Ich mache mich fertig! Aber nicht am Frauentag!

Ich mache mich fertig! Aber nicht am Frauentag!

Heute, am 8. März ist in Berlin der Internationale Frauentag nun zum dritten Mal ein offizieller Feiertag.

Der Internationale Frauentag hat sich in seiner Bedeutung für mich über die Jahre verändert. Früher, in der DDR, war es der Tag, an dem wir als Kinder unseren Müttern selbst Gebasteltes und Blumen schenkten. Heute ist es ein Tag, der mir leider immer wieder bewusst macht, wie viel Benachteiligungen für Frauen auf der Welt, ja auch in Deutschland, noch existieren.

Und nein, die DDR hat den Internationalen Frauentag nicht erfunden, auch wenn sie ihn gefeiert hat. Der Frauentag ist wesentlich älter: 

„Der Internationale Frauentag… Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen und fand erstmals am 19. März 1911 statt. In der DDR war der Frauentag durch seine Geschichte geprägt, er hatte zunächst den Charakter einer sozialistischen Veranstaltung und wurde erst in den späten 1980er Jahren festlicher, ungezwungener und weniger ideologisch begangen…“ „…Die Vereinten Nationen erkoren ihn 1975 als Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden aus…“ (Wikipedia, Feb. 2020)

Was Feminismus für mich heute bedeutet:

Gegenseitiger Respekt, Anerkennung der Vielfalt und Achtung der Menschenwürde!

 

Und was diese Selbstporträts mit dem Frauentag heute zu tun hat, das erfährst Du, wenn Du weiter liest.

Sich selbst fertig machen, Selbstporträts, Serie, 2021, (c) Doreen Trittel

 

Ich mache mich fertig!

Das kann ich gut, mich selbst fertig machen, so richtig. Und dann fühle ich mich wie nach einem Boxkampf, in dem ich k.o. am Boden liege. Nicht dass ich jemals schon einen Boxkampf erlebt hätte und tatsächlich gegen jemand anderes geboxt hätte. Aber so stelle ich es mir vor. Und dieses Bild von mir ist tatsächlich von Boxhieben so geworden. Aber wie mache ich das? Wie mache ich mich selbst fertig? Nicht mit Boxhandschuhen, sondern mit Worten, mit Sätzen, Fragen, Vorwürfen, Zweifeln… 

Jetzt hast du das schon wieder nicht geschafft!! Und jenes hast du nicht gemacht!! Siehst du nicht die Stapel, die To Dos auf der Liste?! Was soll das überhaupt?! Das hat doch alles keinen Sinn!! Wen interessiert denn das?! Das ist doch Kindergarten!! Nun komm schon!! Nun reiß dich mal zusammen!! Augen zu und durch! Nun los!! Mach schon! Häng hier nicht so rum!!

Du kennst sie bestimmt auch, diese und ähnliche Sätze. Ist Dir schon einmal bewusst geworden, wie viel Aggressivität in ihnen steckt und vor allem, wie viel Macht sie haben, wie viel Energie und Kraft sie ziehen? Es sind Sätze. Es sind Worte. Und sie haben so viel Macht über uns und über andere. Denn unbewusst geben wir sie weiter. Unbewusst betrachten und bewerten wir unser Umfeld mit diesen Augen. 

Schauen wie diesen Worten, diesen Sätzen ins Auge! Was sagen sie aus? Wie kommen sie auf die Idee uns zu bewerten? Welche Macht geben wir ihnen, uns klein zu machen? Dabei sind es doch „nur“ Sätze, die längst vergangen sind. Es sind Worte aus unserer Vergangenheit. Es sind längst vergangene Aussagen, die nichts mit uns heute zu tun haben. Schauen wir der Vergangenheit ins Auge und schicken die Sätze dorthin zurück. 

Lasst uns…!

Lasst uns einander immer wieder daran erinnern, wo diese Sätze herkommen und wo sie hingehören. Lasst uns bei uns bleiben und unsere Kraft ins Blühen fließen. Lasst uns einander begleiten und unterstützen. Lasst uns neugierig auf die Erfahrungen schauen, die vor uns liegen. Lasst uns leben, hier und jetzt. Gemeinsam. Miteinander.

Herzliche Grüße zum Internationalen Frauentag!

Lasst uns respektvoll miteinander sein. Lasst uns respektvoll zu uns selbst sein. 

 

Frauen in der Kunst – Auch ein Ungleichgewicht für DDR-Künstlerinnen | #femaleheritage

Frauen in der Kunst – Auch ein Ungleichgewicht für DDR-Künstlerinnen | #femaleheritage

Es ist später Nachmittag, Ende November. Meine Bekannte und ich schlendern durch die dunklen Straßen in unserem Kiez, Berlin Charlottenburg. Der Advent blickt schon durch die Tür. Jede hat ihren Kaffeebecher in der Hand und trinkt zwischen unseren Worten einen Schluck. Wir sprechen über Kunst, Schreiben und den Mut, den es dafür braucht. Zwischendrin bleiben wir fasziniert von den farbig leuchtenden Bildern stehen und wagen einen Blick in die hell erleuchteten Galerien. Und wieder fällt mir auf, dass wir mehr Kunstwerke von Künstlern anstatt von Künstlerinnen sehen.

