulse geben, zum Nachdenken anregen, berühren. Dies versuche ich nicht nur mit Collagen, Fotografien, Installationen und Objekten, sondern auch mit Hilfe von Texten. Die Kunst steht in meinem Blog im Mittelpunkt. Da ist aber nicht nur meine Kunst, sondern da ist auch die Kunst von Künstlerkolleginnen, Ausstellungen, die ich besucht habe, Entdeckungen offline und online. Auch eigene Gedanken, Erinnerungen und Sichtweisen spielen in meinem Blog eine Rolle. Es sind vielfältige Beiträge aus meinem Atelier, mein Kunstblog.
Vor zwei Jahren habe ich in der Blogger Mastermind 2017 von Daniela Heggmeier mitgemacht. Hier habe ich andere Bloggerinnen kennengelernt und mit ihnen ein Jahr lang intensiv zusammen gearbeitet. Wir haben uns ausgetauscht, Ideen entwickelt und uns gegenseitig unterstützt. Diese Zeit klingt bis heute wunderbar nach. Auch schätze ich den Austausch mit den Bloggerinnen, der bis heute andauert, sehr. Auch wenn wir unterschiedliche Themen haben, so beschäftigen uns doch ähnliche Herausforderungen.
Im Februar diesen Jahres habe ich das erste Mal jeden Tag einen Blogbeitrag veröffentlicht. Dies war eine bunte Mischung aus Erinnerungen und Kunst zum 30. Jahr des Mauerfalls. Gleichzeitig kamen mir meine Gedichte wieder in den Sinn und ich holte einige aus meiner Schublade hervor. 28 Tage Content war eine Aktion von Anna Koschinski, in der jede/r ihrer eigenen Herausforderung nachgehen konnte.
Susanne Haun ist eine ganz besondere Künstlerkollegin von mir. Wir haben uns noch über meinen Blog wortmeer und dann bei ihrem ersten KunstSalon am Dienstag kennengelernt. Im vergangenen Jahr war ich im 16. KunstSalon zu Gast. Susanne und ich gestalteten nicht nur diesen Abend sondern auch eine gemeinsame Installation. Auch heute arbeiten wir an einem gemeinsamen Projekt, das aber noch im Hintergrund läuft.
Ich freue mich sehr über die verschiedenen Geschichten, in denen ich auch immer wieder Verbindendes und Gemeinsames entdecke. Das macht auch das Bloggen und der Austausch mit Dir und den anderen aus. Das bereichert mein Leben. Deshalb kann ich nicht mehr auf das Bloggen verzichten und möchte es auch gar nicht.
Demnächst möchte ich den Bereich Gastbeiträge ausweiten und auch die gute alte „Blogroll“ wieder aufleben lassen, wo ich andere Blogs gern empfehlen möchte.
Weshalb ist mir mein Blog wichtig und was hast Du davon?
Mein Leben ohne Bloggen? Das kann ich mir nicht mehr vorstellen. Wie andere Blogger*innen auch möchte ich gern meinen Beitrag für diese Welt leisten. Ich möchte Themen ansprechen, sie in die Öffentlichkeit bringen, die sonst kaum Beachtung finden. Ich möchte meine Kunst zeigen und die Geschichten dahinter erzählen. Ich sehe mich als Teil einer Gesellschaft, in die ich mich einbringen möchte. Ich habe etwas zu sagen und damit möchte ich Menschen berühren, ihnen Anregungen zu schenken und Impulse für Veränderungen gegen.
Wenn Du neugierig und interessiert bist, wenn Du Inspiration und Mut gebrauchen kannst, dann bist Du bei mir genau richtig. In meinem Blog erzähle ich nicht nur die Geschichten hinter meiner Kunst, sondern auch aus meinen Erfahrungen und meinen Erkenntnissen. Ich gebe Dir Empfehlungen und lasse Dich an meinem Projekten, Ausstellungen und Gedanken teilhaben. In diesem Jahr, im 30. Jahr des Mauerfalls spielen dabei meine ostdeutsche Kindheit und meine Erfahrungen als Stasi-Kind eine zentrale Rolle.
Ich schätze den Austausch mit Dir, als Leser*in, Künstler*in und Blogger*in sehr. Deine Kommentare, Gedanken und Fragen bereichern mich sehr. In den kommenden Monaten möchte ich alle Fragen von Euch zu meiner Geschichte und Auseinandersetzung damit beantworten. Das mache ich dann aber per Video. Mit meiner Interview-Reihe in diesem Jahr, habe ich dieses Medium für mich entdeckt.