 

Künstlerinnen & Künstler im Ungleichgewicht

Die Werke von Künstlern bilden so oft noch die Mehrheit. Es ist ein vertrautes Bild. Aber mehr und mehr ärgert mich dieses Ungleichgewicht. Haben wir es immer noch nicht gelernt? Studien der letzten Jahrzehnte haben immer wieder deutlich gemacht, wie unterrepräsentiert Künstlerinnen auf dem Kunstmarkt sind. Das zieht Benachteiligungen in der Sichtbarkeit, Bekanntheit und vor allem in der Bezahlung nach sich. (Empfehlenswertes Video der ARD: „Warum sind Kunstwerke von Frauen weniger wert?„, Juni 2020)

Auch wenn wir in die Kunstgeschichte schauen, so fallen uns, wenn wir mal ehrlich sind, immer wieder die gleichen Künstlerinnen ein, zum Beispiel Frida Kahlo, Paula Modersohn-Becker, Camille Claudel oder Hannah Höch. Hilma af Klimt ist aktuell das wohl bekannteste Beispiel dafür, wie sehr unser kunstgeschichtliches Wissen männlich geprägt ist. Die Künstlerin „…gilt gleichermaßen als Pionierin der abstrakten wie der mystischen Kunst…“ (Wikipedia, Dez.2020) Denn Hilma af Klimt begann, 1906 abstrakt zu malen, wie die Biografin Julia Voss in ihrem Buch „Hilma af Klint – ‚Die Menschheit in Erstaunen versetzen‘“ (S. Fischer, 2020) schreibt. Und damit malte sie bereits 5 (!) Jahre vor Kandinsky, der bisher als der erste abstrakt malende Künstler galt.

 

 

 

Aber es tut sich was

Das Thema der Ungleichbehandlung und des Ungleichgewichtes wird auch in Bezug auf die Kunstgeschichte wird in Kunstzeitschriften und anderen Magazinen, sowohl online als auch offline, sowie in Dokumentationen besprochen. Mehr und mehr Bücher, die sich auf Künstlerinnen konzentrieren, stehen in den Regalen. Aber ja, es gibt noch viel Luft nach oben. Machen wir weiter. Ein Beitrag von mir ist heute dieser Text mit dem Hashtag #femaleheritage.  Die Münchner Stadtbibliothek/Monacensia hat in Kooperation mit Dr. Tanja Praske von KULTUR – MUSEUM – TALK in einer Blogparade dazu aufgerufen, sich mit Blogbeiträgen zu der Überschrift „Frauen und Erinnerungskultur | #femaleheritage“ zu beteiligen: 

„…#femaleheritage steht für eine übergreifende Beschäftigung mit Kultur. Diese gesteht weiblich geprägten Perspektiven, Texten und Themen künftig eine ebenso wesentliche gesellschaftliche Bedeutung zu wie männlichen Sichtweisen und Lebenswirklichkeiten. Zugleich räumt sie dem weiblichen Vermächtnis entsprechenden Platz in der Erinnerungskultur ein. Mit #femaleheritage wollen wir Euch einladen, mit uns neues Wissen zu schaffen und vielleicht sogar unbekannte Persönlichkeiten, Texte, Werke und neue Verbindungen zu entdecken!…“ (aus dem Aufruf zur Blogparade)

 

Doch es gibt noch viel zu tun

Wie gehe ich dieses Thema an? Welche Künstlerin hebe ich hervor? Woran messe ich ob eine Künstlerin nicht schon bekannt ist oder noch nicht? Wenn mir ein Name etwas sagt, dass muss ja für andere noch lange nicht gelten. Aber wenn ich eine Künstlerin hervorhebe, die vielen doch schon ein Begriff ist? Schaue ich auf lebende oder schon verstorbene Künstlerinnen?… Fragen über Fragen. Zweifel über Zweifel. Gedanken über Gedanken. Recherchen über Recherchen.

Lange habe ich nun überlegt und das Thema mit mir herumgetragen. Ich selbst bin eine bildende Künstlerin. Daher liegt es nahe, dass ich auf diesen Bereich schaue. Und ausgehend von der bereits angesprochenen aktuellen Situation von Künstlerinnen auf dem Kunstmarkt wage ich einen Blick zurück in die letzten Jahrzehnte. Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit meiner ostdeutschen Prägung gehe ich insbesondere auf Künstlerinnen der DDR ein. Auch wenn die DDR schon über 30 Jahre der Vergangenheit angehört, so ist es doch eine aktuelle Aufgabe, die Erinnerung an Künstlerinnen der DDR zu wahren und darauf zu achten, dass ihr bedeutendes Werk nicht hinter der Sichtbarkeit ihrer Kollegen verschwindet. Denn auch hier nehme ich wahr, dass DDR-Künstler mehr vertreten und repräsentiert sind als ihre Kolleginnen. Auch wenn es wie ein Stempel wirkt, wenn ich von Künstlerinnen aus der DDR oder von ostdeutschen Künstlerinnen schreibe. Aber wir brauchen diese Kategorisierung an dieser Stelle. Denn wie oft wird über diese Künstlerinnen hinweg geschaut, werden sie nicht oder kaum wahrgenommen, sind sie in den letzten Jahrzehnten nur wenig und vor allem nicht in der Breite sichtbar. In meinem Text hier werde ich einige wenige Namen von Künstlerinnen nennen. Diese Auswahl ist rein subjektiv und sehr reduziert. Denn ich bin keine Expertin auf diesem Gebiet. Aber ich bin eine interessierte Künstlerin, die ihre ostdeutschen Wurzeln in ihren Werken rückblickend verarbeitet und dabei auch immer wieder auf die Sichtweisen und Interpretationen in den Werken anderer Künstler:innen schaut.

 

Begegnungen & Wahrnehmungen zur Kunst von Künstlerinnen aus der DDR

Die Kunstwelt der DDR erschließt sich mir erst in der Retrospektive. Als Kind und Schülerin habe ich nur wage Erinnerungen an den Kunstunterricht. In meinem Umfeld spielte die Kunst der Gegenwart kaum eine Rolle. Darüber hinaus war auch nur Kunst präsent, die das System nicht hinterfragte oder dem widersprach. 

 

Buch: Sybille. Dorothea Melis (Hrg.), Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 1989, ISBN 3-89602-164-8 (Das Foto auf dem Cover zeigt Katharina Thalbach, fotografiert von Sibylle Bergemann.)

 

Fotografinnen und Schriftstellerinnen

Mit etwa 14 Jahren begann ich mich für Mode zu interessieren. Die Klamotten, die es damals zu kaufen gab, entsprachen nicht dem coolen Schönheitsideal der damaligen Zeit bzw. waren schwer zu bekommen. Daher begann ich – wie viele andere auch – meine Sachen selbst zu nähen. Anregungen holte ich mir aus den Modezeitschriften – unter anderem die „Sybille“ – „‚Zeitschrift für Mode und Kultur‘,… eine Frauenzeitschrift in der DDR, herausgegeben vom Modeinstitut Berlin. (Wikipedia, 2020) Dort begegneten mir damals schon unter anderem die Fotografien von Sibylle Bergemann, Ute Mahler, Elisabeth Meinke die neben den Fotografien der männlichen Kollegen schon immer mehr waren als „nur“ Modefotos. Das zeigte auch die Ausstellung „Sibylle. 1956-1995“, die an verschiedenen Orten gezeigt wurde. 2017 wurde der gleichnamige Katalog veröffentlicht. 

In den 90ern hörte ich auf, mir meine Kleidung selbst zu nähen. Das Schreiben und Fotografieren weckte mein Interesse. So entdeckte ich weitere Fotografinnen – zum Beispiel Angela Fensch, Gundula Schulze Eldowy, Helga Paris – und vor allem auch die bekannten Autorinnen der DDR, Christa Wolf, Maxie Wander, Brigitte Reimann. Doch hier gibt es auch viele Autorinnen, die heute kaum bekannt sind, wie Ines Geipel in der Frankfurter Allgemeinen schreibt: „…sind das mehr als hundert Autorinnen und Autoren, die zwischen 1945 und 1989 in Ostdeutschland ins Aus gesetzt, verfolgt und verfemt wurden. Dass sie verschwanden, ehe sie überhaupt wirklich da waren, gehörte zum Kalkül. Wie schwer es noch heute fällt, dieses durchcodierte Sperrland ausdifferenziert zu durchforsten…Es liegt alles parat, und es gibt viel zu entdecken…“ („Wie DDR-Schriftstellerinnen kämpften„, aktualisiert 2020. Ines Geipel gründete laut Wikipedia zusammen mit Joachim Waltherdas Archiv der unterdrückten Literatur der DDR.)

Meine Begeisterung für die Bildende Kunst kam erst später auf, so dass ich an dieser Stelle ins Jahr 2018 springe und meine zeitliche Chronologie hier schon wieder verlasse. 

Während ich bei meinem Besuch 2018 in der Ausstellung „Hinter der Maske. Künstler in der DDR“ im Museum Barberini Potsdam noch über die vielen mir unbekannten Namen und Kunstwerke staunte, fiel mir das Ungleichgewicht von Künstlerinnen und Künstler 2019 in der Ausstellung „Point of No Return. Wende und Umbruch in der ostdeutsche Kunst“ im Museum der bildenden Künste Leipzig schon deutlich ins Auge. 

 

„Frau in Uniformkleid“ von Annette Schröter in der Ausstellung „Point of No Return“, 2019 im MdBK Leipzig, (Foto: Doreen Trittel)

 

Annette Schröter

Bei der Vielzahl an gezeigten Arbeiten in Leipzig hat mich ein Bild der Künstlerin Annette Schröter in Bezug auf eines meiner eigenen Werke sehr berührt. Es geht um ihr Bild „Frau in Uniformkleid“, was zur Staatlichen Kunstsammlung Dresden gehört. Das Gemälde von 1983 setzt sich mit der Militarisierung einer Gesellschaft auseinander.

Zu dieser Zeit bin ich 10 Jahre alt. Der Wehrunterricht war als Teil der Wehrerziehung in der DDR zwischen 1978 und 1989 ein obligatorisches Unterrichtsfach für alle Schüler der 9. und 10. Klassen… Die Teilnahme am Wehrunterricht in der Schule war im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht für alle Schüler verbindlich….“ (Wikipedia, Dez.2020) 1982 wurde ein neues Wehrpflichtgesetz verabschiedet, das die allgemeine Wehrpflicht im Verteidigungsfall auch für Frauen festlegte. Jahrzehnte später, 2017 als es die DDR schon lange nicht mehr gab, und ich das Bild noch lange nicht kenne, beschäftige ich mich in meiner Installation/ Serie „Schießen für den Frieden“ ebenfalls mit der Militarisierung einer ganzen Gesellschaft von Kindesbeinen an. Denn davon bin ich geprägt. So stand ich vor dem 150 x 90 cm großen Ölgemälde von Annette Schröter und war tief berührt von ihrer Umsetzung und Auseinandersetzung.

Annette Schröter (* 23. April 1956 in Meißen) ist eine deutsche Malerin und Papierschnitt-Künstlerin. Annette Schröter studierte von 1977 bis 1982 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig… 1985 siedelte sie nach Hamburg…“ (Wikipedia, Dez. 2020) Heute lebt sie in Leipzig und arbeitet mit der Form des Scherenschnitts und stellt faszinierende, gegenwartsbezogene Kunstwerke aus Papier her, die zu einem zweiten Blick herausfordern: Annette Schröter – Kunst aus Papier. 