Aber keine Sorge. Mein Blog war, ist und bleibt meine Basis, mein Zuhause. Meine Social Media Kanäle auf Instagram, Twitter, Facebook und YouTube bleiben meine Bühnen, mit denen ich über meine Themen informiere und kurze Einblicke gebe. Schau gern dort vorbei und lass uns vernetzen.
Dann sage ich: Unbedingt! Lass Dich nicht davon beirren, dass es schon viele andere Blogs gibt. Lass Dich nicht von den Zweifeln verunsichern, dass Dich niemand lesen wird. Das Gegenteil ist der Fall. Du bist einzigartig. Egal, über welches Thema Du schreiben möchtest, Du wirst es anders als alle anderen vermitteln. Nur zu! Fang an! Meine Learnings habe ich Dir in einem Beitrag zu meinem 10. Geburtstag als Bloggerin zusammengefasst:
Klarheit: Frage Dich, wer Du bist und was Du willst.
Erfolg: Werde Dir klar darüber, was Du unter Erfolg verstehst.
Treue: Sei und bleibe Dir selbst treu.
Innehalten: Nimm Dir immer mal wieder Zeit, um Dir diese oder andere Fragen zu stellen.
Loslassen: Trenne Dich von dem, was Dich aufhält.
Hilfe: Hole Dir professionelle Unterstützung an Board.
Vernetzen: Treffe Dich mit anderen Bloggerinnen und Bloggern.
Kooperationen: Entwickle mit anderen Blogger*innen gemeinsame Ideen.
Heute wäre Christa Wolf 90 Jahre alt geworden. Seit Wochen werden auf Twitter tief gehende Zitate aus ihren zahlreichen Büchern unter den Hashtags #ChristaWolf90 #ChristaWolf geteilt.
Christa Wolf (* 18. März 1929 in Landsberg an der Warthe als Christa Ihlenfeld; † 1. Dezember 2011 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie zählte zu den bedeutendsten Schriftstellerpersönlichkeiten der DDR. Ihr Werk wurde in viele Sprachen übersetzt… 2002 wurde Christa Wolf für ihr Lebenswerk mit dem erstmals verliehenen Deutschen Bücherpreis geehrt, weil sie sich, so die Jury, »mutig in die großen Debatten der DDR und des wiedervereinigten Deutschland eingemischt« habe… (Quelle: Wikipedia, März ´19)
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Auch mein Leben hat sie mit ihren ihren Texten begleitet. Gerade in den 90ern las ich viele ihrer Bücher. Ganz besonders hat mich ihr Buch „Ein Tag im Jahr 1960 – 2000“, das sie mit dem Buch „Ein Tag im Jahr im neuen Jahrhundert 2001 – 2011“ fortgesetzt hat, beeindruckt. Christa Wolf beschreibt ihren 27. September – vierzig Jahre lang, von 1960 bis 2000. Sie gewährt offene Einblicke in Ihr Leben vor allem als Frau, Mutter und Schriftstellerin. Als ich 2009 das erste Buch gelesen hatte, fielen mir damals nur folgende Worte ein:
Wort~Tropfen: ein Tag * Schlaglichter * spannende Zeitreisen * Alltagsrituale * Gewohnheiten * Politik * Gesellschaft * Nachdenken * Überdenken * Hoffnung * Wünsche * Sehnsüchte * Probleme * Zweifel * ehrlich * offen * Träume * Schlaf * Familie * Freunde * Kollegen * Arbeit * Schreiben * immer wieder schreiben * Gedanken * Respekt * ein Leben * Fragmente
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Die Fotos hier zeigen Bücher, die (noch) in meinem Regal stehen. Gleichzeit möchte ich auch das Buch „Sei dennoch unverzagt“ von Jana Simon, der Enkelin von Christa Wolf empfehlen. Sie hat mit ihren Großeltern Gespräche geführt, die in diesem Buch veröffentlich wurden. Hier habe ich das Buch kürzlich vorgestellt.