 

Doreen Trittel vor den Bildern der Künstlerin Uta Hünnig (Foto: priv.)

 

Uta Hünniger

Auch die Arbeiten der Künstlerin Uta Hünniger haben mich in der Ausstellung „Point of No Return“ sehr fasziniert. Wenn ich mich recht erinnere, bin ich auf die Malerin und Grafikerin über ihren Instagram-Kanal aufmerksam geworden. Aber genau weiß ich das nicht mehr. Uta Hünniger ist 1954 in Weimar geboren, studierte 1977-1982 an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und arbeitete 1982 als freiberufliche Künstlerin in Ost-Berlin – unter anderem mit dem Namen Viola Blum – bis sie 1988 nach West-Berlin übersiedelte. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Erfurt.

 

Blick in die Ausstellung von Cornelia Schleime: Malerei und Zeichnungen; by hehocra

Blick in die Ausstellung von Cornelia Schleime: Malerei und Zeichnungen (Fotos: Doreen Trittel)

Cornelia Schleime

Die Ausstellung „Ein Wimpernschlag“ von Cornelia Schleime, 2016 in der Berlinischen Galerie hat mich sehr beeindruckt – ebenfalls die Vielfalt der Ausdrucksweisen und die Auseinandersetzung mit ihren Erfahrungen mit der Staatssicherheit. Hierüber hatte ich in einem Blogbeitrag mit dem Titel “Selten hat mich ein Bild so berührt“ geschrieben. Cornelia Schleime, die 1953 in Ost-Berlin geboren ist und 1984 nach West-Berlin übersiedelte, hatte vor vier Jahren mit dieser Ausstellung den Hannah-Höch-Preis 2016 für ihr Lebenswerk bekommen.

 

Gabriele Stötzer

Die Kunst von Gabriele Stötzer und ihr politisches Engagement begegnen mir immer wieder in verschiedenen Dokumentationen. Und jedes Mal staune ich über ihre künstlerische Vielfalt und ihren Umgang mit der eigenen Inhaftierung im Frauengefängnis Hoheneck. Dort „…fasste sie den Entschluss, zu schreiben. Nach ihrer Entlassung lehnte sie die Ausreise in den Westen ab…“ (Wikipedia, Dez.2020)

Verena Kyselka

2019 beeindruckte mich die Video Installation „Heavy History“ von Verena Kyselka in der Ausstellung Ping Pong Peng gemeinsam mit der Künstlerin Katja Fouquet in der Kommunalen Galerie Berlin. Erst der Biografie konnte ich entnehmen, dass die Künstlerin Verena Kyselka in den 80er Jahren als freiberufliche Künstlerin in der DDR arbeitete. Die Performance, in der sie verteilt auf mehreren Säckchen 100 kg Sand mit sich trug und damit die Last ihrer (Familien-) Geschichte darstellte, hat mich unglaublich berührt, weil ich dies so gut nachempfinden konnte.

 

Doreen Trittel in der interaktiven Installation von Katia Fouquet, in der Ausstellung „Pong Pong Peng“ mit Verena Kyselka (Foto: Sabine Küster)

 

 

Mit diesem kurzen und auch oberflächlichen Exkurs möchte ich den Blick auf die ostdeutsche Kunst und vor allem den Blick auf die Kunst von Künstlerinnen der DDR, ostdeutsche Künstlerinnen öffnen und vor allem für einen gleichberechtigten Umgang im Zuger der Erinnerung an diesen jüngeren Teil der deutschen Kunstgeschichte sensibilisieren.

In der Kategorie Bildender Künstler (DDR) der deutschsprachigen Wikipedia sind zum einen noch längst nicht alle Künstler:innen aufgeführt und zum anderen Künstlerinnen in der Minderheit. Ähnlich verhält es sich im Bildatlas Kunst in der DDR, einer von 2009 bis 2012 im Rahmen eines geförderten Forschungsprojekts erstellten Online-Datenbank mit Malerei aus den Jahren 1945 bis 1990 im Osten Deutschlands. Doch auch und gerade die Sicht von Frauen, die kreative Auseinandersetzungen von Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Fotografinnen, Filmemacherinnen, Musikerinnen, Tänzerinnen…, kurz allen kreativ schaffenden Frauen der DDR, sind für die Entwicklung unserer Gesellschaft und für die Gestaltung unserer Zukunft von enormer Bedeutung. Können wir von ihnen unglaublich viel lernen und erfahren. Denn durch meine eigene Beschäftigung mit gesellschaftlichen – ostdeutschen – und familiären Prägungen stelle ich immer wieder fest, wie sehr auch diese Zeit heute noch wirkt und welche Parallelen zur Gegenwart sichtbar werden.

An dieser Stelle schließe ich mich der Intention von Beatrice E. Stammer an, die sie mit der Ausstellung „und jetzt. Künstlerinnen aus der DDR“ (2009 im Künstlerhaus Bethanien, Berlin) und der gleichnamigen Buchveröffentlichung verband:

„Die Künstlerinnen dürfen nicht in den Schubladen des Vergessens verschwinden.“

 

 

#femaleheritage

Vielen Dank an die Münchner Stadtbibliothek/Monacensia und an Dr. Tanja Praske von KULTUR – MUSEUM – TALK für die Blogparade „Frauen und Erinnerungskultur | #femaleheritage„. Es sind bereits zahlreiche, vielfältige und sehr bereichernde und interessante Blogbeiträge aus sehr verschiedenen Blickwinkeln zusammengekommen. Die Blogparade läuft zwar nur noch bis zum 9. Dezember 2020. Doch das Thema wird auch darüber hinaus nicht an Bedeutung verlieren, im Gegenteil es liegt nach wie vor in unser aller Verantwortung, „…Frauen in der Erinnerungskultur präsenter (zu) machen und das Bewusstsein für ihr Werk und ihr Wirken (zu) stärken. Rückt ihre Leistungen und ihre Bedeutung für die Gesellschaft in den Fokus, löst Euch dabei von den gängigen, binären und polarisierenden Weiblichkeits- und Männlichkeitsklischees….“ (aus dem Aufruf zur Blogparade).

 

 

unvergleichlich GEMEINSAM in der Galerie der Einheit

unvergleichlich GEMEINSAM in der Galerie der Einheit

Du hast es bestimmt schon mitbekommen:

Heute, am 3. Oktober 2020 wird die Deutsche Einheit zum 30. Mal gefeiert. 

„Der 3. Oktober wurde als Tag der Deutschen Einheit im Einigungsvertrag 1990 zum gesetzlichen Feiertag in Deutschland bestimmt. Als deutscher Nationalfeiertag erinnert er an die deutsche Wiedervereinigung, die „mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland […] am 3. Oktober 1990“ „vollendet“ wurde…“ (Wikipedia, Oktober 2020)

Seitdem wird dieser Jahrestag offiziell immer in einem anderen Bundesland gefeiert. In diesem Jahr ist es Potsdam.

„…Die offizielle Feier zum Tag der Deutschen Einheit findet seit 1990 in der Landeshauptstadt des Landes statt, das zu dem Zeitpunkt den Vorsitz im Bundesrat innehat… Traditionell finden an diesem Tag ein Staatsakt und ein Bürgerfest („Deutschlandfest“) statt, bei dem sich auf der „Ländermeile“ die Länder und die Regierung präsentieren, wobei sich das Bürgerfest meist über mehrere Tage erstreckt…“ (Wikipedia, Oktober 2020)

 

unvergleichlich GEMEINSAM

Zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit sind meine Künstlerin Kollegin und Freundin Susanne Haun und ich mit unserer Kunst dabei. Im Kunst-Pavillion der Feierlichkeiten rund um den 3. Oktober 2020 in Potsdam hängen zwei gemeinsame Arbeiten von uns. Unter dem Motto „Deutschland ist eins: vieles.“ hat die Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ die „Galerie der Einheit“ als ein wachsendes Kunstprojekt mit begleitender virtueller Ausstellung initiiert: vom 5. September bis zum 4. Oktober 2020 mit einer Kubus-Installation auf einer 30m²-Fläche auf dem Luisenplatz in der Potsdamer Innenstadt.

Wer uns schon länger folgt, erinnert sich bestimmt noch an meinen Besuch bei Susanne im KunstSalon am Dienstag im Atelier der Berliner Künstlerin. Aus ganz persönlichen Gesprächen heraus, hatten wir eine Installation entwickelt, die sich mit unseren Gemeinsamkeiten beschäftigten, obwohl wir in zwei unterschiedlichen Systemen aufgewachsen sind – Susanne Haun ins West-Berlin, Wedding und ich in Ost-Berlin, Friedrichshain. Aus dieser Installation entstanden im vergangenen Jahr gemeinsame Collagen und der Titel „unvergleichlich GEMEINSAM“… Dann kam Corona… Und heute freuen wir uns über den Moment, dass ein Teil davon das öffentliche Licht der Welt erblicken durfte. 

 

unvergleichlich GEMEINSAM, Collage von Susanne Haun und Doreen Trittel (c), 2020

 

Diese Collage ist als digitale Version in der Ausstellung vertreten. Du kannst das Bild vor Ort über einen Bildschirm aber auch beim virtuellen Rundgang betrachten. 

 

unvergleichlich GEMEINSAM, Collage von Susanne Haun und Doreen Trittel (c), 2020, Screenshot aus der Galerie der Deutschen Einheit

 

 

unvergleichlich GEMEINSAM, Susanne Haun mit einer gemeinsamen Collage, (c) M. Fanke

 

Diese Collage ist als analoges Bild – Alu Dibond – in der Ausstellung vertreten. Dieses Bild kannst Du vor Ort anschauen aber auch beim virtuellen Rundgang betrachten. 

 

unvergleichlich GEMEINSAM, Collage von Susanne Haun und Doreen Trittel – Screenshot aus der Galerie der Einheit (Link)

 

 

Online für Dich:

In den kommenden Tagen werden Susanne Haun und ich Dir unsere künstlerische Zusammenarbeit unter dem Titel „unvergleichlich GEMEINSAM“, unser Projekt in Form von einzelnen Blogbeiträgen und Postings auf unseren Social Media Kanälen vorstellen. 