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„Sich-erinnern ist gegen den Strom schwimmen, wie schreiben – gegen
den scheinbar natürlichen Strom des Vergessens,
anstrengende Bewegung.“
(aus „Die Stimme der Medusa. Schreibweisen von Frauen in der Gegenwartsliteratur“ von Sigrid Weisel, 1987)
Mehr als unsere Herkunft – Erinnerungen einer Ausreise
Im Gespräch: Stefanie Sändig
Stefanie Sändig ist als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Coach in eigener Praxis tätig. Sie hilft mentale Blockaden und emotionale Belastungen zu verabschieden, um sich befreiter und klarer auf den Weg zu machen, wo auch immer Dein Herz Dich hintragen mag. PRAXIS FÜR WIRKEN UND WERDEN
Durch die Initiative von Stefanie haben wir uns gemeinsam mit Harald Polzin zu einem Erfolgsteam miteinander verbunden. Wir treffen uns regelmäßig, unterstützen uns und tauschen uns gegenseitig aus. (Die ersten Erfolgsteams überhaupt leitete die amerikanische Autorin und Coach Barbara Sher.)
Im vergangenen Video hat uns Harald von seinen Erfahrungen als Bausoldat in der DDR berichtet. Heute erzählt uns Stefanie von ihren Ausreiseerfahrungen als Kind. Wir sprechen aber auch über uns drei als Erfolgsteam, das auch ein paar Flauten hatte.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Stefanie ist als 9jährige mit ihrer Mutter aus der DDR ausgereist. In unserem Gespräch habe ich sie gefragt, wie das damals war und wie sie es als Kind empfunden hat. Wie ging es ihr dann im „goldenen Westen“? Was hat sie erlebt? Stefanie erzählt von dem Ort, wo sie herkam, von mehreren Umzügen und den damit verbundenen Dialekten. Als die Mauer fiel war sie Teenager und Stefanie erinnert sich: „Ich hab’ mich total gefreut. Es geht auf. Es verbindet sich.“
Einfach nur sein
Neugierig war ich auch darauf, wie diese Erfahrungen Stefanie geprägt haben. Wir sprachen übers Improvisieren und Inspirieren, von der Kraft einer verbundenen Gemeinschaft. Stefanie lässt sie sich nicht gern einordnen oder irgendwo zurechnen. Stefanie möchte sein, einfach nur sein: „Der Mensch ist weit mehr, als seine Herkunft.“
Verbundenheit, Zitat von Stefanie Sändig, 2019, by Doreen Trittel
Herzlichen Dank!
Herzlichen Dank, Stefanie Sändig! Ich freue mich sehr, dass Du Deine Geschichte und Erkenntnisse mit uns geteilt hast. Ja, macht Euch auf den Weg. Ihr habt es selbst in der Hand, Euch mit anderen Menschen, Gleichgesinnten zu verbinden.
Herzlichen Dank auch an Tanja Ries. Über ihre Workshops haben wir uns einst gefunden.
Vielen Dank auch an Dich, dass Du mit dabei bist. Schreib mir gern von Deinen Gedanken und Erfahrungen.
Danke Stefanie Sändig, (c) Doreen Trittel
Gesprächsreihe
Dieses Video erscheint im Rahmen meiner Gesprächsreihe anlässlich 30 Jahre Mauerfall. Weitere Aufzeichnungen zu diesem Anlass findest Du in der Kategorie: 30 Jahre Mauerfall: Interviews. Weitere Beiträge findest Du hier: 30 Jahre Mauerfall: Kunst & mehr.
Im vergangenen Video erzählte uns Harald Polzin von seinen Erfahrungen als Bausoldat: Erleuchtung in der S-Bahn. Das erste Interview führte ich mit meiner geschätzten Künstlerkollegin Sabine Küster: Der Osten, die bessere Welt.
Heute ist am 8. März das erste Mal ein offizieller Feiertag in Berlin, der Internationale Frauentag.
Klar freuen sich die Arbeitnehmer.innen über einen freien Tag, die Arbeitgeber.innen stellt es vor Herausforderungen. Dieser Beschluss der Berliner Landesregierung ist umstritten. Doch nun ist er da, der Feiertag am 8. März, eingeführt im Jahr 2019.
Historisch gesehen
Der Internationale Frauentag hat sich in seiner Bedeutung für mich über die Jahre verändert. Früher, in der DDR, war es der Tag, an dem wir als Kinder unseren Müttern selbst Gebasteltes und Blumen schenkten. Heute ist es ein Tag, der mir bewusst macht, wie viel Benachteiligungen für Frauen auf der Welt, ja auch in Deutschland, noch existieren.