Hier geht’s zum Blog der Künstlerin Susanne Haun: Bitte hier entlang…

Hier geht’s zum Instagram-Kanal der Künstlerin Susanne Haun: Bitte hier entlang…

Hier geht’s zu meinem Instagram-Kanal: Bitte hier entlang…

Auch auf Twitter und Facebook findest Du mich unter @hehocra

#unvergleichlichGEMEINSAM

Susanne und ich haben darüber hinaus ein Pinterest Gruppenboard, eine eigene Pinnwand eingerichtet, auf der wir alle unsere Aktivitäten rund um „unvergleichlich GEMEINSAM“ zusammentragen werden. Die Beiträge zu unserer vergangenen Ausstellung und dem KunstSalon findest Du dort bereits: Bitte hier entlang…

 

Susanne Haun und Doreen Trittel begießen den Abschluss einer erfolgreichen Ausstellung, 2018

Auf den 30. Jahrestag der Deutschen Einheit – Susanne Haun und Doreen Trittel

 

Wir freuen uns, wenn Du mit uns dabei bist und Anknüpfungspunkte finden kannst… Eine herzliche Einladung von uns an Dich…

Farben überall – Kunst überall

Farben überall – Kunst überall

Ausstellung: It Wasn’t Us der Künstlerin Katharina Grosse

im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin

 

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

 

Während unserer interaktiven Online-Aktion #farbverrückt war ich in der Ausstellung It Wasn’t Us der deutschen Künstlerin Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart -Berlin. Ich war ganz fasziniert von dieser für mich neuen Erfahrung von Malerei, die Grenzen überschreitet und damit neue Fragen aufwirft.

 

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

 

Das, was zu sehen und zu begehen ist, ist ein Bild, das sich im Innenraum des Museumsgebäudes und von dort hinaus über den öffentlichen Raum erstreckt. Dieses sogenannte Gemälde ist extra für diesen Ort entwickelt. Dies ist typisch für die Arbeit von Katharina Grosse, ihre ortsbezogene Malerei. Faszinierend dabei ist die Unabhängigkeit der Malerei und gleichzeitig die Abhängigkeit der Malerei vom Ort. Was die Arbeit der Künstlerin mit dem Fußball zu tun hat, das verrät Katharina Grosse im Video-Walk, im Gespräch mit der Leiterin des Museums Gabriele Knapstein.

 

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 10.01.2021 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin zu sehen. Es empfiehlt sich vorab über die Öffnungszeiten und die Möglichkeiten von Online-Tickets zu informieren. Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Katalog im Hatje Cantz Verlag von Udo Kittelmann und Gabriele Knapstein erschienen:

 

 

„Katharina Grosse verwendet für ihre Malerei eine mit Kompressor betriebene Spritzpistole. Die ersten mit der Spritzpistolen-Technik gemalten Wandarbeiten schuf Grosse 1998 in Sydney als Beitrag zur 11th Biennale of Sydney oder im selben Jahr in der Kunsthalle Bern. In den Folgejahren besprayte Grosse größere Flächen, die sich ab 2001 auch im Außenraum fortsetzen. Die installativen Dispositionen der Arbeiten werden dabei immer komplexer: Boden und Decke werden mit zum Malgrund, Schutt und Stein wird aufgeschüttet, Möbelstücke, Stoffe, Objekte und Gegenstände einbezogen. Museen, Privathäuser, Plakatflächen, Treppenhäuser, Kantinen und Trainingsräume wurden bemalt. Die Sprayarbeiten schaffen Kontrapunkte und Irritationen, die eine Illusion, eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit, schaffen.“ (Wikipedia)

Der Link hinter dem Buchcover führt über ein Partnerprogramm zu Amazon. Beim Verkauf bekomme ich eine kleine Provision. Für Dich bleibt der Preis gleich. Wenn Du jedoch die Möglichkeit hast, bei einem Buchladen um die Ecke zu kaufen, dann bitte dort.

 

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

 

Ich bin gespannt, wie sich mein Blick verändern wird, wenn ich mir die Malerei – zumindest im Außenbereich – nochmals anschauen werde. Denn als ich dort war, das war in der #farbverrückt grünen Woche. Da konzentrierte ich mich auf das Grün sowie auf die noch folgenden Farben unserer Reise durch die Farben des Regenbogens.

 

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

 

Auch bin ich gespannt, wie sich die Wahrnehmung der Ausstellung im Laufe der kommenden Jahreszeiten verändern wird. Als ich dort war, das war ein heißer Sommertag. Dicke Mäntel und Stiefel, Schal und Mütze… Das kann ich mir momentan kaum vorstellen. Der Herbst zeigt sich aktuell ja auch sehr sonnig.

 

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

Katharina Grosse im Hamburger Bahnhof Berlin, 2020, by Doreen Trittel

 

Warst Du schon in dieser Ausstellung? Wie hast Du sie wahrgenommen? Wie sind Deine Eindrücke? Wenn Du noch nicht dort warst, dann kann ich sie Dir nur empfehlen. Sie ist ein Erlebnis und man kann schöne Fotos machen. Der Hamburger Bahnhof ist in unmittelbarer Nähe zum Berliner Hauptbahnhof.

Farbige Linien – farbverrückt mit Susanne Haun

Farbige Linien – farbverrückt mit Susanne Haun

Bei Farben muss ich auch immer an die Zeichnungen der Künstlerin Susanne Haun denken, obwohl ihre Bilder überwiegend durch wenige Linien und Flächen gekennzeichnet sind. Gleichzeitig spielen Farben eine wichtige Rolle. Aber welche?

Das verrät uns die Berliner Künstlerin heute im #farbverrückt Interview. Ich freue mich sehr, dass sie die Zeit gefunden hat, sich meinen neugierigen Fragen zu stellen. Denn aktuell ist die Künstlerin mit spannenden Projekten beschäftigt. Aber dazu im Anschluss des Interviews mehr.

 

 

Die Seherin – Amazone , 40 x 30 cm, Tusche auf Aquarellkarton (c) Zeichnung von Susanne Haun

 

Susanne, mit wenigen Linien kannst Du Welten erschaffen. Welche Rolle spielen dabei die Farben für Dich?

Die Farbe in meinen Zeichnungen spielt eine entscheidende Rolle für mich. Ich überlege mir schon vorab, in welcher Farbe ich mein Motiv darstellen möchte. In meinen Zeichnungen bin ich so minimalistisch wie nötig, das gilt auch für die Farbe. Man könnte meine Zeichnungen als monochrome farbig bezeichnen. Ich benutze gerne nur eine Farbe in unterschiedlichen Tonstufen. Die Tonstufe einer Farbe wird durch die Anzahl an Farbpigmenten definiert, die eine Farbfläche besitzt. Je mehr Wasser ich zu der von mir verwendeten Tusche zunehme, desto heller wird der Farbton. 

 

Wie entscheidest Du Dich wann für eine Farbe?

Beim Zeichnen von Portraits überlege ich mir genauestens, welche Farbe zur / zum Dargestellten passen würde. Sigmund Freud war von meiner Wahrnehmung ganz klar blau während die Amazone der irischen Sagenwelt (siehe oberes Bild) selbstverständlich von roter Farbe sein musste. Dasselbe Motiv in unterschiedlichen Farben gezeichnet, ergibt eine völlig neue Wirkung. So kann es manchmal sinnvoll sein, eine Landschaft in unrealistisch Farben zu zeichnen. Bekannt sind da vor allem Franz Marcs blaue Pferde.

 

Meine Vorstellung von Sigmund Freud, (c) Zeichnung von Susanne Haun

 

Die Natur inspiriert mich und ich sehe beim Betrachten sofort die Linien und Flächen. Dabei ist ausgerechnet Grün für mich eine problematische Farbe. Grün Töne gibt es im Kunstfachhandel in allen Ausprägungen zu kaufen. Fertig gekaufte Grüntöne haben jedoch manchmal die Farbe von Plastikschüsseln und sind so wenig naturalistisch. Schaut man sich in der Natur um, sind die Grüntöne in vielen Facetten zu sehen, weswegen ich grün auch lieber aus Blau- und Gelbtöne mischen. Eine Ausnahme ist das Lotusgrün von Rohrer & Klinger (Werbung ohne Auftrag). Die Farbigkeit dieses Grüns in verschiedenen Tonstufen verwendet, ist wie ein die Aussicht bei einem Spaziergang durch den Wald.

 

Violett ist die Farbe dieser Woche. Früher sagte man, das Tragen von Lila Kleidung sei der letzte Versuch, später wurde das Lila mit der Frauenbewegung in Zusammenhang gesetzt. Deshalb wäre ein Porträt von Alice Schwarzer für mich immer lila. Ich verbinde lila mit dem Herbst. Lila setzt sich zusammen aus rot und blau und kombiniert so eine kalte mit einer warum in Farbe. Sicher, es gibt auch kalte Rottöne wie Kamin rot, das ich selten verwende. Für mich symbolisiert Rot das Feuer, die Heißblütigkeit und den Herbst.

 

Über die Bedeutung der Farbe mache ich mir bei der Wahl zum Motiv keine Gedanken. Es ist für mich unerheblich, ob z.B. Geld die Farbe des Neides ist. Ich verwende Gelb, wenn ich Gelb verwenden möchte und wenn ich denke, es passt.

 

Die hier gezeigte Frau mit Kürbisblättern und -blüten auf dem Kopf entstand aus Betrachtungen beim Spaziergang des herbstliche Altenahrs (bei Bonn). 

 

Kürbisfrau, 40 x 30 cm, (c) Zeichnung von Susanne Haun

 

Welches ist Deine Lieblingsfarbe und warum?

Ich mag alle Rot- und Brauntöne, sie passen zu meiner Persönlichkeit und zu meinem Äußeren. Aber um nicht immer nur in Rot zu schwelgen, lege ich mitunter die Rottöne in die Schublade, so dass auf meiner Palette Blau- und Grüntöne Platz finden. 

 

Susanne Haun beim Zeichnen, (c) Foto M. Fanke

 

Susanne Haun studierte Kunstgeschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Seit 2002 ist sie als Bildende Künstlerin und Autorin in Berlin aktiv. Von 1993-2005 arbeitete sie als Systemanalytikerin und Entwicklerin für verschiedene ARD Sendeanstalten. Als Autorin veröffentlicht sie seit März 2009 täglich Beiträge zur eigenen Kunst und Kunstgeschichte in ihrem Blog www.susannehaun.com und interagiert dort sowie auf weiteren Social Media Plattformen mit über 12.000 Follower. Zudem unterhält Susanne Haun einen Kunstsalon in ihrem Atelier. Hier werden regelmäßig aktuelle Themen zur Kunst von geladenen Gästen referiert und diskutiert. Ferner publiziert sie seit 2010 künstlerische Fachbücher.

 

Herzlichen Dank, liebe Susanne, für Deine Einblicke in Deinen Umgang mit Farben und Deine aktuellen Projekte.

 

Wer mir schon länger folgt, diejenige weiß, dass Susanne Haun und ich uns schon viele Jahre kennen. Zunächst begegneten wir uns über unsere Blogs. (Ich war damals noch unter einem Pseudonym online unterwegs.)  Gesehen haben wir uns bei ihrem aller ersten KunstSalon am Dienstag in ihrem Atelier im Berliner Wedding. Einige Zeit später begannen wir auch zusammenzuarbeiten. 2018 war ich zu Gast in ihren KunstSalon und wir gestalteten eine gemeinsame Ausstellung zum Thema „Künstlerischer Umgang mit Erinnerungen„. Im Rahmen meiner Videogesprächsreihe „30 Jahre…“ erzählte mir Susanne von ihrem West-Berlin.