Und nein, die DDR hat den Internationalen Frauentag nicht erfunden, auch wenn sie ihn gefeiert hat. Der Frauentag ist wesentlich älter:
Der Internationale Frauentag, Weltfrauentag, Frauenkampftag, Internationaler Frauenkampftag oder Frauentag ist ein Welttag, der am 8. März begangen wird. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen und fand erstmals am 19. März 1911 statt… Die Idee dazu kam aus den USA. Dort hatten Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet, das beschloss, einen besonderen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht zu initiieren. Dieser erste Frauentag in den USA am 28. Februar 1909 war ein Erfolg – auch weil sich bürgerliche Frauenrechtlerinnen (Suffragetten) den Forderungen nach dem Frauenwahlrecht anschlossen und gemeinsam mit den Sozialistinnen demonstrierten. Die Idee, diese Form des Protestes zu wiederholen, war schnell geboren,… (Quelle: Wikipedia, März 2019)
Respekt #wasfrauenfordern, (c) Doreen Trittel
Politisch und Gesellschaftlich gesehen
In diesem Sinne finde ich, ist die Einführung dieses Feiertages in Berlin ein wichtiges Zeichen – auch mit Blick auf 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland. Es gibt viele Bereiche, in denen die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau erreicht ist. Frauen vor uns haben wichtige Meilensteine gesetzt. Aber andererseits gibt es noch viel, sehr viel zu tun. Ich denke da zum Beispiel an die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen und auch an die unterrepräsentierten Frauen in Führungspositionen und in der Kunst- und Filmbranche… Auch das gesellschaftliche Ansehen von Frauen und der Umgang miteinander muss verändert werden. Dies zeigen nicht nur die Erfahrungen von uns Frauen, die über #aufschrei in Deutschland und über #meetoo international weltweit ans Licht kamen. Auch beim Kauf von Kleidung, Büchern und Spielzeug für Kinder, bei Werbungen, Computerspielen und Witzen werden mir die gesellschaftlichen Grenzen immer wieder deutlich.
Mein Weg als Frau ist von meiner ostdeutschen Kindheit geprägt. Ich bin mit einem Selbstverständnis an Gleichberechtigung aufgewachsen, das mich heute noch trägt. Die Selbstverständlichkeit ist aber in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Mauerfall für mich in vielerlei Hinsicht ins Wanken geraten. Einschneidend waren da meine Erfahrungen im Südwesten Deutschlands (dort lebte ich einige Jahre) und als ich selbst Mutter wurde…
Ich weiß, in Ostdeutschland war die Gleichberechtigung in verschiedenen Punkten mehr Schein als Sein, aber dennoch gewann ich manchmal das Gefühl, dass sich das Rad der erlangten Errungenschaften rückwärts zu rollen scheint. Da fallen mir zum Beispiel die ‚faulen Kompromisse‘ zum § 219a ein, oder auch das Auftreten und die Forderungen der AfD.
Die Nachrichten aus Österreich sind erschreckend. Computerspiele, die Gewalt an Frauen zum Inhalt haben, Berichte und Dokumentationen vom Leid und von der Gewalt, die Frauen weltweit angetan wwerden, machen mich sprachlos.
Die Stimme erheben
Doch sprachlos ist der falsche Weg. Veränderungen beginnen bei uns selbst. Wir müssen unsere Stimmen erheben, und für die Rechte von uns Frauen eintreten.
Alles Gute zum Frauentag, liebe Mutti, (c) Doreen Trittel
Aus ‚m Osten
Ich weiß nicht, ob es am 30. Jahr des Mauerfalls oder an der Einführung des freien Feiertages in Berlin liegt, aber mir fällt auf, dass die Situation in der DDR und die Wege von ostdeutschen Frauen mehr in die mediale Aufmerksamkeit kommen. Ja, es wird sogar differenzierter geschaut und nachgefragt. Das tut uns im vereinten Deutschland gut, auch wenn inzwischen schon ein paar Jahrzehnte vergangen sind.
Ich freue mich über jeden Gedanken, jede Sichtweise, die unsere Geschichte betrachten, um unsere Wege zu reflektieren, um daraus zu lernen.
Ich freue mich auch, dass durch den Feiertag in Berlin auf alle Fälle mehr Diskussionen um diesen Tag im Privaten und im persönlichen Austausch entstehen. …auch kürzlich auf einer Sozial Media Plattform, wo ich in einer Diskussion folgendes in den Kommentaren schrieb:
Ich war zwar noch nicht ganz erwachsen beim Mauerfall… Aber ich merkte schnell, dass das, was ich für selbstverständlich in der Frage der Gleichberechtigung und Wahrnehmung von Frauen hielt, nicht selbstverständlich ist. Zur Feministin bin ich dann geworden, als ich für ein paar Jahre im Südwesten Deutschlands lebte und auch nochmal als Mutter. Westdeutsche Freundinnen haben zum Beispiel ein schlechtes Gewissen, weil sie als Mütter arbeiten gehen. Ich kenne das nicht. Inzwischen habe ich aber auch die Gleichstellung in der DDR hinterfragt. Es war nicht alles so, wie es schien, aber ich denke doch, in dieser Hinsicht einen Schritt weiter.
…stimmt, Freiheitskämpferin in Nicaragua wollte ich auch werden… Familie und Beruf schlossen sich für mich nicht aus… Doch da habe ich mich selbst noch nicht als Feministin gesehen. Das kam für mich erst, als ich selbst für mich die Gleichberechtigung und den gegenseitigen Respekt als Wert erkannte. Das war für mich deutlich, als ich die Grenzen nah sah, zum Beispiel die fehlende Kinderbetreuung, die selbstverständliche Zurückstellung der Partnerin…
Kriegerin in der interaktiven Installation (for women only) Katia Fouquet | Zeichnung und Installation. (c) Doreen Trittel.
Ein Beitrag hat mir selbst auch nochmal eine neue Sichtweise geschenkt. Diese Differenzierung war mir bisher nicht so klar: In der DDR waren die Frauen emanzipiert, ja, aber sie waren keine Feministinnen. Ich denke, das trifft es irgendwie… An dieser Stelle muss ich aber noch weiterdenken… Auch habe ich längst noch nicht alle Artikel gelesen und Porträts gesehen. Dennoch möchte ich Dir hier einige Seiten verlinken, die sich mit dem Leben der Frauen in der DDR und deren/ unseren Weg bis heute im vereinten Deutschland beschäftigen: {Werbung ohne Auftrag}
Der MDR thematisiert in einem Schwerpunkt die Ostfrauen. In seiner Mediathek hat der Sender Dokumentationen und Artikel, die das Leben von Frauen in der DDR betrachten, und die ostdeutsche Frauen heute porträtieren: Selbstbewusst. Unabhängig. Erfolgreich.
Die Bundeszentrale für politische Bildung zeigt Filme, die in der DDR gedreht wurden und Frauen porträtieren.
Winter adé – „Ein Jahr vor dem Fall der Mauer fängt Helke Misselwitz auf ihrer beeindruckenden filmischen Reise durch die DDR die Stimmung im Land und die Hoffnungen, Wünsche und Enttäuschungen insbesondere der Frauen ein.“
Wäscherinnen – „Der Regisseur Jürgen Bötcher gibt mit seinem Dokumentarfilm Einblick in den Arbeitsalltag junger weiblicher Lehrlinge, die im Berliner REWATEX-Werk zu Textilreinigungs-Facharbeiterinnen ausgebildet werden.“
Mädchen in Wittstock – „1974 findet der Regisseur in der märkischen Kleinstadt Wittstock eine Aufbruchsituation vor: Der VEB Obertrikotagenbetrieb „Ernst Lück“ wird vor den Toren der Stadt aufgebaut. 1000 Arbeiterinnen sind hier schon tätig, 3000 sollen es werden. Der erste Film der Langzeitdokumentation etabliert drei von ihnen als Protagonistinnen, die Koepp 22 Jahre lang filmisch begleiten wird.“
Ich möchte auch noch eine Fernsehsendung hinzufügen, denn ich bin ein Fan der WDR-Sendung frauTV. Jede Woche gibt es spannende, inspirierende und Mutmachende Berichte von und über Frauen heute.
Am 8. März gibt es „Die lange frauTV-Nacht: 100 Jahre Frauenwahlrecht – Wie gleichberechtigt sind wir wirklich?“ Ein Tipp: Alle Sendungen gibt es auch auf der Mediathek.
Auf uns, zum Frauentag am 8. März
In den letzten Jahren habe ich so viele wunderbare, kraftvolle und inspirierende Frauen kennengelernt. Jeder einzelnen möchte ich für das, was sie tut, für das, womit sie ihren Teil für eine gute und bessere Welt beiträgt, danken. Ich habe interessante Gespräche – real und online – geführt, die vongegenseitiger Wertschätzung und Unterstützung geprägt waren. Das schätze ich sehr.
Ja, wir sind alles starke Frauen. Wir können unglaublich viel bewegen und bewirken – das vor allem gemeinsam. Lasst uns unsere Geschichten hören und erzählen. Lasst uns gegenseitig wissen, was uns wichtig ist. Lasst uns hinterfragen und die Welt verändern.
28 Tage Inhalte posten. 28 Blogbeiträge. 28 Tage schreiben, Bilder heraussuchen, Gedanken machen, suchen, auswählen, schreiben, schreiben… 28 Tage. Heute ist der 28. Tag, der letzte Tag.
Vielen Dank an Anna Koschinski. Sie ist die Initiatorin der Aktion 28 Tage Content. Hierfür hat sie im Februar täglich inspirierende Impulse, Anregungen und Tipps rund ums Schreiben bereitgestellt. Es lohnt sich, Annas Blog zu durchstöbern.
(c) Doreen Trittel
Geschichte & Gedichte
In diesem Jahr, dem 30. Jahr des Mauerfalls, wollte ich nicht nur einzelne sondern mehrere Blogbeiträge zu diesem Anlass posten. Hierfür hatte ich bereits vor, auch in mein persönliches Archiv zu gehen und Texte hervorzuholen, die ich noch nie veröffentlicht hatte. Dabei half mir mein Ziel, im Rahmen von #28tagecontent jeden Tag einen Blogbeitrag zu posten. Aber auch aktuelle Texte und Empfehlungen sind mit eingeflossen. Unerwartet waren für mich die Gedichte, die mir bei meiner Suche über den Weg liefen. Hier zeigte sich für mich der rote Faden: Gedichte aus und für Umbruchsphasen. Vielleicht steckst Du gerade in einer Veränderung und ich kann Dir damit ein wenig Mut machen und Kraft schenken.
Gestresst?
Weshalb habe ich bei dieser Aktion überhaupt mitgemacht? Das hat sich so manche, so mancher schon gefragt. Ich möchte es Dir gern beantworten. Bloggen bedeutet für mich nicht Stress. Das Bloggen gehört seit 2007 zu meinem Leben und ich kann es mir nicht mehr ohne vorstellen. Das Vergnügen, Dir zu schreiben, erfüllt mich mit großer Freude.
Aber ja, ich gebe zu, mitunter habe auch ich die ein oder andere Durststrecke. Aber selten mache ich eine Pause, denn irgendwo kommt dann doch unverhofft ein Inspirationsfunken daher geflogen. Und dann bin ich selbst erstaunt, was sich da mitunter so zeigt. Ähnlich wie beim Gestalten von Bildern, Installationen oder Serien. Ich habe eine Idee im Kopf, bin auf der Suche… bis sich dann etwas zeigt, das ich nicht unbedingt gesucht habe.
(c) Doreen Trittel
Gemeinsam
In Gemeinschaft zu Bloggen, im Austausch zu sein, das brauche ich zwischendurch. Dann genieße ich die Motivation, den Austausch und die Anregungen sehr. Wir haben unterschiedliche Themen und Inhalte, doch wir sind mit den ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Eine wichtige Begleiterin ist für mich nicht nur die Initiatorin Anna Koschinski, sondern auch meine Bloggerfreundin und Kollegin Astrid Grövert. Sie schrieb und veröffentlichte im Februar auf ihrem Blog die Serie „Singe deine Lebensmelodie“. Diese besteht aus Fragen und Übungen rund um Deine Stimme – Trust your inner sound.
(c) Doreen Trittel
Geschafft
Das Ziel, dass ich mir gesetzt und nach außen kommuniziert hatte, beflügelte mich, ins Tun zu kommen. Ja, zur Kreativität gehört auch Disziplin. So freue ich mich, dass ich 28 Beiträge fertigstellen konnte, die Dir Impulse, neue Sichtweisen oder Anregungen geben können.
Gespannt
Auf mich warten nach dem täglichen Bloggen Freiräume für andere Dinge. Ich freue mich aus offline Kreativsein. Das kam jetzt eindeutig zu kurz. Die Beiträge sind online, so dass Du sie Dir in Ruhe durchschauen und lesen kannst. Viel Freude beim Entdecken und Inspirieren lassen.
Ich freue mich, dass Du mit dabei warst. Herzliche Grüße, Doreen
…einen Einblick in die Geschichten und Gedanken hinter meinen Werken. Du erfährst davon, was mich inspiriert und gerade beschäftigt. Da sind zum Beispiel Ausstellungen, die ich besucht und Bücher, die ich gelesen habe. Ich nehme Dich mit auf Ausstellungen, in denen ich meine Kunst präsentiere und ich stelle Dir Menschen vor, die mich beeindrucken.