 

Aber nun zu den aktuellen Projekten von Susanne Haun:

 

In der vergangenen Woche zeigte mir Susanne die Ausstellung Mein Wedding 2020, die sie mit organisiert hat und an der sie selbst auch mit einem Bild beteiligt ist. Das Besondere an dieser Ausstellung: Sie besteht aus großflächigen Plakaten, die im öffentlichen Raum des Bezirks zu sehen sind. Darüber hinaus befinden sich alle Bilder im kleinen Format auch in dem öffentlich zugänglichen, interkulturellen Garten „Rote Beete“, im Centre Francais, Müllerstraße 75, 13349 Berlin. Ein Besuch lohnt sich und funktioniert unkompliziert im Freien – bis zum 4. Oktober 2020. Von meinem Spaziergang mit Susanne werde ich noch einen eigenen Blogbeitrag veröffentlichen, damit alle diejenigen, die nicht in den Berliner Wedding kommen können, einen Eindruck bekommen. Ich bin ganz begeistern von diesem bereits zum wiederholten Male stattfindenden Projekt.

 

Ein weiteres aktuelles Projekt von Susanne Haun ist die anstehende Werkschau 2013 – 2020, die im kommenden Herbst im Eichhörnchenverlag erscheinen wird. Die Verlegerin Nina A. Schuchardt schreibt hierzu: „Es ist eine Selbstpräsentation und gleichzeitig ein Überblick über 7 Jahre intensives und bewegtes Schaffen der Künstlerin Susanne Haun. Unter dem Titel SUSANNE HAUN WERKSCHAU 2013 – 2020 versammeln sich auf ca. 52 Seiten zahlreiche Schlüsselwerke und zeichnend-philosophierende Ideenstränge sowie Artist Statements und Kommentare zu einzelnen Werken von der Künstlerin selbst. Begleitet und eingeordnet werden manche Werke im Besonderen und manche besondere stilistische Eigenheit der Künstlerin in Texten der Kunsthistorikerinnen Meike Lander, Cristina Wiedebusch und Nina A. Schuchardt. Das Lektorat der Werkschau übernahm Birgit Böllinger von www.saetzeundschaetze.com und für die grafische Gestaltung, Satz und Layout danken wir Antje Rother!“ Darauf freue ich mich schon sehr. Die Ausstellung im Buch können wir direkt beim Verlag schon vorbestellen. Hierzu bitte auf den folgenden Bild-Link klicken:

 

 

Klickt Euch gern zu Susanne hinüber. Ihr bereits jahrelang regelmäßig geführter Blog ist ein Kunstwerk in sich.

Immer bereit! Immer bereit? – Eine Performance, die nachfragt

Immer bereit! Immer bereit? – Eine Performance, die nachfragt

Für wen oder was

sind wir immer bereit?

Wem oder was dienen wir?

 

Diese Fragen drängten sich mir in den letzten Tagen auf. Dabei kam auch der Impuls, Euch meine komplette Performance mit dem Titel „Immer bereit! Immer bereit?“ nun auch online per Video zugänglich zu machen. 

Die Performance beschäftigt sich mit den ostdeutschen Prägungen im Zusammenhang mit den Massenorganisationen. Ja, wir Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, egal ob wir für oder gegen das System waren, wir sind infiziert, oft unterschwellig, kaum erkennbar… und es wirkt bis heute. Gleichzeitig geht die Performance noch weiter und zieht Parallelen zu früheren historischen Zeiten, die uns geprägt haben. Und für uns heute, in unserer Gegenwart fragt sie:

Für wen oder was

sind wir immer bereit?

Wem oder was dienen wir?

 


Hinweis: Beim Anklicken des Videos, wird eine Verbindung zu YouTube hergestellt.

 

Die Performance wurde am 31. August 2019 anlässlich 30 Jahre Mauerfall im Rahmen der Ausstellungseröffnung „Verbundene Spuren“ in der Dorfkirche Roddahn, Ostprigniz von mir präsentiert. Zur Einführung und den Hintergründen dieser Performance sei das Video „Verbunde Spuren – Einblicke Teil 7“ aus der Video-Reihe zur Ausstellung auf dem gleichen Kanal empfohlen. Hierin gehe ich den Fragen nach: Was ist eigentlich eine Performance? Welche Performance-Künstler*innen haben mich auf meinem Weg inspiriert? Und ja, es war meine Premiere als Performance-Künstlerin. Beide Videos funktionieren aber auch ohne einander.

 

Zur Ausstellung ist ein Katalog in einer Auflage von 300 Stück erschienen: „Verbundene Spuren“ von Carla Pohl & Doreen Trittel. Herausgeberin ist der Arbeitskreis offene Kirche Roddahn e.V. 21 x 21 cm, 48 Seiten. 19,95 EUR zzgl. 3 EUR Verpackung und Versand (Versand ins Ausland bitte erfragen).

Du bekommst ihn von uns Künstlerinnen nummeriert und signiert. Melde Dich kurz bei mir und ich schicke ihn Dir umgehend zu.

Herzlichen Dank an die großartige Unterstützung von der Fotografin Carla Pohl. Vielen Dank an Nina A. Schuchardt vom Eichhörnchen Verlag und Mitglied im Arbeitskreis offene Kirche e.V. für das Vertrauen. Lieben Dank an die Künstlerin Susanne Haun und den Fotografen M. Fanke für die Unterstützung. Danke an den Arbeitskreis offene Kirche Roddahn e.V. für die Einladung nach Roddahn, für die Unterstützung und Organisation. Danke für die Unterstützung an das Land Brandenburg, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, und an die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin.